Corydoras tukano und Corydoras desana

Die Artenvielfalt bei den Panzerwelsen lässt sich kaum noch überblicken. Zu den schönsten, noch relativ neuen Arten im Aquarium gehört Corydoras tukano aus Brasilien. Dieser ”Panda” unter den Panzerwelsen wurde nach dem Tukano-Volk benannt, auf dessen Territorium die Art lebt. Corydoras tukano ist eine kleine Art (ca. 5 cm), bei der die Männchen deutlich größere Flossen entwickeln als die Weibchen.

Der ”Langschnäuzer” zu Corydoras tukano ist eine erst kürzlich wissenschaftlich beschriebene Art: Corydoras desana. Zuvor kannte man ihn im Hobby als Corydoras sp. „Glaser“, C. sp. „Tukano Longnose“ oder C. sp. CW 11. Belegte Vorkommen gibt es bislang nur aus einem Fluss im Einzug des Rio Tiquié (der wiederum ein Zufluss des Rio Uaupés ist, der zum oberen Rio Negro-Einzug gehört). Dieser Fluss heißt Igarapé Catanha. Der Artname „desana“ bezieht sich auf eine Ethnie, die entlang dieses Flusses lebt und sprachlich und kulturell eng mit dem Volk der Tukano verwandt ist.

Corydoras desana

Streng genommen ist Corydoras desana ein Sattelschnäuzer, kein Langschnäuzer. Diese Art gehört derzeit sicherlich zu den be­gehrtesten Panzerwelsen überhaupt, denn sie ist im Handel extrem selten und teuer. Selbstverständlich sind diese Tiere in der Natur nicht im eigentlichen Wortsinn selten, aber sie leben einzeln und sind sehr scheu, so dass in einem Zeitraum, in dem man tausende von Corydoras tukano fangen kann, nur ein oder zwei Exemplare von C. desana ins Netz gehen. Auch Aquarium Glaser kann die Art immer nur in wenigen Exemplaren importieren …

Der Sinn dieser Mimikry – also warum völlig verschiedene Arten einander farblich nachahmen – wurde erst in jüngster Zeit geklärt. Fischfressende Vögel und Raubfische meiden Panzerwelse künftig, wenn sie die kratzigen Tiere einmal heruntergeschluckt haben (falls sie sie nicht ohnehin vorher wieder ausspucken). So profitieren auch artfremde Tiere mit sehr ähnlichem Aussehen davon, wenn ein Räuber lernt, dass ”Panzerwels”  nicht schmeckt.

Corydoras reynoldsi

Es gibt ein Artenpaar in Kolumbien, dass sehr ähnlich zu C. tukano und C. desana ist, nämlich Corydoras reynoldsi und dessen Langnase. Der Sattelschnäuzer ist in diesem Falle wissenschaftlich noch unbeschrieben. Ian Fuller vergab an ihn die Codenummer CW 12.

Corydoras sp. „reynoldsi longnose“, CW 12

Corydoras reynoldsi gehört in die unmittelbare Verwandtschaft von C. tukano, während die beiden Langnasen am nächsten mit C. ellisae und C. septentrionalis verwandt sein dürften.

Frank Schäfer


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Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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