Südamerikanische Zwergbuntbarsche

Steckbrief: Südamerikanische Zwergbuntbarsche

Als Zwergbuntbarsche bezeichnet man alle Vertreter der Familie der Buntbarsche (Cichlidae), deren maximal erreichbare Endgröße 10 cm nicht überschreitet.

In Südamerika sind das die Arten der Gattungen Apistogramma, Apistogrammoides, Biotoecus, Crenicara, Nannacara, Ivanacara, Laetacara, Dicrossus, Mikrogeophagus. Besondere deutsche Bezeichnungen gibt es kaum, alle werden einfach als „Zwergbuntbarsche“ bezeichnet. Ausnahmen sind Mikrogeophagus = Schmetterlingsbuntbarsche und Dicrossus/Crenicara = Schachbrettbuntbarsche. Insgesamt umfasst die Gruppe in Südamerika etwa 150 Arten, die alle auch gerne im Aquarium gepflegt und gezüchtet werden. Von zahlreichen Arten gibt es darüber hinaus nur in Menschenhand existierende Zuchtformen. Die Zuchtformen unterscheiden sich von den Natur- oder Wildformen hauptsächlich durch die Färbung. Nur beim Schmetterlingsbuntbarsch gibt es darüber hinaus auch schleierflossige Zuchtformen.

Angemessene Ernährung

Apistogramma viejita

Apistogramma viejita

Südamerikanische Zwergbuntbarsche sind Picker und Sandkauer. Das bedeutet, sie picken einzelne, größere Futterteile gezielt auf oder kauen die Oberfläche von Sandfeldern durch. Dabei wird der Sand portionsweise in den Mund genommen, durchgekaut und wieder ausgespieen. Dabei werden verwertbare Futterpartikel zurückbehalten und verschluckt. Südamerikanische Zwergbuntbarsche sind keine Nahrungsspezialisten und können mit allen üblichen absinkenden Fischfuttersorten (Flocken, Granulate, Frost- und Lebendfutter) ernährt werden. Es ist jedoch darauf zu achten, dass ein Teil des Bodengrundes im Aquarium aus feinem Sand besteht (ggf. eine flache Schale mit Sand in das Aquarium stellen). Haben die Fische keine Möglichkeit Sand zu kauen, können sich Erkrankungen der Mundhöhle und des Kiemenbereiches einstellen.

Verhaltensgerechte Unterbringung und artgemäße Bewegung

Südamerikanische Zwergbuntbarsche haben ein geringes Schwimmbedürfnis. Die erforderliche Aquariengröße richtet sich hauptsächlich nach dem Sozialverhalten. Apistogramma, Apistogrammoides, Dicrossus und Crenicara sind polygam, d.h. in der Natur unterhält ein Männchen einen Harem mehrerer Weibchen. Die Weibchen bewachen Brut und Ablaichplatz, die Männchen das Revier. Apistogramma und Apistogrammoides laichen in Höhlen, Dicrossus und Crenicara auf Blättern, Wurzeln etc.. Im Aquarium kann man diese Arten paarweise oder mit Weibchenüberschuss pflegen. Es muss für jedes Weibchen ein geeigneter Ablaichplatz vorhanden sein. In Aquarien herkömmlicher Größe sollte nur ein Männchen der jeweiligen Art gepflegt werden. Hingegen ist die gemeinsame Pflege von Männchen verschiedener Arten mit ansonsten ähnlichen Ansprüchen (Temperatur!) in gut strukturierten Aquarien möglich. Nannacara, Ivanacara, Laetacara und Mikrogeophagus sind Offenbrüter (laichen also auf Steinen, Wurzeln etc. ab) mit Paarbindung, beide Elternteile bewachen und betreuen den Nachwuchs gemeinsam und verteidigen ihn auch gemeinsam. Diese Arten pflegt man darum paarweise. Biotoecus-Männchen bauen große, kegelförmige Sandburgen, in denen sie ablaichen. Man pflegt Biotoecus am besten ebenfalls paarweise oder mit Weibchen-Überschuss.

Größenwachstum

Anfangs wachsen südamerikanische Zwergbuntbarsche rasch und sind gewöhnlich nach spätestens sechs Monaten geschlechtsreif. Sie haben dann, je nach Umweltbedingungen, 1/3 bis 1/2 der möglichen Endgröße. Wie alle Fische können auch südamerikanische Zwergbuntbarsche zeitlebens wachsen. Männchen werden bei allen Arten größer als die Weibchen. Keine Art wird länger als 10 Zentimeter, die allermeisten bleiben zeitlebens erheblich kleiner.Alle südamerikanischen Zwergbuntbarsche sind bodenorientiert lebende Fische. Eine eventuell gewünschte Vergesellschaftung sollte darum idealerweise mit Fischen erfolgen, die in der freien Wassersäule oder nahe der Wasseroberfläche leben. Südamerikanische Zwergbuntbarsche sind gegen artfremde Fische gewöhnlich tolerant und können sich auch gut gegen größere (aber nicht aggressive!) Arten durchsetzen.

