Mini-Phalaenopsis für das Regenwaldterrarium

Orchideen sind eine der artenreichsten Familie der Pflanzen überhaupt. Es gibt über 1.000 Gattungen mit 15.000 bis 30.000 Arten. Als Terrarienpflanzen spielen sie jedoch kaum eine Rolle, was ganz verschiedene Gründe hat. Das könnte sich aber ändern.

Großblütige Phalaenopsis-Hybriden sind schöne Zimmerpflanzen, für das Terrarium eignen sie sich weniger.

Einer der wichtigsten Gründe dafür, dass Orchideen so selten im Terrarium ge­pflegt werden, liegt darin, dass viele der regelmäßig im Pflanzenhandel erhältlichen Arten einer jahreszeitlichen Rhythmik unter­liegen. Das bedeutet, sie brauchen, um zur Blüte zu gelangen, eine relativ trockene, oft auch kühle Ruhephase. Das entspricht zwar auch den natürlichen Ver­hältnissen vieler in Feuchtterrarien ge­pflegter Tiere, doch brauchen diese die Trockenphasen nicht unbedingt; der Pfleger von de­korativ bepflanzten Terrarien möchte zudem ganzjährig etwas von seinen Pfleg­lingen haben. Die Orchideen im normalen Handel, die ein ganzjährig feuchtes Klima gut vertragen, werden für normal dimensionierte Terrarien schlicht zu groß. Es sieht unschön aus, wenn 60 cm lange Blütenrispen das ganze Becken dominieren. Zwar gibt es auch viele Zwergarten unter den Orchideen, die das Klima in Feuchtterrarien gut vertragen könnten, doch sind das botanische Kostbarkeiten, die man eher in Spezialbehältern pflegt und nicht dem Risiko aussetzen möchte, von Reptilien oder Amphibien zertrampelt oder von deren Futtertieren angefressen zu werden.

Miniatur-Phalaenopsis sind ausgezeichnete Terrarienpflanzen.

Phalaenopsis – die ideale Terrarienorchidee
Seit einigen Jahren findet man im Blumenhandel und sogar in den Pflanzenabteilungen von Bau- und Supermärkten Miniaturformen von Phalaenopsis, auf deutsch Malaienblume oder Schmetterlingsorchidee genannt. In der Natur kommen etwa 100 Arten und na­tür­liche Hybriden vor, die Anzahl der in Kultur befindlichen Formen ist kaum zu über­schauen. Angeblich sind bereits 25.000 Sorten und Hybriden offiziell registriert, zu denen jährlich 200-300 weitere hinzu­kom­men. Die Mehrzahl der Pflanzen im nicht spezialisierten Handel sind allerdings namen­lose Kreuzungen, was allerdings nicht heißt, dass sie nicht auch sehr schön sind.
Phalaenopsis sind epiphytisch wachsende Pflanzen, d.h. sie wurzeln nicht im Erdreich, sondern wachsen als Aufsitzerpflanzen auf Bäumen, seltener auch auf Felsen. Ihre Ur-Heimat ist Südostasien bis nach Queensland in Australien. Die größte Artenvielfalt kennt man von den Philippinen und Indonesien. Alle Arten fallen unter das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) und sind hier auf Stufe 2 gelistet.
Schon lange ist bekannt, dass Phalaenopsis sich im Prinzip gut in Feuchtterrarien pflegen lassen. Doch leider bestand immer das eingangs geschilderte Problem der langen Blütenrispen und der im Terrarium überdi­men­sioniert groß wirkenden Blüten.

Auch bei Mini-Phalaenopsis gibt es reichlich verschiedene Blütenfarben und -formen.

Mini-Phalaenopsis
Dieser Mangel ist durch die Erschaffung der Mini-Phalaenopsis behoben. Sie ent­wickeln nur etwa 7 cm lange Blätter, die Blütenrispe wird etwa 10 cm lang, die Blüten haben 2-3 cm Durchmesser. Somit passen diesen entzückenden Zwerge in so ziemlich jedes Feuchtterrarium, vom Nano-Becken bis zum Großraumdschungel.

