Afrikanische Maulbrüter

Steckbrief: Afrikanische Maulbrüter

Die allermeisten Arten, die hier besprochen werden, stammen aus den riesigen Seen des Afrikanischen Grabenbruchs, dem Tanganjika-See (ca. 670 km lang und ca. 50 km breit), dem Malawisee (ca. 560 km lang und bis zu 80 km breit) und dem Viktoriasee (ca. 340 km lang und 250 km breit). Es handelt sich um Buntbarsche der Familie Cichlidae, deren gemeinsames Merkmal ist, dass die Weibchen alleine die Eier im Maul ausbrüten und manchmal auch noch die Jungtiere eine Weile betreuen. Die Männchen haben mit der Betreuung der Eier und der Jungenaufzucht nicht zu tun. Eine Paarbindung zwischen männlichen und weiblichen Fischen findet nicht statt. In der Natur versuchen alle Männchen, ein Laichrevier zu besetzen. Gelingt ihnen das, so erstrahlen sie in prächtigen Farben. Weibchen suchen das Laichrevier und das Männchen nur auf, wenn sie bereit zum Ablaichen sind. Dieses Wissen muss man haben, um die das Verhalten der Fische im Aquarium richtig zu verstehen.

Es gibt solche Maulbrüter auch in vielen Flüssen und weiteren Seen in Afrika, doch spielen sie aquaristisch nur eine untergeordnete Rolle, allerdings sind einige von ihnen sehr wichtige Speisefische.

Dieser Steckbrief gilt für die Arten der folgenden Gattungen: Tanganjika-See: Tropheus, Petrochromis, Cyphotilapia, Simochromis; Malawisee: Alticorpus, Aristochromis, Aulonocara, Buccochromis, Champsochromis, Cheilochromis, Chilotilapia, Copadichromis, Ctenopharynx, Cynotilapia, Cyrtocara, Dimidiochromis, Eclectochromis, Exochochromis, Fossorochromis, Genyochromis, Gephyrochromis, Hemitilapia, Iodotropheus, Labeotropheus, Labidochromis, Lethrinops, Lichnochromis, Maylandia (= Metriaclima), Melanochromis, Mylochromis, Naevochromis, Nimbochromis, Nyassachromis, Otopharynx, Petrotilapia, Placidochromis, Protomelas, Pseudotropheus, Tropheops, Rhamphochromis, Sciaenochromis, Stigmatochromis, Taeniochromis, Taeniolethrinops, Tramitichromis, Trematocranus, Tyrannochromis. Viktoriasee: Haplochromis, Macropleurodus,; weitere, nicht auf bestimmte Seen beschränkte Gattungen: Astatoreochromis, Astatotilapia, Ctenochromis, Haplochromis, Oreochromis, Pseudocrenilabrus, Serranochromis. Es gibt weitere Gattungen, diese Fische werden jedoch – wenn überhaupt – nur von Spezialisten gepflegt und gezüchtet, die der Belehrung durch den Handel nicht bedürfen. Insgesamt sind 100-150 Arten bzw. Standortvarianten zumindest ab und zu im Handel.

Wesentliche Bedürfnisse der Tiere

Grundsätzlich sind alle Vertreter der maulbrütenden afrikanischen Buntbarsche relativ durchsetzungsfähig und innerartlich aggressiv. Für die problemlose Pflege und Zucht sind darum möglichst große, versteckreich eingerichtete Aquarien erforderlich. Der pH-Wert sollte nicht unter pH 7 fallen. Die Tiere sind sehr aktiv und haben eine hohen Stoffwechsel, weshalb für einen großvolumigen Filter mit guter biologischer Filterleistung zu sorgen ist. Die Temperatur sollte im Bereich von 24-28°C liegen. Für Verstecke sorgt man durch Steinaufbauten (Vorsicht: unbedingt vor Unterwühlung schützen!), da Wurzeln den pH-Wert in den sauren Bereich verschieben können. Der Bodengrund ist für Felsenbewohner (Maylandia, Tropheus, Pseudotropheus, Melanochromis etc.) ohne Belang, hingegen brauchen Sandflächenbewohner (z.B. Cyrtocara) auch im Aquarium zumindest stellenweise Sandboden, den sie nach Nahrungspartikeln durchwühlen können.

