Saugwelse

Steckbrief: Saugwelse

Die Saugwelse (Loricariidae) stellen die artenreichste Familie der Welse überhaupt dar. Es sind bislang ca. 1.000 Arten wissenschaftlich beschrieben worden, von denen ca. 890 Arten in 106 Gattungen gültig sind. Viele wissenschaftlich noch nicht bestimmte Arten sind als L-Nummern oder LDA-Nummern bereits in der Aquaristik verbreitet. Es gibt sehr kleine, z.B. Parotocinclus longirostris, der nur etwa 1,5 cm lang wird, aber auch Arten, die fast einen Meter lang werden, wie z.B. Acanthicus hystrix. Saugwelse, auch Harnischwelse genannt, leben in Süd- und Mittelamerika. Sie haben ein Saugmaul (Name!) und einen den Körper umhüllenden Knochenpanzer. Viele Arten sind in der Aquaristik als Algenfresser beliebt (Ancistrus, Hypostomus, Otocinclus), andere wegen ihrer bizarren Körperform (Loricaria, Rineloricaria, Farlowella) oder auch wegen ihrer attraktiven Färbung (Hypancistrus, Peckoltia, Pseudacanthicus) oder schönen Beflossung (Glyptoperichthys). Alle Harnischwelse haben Zähne, deren Form die Nahrungspräferenz anzeigt: es gibt reine Algen- und Aufwuchsfresser (feine, kissenartige Zahnfelder), Allesfresser (relativ breite Zahnfelder), Holzfresser (löffelförmige Zähne) und Fleischfresser (hakenförmige Zähne). Alle Saugwelse pflanzen sich eierlegend fort. Einige Arten (z.B. Otocinclus) betreiben keinerlei Brutpflege, andere legen ihre Eier, die anschließend vom Männchen betreut werden, an festen Gegenständen ab (z.B. Sturisoma, Farlowella, Hypoptopoma), bei manchen Sandbodenbewohnern vergrößert sich zur Brutzeit die Unterlippe des Männchens, das die in einer Traube zusammengefassten Eier damit mit sich herumträgt, bis die Jungen schlüpfen (z.B. Pseudohemiodon, Loricaria, Hemiodontichthys) die meisten Arten sind aber Höhlenbrüter, wobei das Männchen den Laich bis zum Schlupf der Jungtiere bewacht.

Wesentliche Bedürfnisse der Tiere

Die größten Unterschiede in der Pflege von Saugwelsen betreffen die Wassertemperatur – Arten aus dem Süden Südamerikas brauchen zumindest zeitweise kühle Temperaturen von 14-16°C, sonst 22-28°C, während z.B. Arten aus dem Rio Negro oder Rio Xingu ganzjährig Temperaturen zwischen 26 und 30°C benötigen – , die Nahrung (s. u.) und die erreichbare Endgröße. Diese drei artspezifischen Parameter entnehmen Sie bitte dem Etikett am Verkaufsaquarium. Die chemische Zusammensetzung des Wassers ist (außer für Zuchtzwecke) nebensächlich. Ein pH-Wert zwischen 6,0 und 8,3 und eine Gesamthärte zwischen 5 und 20°GH sind für alle Arten zur Langzeitpflege gut geeignet.

Angemessene Ernährung

Aufwuchs- und Algenfresser können im Aquarium problemlos mit Flockenfutter, Futtertabletten und gelegentlich Frostfutter ernährt werden. Zusätzlich reicht man regelmäßig Pflanzenkost in Form von Salatgurkenscheiben und Totlaub (Seemandelbaum, Walnuss, Buche, Eiche, Birke, Ahorn etc.). Bei diesen Tieren ist auf ballststoffreiche, fett- und eiweißarme Ernährung zu achten. Allesfresser erhalten die gleiche Grundkost, allerdings darf der Frostfutteranteil erhöht werden, es dürfen außerdem gelegentlich eiweißreiche Granulate zugefüttert werden. Holzfresser brauchen stets weiche Baumwurzeln als Nahrungsgrundlage, ansonsten werden sie wie Algen- und Aufwuchsfresser ernährt. Bei Fleischfressern liegt der Schwerpunkt der Ernährung auf Frostfutter, Granulaten und Futtertabletten. Alle Saugwelse fressen gerne Tiefkühlerbsen, die vor dem Verüttern aufgetaut und mit den Fingern leicht angequetscht werden.

