Barben

Steckbrief: Barben

Die Bezeichnungen „Barben und Bärblinge“ wird für Aquarienfische aus der Verwandtschaft der Karpfenartigen (Familie Cyprinidae) verwendet. Eine exakte wissenschaftliche Unterscheidung der beiden Gruppen gibt es nicht. Meist werden Arten mit nach oben gerichtetem Maul als „Bärblinge“ und solche, deren Maulspalte nach unten gerichtet ist, als „Barben“ bezeichnet. Karpfenartige Fische besitzen keine Zähne im Kiefer, das Maul ist also immer zahnlos. Die aufgenommene Nahrung wird erst beim Abschlucken durch so genannte Schlundzähne zerkleinert. Die wissenschaftliche Namensgebung ist bei den Barben und Bärblingen derzeit großen Veränderungen unterworfen, weil moderne Untersuchungsmethoden, vor allem DNS-Analysen, neue Einblicke in die Verwandtschaftsverhältnisse liefern. Die hier besprochenen Arten waren früher im Wesentlichen in den Gattungen Barbus, Puntius, Danio, Brachydanio und Rasbora untergebracht. Aktuell sind über 20 neue Gattungsnamen hinzugekommen. Für weitergehende Informationen ist es daher ratsam, in den Aquarienbüchern nach dem Artnamen zu suchen. Ein Beispiel: die als Aquarienfisch sehr beliebte Fünfgürtelbarbe wurde früher als Barbus pentazona oder Puntius pentazone bezeichnet. Aktuell heißt sie Desmopuntius pentazona. Der Artname „pentazona“ bleibt also immer gleich. Die Gruppe umfasst etwa 1.700 beschriebene Arten, die allesamt im Süßwasser leben. Es gibt Barben und Bärblinge in Afrika und Asien. Aquaristisch bedeutsam sind etwa 200 Arten. Alle Arten pflanzen sich eierlegend fort, hoch entwickelte Brutpflege gibt es in dieser Gruppe nicht. Die Tiere sind sehr fruchtbar. Im Handel sind überwiegend Nachzuchttiere. Die maximal erreichbare Größe der regelmäßig im Aquarium gepflegten Arten liegt zwischen 1,5 cm und 40 cm. Zoologisch gesehen gehören Barben und Bärblinge in die Unterfamilien Barbinae und Danioninae in der Familie Cyprinidae.

Wesentliche Bedürfnisse der Tiere

Barben und Bärblinge werden umgangssprachlich gerne als „Schwarmfische“ bezeichnet, was allerdings fachlich nur sehr bedingt richtig ist. Es handelt sich vielmehr um sozial lebende Tiere, die sich gelegentlich zu größeren Gruppen zusammenfinden, jedoch auch oft Kleinstreviere besetzen, die gegen Artgenossen sogar kurzfristig verteidigt werden. In der Praxis bedeutet das, dass man Barben und Bärblinge in Gruppen von 6 Exemplaren aufwärts pflegen sollte. Nach oben wird der Anzahl nur durch die Aquariengröße eine Grenze gesetzt.
Ein Teil der für die Aquaristik in Frage kommenden Arten, vor allem etliche Bärblinge, hat sich an für andere, größere Fische lebensfeindliche Gewässer angepasst, nämlich kleine Gewässer mit weichem, sauren Wasser. Diese chemische Zusammensetzung des Wassers ist aber physiologisch unbedeutend für die Barben und Bärblinge; ein Keilfleckbärbling (Trigonostigma heteromorpha) kann in mittelhartem, leicht alkalischen Wasser genauso alt werden, wie ein Artgenosse, der unter naturnahen Wasserbedingungen gepflegt wird. Entscheidend ist für die Arten aus solchen Biotopen vielmehr eine hohe Wasserqualität, was sich vor allem in Bakteriendichte des Wasser zeigt. Diese Barben und Bärblinge fordert ein gut gepflegtes, keimarmes Wasser. Da wird erreicht durch eine gute biologische Filterung, die Zugabe von Huminstoffen aus Torf, Erlenzäpfchen oder Totlaub (es eignen sich auch entsprechende Flüssigpräparate), einen möglichst guten Pflanzenwuchs (viele Unterwasserpflanzen produzieren antibiotische Wirksubstanzen, die auf das Bakterienwachstum hemmend wirken) und einen regelmäßigen, möglichst umfangreichen Teilwasserwechsel (siehe unten).
Andererseits finden sich gerade unter den Barben auch viele Arten, die wegen ihrer enormen Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichsten Wasserparameter und aufgrund ihrer Unempfindlichkeit gegenüber organisch stark belastetem Wasser mit hoher Bakteriendichte als klassische „Anfängerfische“ gelten. Diese Tiere verzeihen ohne zu erkranken fast jeden typischen Anfängerfehler, wie zu hohe Besatzdichte, zu starke und zu einseitige Fütterung, zu seltener Wasserwechsel und die Pflege in so genannten Gesellschaftsaquarien, die ein Sammelsurium oft nur schlecht zueinander passender Arten darstellen. In der Natur kommen diese Arten in Gebieten vor, die sich durch ausgeprägte Trockenzeiten und heftige Regenzeiten auszeichnen, wo alle die genannten Stressfaktoren also auch im Freileben zum Alltag der Fische gehören.

Die zur Langzeitpflege geeignete Wassertemperatur liegt im allgemeinen zwischen 22 und 26°C, darf jedoch bei fast allen Barben und Bärblingen kurzfristig (einige Tage bis Wochen) auch bis 30°C steigen und bei fast allen Arten kurzfristig (einige Tage bis Wochen) auf 18°C sinken. Bei Arten subtropischer Herkunft (Nordindien) darf die Temperatur zeitweise auch auf Werte bis 14°C sinken.

