
Unter den Baumarten der Nordhalbkugel nehmen die Birken (Betula) einen bedeutenden Platz in der traditionellen Volksmedizin ein. Zeitweise galt der Baum als heilig, wurden Birkenprodukte bis in das Hochmittelalter nahezu als Universalheilmittel eingesetzt. Jedoch auch in der modernen, zeitgenössischen Medizin wird die Wirksamkeit der Birkenblätter von der Schulmedizin offiziell anerkannt.

In Mitteleuropa gibt es vier heimische Birkenarten: die Hänge- oder Warzenbirke (Betula pendula), die Moor- oder Haarbirke (B. pubescens), die Strauchbirke (B. humilis) und die Zwergbirke (B. nana). Die beiden ersteren sind Bäume und allgemein verbreitet, die beiden letzteren bei uns sehr seltene und geschützte Eiszeitrelikte, die nur strauchartig wachsen. Für die Laubernte werden nur die beiden Bäume genutzt, die übrigens gar nicht so leicht auseinanderzuhalten sind. Für unsere Zwecke ist die Artzugehörigkeit nicht bedeutend, weshalb hier nicht weiter auf die Artunterschiede eingegangen wird, aber vielleicht nutzen Sie ja diese Zeilen als Anregung, einmal botanisieren zu gehen und die Birken in Ihrer Umgebung zu bestimmen.

Medizinische Anwendungsgebiete
Beim Menschen wird Birkenlaub heutzutage therapeutisch bei entzündlichen Erkrankungen des Urogenitaltraktes und in der Oedemtherapie angewendet. Es wirkt mild, aber sehr effektiv entwässernd. Dieser Effekt ist bei Aquarienfischen von untergeordneter Bedeutung. Hier interessieren vor allem die entzündungshemmenden und hautheilenden Eigenschaften, die in der Kosmetik übrigens auch zur Verwendung von Birke führen: Birkenhaltiges Shampoo wird bei Schuppen und zur Kopfhautbelebung hergestellt.
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Über historische Anwendungsgebiete informiert ausführlich Norbert Lagoni in der von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft herausgegebenen Schrift ”Beiträge zur Sandbirke LWF-Bericht Nr. 28” aus dem Jahr 2000. Hier werden folgende traditionelle Anwendungsgebiete von Birkenprodukten – nicht nur Laub, sondern auch Rinde, Birkenwasser, Harz und Birkenwein – genannt: bei Sumpffieber, Magen- und Darmleiden, Gicht, Gelbsucht, Harnverhalten, rheumatischen Beschwerden, Wurmerkrankungen und Parasitenbefall, Hauterkrankungen, Mundfäule, Krätze, Haarausfall und Schuppenbildung.
Bei Aquarienfischen finden grün gepflückte, getrocknete Birkenblätter Anwendung in der Teemischung (siehe hier: https://www.aqualog.de/blog/suesswasser/heilkraeuter-fuer-fische/). Da sich das gesamte Feld der Pflanzenheilkunde für Aquarienfische noch im Experimentierstadium befindet, können wir hier leider keine wissenschaftlich fundierten Anwendungen beschreiben; die Erfahrung zeigt jedoch, dass bei Anwendung der Teemischung im Großhandel bei frisch importierten Fischen eine deutliche Verbesserung des Allgemeinzustandes der Tiere (weniger Flossenklemmen, Schaukeln oder andere Unwohlseinsbekundungen, aktiveres Schwimmen und mehr Balzverhalten) zu verzeichnen ist, verglichen mit Kontrollgruppen der gleichen Fischart aus den gleichen Importen, bei denen keine Teemischung zugegeben wurde.

Weitere Anwendungen
Herbstlaub der Birke ist ein gutes Zusatzfutter für Garnelen, Krebse und Krabben. Auch für ”normale” Aquarien kann und sollte man Herbstlaub aller Art in geringen Mengen stets im Aquarium haben. Es dient während des mikrobiologischen Abbaus als Zusatzfutter für Fische, danach als idealer Pflanzendünger; zusätzlich gibt Herbstlaub günstig wirkende, sekundäre Pflanzenstoffe an das Wasser ab. Der pharmazeutische Effekt von Birken- Herbstlaub ist aber wohl nur gering.

Frank Schäfer