Blauaugen-Panaque

Der Blauaugen-Panaque besitzt einen dunkelgrauen Körper und – wie sein Name andeutet – schöne blaue Augen. Jeder stimmt darin überein, dass es ein eindrucksvoller Fisch ist. Aber…über welchen Blauaugen-Panaque sprechen wir eigentlich?

Der Blauaugen-Panaque war in den 1980er Jahren ein häufiger und beliebter Aquarienfisch.

Traditionsgemäß wurde der Fisch, den wir als Blauaugen-Panaque gekannt haben, wissenschaftlich als Panaque sutto­norum bezeichnet, eine Art, die von Schultz 1944 unter diesem Namen be­schrie­ben wird. Diese Art stammt aus den öst­lichen und westlichen Zuflüssen des Maracaibo­sees in Venezuela. Ein zweiter Blauaugen-Panaque, dieses mal aus den Cauca und Magdalena Flüssen in Kolum­bien ist eben­falls gut bekannt. Dieser `andere‘ Blauaugen-Panaque wird als P. cochliodon (Steindachner, 1879) bezeichnet. Zusätzlich wird häufig ein `dritter‘ Panaque in der Aquariumliteratur ange­trof­fen: P. suttoni.

Schultz’s „Verdopplung“

Überprüft man die entsprechende Literatur, stellt man fest, dass P. suttoni und P. suttonorum vom selben Autor, Leonard Schultz, im selben Jahr – 1944 – beschrieben wurden. Beschrieb er folglich zwei verschie­dene Fische… oder machte er einen Fehler…oder was? Die Antwort ist interes­sant, weil sie genau zeigt, wie vorsichtig man sein muss, wenn man Tiere und Pflanzen benennt. Wenn ein Fisch nach einem Mann benannt wird, muss der lateinische Name auf einem „i“ enden; wenn er nach einer Frau benannt wird, muss er auf „ae“ enden. Jedoch nannte Schultz die neuen Fische nach einem Herrn und einer Frau Sutton aber listete den Namen unter dem männlichen „Kenn­zeichen“, was selbst­verständlich falsch ist. Die Richtlinien der Nomenklatur geben vor, dass in den Fällen wo ein Fisch nach einem Mann und einer Frau benannt wird, er auf „orum“ enden muss, folglich P. suttonorum anstatt P. suttoni heißen muss. Zwar löst dies das mögliche Durcheinander zwischen diesen zwei Namen, es lässt die andere Frage, ob wir uns mit ein oder zwei Blauaugen-Panaques beschäftigen aber weiter offen.

Blauäugige Unterschiede

In der ursprünglichen Beschreibung von P. suttonorum, wird von dieser Art erwähnt, dass Jungtiere weiße Spitzen in den Brust- und Bauchflossen haben sollen. Von der Rückenflosse wird gesagt, dass sie einen weißen Rand hätte und es gibt einen weißen Balken auf dem Schwanzstiel, d.h. dem Körperteil, wo die Schwanzflosse angesetzt ist. Die Schwanzflosse selbst wird mit einem weiß gefärbten Zentralbereich beschrieben und weißen Flossenstrahl­spitzen; diese Flosse hat auch dunkle Flecke, die auch gegen die allgemein graue Färbung des Körpers wahr­nehmbar sind. Wenn wir jedoch diese Eigen­schaften mit denen der Fische vergleichen, die wir traditionsgemäß als P. suttonorum ange­sehen haben, gibt es einen markanten Unterschied: Wir finden keine weißen Zeich­nungen, auch nicht bei Jungfischen. Der von Aquarianern gepflegte P. sutto­norum ist überall gleich­mäßig grau – außer den blauen Augen selbst­verständlich. Schultz erwähnt übrigens keine blauen Augen, aber seine erwachsenen Belegtiere sind ebenfalls „gleichmäßig gräu­lich; die Bauchhaut düster“. Andererseits, P. cochlio­don ist einheit­lich grau (mit blauen Augen). Infolge­dessen, hat es gegeben… und gibt es immer noch… eine beträchtliche Menge an Aus­einan­dersetzungen betref­fend der tat­säch­lichen Identität der im Aquarium gepflegten Blauaugen-Panaques. Was die Debatte weiter anheizt ist die Tatsache, dass keine Panaques aus der Maracaibosee-Region importiert werden, der Heimat von P. suttonorum. Sie wurde auch nicht von Numrich & Lucanus gefunden als diese 2001 versucht hatten, sie an ihren Originalfundorten wieder zu fangen; auch war dieser Fisch bei den dort ansässigen Fischern nicht bekannt. Folglich glauben viele jetzt, dass der Blau­augen-Panaque, der über viele Jahre inner­halb der Liebhaberei bekannt war, über­haupt nicht P. suttonorum ist, sondern P. cochliodon. Es gibt auch eine (wachsende) Zahl von Leuten mit der Meinung, dass beide „Arten“ tatsächlich nur eine Art sein könnten. „Offiziell“ werden aber beide als verschiedene Arten betrachtet. Trotz dieser Unein­deutigkeit weist der gegen­wärtige Trend in die Richtung, beide Fische als zu einer Art gehörend zu betrach­ten und, da P. cochliodon zuerst beschrieben wurde, ihr Name dann Vorrang vor P. suttonorum hätte.

Seit Jahrzehnten werden Blauaugen-Panaque nur noch vereinzelt und zu hohen Preisen angeboten.

Aquarium-Haltung

Blauaugen-Panaques sind nicht immer einfach in der Eingewöhnungsphase. So­bald diese Zeit jedoch überwunden ist, sind sie langlebige Fische, die über viele Jahre gehalten werden können. Über die Zucht im Aquarium ist bis jetzt nicht berichtet worden, aber dies könnte zur gegebenen Zeit noch kommen. Bedenkt man, dass diese Fische bis zu 30 cm groß werden können, ist ein entsprechend geräumiges Aquarium Voraus­setzung. Die Tiere sollten einzeln gehalten werden, da sie sehr territorial sind. Irgendein Unterschlupf sollte auch zur Verfügung gestellt werden, wo die Fische während des Tages ausruhen können (ihrer Gewohnheit entsprechend sind sie über­wiegend nachtaktiv). Das Wasser sollte gut gefiltert und stark mit Sauerstoff ange­reichert werden. Tropische Tempera­turen im Mittel­bereich (um 24ºC) sind ausreichend. Die Nahrung sollte auf Gemüse basieren, in der Natur fressen Blauaugen-Panaques vor allem Holz. Für die Verdauung ist es wichtig, dass sie auch im Aquarium Holz zum abraspeln erhalten. Eine protein­reiche Nahrung sollte auf jeden Fall vermieden werden.

Panaque sp. L191, die einzige aquaristisch bekannte Panaque-Art mit einer im Jugendkleid weißen Binde auf dem Schwanzstiel. Laut Werner stammt sie aus dem Rio Caguán, einem Zufluss des oberen Rio Caquetá in Kolumbien.

John Dawes


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