
Letzte Woche wurden einige grundsätzliche Überlegungen zum Nano-Terrarium angestellt und der Terrarientyp “nasses Terrarium” vorgestellt (https://www.aqualog.de/blog/amphibien-und-reptilien-fuer-nano-terrarien-teil-1/). Heute folgt das feuchte Nano-Terrarium:
Dieser Terrarientyp eignet sich für die Pflege und Zucht von Arten, die in der Natur meist den Wald bewohnen, seltener auch Gebüsche oder Steppen. Das Kleinklima zeichnet sich durch konstante Feuchtigkeit (aber keine stauende Nässe!) aus. Die besondere Schwierigkeit liegt darin, ein geeignetes Bodensubstrat zu finden, das diesen Ansprüchen gerecht wird. Am besten bewährt hat sich ein Sand-Torf-Gemisch (1:1), wobei der Torf unbedingt sauer reagieren muss (das steht auf der Packung, pH-Bereich 4-5) und der Sand keinesfalls scharfkantiger Bausand sein darf, sondern rundgeschliffener Flusssand. Reiner Torf oder auch Blumenerde oder Rindenmulch sind ungeeignete Substrate, da sie zu schnell und zu stark austrocknen können und bei wiederanfeuchten zunächst zu stark vernässen.

Als feuchtes Waldterrarium eingerichtetes Nanobecken (40 x 40 x 40 cm). Bepflanzung vor allem mit Moosen, dazu Carex und Hedera.
Es ist ideal, wenn die Möglichkeit besteht, einige Handvoll der obersten Humusschicht eines Laubwaldbodens über das Substrat zu geben und den Boden damit mit nützlichen Bakterien, Pilzen und Kleinstlebewesen anzuimpfen. Ähnlich wie das Einbringen einer Bakterienkultur in den Biofilter eines Aquariums verkürzt diese Maßnahme die Einlaufzeit erheblich. Die Abdeckung des Bodensubstrates, das mindestens 5 cm hoch (höchstens 10 cm) eingefüllt wird, erfolgt mit totem Laub oder Moospolstern. Die übrige Einrichtung richtet sich nach den vorgesehenen Pfleglingen.
Reine Bodenbewohner benötigen hohl liegende Steine und Rinden als Versteckmöglichkeiten. Dabei ist immer darauf zu achten, dass diese nicht unterwühlt werden können. Baumbewohnern wird man senkrecht aufgestellte Korkeichenrinden und dickere, morsche Äste anbieten. Gebüschbewohnern richtet man das Becken mit dünneren Ästen ein.
Morgens und abends wird das Terrarium übersprüht, wozu man Regen- oder Osmosewasser verwendet, ansonsten verkalken die Scheiben mit enormer Geschwindigkeit. Ein Trinknapf mit stets frischem Trinkwasser ist unabdingbar, manche Arten erkennen allerdings nur bewegtes Wasser. Für diese muss ein Miniatur-Wasserfall in das Becken eingebaut werden.
Die Bepflanzung kann sehr vielfältig sein und richtet sich in erster Linie nach den Ansprüchen der tierischen Bewohner und dem Lichtangebot. Eine nahezu universell einsetzbare Pflanze ist Ficus pumila, von dem es verschiedene Gartenvarietäten gibt. Er kann als Bodendecker, Liane oder Rückwandbegrüner eingesetzt werden. Im Gartenfachhandel werden gelegentlich kleine Farne angeboten, mit denen ein Versuch immer lohnt. Allerdings können manche Farne erhebliche Größen erreichen. Besser als im Gartenmarkt schaut man in den Aquaristik-Abteilungen der Zoofachgeschäfte nach geeigneten Pflanzen. Eine Vielzahl der Aquarienpflanzen werden ohnehin emers (also als Überwasserpflanzen) kultiviert. Sehr attraktiv und wenig lichtbedürftig sind viele Arten und Sorten von Anubias, Cryptocoryne und Echinodorus. Anfangs müssen sie sehr feucht gehalten werden, doch einmal angewachsen sind sie nicht mehr sehr anspruchsvoll. Gut eignen sich auch Miniatursorten von Spathiphyllum und Anthurium, manche zwergigen Orichdeen und selbstverständlich als Epiphyten Zwergbromelien und Tillandsien. Vor allem Cryptanthus darf eigentlich in keinem feuchten Nano-Terrarium fehlen.
Die Tiere
Unter den Amphibien sind es zunächst Kröten, die in Frage kommen. Es gibt ausgesprochene Zwergarten unter den Bufoniden, wie etwa die in Südamerika weit verbreiteten Fallaubkröten des Formenkeises Rhinella (früher: Bufo) margaritifer oder die häufig aus Nordamerika importiert Eichenkröte, Anaxyrus (früher: Bufo) quercicus. Die Schwarzkrötchen (Melanophryniscus) sind in einem feuchten Nano-Terrarium ebenfalls gut aufgehoben.

