
Als Aquarianer und Ökologe hat man zum Nilbuntbarsch (Oreochromis niloticus) ein gespaltenes Verhältnis. Einerseits sind die anpassungsfähigen und raschwüchsigen Maulbrüter ein Segen für die Menschen in Proteinmangelgebieten, denn die Fische können sich zur Not vegetarisch ernähren. Da sie ferner keinerlei Ansprüche an die Wasserzusammensetzung stellen, sogar mit Brackwasser kommen sie aus, und hohe organische Belastung tolerieren, kann man mit ihrer Aquakultur auch noch in Gebieten, in denen weder eine Viehhaltung möglich ist noch eine ausreichende Fischerei betrieben werden kann, den Eiweißbedarf der Bevölkerung decken.
Aber die Tilapien – so werden die Nilbuntbarsche auch genannt – schmecken wirklich lecker. So lecker, dass man sie auch in Gebieten züchtet, wo das gar nicht nötig wäre – außer zu kulinarischen Zwecken. Entkommen Tilapien aus ihren Zuchtanlagen (und das tun sie früher oder später immer), dann zeigt sich ihr negativer Aspekt. Sie sind nämlich fremder Fischbrut gar nicht abgeneigt, auch alle möglichen anderen Kleintiere verschwinden in den großen Mäulern und die Fische vermehren sich dank ihrer hochentwickelten Maulbrutpflege wie Gift. Schon ganze Ökosysteme sind mit Tilapien verseucht, hunderte von Fischarten wegen Nilbuntbarschen vom Aussterben bedroht.

Lecker Tilapia – schon zur Hälfte verdrückt!
Im Aquarium werden Oreochromis niloticus so gut wie nie gepflegt. Es sind zwar schöne Tiere, aber sie werden mit 30-50 cm Länge ziemlich groß und sie fressen sämtliche Wasserpflanzen. Kleine Fische auch.
- Oreochromis niloticus ist ein hochentwickelter maternaler Maulbrüter.
- Oreochromis niloticus ist ein hochentwickelter maternaler Maulbrüter.
- Oreochromis niloticus ist ein hochentwickelter maternaler Maulbrüter.
Jetzt wurde aber eine ganz neue Nutzungsmethode für Tilapien in Brasilien gefunden: als Wundverband bei schweren Verbrennungen! Dazu wird die Fischhaut speziell vorbereitet und anschließend auf die Verbrennung aufgelegt. Diese Form der Behandlung ist noch im Experimentierstadium, aber die bisherigen Erfolge sind bemerkenswert. Gestern lief dazu ein Beitrag im Ersten im Weltspiegel, hier der Link zur Mediathek: http://www.ardmediathek.de/tv/Weltspiegel/Brasilien-Fischhaut-rettet-Leben/Das-Erste/Video?bcastId=329478&documentId=44457132
Frank Schäfer
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