Welse ohne Saug- und Panzerwelse

Steckbrief: Welse ohne Saug- und Panzerwelse

Als Welse bezeichnet man eine große Anzahl von verschiedenen Fischfamilien der Ordnung Siluriformes. Ein gemeinsames Merkmal der Welse sind die meistens gut ausgebildeten Barteln rund um das Maul, das Fehlen von Schuppen (der Körper ist entweder nackt oder mit Knochenplatten bedeckt), häufig ist eine Fettflosse vorhanden. Die kleinsten Welsarten werden etwa 2 cm, die größten rund 3 m lang. Es ist also eine gute Artenkenntnis vonnöten, um entscheiden zu können, ob sich eine Welsart für das heimische Aquarium eignet, da man den im Handel befindlichen Jungtieren nicht ansehen kann, wie groß sie einmal werden. Im Grunde genommen sind alle Welse interessante Aquarienfische, allerdings eignen sich von sehr großwüchsigen Arten nur Jungtiere für das „normale“ Zimmeraquarium. Auf den Etiketten am Verkaufsaquarium ist die zu erwartende Endgröße der jeweiligen Art angegeben. Dabei ist zu bedenken, dass Fische einerseits zeitlebens wachsen, andererseits aber nur in extremen Ausnahmefällen eine Rekordgröße erreichen. Es ist darum bei großwüchsigen Arten stets die normale, in der Natur gewöhnlich auftretende Größe erwachsener Tiere angegeben und in Klammern die größte jemals bekannt gewordene Länge.

Es gibt etwa 3.400 Welsarten in 38 Familien. In diesem Steckbrief werden die Saugwelse (Loricariidae, „L-Welse“) und die Panzerwelse (Callichthyidae) nicht behandelt, über sie gibt es jeweils eigene Steckbriefe. Aber auch so bleiben rund 2.100 Arten übrig, von denen etwa 150-200 dann und wann im Tierhandel auftauchen. Darunter sind überdurchschnittlich oft Arten, die als Speisefische in Aquakulturbetrieben in großem Umfang vermehrt werden, deren attraktive Jungtiere aber als Nebenerwerb auch an den Zierfischhandel abgegeben werden.

Wesentliche Bedürfnisse der Tiere

Bodenbewohnende Welsarten sind in der Regel dämmerungs- oder nachtaktiv. Sie gewöhnen sich zwar mit der Zeit daran, dass im Aquarium tagsüber Futter gereicht wird, brauchen aber dennoch grundsätzlich tagsüber Versteckmöglichkeiten in Form von Höhlen. Diese können aus natürlichen Materialien bestehen, es eignen sich aber auch Stücke von PVC-Rohr etc.. In diese Gruppe gehören die Stachelwelse (Familien Bagridae, Pimelodidae, Claroteidae, Pseudopimelodidae), die Dornwelse und Trugdornwelse (Doradidae und Auchenipteridae), die Katzenwelse (Ictaluridae), die Zitterwelse (Malapteruridae), die größeren Arten der Echten Welse (Siluridae), die Kiemensackwelse (Clariidae) und die Fiederbartwelse (Mochokidae). Bei allen genannten Familien muss man mit Endgrößen über 15 cm, meist 20-50 cm rechnen, wenngleich es etliche Dornwelse (Doradidae) und Trugdornwelse (Auchenipteridae) gibt, die zeitlebens nicht größer als 5-6 cm werden und die sich darum ideal für die Aquarienpflege eignen. Bei den anderen Familien gibt es kleinbleibende Arten, doch ist davon nur der Rückenschwimmende Kongowels (Synodontis nigiventris, Familie Mochokidae) regelmäßig im Handel. Achtung, etliche Arten werden auch deutlich über 100 cm lang und eignen sich dauerhaft nur für wirklich große Aquarien und Zoos!