Angemessene Pflege

Südamerikanische Zwergbuntbarsche sind empfindlich gegen eine hohe Keimbelastung des Wassers und gegen hohe Stickstoffwerte. Regelmäßiger, großzügiger Teil-Wasserwechsel ist deshalb die wichtigste Pflegemaßnahme.

Ideal sind wöchentlich 1/3 – 2/3 des Wassers gegen temperiertes Frischwasser gleicher Zusammensetzung auszutauschen; die Temperaturdifferenz zwischen Aquarien- und Frischwasser sollte dabei möglichst gering sein und 2-3°C nicht überschreiten. In schwach besetzten Aquarien mit geringem Keimdruck und guter biologischer Filterung kann der Wasserwechsel auf 1/5 des Gesamtvolumens alle 14 Tage reduziert werden. Dieses Intervall sollte langfristig nicht unterschritten werden. Entsprechend dem natürlichen Lebensraum sollten die Fische immer Zugang zu sekundären Pflanzenstoffen haben. Laub (Seemandelbaum, Rotbuche, Eiche, Walnuss), Erlenzäpfchen, Torf oder spezielle Flüssigpräparate sind entsprechend bei jedem Wasserwechsel zuzugeben.

Besonderheiten

Wegen der großen Artenzahl und des Fehlens gut eingeführter deutscher Namen sollten Sie sich den wissenschaftlichen Namen der von Ihnen gepflegten Art(en) notieren, damit Sie bei den Temperaturansprüchen keine Fehler machen. Den wissenschaftlichen Namen, das günstigste Temperaturspektrum, den idealen pH-Wert und die empfohlene Beckengröße entnehmen Sie bitte dem jeweiligen Etikett am Verkaufsaquarium.

Wesentliche Bedürfnisse der Tiere

Apistogramma agassizi

Apistogramma agassizi

Südamerikanische Zwergbuntbarsche leben in der Natur hauptsächlich im flachen Wasser des Uferbereiches von langsam fließenden oder stehenden Gewässern. Typisch für den natürlichen Lebensraum sind feinsandiger Boden und große Mengen toter Blätter von Bäumen. Echte Wasserpflanzen fehlen im Lebensraum normalerweise, oft sind jedoch vom Ufer ins Wasser ragende Gräser etc. vorhanden. Abgesehen von dem Falllaub dienen Äste und andere Holzteile als Versteckmöglichkeiten. Da es fast überall in Südamerika auch Zwergbuntbarsche gibt unterscheiden sich die Temperaturansprüche recht erheblich bei den einzelnen Arten.

Arten aus dem Süden (Argentinien, Paraguay, Uruguay), aus höher gelegenen Regionen (Bolivien) und aus schattigen Urwaldbächen von Peru sollten dauerhaft nicht zu warm gehalten werden, 20-24°C sind angemessen, zur Fortpflanzung auch 2-3°C mehr, zeitweise auch 2°C weniger. Arten aus den offenen Regionen von Kolumbien und Venezuela (den Llanos) benötigen 26-28°C, zur Fortpflanzungszeit bis 30°C. Amazonische Arten pflegt man bei 24-28°C, zur Fortpflanzung kann man die Temperatur um 2°C erhöhen. Viele Arten leben in der Natur in sehr weichem Wasser (0-4° GH) mit einem sauren pH-Wert (pH 4,5 – 5,5). Im Aquarium sind diese Werte jedoch nur zur Fortpflanzung erforderlich. Zur dauerhaften Pflege eignet sich für alle Arten weiches bis mittelhartes Wasser (5-15° GH) bei leicht saurem bis neutralen pH-Wert (pH 6,3 – 7,5). Etliche Arten tolerieren auch ohne gesundheitliche Beeinträchtigung hartes Wasser ( < 20° GH) und einen pH-Wert bis etwa 8,5.

Lebenserwartung

Schmetterlingsbuntbarsche (Mikrogeophagus) sind kurzlebige Fische, die gewöhnlich nicht älter als ein Jahr werden. Die anderen Arten zeigen meist im Alter von drei Jahren erste Vergreisungserscheinungen. In der Natur lebt vermutlich keine der Arten länger als ein Jahr.

 Schmetterlingsbuntbarsch (Mikrogeophagus ramirezi)

Schmetterlingsbuntbarsch (Mikrogeophagus ramirezi)

Schmetterlingsbuntbarsch (Mikrogeophagus ramirezi)