Buntbarsche
Buntbarsche oder Cichliden (Familie Cichlidae) sind mit rund 1.700 Arten in etwa 230 Gattungen eine sehr artenreiche Fischfamilie. Fast alle Arten leben in Süßwasser. Viele Arten haben weltweit eine große Bedeutung als Speisefisch, manche (Tilapia) werden auf der ganzen Welt in Aquakultur vermehrt. Auch aquaristisch gehören die Buntbarsche zu den wichtigsten Fischen. Es gibt sowohl Zwergarten, die nur 4-5 cm lang werden, wie auch sehr große Fische von gut 80 cm Länge. Einige Buntbarschgruppen sind aquaristisch so bedeutend, dass sie in separaten Steckbriefen abgehandelt werden: Südamerikanische Zwergbuntbarsche, Diskusbuntbarsche, Maulbrütende Buntbarsche aus Afrika und Segelflosser. Sie werden in diesem Steckbrief nicht berücksichtigt.
Im Aquarianerjargon werden Buntbarsche oft einfach als „Barsche“ bezeichnet, was zoologisch falsch ist. Es soll damit jedoch ausgedrückt werden, dass es sich um räuberische Fische handelt, die zu bestimmten Zeiten gerne wühlen und andere Fische im Aquarium attackieren können, was für viele Arten durchaus zutrifft.
Wesentliche Bedürfnisse der Tiere
Alle Buntbarsche betreiben Brutpflege, wozu sie zumindest zeitweise Brutreviere besetzen, aus denen alle anderen Fische rigoros vertrieben werden. Der wichtigste Anspruch, den die Tiere an das Aquarium stellen, ist, dass ihnen dieses Verhalten ermöglicht wird. Es gibt so genannte Offenbrüter, die ihre Eier an Steinen, Wurzeln oder Pflanzenblättern anheften. Sie brauchen ein entsprechendes Ablaichsubstrat. Andere Cichliden sind Höhlenbrüter, die als Reviermittelpunkt eine entsprechende Höhle benötigen. Schließlich gibt es Maulbrüter, die nur für relativ kurze Zeit ein Ablaichrevier verteidigen, da sie anschließende mit dem Laich (so genannte ovophile Maulbrüter) oder mit den frisch geschlüpften Larven (larvophile Maulbrüter) umherschwimmen, wozu sie kein Revier benötigen. Offen- und Höhlenbrüter bilden gewöhnlich eine Elternfamilie, bei der beiden Elternteilen Aufgaben bei der Brutpflege zufallen, während Maulbrüter nur selten eine Elternfamilie bilden. Häufiger obliegt die Maulbrutpflege allein dem Weibchen. Sämtliches Brutpflegeverhalten ist artspezifisch und wird vererbt. Es ist wichtig, sich über das spezielle Brutpflegeverhalten der jeweils gepflegten Art zu informieren, da sich danach die Einrichtung und Zusammensetzung der Fischgesellschaft im Aquarium zu richten hat.
Ferner muss den Fischen die arttypische Ernährung ermöglicht werden, was besonders bei den im Bodengrund nach Nahrung wühlenden Arten wichtig ist. Diese benötigen unbedingt zur dauerhaften Gesunderhaltung einen Bodengrund, der zumindest zum Teil aus feinem, weichem Fluss-Sand (kein Bausand!) besteht.
Die chemische Zusammensetzung des Wassers ist für Buntbarsche von Bedeutung. Es gibt sehr viele Arten, die nur schlecht saures Wasser (pH-Wert unter 7) vertragen. Umgekehrt vertragen aber alle Arten, die in der Natur in saurem Wasser vorkommen, einen neutralen (pH 7) oder schwach alkalischen (pH 7,5-8,5) pH-Wert. Es ist deshalb im Zweifelsfall ein pH-Wert im Bereich 7-7,5 anzustreben. Die Härte des Wassers ist an sich ohne Bedeutung für die Fische, da in mittelhartem bis hartem Wasser der pH-Wert jedoch viel stabiler als in weichem Wasser ist, sollte das Wasser zumindest für Arten, die einen sauren pH-Wert nicht vertragen (alle Arten aus dem Tanganjika- und Malawisee, viele mittelamerikanische Arten, Madagaskar-Buntbarsche und Indische Buntbarsche) mittelhart bis hart sein (GH über 10°dH).
