Crenuchus spilurus ist eine weit in Südamerika verbreitete Art. So steht es in den Lehrbüchern. Stimmt das aber auch wirklich? Schaut man etwas genauer hin, so stellt man fest, dass sich die Crenuchus aus Brasilien, Peru, Guyana und Venezuela doch erheblich voneinander unterscheiden.
Gegenwärtig ist aber nur eine einzige Art wissenschaftlich bekannt, nämlich Crenuchus spilurus, der 1863 von A. GÜNTHER aus dem Essequibo River in Guyana beschrieben wurde. Man kann davon ausgehen, dass bei einer Überarbeitung der Gattung einige Arten neu beschrieben werden müssen.
Crenuchus sind recht bemerkenswerte Fische. Die Männchen werden deutlich größer als die Weibchen und entwickeln stark vergrößerte Rücken- und Afterflossen, die bei der Balz oder beim imponieren von Männchen untereinander wie Segel aufgespannt werden können. Dann sehen die Fische wirklich prächtig aus. Die Rückenflosse der Weibchen ist immer zeichnungslos, daran kann man auch schwach entwickelte Männchen gut von Weibchen unterscheiden.
Über das Freileben von Crenuchus, die auf Deutsch gelegentlich als Prachtsalmler oder Segelflossensalmler bezeichnet werden, obwohl diese Bezeichnungen kaum zum allgemeinen Sprachgut gerechnet werden können, ist leider nur wenig bekannt. Sie kommen wohl vornehmlich in kleineren, Schwarzwasser führenden Bächen mit starkem Laubeintrag vor. Da die Männchen im Aquarium eine Rangordnung ausfechten ist anzunehmen, dass sie auch in der Natur in Kolonien leben. Schwarmfische sind es aber keineswegs. Jedes Männchen besetzt ein potentielles Brutrevier, für das entscheidend ist, dass es einen höhlenartigen Unterstand enthält. Hier wird nämlich abgelaicht und dem Männchen obliegt es, die Eier bis zum Schlupf der Jungtiere zu betreuen. Somit pflegt man Crenuchus entweder in größerer Stückzahl in großen Aquarien, die sehr stark strukturiert sein müssen oder aber paarweise. Letztere Pflegeform gelingt auch schon in sehr kleinen Aquarien. Denn obwohl Crenuchus Männchen gut 6 cm lang werden können, sind sie kaum schwimmfreudig und bewegen sich gewöhnlich nur wenige Zentimeter von der Bruthöhle weg.
Man kann Crenuchus im Aquarium mit fast allen üblichen Futtersorten (Trocken-, Lebend- und Frostfutter) ernähren, pflanzliche Kost wird allerdings verschmäht. Aquarium Glaser konnte aus Venezuela zwei Arten Crenuchus importieren, die sich farblich deutlich unterscheiden. Die eine Art sieht C. spilurus ähnlich und hat einen deutlichen, für die Art C. spilurus so typischen Schwanzwurzelfleck in beiden Geschlechtern. Die Männchen entwickeln sehr großflächige Flossen. Die andere Art bleibt etwas kleiner, hat eine rötlichere Grundfärbung, zeigt den Schwanzwurzelfleck nur undeutlich oder gar nicht und hat weniger großflächig entwickelte Flossen. Beide Arten wurden gemischt importiert. Vermutlich stammen sie aus dem Ventuari-Einzug. Ob sie auch in der Natur gemeinsam vorkommen oder nur im gleichen Verbreitungsgebiet, aber unterschiedlichen Gewässern, ist unbekannt.
Trotz ihres bedrohlich wirkenden, recht großen Maules, das wohl Grund für den unpassenden deutschen Gebrauchsnamen „Kleiner Raubsalmler“ war, sind Crenuchus grundsätzlich als friedfertige Fische einzustufen, die man auch gut in Gemeinschaftsaquarien pflegen kann. Allerdings darf die Gesellschaft nicht hektsch oder zu unruhig sein, denn dann gehen Crenuchus unter.
Alles in allem sind Crenuchus wunderschöne und sehr interessante Fische für Kenner, deren Pflege und Zucht nur wärmstens empfohlen werden kann.
Frank Schäfer
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