(fs) Der Paletten-Doktorfisch (Paracanthurus hepatus) gehört zu den beliebtesten Doktorfischen im Meerwasseraquarium. Das hat mehrere Gründe: seine bunten Farben, die vergleichsweise geringe Endgröße (meist um 20 cm, maximal 30 cm) und das für Doktorfischverhältnisse friedliche Temperament. Nach Angaben des „National Geographic“ gehört P. hepatus zu den 10 beliebtesten Meerwasserfischen in den USA, dem weltweit größten Markt für Meerwasserfische.
Im Disney-Animationsfilm „Findet Nemo“ trat ein Paletten-Doktor unter dem Namen „Dory“ auf, dessen eigenes, abendfüllendes Sequel „Findet Dorie“ (im deutschen mit -ie, im Original mit -y) jetzt in die Kinos kommt. Leider können viele Menschen offenbar nicht zwischen Fantasie und Wirklichkeit unterscheiden und halten es zumindest für möglich, dass Fische denken und handeln können wie die Zeichentrickfiguren. Dieser fundamentale Irrglauben kostetet schon sehr vielen Fische das Leben…
Bislang sind alle Paracanthus im Handel Wildfänge. Die Art ist zwar nicht bedroht, lokal sind jedoch bei sehr großer Nachfrage – wie sie der Film auslösen könnte – durchaus Auswirkungen auf die Bestände möglich. Viel bedeutender ist aber, dass offenbar gerade bei dieser Art die Versuchung für die Fänger groß ist, mit Betäubungsgift – einer Blausäure-Verbindung (Cyanid) – zu arbeiten. Das hat schlimme Auswirkungen. Erstens vergiftet das Cyanid langfristig die Fischer und ihre Familien, denn sie essen die Tiere, die bei dieser Fangmethode sterben. Zweitens ist die Überlebensprognose von mit Cyanid gefischten Tieren schlecht, sie sterben oft noch Monate später an den Langzeitfolgen der Vergiftung. Und drittens werden zahlreiche andere Tiere im Riff mitvergiftet und sterben.
So ist es ein toller Erfolg, dass es nun in den USA erstmals gelungen ist, Paletten-Doktoren unter Aquarienbedingungen nicht nur zum Ablaichen zu bringen, sondern auch vollständig aufzuziehen. Es gelang laut National Geographic dem Zoologen Kevin Barden vom University of Florida Tropical Aquaculture Lab, zusammen mit Rising Tide Conservation. Barden ist begeisterter Aquarianer von Kindesbeinen an, sicherlich eine Grundvoraussetzung für diesen Erfolg.
Der Originalartikel ist hier zu finden:
http://news.nationalgeographic.com/2016/07/wildlife-blue-tang-aquarium-trade/
Einen ausführlichen Artikel über die auf der Interzoo 2016 vorgestellten Meerwassernachzuchten mit Argumenten Pro und Contra zu Nachzuchten finden Sie im demnächst erscheinenden ersten Bookazine von Aqualog!
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