Kleines Feucht-Terrarium (40 x 20 x 20 cm) mit Mini-Phalaenopsis. Die Orchideen sind gut angewachsen und bedürfen keines künstlichen Haltes mehr. Die grüne Farbe der fleischigen Luftwurzeln zeigt, dass hier Photosynthese stattfindet.

Grundsätzliches zur Terrarienpflege
Im Terrarium wird man Phalaenopsis genau so pflegen, wie sie in der Natur wachsen: als Epiphyten. Dazu nimmt man die Pflanzen aus dem Topf und entfernt sorgfältig das Pflanzmaterial, wobei man peinlich daruf achten muss, die dicken, fleischigen Wurzeln der Orchidee nicht zu beschädigen. Diese dürfen auch keinesfall eingekürzt werden. Über die Wurzeln erfolgt die gesamte Wasser- und Nährstoffaufnahme des Pflanze. Im Falle der Mini-Phalaenopsis enthalten die Wurzeln auch Chlorophyll, sie sind also grünlich, was zeigt, dass hier auch Photosynthese getrie­ben wird. Die Hauptschwierigkeit besteht darin, die Pflanze an ihrem neuen Standort zu befestigen, ohne dabei die Wurzeln oder andere Teile der Orchidee zu quetschen, was zu Fäulnis und zum Verlust der Pflanze führen würde. Hier ist Geschicklichkeit gefragt. Auch wenn es nicht schön aussieht, eignen sich Kabelbinder ganz gut zu diesem Zweck. Man entfernt sie, wenn die Pflanze neue Wurzeln gebildet hat, die dann am Holz anhaften.
Das benötigte Wasser erhält die aufge­bundene Orchidee durch Sprühen. Man ver­wende dazu immer weiches Wasser (Regen­wasser oder destilliertes Wasser), dem man nach Vorschrift Orchideendünger (auf keinen Fall normalen Blumendünger!) bei­mischt. Das Sprühen muss so erfolgen, dass kein Wasser längere Zeit auf den Blättern oder in den Blattachseln stehen bleibt, denn das würde zu Fäulnis führen. Die Mini-Phalaenopsis ist also ein guter Indikator dafür, ob es mit der Luftzirkulation im Terrarium auch gut klappt.
Ist die Pflanze abgeblüht, sollte man den Blütenstengel nicht ganz zurückschneiden, sondern nur bis zum nächsten “ruhenden Auge”. Das sieht aus wie eine kleine Schuppe am Blütenstiel. Dort schiebt die Orchidee eine neuen Blütentrieb und zwar wesentlich schneller, als wenn man den Blütenstiel völlig zurückschneidet.

Ein weiteres Einrichtungsbeispiel, hier mit Waldsimse (Luzula) und einem kleinen Farn. Beckengröße 40 x 20 x 20 cm.

Licht und Temperatur
Das Lichtbedürfnis von Mini-Phalaenopsis ist mäßig. Sie wurden gezüchtet, um als Zim­mer­pflanzen zu überleben. Der Standort im Terrarium ist darum so zu wählen, dass die Pflanze nur Leuchstoffröhren-Licht erhält, wobei ca. 20W Neonlicht bzw. ca. 8 W LED-Licht (also 1 handelsübliche Röhre) auf 60 cm Beckenlänge bereits ausreichen. Werden Reptilien gepflegt, die einen Spot und/oder UV-Licht benötigen, so sollte die Orchidee möglichst weit entfernt von diesen Strahlungsquellen aufgebunden werden, sonst drohen Verbrennungsschä­den.
Als tropische Pflanzen sind Mini-Phalaen­opsis nicht frosthart. Die in Wohnräumen übliche Mindesttemperatur von 16-18° nachts wird aber gut vertragen, tagsüber darf die Temperatur auf bis zu 28°C steigen.

Detail der Mini-Phalaenopsis vom Bild darüber. Sie wächst hier auf der aus Kiefernrinde modellierten Rückwand. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war das Terrarium 1,5 Jahre in Betrieb.

Frank Schäfer

Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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