Angemessene Ernährung
In der Natur sind viele Buntbarsche Nahrungsspezialisten, es hat sich jedoch gezeigt, dass die allermeisten Arten im Aquarium über hunderte von Generationen problemlos mit den üblichen Fischfuttersorten (Trocken-, Lebend-, Frostfutter) ideal versorgt sind. Es ist lediglich darauf zu achten, dass Pflanzenfresser nicht mit zu protein- und fettreicher Nahrung gefüttert werden, weil das zu u.U. tödlich verlaufenden Darmerkrankungen führt. Umgekehrt brauchen größere, fleischfressende Arten eine gehaltvolle Ernährung, um nicht vom Fleisch zu fallen. Es gibt für beide Ernährungstypen spezielle Futtermittel im Zoofachhandel. Viele Buntbarsche werden sehr zahm und sind ausgesprochen verfressen, weshalb darauf zu achten ist, dass nicht zu viel gefüttert wird. Zwei- bis dreimalige Fütterung pro Tag in kleinen Portionen, die binnen 5 Minuten restlos aufgefressen sind, sind ideal, wobei ausgewachsene Exemplare ein bis zwei Fastentage in der Woche bekommen sollten. Es schadet nicht, wenn die Tiere – z.B. in Urlaubszeiten – einige Tage gar nicht gefüttert werden.
Angemessene Pflege
Vor allem größere Buntbarsche haben einen regen Stoffwechsel. Regelmäßiger, großzügiger Teil-Wasserwechsel ist deshalb die wichtigste Pflegemaßnahme. Ideal sind wöchentlich 1/3 – 2/3 des Wassers gegen temperiertes Frischwasser gleicher Zusammensetzung auszutauschen; die Temperaturdifferenz zwischen Aquarien- und Frischwasser sollte dabei möglichst gering sein und 2-3°C nicht überschreiten. In schwach besetzten Aquarien mit geringem Keimdruck und guter biologischer Filterung kann der Wasserwechsel auf 1/5 des Gesamtvolumens alle 14 Tage reduziert werden. Dieses Intervall sollte langfristig nicht unterschritten werden.
Verhaltensgerechte Unterbringung und artgemäße Bewegung
Die meisten Buntbarsche sind ruhige Fische mit einem mäßigen Bewegungsdrang. Einzeln gehaltene Exemplare können darum in relativ kleinen Aquarien gepflegt werden. Da die meisten Aquarien jedoch zumindest ein Paar beherbergen und oft auch noch andere Fische, sollte das Aquarium so groß wie möglich gewählt werden, um die Folgen eventuellen aggressiven Verhaltens zu mildern. Auch außerhalb der Fortpflanzungszeit verteidigen viele Tiere eine gewisse Indiviualdistanz. Ein Beispiel: Ein 20 cm langer Buntbarsch aus Mittelamerika, der in einem 120-cm langen Aquarium zum Mörder an allen Mitinsassen werden kann, lebt mit der gleichen Fischgesellschaft in einem 180 cm langen Aquarium völlig friedlich zusammen. Die erforderliche Aquariengröße richtet sich also nach den individuellen Vorgaben jedes Aquariums. Die auf den Etiketten zu den jeweiligen Arten gemachten Angaben beziehen sich auf die paarweise Unterbringung im Artenaquarium.
Für die allermeisten Buntbarsche ist eine gut strukturierte Unterwasserlandschaft sehr günstig, da die Fische eine gute räumliche Vorstellungskraft haben und sich anhand optischer Marken das Revier aufbauen. Steinaufbauten (Vorsicht vor Unterwühlung!), Wurzeln und große, ggf. getopfte Solitärpflanzen sind darum günstig. Eine Bepflanzung ist allerdings bei pflanzenfressenden Arten (Tilapien, Uaru etc.) kaum möglich.
Lebenserwartung
Je nach Art können Buntbarsche mehrere Jahre bis Jahrzehnte alt werden,
Größenwachstum
Buntbarsche wachsen anfangs rasch und werden spätestens im Alter von 9-12 Monaten geschlechtsreif. Sie haben dann etwa die Hälfte bis zwei Drittel der Endgröße. Im Alter von 2-2,5 Jahren sollte ein Buntbarsch voll ausgewachsen sein.
Besonderheiten
Buntbarsche sind Fische voller Charakter mit einer großen Vielfalt an Verhaltensäußerungen. Viele größer werdende Arten sind außerdem ausgesprochene Individualisten. Es gibt lammfromme Exemplare und wahre Killer, obwohl sie der gleichen Art angehören. Ein gewisses Risiko ist daher immer mit der Pflege von Buntbarschen verbunden.
Fachliteratur zum Thema Buntbarsche finden Sie unter: https://www.animalbook.de/Cichliden