Schmetterlingsbarben: Enteromius hulstaerti und Co.

Im Kongo gibt es eine Gruppe von Zwergbarben, die wegen ihres possierlichen Aussehens unter dem Namen “Schmetterlingsbarben” zusammengefasst werden. Keine von ihnen wird größer als 3 cm.

Lange nicht verfügbar

Obwohl die ersten Schmetterlings­barben schon in den 1960er Jahren nach Europa kamen und man auch damals schon das Geheimnis ihrer Vermehrung lüftete, verschwanden sie wieder aus den Aquarien. Ihre Vermehrung ist zu uneffektiv für Berufszüchter. Und dann kam der Malawi- und Tanganjika-Boom, der viele Barben und Salmler aus den Becken fegte, denn die breite Mehrheit der Aquarianer war nur noch bereit, für Buntbarsche aus den großen Grabenseen tiefer in die Tasche zu langen.

Enteromius hulstaerti, Männchen. Diese Art hat die buntesten Flossen.

Enteromius hulstaerti, Weibchen

Keine Mode hält ewig, doch als man sich wieder auf diese kleinen Juwelen besann, war es unmöglich, sie zu beschaffen. Der entsetzliche Bürgerkrieg im Kongo machte die Fundgebiete unzugänglich.

Erst vor wenigen Jahren (2006) gelang es erstmal Roland Numrich von Mimbon-Aqua­rium, Köln, wieder Schmetterlings­barben zu importieren. Er stellte sie auf der Interzoo in Nürnberg aus, wo sie großes Aufsehen erregten. Wenig später konnten auch Aqua­rium Glaser und andere die Tiere impor­tieren.

Die anfängliche Hysterie um die Fische hat sich jetzt zwar wieder etwas gelegt und die Importe kommen regelmäßiger herein. Dennoch bleiben Schmetterlingsbarben ver­gleichsweise teure Fische. Denn die Fanggebiete sind nur mit großem logistischen Aufwand zu erreichen und an einer Tatsache hat sich bis heute nichts geändert: die Fischchen sind ziemlich unproduktiv und damit für Berufszüchter uninteressant.

Enteromius candens, Männchen in Erregung. Der mittlere seitliche Fleck dehnt sich aus.

E. candens, Männchen, neutrale Stimmung

Enteromius candens, Weibchen

Die Arten

Bis heute sind drei Arten Schmetterlings­barben wissenschaftlich beschrieben: Enteromius candens, E. hulstaerti und E. papilio. Zwei weitere Arten wurden bereits bekannt (s. Schliewen, 2006), so dass es mindestens 5 Arten gibt, von denen 3 derzeit im Handel zu haben sind.

Alle Arten sehen einander außerordentlich ähnlich und sind wohl nur in Lebendfärbung sicher voneinander zu unterscheiden. Es ist auch keineswegs sicher, dass die hier benutzten Bestimmungen wirklich zutreffen, denn übereinstimmend berichten alle Reisenden in Sachen Fischen, dass es in jedem Bach unterschiedlich aussehende Populationen von Schmetterlingsbarben gibt. Vermutlich sind das alles auch verschiedene Arten und es wird bei einer künftigen Revision notwendig sein, von den Typenfundorten frisches Lebendmaterial zu beschaffen, um ganz sicher zu gehen, auf welche Arten sich die bereits vergebenen wissenschaftlichen Namen beziehen. Die drei in diesem Aufsatz vorgestellten Arten wurden aktuell von Aquarium Glaser importiert. Leider kommen die Tiere gelegentlich gemischt und es ist dann nicht leicht, die passenden Weibchen auszusortieren.

Enteromius sp. “Lompole”, balzendes Männchen.

Enteromius sp. “Lompole”, Männchen in neutraler Stimmung. Diese Art bleibt sehr schlank und klein.

Enteromius sp. “Lompole”, Weibchen.

Die Zucht

Außer ihrer hübschen Färbung macht auch ihre Vermehrungsmethode die Schmetter­lings­barben interessant. Anders als alle anderen Kleinbarben sind diese Arten näm­lich kein Frei- oder Haftlaicher, sondern legen ihre Eier in den Bodengrund ab, ganz ähnlich wie viele Killifische, mit den sie auch ihren Lebens­raum in der Natur teilen!

Und genau wie bei den Killifischen brauchen zumindest manche Eier ungeheuer lang zur Entwicklung. Obwohl berichtet wurde, dass manchmal die Jungen schon nach drei Tagen schlüpften, dauert es doch meist um zwei Wochen. Und in noch einem Detail unterscheiden sich Schmetterlingsbarben von ihren Vettern: sie laichen nur bei 21-23°C. Andere Barben züchten ab 26°C aufwärts.

Frank Schäfer

Literatur:

Evers, H. (2007):  Gelungen: die Nachzucht der Schmetterlingsbarbe Barbus hulstaerti. Amazonas 3 (1): 52-57

Sans, W. (1962): Barbus candens (Nichols et Griscom). Datz 10 (9): 264-266

Schliewen, U. (2006): Barbus hulstaerti. Schmetterlingsbarbe wieder eingeführt. Datz 59 (7): 40

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Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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