Angemessene Ernährung

Die üblicherweise im Aquarium gepflegten Barben und Bärblinge sind als Allesfresser mit Schwerpunkt auf tierischer Nahrung zu charakterisieren. Sie sind völlig problemlos mit allen handelsüblichen Futtermitteln für Zierfische zu ernähren (Trocken-, Frost- und Lebendfutter). Nur wenige, größer werdende Arten fressen überwiegend pflanzliche Nahrung. Wenn beobachtet wird, dass die Fische Wasserpflanzen anfressen, ist für zusätzliche Pflanzenkost (spezielle Flockenfutter, überbrühter Salat, überbrühter Löwenzahn etc.) zu sorgen. Für viele Barben unentbehrlich sind zerfallende organische Reste, der so genannte Mulm, der sich als grober „Schlamm“ im Aquarium befindet. Er ist sehr reich an Bakterien und Pilzen, die die Barben für eine gesunde Darmflora benötigen. Man sollte darum ein Aquarium mit Barben nicht allzu sauber halten, das macht die Tiere krank.

Angemessene Pflege

Regelmäßiger, großzügiger Teil-Wasserwechsel ist die wichtigste Pflegemaßnahme. Ideal sind wöchentlich 1/3 – 2/3 des Wassers gegen temperiertes Frischwasser gleicher Zusammensetzung auszutauschen; die Temperaturdifferenz zwischen Aquarien- und Frischwasser sollte dabei möglichst gering sein und 2-3°C nicht überschreiten. In schwach besetzten Aquarien mit geringem Keimdruck und guter biologischer Filterung kann der Wasserwechsel auf 1/5 des Gesamtvolumens alle 14 Tage reduziert werden. Dieses Intervall sollte langfristig nicht unterschritten werden. Entsprechend dem natürlichen Lebensraum sollten die Fische immer Zugang zu sekundären Pflanzenstoffen haben. Laub (Seemandelbaum, Rotbuche, Eiche, Walnuss), Erlenzäpfchen, Torf oder spezielle Flüssigpräparate sind entsprechend bei jedem Wasserwechsel zuzugeben. Für Barben ist es wichtig, dass immer etwas Mulm im Aquarium vorhanden ist.

Verhaltensgerechte Unterbringung und artgemäße Bewegung

Barben und Bärblinge sind freischwimmende Fische, die einen gewissen Schwimmraum zum Wohlbefinden benötigen. Die Beckenlänge sollte etwa die 10-15fache Länge der Größe der jeweiligen Art und die entsprechende (also 5-7,5fache) Breite haben, damit ein arttypisches Schwimmverhalten räumlich ermöglicht wird. Barben leben eher bodennah, Bärblinge in der Wassermitte oder nahe der Oberfläche. Ein Aquarium für Barben und Bärblinge sollte gut strukturiert sein und gleichzeitig freien Schwimmraum bieten. Schwimmpflanzen erhöhen das Sicherheitsgefühl und damit das Wohlbefinden. Ein dunkler Bodengrund sorgt für intensivere Farben. Für Barben sollte zumindest ein Teil des Bodengrundes aus weichem Fluss-Sand (kein Bausand!) bestehen, denn diese Fische gründeln gerne, durchsuchen also den Sandboden nach verwertbaren Futterpartikeln.

Untereinander und gegen artfremde Fische sind Barben und Bärblinge gewöhnlich friedfertig. Die einzige Ausnahme ist die Sumatrabarbe (früher Barbus oder Puntius tetrazona, heute zur Gattung Puntigrus gehörig; der richtige vollständige Name lautet Puntigrus anchisporus, doch wird es sicher noch Jahrzehnte dauern, bis sich die richtige Bezeichnung im Handel durchgesetzt hat.) Sumatrabarben haben einen extrem ausgeprägten Spieltrieb, der sie veranlasst, an lang ausgezogenen Flossen anderer Fische zu zupfen, z.B. von Segelflossern, Fadenfischen, Schleierguppys etc. Das führt zu Beschädigungen der Flossen, der fortgesetzte negative Stress der belästigten Fische führt zu erhöhter Krankheitsanfälligkeit und u.U. zu deren Tod. Man sollte Sumatrabarben darum nicht mit solchen Fischen gemeinsam pflegen.

Lebenserwartung

In der Natur dürften die meisten kleineren Arten ein zweites Lebensjahr kaum erleben, in menschlicher Obhut können sie aber erstaunlich langlebig sein. Kleine Arten zeigen meist im Alter von 3-4 Jahren erste Vergreisungserscheinungen, mittelgroße mit 5-8 Jahren, größere Arten können sogar Jahrzehnte alt werden.

Größenwachstum

Barben und Bärblinge, deren Endgröße unter 5 cm liegt, werden mit 12-15 Wochen geschlechtsreif und haben dann, je nach Lebensbedingungen, die Hälfte bis 3/4 der Endgröße. Größere Arten (bis 10 cm) wachsen etwas langsamer und sind oft erst im Alter von einem Jahr voll ausgewachsen. Arten, die größer als 10 cm werden, sind meist erst im zweiten bis dritten Lebensjahr fortpflanzungsfähig. Wegen der großen Artenvielfalt informieren Sie sich bitte anhand des Etiketts am Verkaufsaquarium über die maximal erreichbare Endgröße der Sie interessierenden Art.

Besonderheiten

Wegen ihrer Farbenpracht und des lebhaften Wesens sind Barben und Bärblinge Idealfische für Gesellschaftsaquarien. Sie betreiben keine Brutpflege und verteidigen darum auch keine Reviere, sind also friedlich.

Fachliteratur zum Thema Barben finden Sie unter: https://www.animalbook.de/Barben-und-Baerblinge_1