Die natürlichen Lebensräume der meisten Aquarienfische liegen in mehr oder weniger waldreichen Gebieten. Das Laub der Bäume ist die Basis der Nahrungskette in diesen ansonsten sehr nährstoffarmen Gewässern.
Laub gehört deshalb in nahezu jedes Aquarium, vielleicht mit Ausnahme von Malawi- und Tanganjikasee-Aquarien. Doch sogar dort entfaltet Laub – mäßig verwendet – heilsame Eigenschaften.
Es begann mit Catappa
Die günstigen Eigenschaften von Laub waren den Urvätern der Aquarienkunde um 1860 bereits geläufig. Doch genau wie in vielen anderen Bereichen ging dieses Wissen mit der Zeit verloren. Erst vor rund 10 Jahren begann man, sich des alten Wissens zu erinnern. Die Berufszüchter in Südostasien benutzten die großen, sich nur langsam zersetzende Blätter des Seemandelbaums (Terminalia catappa), um sensible Fische zu stabilisieren. Catappa-Blätter wurden auch dem Transportwasser beigefügt. So wurde man hierzulande auf die Blätter aufmerksam und stellte schnell fest, wie nützlich sie im Aquarium sind.
Wunderbare Vielfalt
Seemandelbaum ist vielleicht das heutzutage bekannteste, aber keineswegs das beste oder gar das einzige Laub, das im Aquarium Verwendung finden kann. Viele andere Laubsorten – allen voran die Rotbuche (Fagus sylvatica) – haben ganz wunderbare Eigenschaften, die den Fischen zugute kommen. Die sekundären Pflanzenstoffe führen zu einer Stärkung der Immunkraft allgemein und einer Kräftigung der Haut im Speziellen. Durch den letzteren Effekt steigt die Widerstandsfähigkeit selbst hochempfindlicher Fische gegen Krankheitserreger um ein Vielfaches.
Über das Wasser und durch den Magen
Eine große Viefalt an Blättern kann und sollte im Aquarium eingesetzt werden. Die Blätter großer Eichen (Quercus sp.) enthalten Gerbsäuren, die pilzhemmend wirken; Walnuss-Laub (Juglans sp.) wirkt gegen krankmachende Bakterien. Birke (Betula sp.) verwendet man gegen Geschwüre. Fast immer benutzt man Herbstlaub, da grünes Laub andere Wirkstoffe und viel Zucker enthält. Der Zucker kann zu unangenehmen Effekten (Wassertrübung etc.) führen. Doch manchmal nutzt man den Zuckergehaltt auch aus. Grünes Walnuss-Laub ist z.B. ein fantastisches Futtermittel für L-Welse, Garnelen und Krebse. Grüne Birke ist als Medizinalpflanze wirksamer als als Herbstlaub. Man brüht einen Tee aus ihren Blättern, den man in das Aquarium gibt.
Nicht vergessen sollte man, dass selbst der Magen-Darm-Trakt fleischfressender Fische, wie Zwergbuntbarschen (Apistogramma sp.), in der Natur zum größten Teil mit Detritus, also zersetzten pflanzlichen Überresten (meist Laub!) gefüllt ist. Selbst wenn der Nährwert dieses Detritus gering ist, die schützenden Eigenschaften enthält auch er. So treten viele Magen-Darm-Erkrankungen bei Fischen, die Laub im Aquarium angeboten bekommen, praktisch nicht mehr auf.
Laub, ganz gleich, welcher Art, ist selbstverständlich kein Allheilmittel. Aber sehr viele Probleme entstehen erst gar nicht, wenn Laub im Aquarium verwendet wird. Und vorbeugen ist immer besser als heilen!
(wird fortgesetzt …)
Frank Schäfer
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