Andere dämmerungs- und nachtaktive Arten graben sich tagsüber in Sand ein. Hierher gehören die Bratpfannenwelse (Bunocephalidae) und die Mottenwelse (Erethistidae). Fast alle Arten dieser beiden Familien bleiben klein und eignen sich wegen ihrer Trägheit auch gut für kleinere Aquarien. Sie benötigen selbstverständlich einen Bodengrund, der zumindest teilweise aus Sand besteht (Fluss-Sand, kein Bausand!).

Ähnlich gestaltet sich die Pflege der Großmaulwelse (Chacidae), die etwa 20 cm lang werden.

Tagaktiv sind die meist frei im Wasser schwimmenden Arten der Haiwelse (Familie Pangasiidae), die allesamt sehr groß werden (deutlich über 50 cm, in den Nahrungsmittelhandel kommen sie als Pangasius-Filet), die Glaswelse (Gattung Kryptopterus, Familie Siluridae), wobei die häufigste Art im Handel Kryptopterus vitreolus (Synonym: K. bicirrhis) 6-8 cm lang wird, die Falschen Haiwelse oder Zwerghaiwelse (z.B. Gattung Pseudeutropius, Familie Horabagridae), die ca. 10 cm lang werden und die Afrikanischen Glaswelse (Gattungen Parailia und Pareutropius, Familie Schilbeidae), die 8-12 cm lang werden. Diese Tiere benötigen freien Schwimmraum und während der Eingewöhnung Deckung durch Schwimmpflanzen. Ebenfalls tagaktiv sind die Haiwelse (Gattungen u.a. Arius und Sciades, Familie Ariidae), die 30-40 cm lang werden und als erwachsene Fische im Meer leben. Man pflegt Jungtiere in einem Brackwasseraquarium (5-15‰ Salz) mit großer Sandfläche, ab etwa 15-20 cm Länge in einem Meerwasseraquarium.

Angemessene Ernährung

Die meisten Welse sind Fleischfresser und hierbei nicht wählerisch. Man kann sie gut mit allen üblichen Zierfischfuttersorten ernähren, also Trockenfutter, Frostfutter und Lebendfutter. Viele der größeren Welsarten haben große Mäuler und ein gewaltiges Schluckvermögen und werden kleineren Aquarien-Mitbewohnern gefährlich. Nahrungsspezialisten gibt es unter den Welsen kaum (lediglich die nicht im Handel auftauchenden Vampirwelse (Unterfamilie Vandelliinae der Familie Trichomycteridae) sind darauf spezialisiert, Blut aus den Kiemenschlagadern großer Welse zu trinken), manche Arten brauchen aber Lebendfutter (ggf. auch kleine Futterfische) zur Eingewöhnung. Weitgehend von pflanzlichen Materialien ernähren sich nur Haiwelse (Pangasiidae), die sich im Aquarium ebenfalls als anspruchslose Allesfresser präsentieren.

Angemessene Pflege

Die wichtigste Pflegemaßnahme ist bei Welsen wie bei allen anderen fischen auch der regelmäßige Teilwasserwechsel. Die Arten, die in der Natur weiches und saures Wasser bewohnen sind empfindlich gegen eine hohe Keimbelastung des Wassers und gegen hohe Stickstoffwerte. Großzügiger Teil-Wasserwechsel ist deshalb wichtig. Ideal sind wöchentlich 1/3 – 2/3 des Wassers gegen temperiertes Frischwasser gleicher Zusammensetzung auszutauschen; die Temperaturdifferenz zwischen Aquarien- und Frischwasser sollte dabei möglichst gering sein und 2-3°C nicht überschreiten. In schwach besetzten Aquarien mit geringem Keimdruck und guter biologischer Filterung kann der Wasserwechsel auf 1/5 des Gesamtvolumens alle 14 Tage reduziert werden. Dieses Intervall sollte langfristig nicht unterschritten werden. Entsprechend dem natürlichen Lebensraum sollten Welse immer Zugang zu sekundären Pflanzenstoffen haben. Laub (Seemandelbaum, Rotbuche, Eiche, Walnuss), Erlenzäpfchen, Torf oder spezielle Flüssigpräparate sind entsprechend bei jedem Wasserwechsel zuzugeben.

