Die bizarren Krokodilmolche der Gattung Tylototriton gehören zu den schönsten Schwanzlurchen. An ihnen zeigt sich wunderbar, dass sich die deutschen Bezeichnungen “Molch” und “Salamander” bei ausländischen Arten nur sehr bedingt sinnvoll eingesetzt werden können. Leider dürfen Krokodilmolche zur Zeit nicht in die EU importiert werden. Um so wichtiger ist es, die noch vorhandenen Bestände zu vermehren und an möglichst viele Interessenten zur Bestandssicherung zu verteilen.
Ihre deutsche Populärbezeichnung haben diese Amphibien wegen ihrer deutlich hervortretenden seitlichen Warzenreihen, die entfernt an die Art der Panzerung bei Krokodilen erinnert
Abwehrverhalten
Ganz im Gegensatz zu Krokodilen leisten Tylototriton aber nur passiven Widerstand. Beißen kommt für sie nicht in Frage. Werden sie jedoch ernsthaft bedroht, so heben sie ihren Schwanz über den Rücken, wodurch dessen auffällige orange oder rote Unterseite sichtbar wird. Gleichzeitig drücken die Tiere dabei den Rücken durch, wodurch sich die spitzen Enden der Rippen an den Stellen durch die Haut bohren, wo sich dicke Warzen befinden, die zudem ebenfalls oft warnfarben rot oder orange sind. Dadurch tritt ein scharfes, brennend schmeckendes Wehrsekret aus, das vielen potentiellen Fressfeinden gründlich den Appetit verdirbt. Da der Schädel extrem hart und knochig ist, nehmen die Molche selbst dann kaum Schaden, wenn sie von dem Fressfeind bereits halb verschlungen waren und wegen des Wehrsekretes wieder herausgewürgt werden.
Molche oder Salamander?
Einen wirklichen Unterschied zwischen Molchen und Salamandern gibt es nicht. Im deutschsprachigen Raum nennt man die landbewohnenden Schwanzlurche Salamander, diejenigen, die zur Laichzeit eine zeitlang im Wasser leben, Molche. Demnach sind Tylototriton Molche und der Name “Krokodilmolch “ gut gewählt. Bis zum Jahr 2011 waren 9 Arten allgemein bekannt, von denen eine (T. asperrimus) gelegentlich auch in der nah verwandten Gattung Echinotriton geführt wurde und der Status einer weiteren (T. shanjing) umstritten war: manche Wissenschaftler sahen in ihr nur eine Form von T. verrucosus, andere eine gute Art. Inzwischen ist die Anzahl beschriebener akzeptierter Arten auf 30 angestiegen (siehe: https://amphibiansoftheworld.amnh.org/index.php/Amphibia/Caudata/Salamandridae/Pleurodelinae/Tylototriton), so richtig blickt man im Hobby da nicht mehr durch. Da sich etliche Arten sehr ähnlich sehen, ist es ungemein wichtig, niemals Tiere unterschiedlicher Herkunft zu verpaaren, da die Gefahr groß ist, sonst unabsichtlich Hybriden zu erzeugen.
Natürliches Vorkommen
Krokodilmolche kommen heutzutage ausschließlich in Asien vor, doch gab es sie in vorhistorischer Zeit (im Miozän, begann etwa vor 23 und endete etwa vor 5 Millionen Jahren) auch in Mitteleuropa. Das westlichste Vorkommen von T. verrucosus liegt in Darjeeling in Indien, die östliche Verbreitungsgrenze liegt in Vietnam, von wo mit T. vietnamensis eine erst 2005 wissenschaftlich beschriebene Art stammt. Die meisten Arten finden sich in China in den Provinzen Yunnan und Sichuan. Als Gebirgstiere folgen Tylototriton demnach ganz grob verallgemeinert den Ausläufern des Himalaya. T. taliangensis wurde bis in 3000 m NN gefunden! Während der Landphasen leben die Tiere in feuchten Habitaten, dabei kann es sich sowohl um Wälder wie auch um offene Landschaften handeln, jedoch findet man die Tiere meist in Gewässernähe. An Land leben die Tiere vereinzelt, doch findet man sie in der Fortpflanzungszeit oft zu hunderten dicht beieinandersitzend, ohne dass ein territoriales Verhalten zu beobachten ist.