Angemessene Ernährung

Es gibt unter den maulbrütenden afrikanischen Buntbarschen Arten, die sich in der Natur nur von Aufwuchs (Algen und den darin enthaltenen Mikrolebewesen) ernähren, aber auch Fischfresser, Planktonfresser und alle möglichen Zwischenstufen. Im Aquarium werden gewöhnlich alle üblichen Sorten von Zierfischfutter (Trocken-, Frost- und Lebendfutter) gierig gefressen. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die Tiere nicht verfetten. Bei Aufwuchsfressern (Tropheus, Maylandia, Pseudotropheus, Melanochromis etc.) ist besonders auf eiweiß- und fettarmes Futter mit einem hohen Anteil an Ballaststoffen zu achten, sonst stellen sich schwere, u.U. tödliche Darmerkrankungen ein.

Angemessene Pflege

Durch die hohe Aktivität der Tiere steigt der Keimgehalt und die Schadstoffbelastung (Nitrate, Phosphate) im Wasser auch bei sehr guter Filterung relativ schnell an, weshalb regelmäßig – im Idealfall wöchentlich, alle 14 Tage ist akzeptabel – ein Teilwasserwechsel von 25-50% des Beckenvolumens durchgeführt werden sollte. Die Temperatur des Frischwassers sollte dabei möglich identisch mit der Wassertemperatur im Aquarium sein; Abweichungen von 2-5°C nach unten (also z.B. 20°C kühles Wasser in ein Aquarium, das gewöhnlich 24-26°C hat) sind akzeptabel und führen sogar zu erhöhter Laichbereitschaft. Wärmer als das Aquarienwasser sollte das Frischwasser niemals sein, das wird von den Fischen nur sehr schlecht vertragen. Es ist bei der Pflege des Aquariums von maulbrütenden afrikanischen Buntbarsche stets auf klares, geruchsfreies und sauerstoffreiches Wasser zu achten.

Verhaltensgerechte Unterbringung und artgemäße Bewegung

Die hohe Aggression der Fische stellt die größte Schwierigkeit bei ihrer Pflege dar. Pflegt man nur wenige Exemplare zusammen, kommt es häufig vor, dass nur ein dominantes Tier übrig bleibt, das alle anderen Beckenbewohner umgebracht hat. Es ist darum grundsätzlich auf einen möglichst hohen Besatz zu achten, am besten 10-12 Exemplare jeder Art. Die Zusammensetzung der Geschlechter ist dabei nebensächlich, unterdrückte Männchen nehmen Weibchenfärbung an und werden dann vom dominierenden Tier kaum noch beachtet. Ein Aquarium für maulbrütende afrikanische Buntbarsche muss unbedingt möglichst groß sein, um bei der hohen Aggression der Bewohner genügend Ausweichraum aufzuweisen. Maulbrütende afrikanische Buntbarsche schwimmen entlang des Substrates und entfernen sich nie sehr weit davon. Ein klassisch gebautes Aquarium, bei dem die Höhe und Tiefe etwa die Hälfte der Beckenlänge aufweisen (also 100 x 50 x 50 cm oder 120 x 60 x 60 cm), ist für die Pflege der Tiere ideal geeignet. Höher und tiefer als 70 cm sollte ein Aquarium aber aus praktischen Gründen möglichst nicht sein, sonst ist die Pflege sehr erschwert. Also ein 200 cm langes Aquarium sollte die Maße 200 x 50 x 50 oder 200 x 60 x 60 cm haben.

Lebenserwartung

Im Aquarium werden alle Arten mehrere Jahre alt.

Größenwachstum

Die meisten Arten werden im Alter von 6-9 Monaten geschlechtsreif. Sie haben dann etwa die Hälfte bis 2/3 der üblichen Endgröße. Die meisten Felsbewohner werden im Aquarium deutlich größer als in der Natur, was wohl auf die gehaltvollere Nahrung im Aquarium zurückzuführen ist. Die kleinste Art der maulbrütenden afrikanischen Buntbarsche ist Pseudocrenilabrus multicolor, der Vielfarbige Maulbrüter, der meist nur 4-6 cm lang wird, die größten Arten können immerhin 30-40 cm lang werden. Bitte informieren Sie sich anhand des Etiketts am Verkaufsaquarium über die maximale Größe, die der Sie interessierende Fisch erreichen kann.

Besonderheiten

Maulbrütende afrikanische Buntbarsche gehören zu den farbenprächtigsten Süßwasserfischen überhaupt und werden auch als „Korallenfische des Süßwassers“ bezeichnet. Bitte informieren Sie sich anhand eine guten Buches (davon gibt es mehrere!) über die vielen interessanten Besonderheiten dieser Fische, die hier aus Platzgründen nur angedeutet werden können.

Fachliteratur zum Thema Afrikanische Maulbrüter finden Sie unter: https://www.animalbook.de/Afrika