
Die Leier- oder Spinnenfische (Callionymidae) sind eine Familie vorwiegend im Meer lebender, nahezu weltweit verbreiteter Bodenfische. Lediglich zwei Arten wurden bisher aus dem Süßwasser bekannt, einige wenige dringen ins Brackwasser vor. Insgesamt kennt man derzeit 130 Arten, die sich auf 18 Gattungen verteilen.

Von dieser Vielfalt gelangen vor allem zwei Arten wegen ihrer unglaublichen Farbenpracht regelmäßig in den Fachhandel: Synchiropus picturatus und S. splendidus.
Der Mandarinfisch
Der Mandarinfisch, Synchiropus splendidus, ist weit im West-Pazifik verbreitet, man findet ihn von den Riukiu-Inseln bis nach Australien. Je nach Herkunft sieht er etwas unterschiedlich in der Grundfärbung aus, doch wurde bislang noch nicht systematisch daran gegangen, diese Farbschläge zu beschreiben.
In der Natur lebt der Mandarinfisch auf offenen Böden nahe bei Korallenriffen, ist aber kein Korallenfisch im eigentlichen Sinne. Wie alle Leierfische ist er ein Kleintierpicker, der den ganzen Tag damit beschäftigt ist, nach Nahrung zu suchen. Ununterbrochen beobachten dabei die großen, ausdrucksvollen Augen die Umgebung.
Die Maximalgröße des Mandarinfisches liegt bei etwa 8 cm, gewöhnlich bleibt er aber kleiner und bereits 4 cm lange Tiere sind laichfähig.
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Geschlechtsunterschiede
Die Geschlechter sind bei allen Leierfischen relativ einfach zu unterscheiden, so auch beim Mandarinfisch, denn die Männchen besitzen eine im Vergleich zu den Weibchen stark vergrößerte erste Rückenflosse, die sie zur Balz einsetzen.
Es ist von erheblicher praktischer Bedeutung, dass man die Geschlechter so leicht unterscheiden kann, denn die Männchen sind untereinander völlig unverträglich.
Pflege
Mandarinfische pflegt man am besten paarweise, dann kann man diese herrlichen Kleinode im Aquarium voll genießen, denn ihr Verhalten ist sehr abwechslungsreich und sie laichen im Aquarium auch regelmäßig ab. Die Laichabgabe erfolgt abends. Leider ist es äußerst schwierig, des Laichs habhaft zu werden, denn die Aufzucht im Aquarium ist durchaus schon gelungen, sogar über mehrere Generationen, obwohl Eier und Larven sehr winzig sind. Brutpflege betreiben Mandarinfische nicht, die Eier und Larven sind pelagisch, also frei im Wasser treibend.
Die kleinen und wenig schwimmfreudigen Mandarinfische kann man gut in kleinen Meerwasseraquarien pflegen.
Warum so bunt?
Die ungeheure Farbigkeit können sich die kleinen und weitgehend wehrlosen Fische (einige Leierfische besitzen allerdings Stacheln auf den Kiemendeckeln, so der u. a. in der Nordsee heimische Callionymus lyra; der Stich gilt als schmerzhaft und ist möglicherweise giftig) leisten, weil sie ein widerlich schmeckendes Hautgift haben, das sie für die meisten Fischfresser unattraktiv macht.

Langsame Fresser
Im Prinzip sind Mandarinfische perfekte Aquarienfische, da sie kaum krankheitsanfällig sind, klein bleiben, sehr bunt sind, ein interessantes Verhalten zeigen und Wirbellose unbeachtet lassen. Aber – irgendwas ist ja immer – es sind sehr langsame und bedächtige Fresser. Man darf Mandarinfische darum nicht in Gesellschaft gieriger Fresser pflegen, sonst verhungern die Mandarinfische über kurz oder lang. Am besten füttert man täglich eine große Portion lebender Artemia-Nauplien, die man sich ja leicht erbrüten kann, und zweimal täglich anderes Futter. Frostfutter wird gern genommen, auch Granulate akzeptieren viele Individuen, was die Fütterung sehr vereinfacht.
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Weitere Arten
Im Prinzip gilt alles, was für den Mandarinfisch gesagt wurde, auch für die anderen Leierfische. Der LSD-Fisch, Synchiropus picturatus, wird rund 7 cm lang und ist im Indo-West-Pazifik verbreitet. Der Rote Mandarinfisch, S. stellatus (Indischer Ozean, etwa 7,5 cm Maximallänge), und der sehr ähnliche Marmorierte Mandarinfisch, S. marmoratus (maximal 13 cm, westlicher Indik), sind zwar nicht so knallig bunt gefärbt, aber ebenfalls sehr attraktive Fische..
Die Callionymus-Arten werden nur sehr sporadisch eingeführt; sie sind Sandbodenbewohner und hier perfekt getarnt. Manchmal erkennt man die Tiere erst, wenn sie sich bewegen. Auch bei diesen Arten, die umgangssprachlich auch als Spinnenfische bezeichnet werden, haben die Männchen auffällig gefärbte und stark vergrößerte Rückenflossen, die bei den imposanten Balzspielen zum Einsatz kommen.

Frank Schäfer