Krokodilmolche im Terrarium
Es wurde bereits erwähnt: Krokodilmolche haben jedes Jahr zwei vollkommen unterschiedliche Lebensphasen, eine an Land und eine im Wasser. Anders als unsere einheimischen Molche legen Tylototriton aber keine spezielle Wassertracht an. Entsprechend gibt es zwei grundsätzliche Methoden, diese schönen Tiere zu pflegen: man kann sie während der Landphase relativ (!) trocken in reichlich mit Moospolstern ausgestatteten Terrarien pflegen und nach der Winterruhe einfach in ein Aquarium umsetzen (Achtung: zunächst flacher Wasserstand, sonst können die Tiere ertrinken!). Oder man pflegt die Molche in Aqua-Terrarien mit großem Wasserteil und überlässt es den Tieren selbst, wann sie ins Wasser wollen. Eine mehrwöchige Ruhephase bei Temperaturen um 10°C (z.B. November – Januar) ist aber in jedem Fall notwendig, sonst züchten die Tiere nicht.
Diese Gebirgstiere sind erstaunlich temperaturtolerant. Gewöhnlich gilt ja als oberste Grundregel der Schwanzlurchpflege: Temperaturen über 20°C sind von Übel und zu meiden. Dennoch werden von Tylototriton kurzzeitig auch Temperaturen bis 25°C ertragen, ohne dass die Tiere Schaden nehmen. Das ist besonders für die Quarantäne-Zeit (die selbstverständlich sein sollte) nach dem Neuerwerb von Tieren wichtig, denn einfache Temperaturerhöhung auf 25°C über 10 Tage tötet den gefürchteten Chytridpilz Batrachochytridium salamandrivorans (kurz: Bsal) oder Salamanderfresser, der höchstwahrscheinlich auch der Auslöser der Molchpest ist, sicher ab.
Zucht
Das Fortpflanzungsverhalten von Krokodilmolchen ist sehr interessant und stellt eine Mixtur aus dem bei Wassermolchen (Triturus s. l.) und bei Rippenmolchen (Pleurodeles) zu beobachtenden Verhalten dar. Wie bei Triturus wedeln die Männchen zunächst mit dem Schwanz Lockstoffe zu den Weibchen. Anschließend umklammern die Tiere wie bei den Rippenmolchen die Weibchen von unten mit den Vorderbeinen unter den Achseln, nehmen sie also sozusagen Huckepack. In dieser Stellung übertragen die männlichen Tiere direkt den Samenkegel, die sogenannte Spermatophore, in die Kloake de Weibchens. Die Eier werden später ohne die Anwesenheit des Männchens an Gegenstände (Äste, Steine, Pflanzen) unter Wasser abgelegt, die Eizahl beträgt bis zu 200. Die Larven brauchen unter naturnahen Bedingungen (Wassertemperaturen unter 20°C) gut ein Jahr bis zur Metamorphose. Sie sind dann etwa 5-7 cm lang. Während der Larvenphase können die Molche gut mit handelsüblichen Frostfuttersorten für Zierfische (zunächst Cyclops, später Rote Mückenlarven etc.) gefüttert werden.
Auch die Ernährung der erwachsenen Tiere – sie werden ca. 15 cm lang – ist im Prinzip leicht, sie fressen die üblichen Würmer, Schnecken und weichen Insekten und deren Larven, allerdings sind die Tiere an Land sehr träge und versteckt lebend, so dass der Pfleger leicht den Überblick verlieren kann, ob die Molche auch wirklich Nahrung annehmen.
Frank Schäfer
Lexikon zum Blog Krokodilmolche
Echinotriton: bedeutet “Igel-Triton”
Tylototriton: bedeutet “schwieliger Triton”; Triton ist eine andere Molchgattung.
asperrimus: bedeutet “sehr rauh”
kweichowensis, taliangensis, vietnamensis, wenxianensis: nach den Fundorten benannt.
shanjing: bedeutet “Berggeist”
verrucosus: bedeutet “warzig”
Hallo
Ich finden die Beschreibung sehr toll und hilfreich aber mich würde sehr stark interessieren ob man für diese Tiere Cites Papiere benötigt?
Würde mich sehr über eine Antwort freuen.
Mfg. Markus
Hallo Markus,
ja, alle Krokodilmolche fallen unter CITES Anhang II, dürfen also nur mit den entsprechenden Nachweisen gehalten und gehandelt werden.
Viele Grüße
Frank
Eine Meldepflicht besteht ,aber Cites Papiere sind derzeit nicht erforderlich. Da ich einige Arten Tylototriton halte ,suche ich immer Halter einiger speziellen Unterarten. Gibt es da vielleicht Kontaktmöglichkeiten ?
MfG Ralf