Die Welsarten, die in der Natur in mittelharten bis harten und neutralen bis leicht alkalischen Wasser leben können unter dem für alle Aquarienfische üblichen Wasserwechsel-Regime von etwa 1/5 des Gesamtvolumens alle 14 Tage gepflegt werden. Ein sehr großzügiger Wasserwechsel von ca. 80% des Beckeninhaltes mit kühlem Wasser (ca. 10°C kühler als das Aquarienwasser) ist für zahlreiche Arten der Laichauslöser, ohne den sie keine Eier legen können. Wenn keine Zuchtabsichten bestehen, sollte man aus Rücksicht auf andere Beckenbewohner, die das vielleicht nur schlecht oder gar nicht vertragen, auf derartige radikalen Wasserwechsel aber lieber verzichten. Es ist bislang keine Welsart bekannt geworden, die nicht in dem in Deutschland üblichen Leitungswasser gut gedeihen würde, es ist also in der Regel unnötig, spezielles Wasser zuzubereiten.

Verhaltensgerechte Unterbringung und artgemäße Bewegung

Fast alle Welse sind untereinander gut verträglich, sofern sie sich nicht gegenseitig fressen können. Ein Ausnahme stellen die ZItterwelse (Familie Malapteruridae) und die Welse der Familie Olyridae dar, die untereinander ausgesprochen unverträglich sind. Die Platzansprüche auch großer bodenbewohnender Welsarten sind mäßig. Das Aquarium sollte aber mindestens 5x so lang und 3x so tief sein, wie der Fisch lang ist, die Aquarienhöhe ist bei bodenbewohnenden Welsen nicht so wichtig. Bei den freischwimmenden Arten sollte da Aquarium größer sein, die etwa 10-fache Länge des Fisches bei entsprechender Tiefe und Höhe des Aquariums erscheint angemessen, zumal die freischwimmenden Arten gerne im Schwarm leben. Die gleichen Maße sind bei Fiederbartwelsen anzusetzen, auch diese Arten leben sozial und sollten im Trupp gepflegt werden und nutzen zudem die Höhe des Aquariums aus. Bei einigen Welsarten mit extrem langen Barteln muss das Aquarium so groß sein, das die Tiere nicht ständig mit den Barteln anstoßen, sie werden sonst sehr nervös. Ein Welsaquarium sollte einerseits gut strukturiert und versteckreich eingerichtet sein, andererseits aber auch freien Schwimmraum lassen.

Lebenserwartung

Welse sind ganz allgemein langlebige Fische, selbst kleine Arten leben mehrere Jahre, große sogar mehrere Jahrzehnte, es gibt Gerüchte von weit über 100jährigen Großwelsen.

Größenwachstum

Welse wachsen sehr rasch. Kleine Arten sind gewöhnlich mit 6-8 Monaten, größere im 2. Lebensjahr geschlechtsreif. Selbst die Riesen unter den Welse benötigen kaum mehr als 3 Jahre, um die Geschlechtsreife zu erreichen.

Besonderheiten

Welse sind Fische für Individualisten. Sie bestechen kaum durch bunte Farben, sondern eher durch absonderliche Gestalt und interessantes Verhalten. Beim hantieren mit Welsen ist Vorsicht geboten, da alle Arten über harte, spitze Flossenstachel verfügen, die mindestens schmerzhafte, manchmal auch gefährliche Wunden verusachen können. Wenn man gestochen wird, sollte die Wunde gut beobachtet werden. Allergiker sind immer etwas gefährdet, doch gibt es auch Welse mit Giftdrüsen. Bei sehr starken Schwellungen und Schmerzen ist ein Arzt aufzusuchen. Man fängt Welse am besten mit sehr feinmaschigen Netzen, in denen sich die Flossenstachel nicht verfangen können. Wenn es doch einmal geschieht, muss das Netzt zerschnitten werden, es ist kaum möglich, den Wels anders zu befreien.