Pistolenkrebse der Familie Alpheidae sind meist marin. Viele Arten sind den Seewasser-Aquarianern gut bekannt. Berühmt ist die Symbiose zwischen Pistolenkrebs-Arten und Schläfergrundeln, die man auch sehr schön im Aquarium beobachten kann.
Dabei betätigt sich der nahezu blinde Pistolenkrebs unermüdlich als Höhlenbaggerer, der die gemeinsame Wohnröhre der beiden Tierarten von dem stets nachrutschenden Sand befreit, während die gut sehende Grundel sich als Wächter betätigt.
Ihren martialischen Namen haben die Pistolenkrebse von der Fähigkeit bekommen, mit der stark vergrößerten, speziell geformten Schere ein knallendes Geräusch zu verursachen. Das ist auch außerhalb des Wassers sehr gut hörbar, unter Wasser kann der Knall einen Fisch betäuben. Das Geräusch erinnert weniger an einen Pistolenschuss, als an das Geräusch einer mit einem Schlag zerspringenden Aquarienscheibe. Ich persönlich schaffte einen marinen Pistolenkrebs wieder ab, nachdem ich mehrmals nachts zutiefst erschreckt in mein Fischzimmer gespurtet war, um zu sehen, welches Aquarium zersprungen sei. Es stellte sich jedesmal als blinder, vom Pistolenkrebs erzeugter Alarm heraus, zerrüttete jedoch nachhaltig mein Nervenkostüm.
Echte Süßwasserarten sind, wie eingangs erwähnt, sehr selten unter den Alpheiden. Aus Westafrika (Niger-Delta und Gabun) wird Potamalpheops haughi (Coutiere, 1906) aus reinem Süßwasser gemeldet (der Gattungsname bedeutet ”Flußbewohnender Alpheus-artiger”, der Artname ist wie bei der nachfolgenden Art ein Widmungsname), P. monodi (Sollaud, 1932) ist ein in Westafrika weit verbreiteter Brackwasserbewohner, der fast bis in reines Süßwasser geht. Zwei weitere Arten existieren im Nigergebiet, eine davon noch unbeschrieben. P. stygicola (Hobbs, 1973) ist eine im Süßwasser lebende, höhlenbewohnende Art aus Mexiko. Ihr Artname bezieht sich auf den Fluss Styx, der in der griechischen Mythologie die Grenze zur Unterwelt der Toten darstellt.
Weitere Arten wurden in der jüngeren Vergangenheit in Australien, Südostasien und Südasien entdeckt und teilweise auch beschrieben. Die Gattung Potamalpheops ist zwar aquaristisch noch nicht in Erscheinung getreten, aber, wie man dieser Auflistung entnehmen kann, zoogeografisch hoch interessant (siehe hierzu auch Anker, 2005).
Aus der Gattung Alpheus Fabricus, 1798 gibt es einige wenige Brackwasserarten und eine Art, die an reines Süßwasser angepasst ist. Der Gattungsname ist aus der griechischen Mythologie entlehnt, Alpheus war ein Flussgott. Die Art A. cyanoteles Yeo & Ng, 1996 ist ein reiner Süßwasserbewohner von der malaiischen Halbinsel. Der Artname bezieht sich auf die blaue Färbung des Telsons und der Uropoden (also des Schwanzfächers). In seiner Heimat bewohnt der Krebs sehr weiches (Leitfähigkeit unter 24 µS pro Zentimeter) und saures Wasser. Bevor erkannt wurde, dass es sich um eine eigenständige Art handelt, wurden Aufsammlungen dieses Pistolenkrebses aus dem Süßwasser als A. paludicola Kemp, 1915 (paludicola = sumpfbewohnend) fehlidentifiziert. Bei letzterer, eng mit A. cyanoteles verwandter Art handelt es sich um einen zwar hochgradig gegen Schwankungen des Salzgehaltes toleranten Brackwasserbewohner, der jedoch selten oder nie reines Süßwasser aufsucht.
Die Eier von Alpheus cyanoteles sind groß, der Krebs gehört dem spezialisierten Fortpflanzungstyp an, bei dem aus den Eiern direkt fertige kleine Abbilder der Eltern entschlüpfen, also keine winzigen, im Meer lebenden Larvenstadien auftreten.
Der Süßwasser-Pistolenkrebs wird gelegentlich für die Aquarienhaltung importiert. Bislang erwiesen sich die hier gepflegten Tiere als empfindlich, und es gelang noch nicht, einen Aquarienstamm der Art aufzubauen. Möglicherweise hängt das mit falschen Wasserwerten bei der Pflege zusammen. Wer das Glück hat, die Art im Zoofachhandel anzutreffen, sollte die Tiere unbedingt in sehr weichem und stark sauren Wasser unterbringen. Untereinander sind die Tiere schlecht verträglich, es kommt immer wieder zu abgezwickten Gliedmaßen. Die Art ist ein Allesfresser.
Frank Schäfer
Literatur:
Anker, A. (2005): Presence of the Alpheid shrimp genus Potamalpheops Powell, 1979 (Crustacea: Decapoda: Caridea) in south Asia, with description of a new species from Sri Lanka. The Raffles Bulletin of Zoology Suppl. No 12: 31-37
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