Angemessene Pflege

Die wichtigste Pflegemaßnahme ist, wie bei allen Fischen, der regelmäßige Teilwasserwechsel mit temperiertem Frischwasser. Er sollte mindestens 25% des Beckeninhaltes alle 14 Tage betragen, besser ist ein wöchentlicher Teilwasserwechsel in diesem Umfang. Ein größerer Teilwasserwechsel, auch in kürzeren Intervallen, schadet nicht, ist aber nicht unbedingt notwendig. Es ist problemlos und ohne Gefahr für die Fische möglich, den Teilwasserwechsel (z.B. in Urlaubszeiten) für 6-8 Wochen auszusetzen. Danach sollte das regelmäßige Intervall aber wieder aufgenommen werden. Alle Saugwelse mögen Strömung, ein kräftiger Filter (2-4fache Umwälzung des Beckeninhaltes pro Stunde) ist darum günstig. Bei empfindlichen Arten sollten immer sekundäre Pflanzenstoffe (Huminsäuren etc.) im Aquarium vorhanden sein (Torffilterung, Erlenzäpfchen, Buchenlaub, Flüssigpräparate) und nach jedem Teilwasserwechsel nachdosiert werden.

Verhaltensgerechte Unterbringung und artgemäße Bewegung

Saugwelse sind keine aktiven Schwimmer und haben nur ein vergleichsweise geringes Bewegungsbedürfnis. Sie leben substratgebunden und schwimmen so gut wie nie im freien Wasser (einzige Ausnahme: die sehr selten im Aquarium gepflegte Gattung Rhinelepis). Die Aquariengröße kann aus diesem Grund verhältnismäßig gering ausfallen und etwa das 5-6fach der Endgröße des Fisches als Länge und das 2-4 fache der Endgröße des Fisches als Breite aufweisen. Die Beckenhöhe ist unerheblich.

Das Aquarium sollte für die meisten Arten (Ancistrus, Hypostomus, L-Welse) sehr versteckreich eingerichtet sein und für jedes Individuum eine Höhle in passender Größe enthalten. Zur Dekoration eignen sich Steine, Wurzelholz und speziell getöpfterte Tonröhren. Die meisten Saugwelse dieser Gruppe verteidigen einen kleinen Individualbereich, in dem Artgenossen nicht geduldet werden, können jedoch grundsätzlich als friedlich charakterisiert werden. Relativ aggressiv sind lediglich größere Exemplare von Acanthicus und Pseudacanthicus (Kaktuswelse), jedoch betrifft die Aggressivität – auch wegen des vergleichsweise schlechten Schwimmvermögens – vor allem Artgenossen. Es sei allerdings grundsätzlich vor der Vergesellschaftung von Süßwasser-Stechrochen und größeren Saugwelsen gewarnt, die Rochen können von den Welsen u.U. schwer verletzt werden. Die meisten der so genannten Hexenwelse (Loricaria, Hemiodon, Pseudohemiodon, Spatuloricaria etc.) benötigen abweichend eingerichtete Aquarien. Diese Arten sind Sandbodenbewohner, die möglichst großflächige Aquarien mit feinem Sandboden und nur spärlicher Dekoration brauchen. Für kleinere Hexenwelse (Rineloricaria, Hemiloricaria) sind zusätzlich Bruthöhlen einzubringen. Eine dritte ökologische Gruppe, die die Zwergsaugwelse (Otocinclus etc.) sowie die Nadelwelse (Farlowella) und Störwelse (Sturisoma und verwandte Gattungen) umfasst, sollte in reich bepflanzten Aquarien gepflegt werden. Diese Arten suchen keine Höhlen auf.

Lebenserwartung

Alle Saugwelse sind langlebige Fische, selbst kleine Arten (Otocinclus) leben mehrere Jahre, große können auch Jahrzehnte alt werden.

Größenwachstum

Die meisten Arten der Saugwelse wachsen relativ langsam, kleine Arten sind gewöhnlich nach einem Jahr, mittelgroße (8-15 cm) nach zwei Jahren voll ausgewachsen. Das Größenwachstum großwüchsiger (30-40 cm) Arten im Aquarium hängt stark vom Nahrungs- und Platzangebot ab, meist erreichen auch diese Arten im zweiten oder dritten Lebensjahr ihre endgültige Größe.

Besonderheiten

Saug- oder Harnischwelse sind als „L-Welse“ die aktuellen Modefische der Aquaristik und sehr viele Arten, Standortvarianten, individuelle Varianten und Zuchtformen erscheinen auf dem Markt. Bitte informieren Sie sich anhand des Etiketts am Verkaufsaquarium über die mögliche Endgröße und die speziellen Besonderheiten der Sie interessierenden Fische.