AXOLOTL – Ambystoma mexicanum (Teil 1)

Alle Amphibien, die wir so gemeinhin kennen, durchlaufen eine larvale Phase. Daran schließt sich eine allmähliche Veränderung (Metamorphose) an, bei der äußere Kiemen und Flossensäume reduziert werden und sich Lungen entwickeln. Das alles ist mit körperlichen Veränderungen verbunden, wodurch die erwachsenen Tiere deutlich anders aussehen als die Larven.

Soweit die allgemeine Regel. Allerdings hält sich Mutter Natur durchaus nicht immer an ihre Regeln und macht gelegentlich Dinge, die uns Menschen unlogisch erscheinen. Das gilt auch für den Gegenstand dieses Aufsatzes, das Axolotl (Ambystoma mexicanum).

Im englischen Sprachraum nennt man die Familie Ambystomatidae, zu der das Axolotl gehört, Maulwurfsalamander, denn viele Arten leben die meiste Zeit des Jahres unter­irdisch in verlassenen Nagerbauten. Das Axolotl behält zeit Lebens larvale Merkmale. Es hat also äußere Kiemen und einen Flos­sen­saum. Ungeachtet dessen entwickelt es aber Beine, wobei die Vorderbeine etwa zwei Wochen nach dem Schlupf sichtbar werden, die Hinterbeine folgen später; es bekommt auch eine Art Lungen und steigt von Zeit zu Zeit an die Wasseroberfläche, wo es Luft schnappt. Vollständig entwickeln sich die Lungen allerdings nicht – die Geschlechts­organe aber wohl!


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Beim Tigersalamander, Ambystoma tigrinum, kommt Neotenie nur selten vor.

Diese etwas ungewöhnliche Entwicklungs­form wird als Neotenie bezeichnet und ist nicht auf das Axolotl beschränkt. Innerhalb der Gattung, die etwa 32 Arten umfasst (der taxonomische Status einiger Arten ist um­stritten), gibt es mindestens vier neoteni­sche: das eigentliche Axolotl, Andersons Salamander (A. andersoni), der Patzcuaro-Salamander (A. dumerilii) und Taylors Sala­mander (A. taylori). Nicht weniger als 10 weitere Arten können beides. Sie haben neotenische und normale, landlebende Popu­lationen. Die übrigen Arten sind land­lebend, wobei allerdings zwei Arten (A. platineum und A. tremblayi) so unzureichend bekannt sind, dass man es nicht genau weiß.

Interessanterweise kann man die Umwand­lung zur landlebenden Form herbeiführen, indem man dem Aquarienwasser Jod zusetzt. Daraus ist zu folgen, dass die genetisch verankerte Fähigkeit, sich zu einem landlebenden Salamander zu ent­wickeln, grundsätzlich bei allen Arten noch vorhanden ist, aber dieser Mecha­nismus bei den neotenischen Arten sozu­sagen “abge­schaltet” wird. Diese außer­gewöhnliche Eigen­schaft macht das Axolotl für Wissenschaftler und Vivarianer so interes­sant. Hinzu kommt noch die unglaubliche Regenerations­fähig­keit dieses Tiere. Sogar Teile Gehirns und der Wirbelsäule können bei Bedarf wieder­hergestellt werden!

Wildfangtiere des Axolotls stehen weder für die Wissenschaft und schon gar nicht für das Hobby zur Verfügung, denn die Art ist als hochgradig gefährdet von der Weltarten­schutz­union (IUCN) eingestuft. Der Grund hierfür ist das winzige Verbreitungsgebiet, das sich auf die Seen Xochimilco und Chalco an der Südgrenze von Mexiko Stadt be­schränkt (siehe hierzu auch https://www.aqualog.de/blog/der-axolotl-endgueltig-ausgestorben/

Wildfarbenes Axolotl

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Glücklicherweise gibt es etliche Kolonien in Gefangenschaft, weil die Art nunmal so interessant ist und so sind Axolotl jederzeit aus Nachzuchten erhältlich.

Im Hobby ist die Albino-Form populärer, während die Forschung wildfarbige Exem­plare bevorzugt. Die Albinos sind attraktive Tiere mit pinkfarbenen Augen und Kiemen­ästen. Die Tiere können 25-30 cm lang, manchmal auch größer werden. Die Kiemenäste können bei der gemein­samen Pflege mit anderen Arten zum Problem werden. Fische finden sie z.B. unwiderstehlich und das konstante herum­zupfen an den Kiemenästen ist für das Axolotl eine Qual. Andererseits versucht ein Axolotl alles zu verschlingen, was sich bewegt. Es muss nur ins Maul passen. Nun könnte man meinen, Axolotl seien nur einzeln zu pflegen. Ganz so ist es nicht. Man kann mehrere Exemplare ähnlicher Größe beisammen halten, aber das Aquarium sollte ausreichend groß sein.

Für ein Einzelexemplar reicht bereits ein 50-cm-Aquarium. Man halte den Wasserstand niedrig (um 15 cm) und sorge für sauberes Wasser. Axolotl sind zwar bezüglich der Wasserqualität alles andere als anspruchs­voll, trotzdem sollte ein Filter mit einer biologischem Komponente vorhanden sein. Aber nicht übertreiben, Überfilterung ist auch schlecht! Beim Bodengrund ist darauf zu achten, dass die Korngröße entweder zu grob oder zu fein ist, um bei der Nahrungs­aufnahme verschluckt zu werden. Mitgefressener Kies führt manchmal zu Todesfällen. Es ist auch möglich, ganz auf den Bodengrund zu verzichten.

Die Einrichtung des Aquariums kann spartanisch sein und sich auf ein paar Versteckmöglichkeiten in Form von Höhlen oder Röhren be­schränken. Mit Ausnahme laichender Weibchen brauchen Axolotl keine Pflanzen, die im Axolotl-Becken ohnehin meist entwurzelt oder während des Fressens beschädigt werden. Darum braucht das Aqua­rium auch keine besondere Beleuchtung. Zu grelles Licht ist unbedingt zu vermeiden. Die Wassertemperatur sollte im Bereich zwischen 15 und 20°C liegen, allerdings sind sowohl nach oben wie auch nach unten noch einige Grade Spielraum, so lange diese Temperaturen nicht dauerhaft herrschen.

Weißes Axolotl (kein Albino, die Augen sind schwarz!)

Als Futter akzeptieren Axolotls alles, was tierischen Ursprungs ist, egal ob lebend, tiefgefroren, gefriergetrocknet oder Pellets. Lebendfutter wird allerdings bevorzugt. Regenwürmer (Lumbricus) – mehr noch deren aquatischer Vetter Lumbriculus – werden als Delikatessen angesehen, solange sie nur eine Größe haben, die ein Verschlingen noch zulässt.

Erwachsene Axo­lotls nehmen meist Pellets, Jung­tiere füttert man aber besser mit klei­ne­rem Lebend­fut­ter, wie Tubifex, En­chy­träen (nur gele­gentlich, wegen des hohen Fett­gehalts), Artemia, Wasser­flö­hen, Mysis, Weißen Mückenlarven usw..
(wird fortgesetzt)

John Dawes

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