Rhinella margaritifer, eine Zwergkröte aus Südamerika

Die Eichenkröte, Anaxyrus quercicus, wird nur etwa 3 cm lang.

Schwarzkrötchen (Melanophryniscus) aus Paraguay
Die wohl wichtigsten Arten für feuchte Nano-Terrarien sind kleinbleibende Arten der Pfeilgiftfrösche. Bei der enormen Vielzahl der Arten und Varianten findet sich für jedes Becken das Passende. Einsteigern sei der friedliche und leicht nachzüchtbare Epipedobates tricolor empfohlen, winzige Juwelen für Könner und Kenner sind z.B. Ranitomeya reticulata (= Dendrobates reticulatus) und Co.

Ranitomeya imitator
Die ebenfalls kleinbleibenden Riedfrösche der Gattung Hyperolius und Co. eignen sich nur eingeschränkt für Nano-Terrarien. Viele haben einen relativ großen Bewegungsdrang und ein gewaltiges Sprungvermögen, was zu Verletzungen führen kann. Kleinere Arten der Lungenlosen Salamander der Neotropis wären sicherlich für feuchte Nano-Terrarien geeignet, tauchen jedoch im Tierhandel nicht auf. Andere Schwanzlurcharten eignen sich aus verschiedenen Gründen nicht für die Haltung in Zimmerterrarien (in aller Regel werden z.B. Temperaturen über 18°C nicht toleriert und das ist in Wohnräumen nicht zu gewährleisten). Sie gehören in spezielle Zuchtanlagen in Kühlräumen oder Kellern.

Rhampholeon spinosum
Unter den Echsen sind es die Erd- oder Stummelschwanzchamäleons (Rhampholeon), die geradezu für feuchte Nano-Terrarien erfunden zu sein scheinen. Die Ansichten darüber, ob sie einzeln, paarweise oder in Gruppen zu pflegen sind, gehen weit auseinander. Die weiseste Entscheidung ist (das gilt fast ausnahmslos für die Mehrzahl der Amphibien- und Reptilienarten) die Einzelhaltung und nur zur Zucht werden die Tiere gezielt zusammengebracht. Auch die kleine, in Wäldern Afrikas lebende Holaspis guentheri eignet sich gut für Nano-Terrarien, da sie in größeren Becken oft auf Nimmerwiedersehen verschwindet.

Die afrikanische Zwergeidechse Holaspis guentheri.
Eine Vielzahl dämmerungs- und nachtaktiver Gecko-Arten ist gut für Nano-Terrarien geeignet. Die übliche Empfehlung bei 6 x 6 x 8 (Länge x Breite x Höhe) der Kopf-Rumpflänge bedeutet für Cosymbotus platyurus und viele, vergleichbar große Arten 30 x 30 x 40 cm – Nano halt.

Der Allerweltsgecko Cosymbotus platyurus kommt als Hausgecko überall vor, wo es feucht und warm ist.
Es gibt auch schöne, in und auf feuchten Waldböden lebende Zwerg-Skinke. Leider werden sie kaum importiert, doch gelegentlich tauchen die nordamerikanische Scincella lateralis im Handel auf, die ideal für feuchte Nano-Terrarien geeignet sind.

Scincella lateralis, ein kleiner Waldskink aus Amerika.
Unter den Schlangen ist es vor allem die kleine Storeria dekayi, die geradezu für Nano-Terrarien prädestiniert ist. Es gibt natürlich noch viele andere feuchtigkeitsliebende Kleinschlangen, aber sie sind derzeit nicht im Tierhandel vertreten.

Storeria dekayi, eine Zwergnatter aus den USA
Frank Schäfer
(wird fortgesetzt)
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