
Nano-Terrarien (aus dem lateinischen nanus = klein) eignen sich zur Pflege und Zucht für eine Vielzahl von Wirbellosen Tieren. Es gibt jedoch auch einige Amphibien und Reptilien, die sich hervorragend für die Unterbringung in Nano-Terrarien eignen. Vor allem für Quer- und Neueinsteiger in das Hobby Terraristik sind Nano-Terrarien von großem Reiz, denn mit ihnen lässt sich ohne großen finanziellen und Platzaufwand testen, ob diese Sparte der Tierpflege das richtige für einen ist. Und natürlich sind all dies auch wichtige Argumente für Kinder und Jugendliche!
Grundsätzliche Überlegungen

Chinesische Rotbauchunke (Bombina orientalis), ein Klassiker für Nano-Terrarien.
Eine der wichtigsten Regeln der Wildtierhaltung besteht darin, dass ein Gehege, Aquarium oder Terrarium immer so groß wie nötig und so klein wie möglich sein sollte. Sind die Becken zu groß, verlieren die Tiere ihre Scheu vor dem Menschen nicht und jede Annäherung des Pflegers wird zu einer gewaltigen Stressituation für das Tier. Sind die Becken zu klein können die Tiere ihre angeborenen Verhaltensweisen nicht ausleben und verarmen geistig. Hinzu kommen bei extremem Bewegungsmangel Erkrankungen des Stoffwechsels. Im Falle der Nano-Terrarien liegt die besondere Schwierigkeit des Betriebes in der Einstellung des für die Pfleglinge richtigen Mikroklimas. Alle Reptilien und Amphibien, zu deren dauerhaften Gesunderhaltung ein großes Temperatur- oder Feuchtigkeitsgefälle innerhalb des Terrariums nötig ist, scheiden darum für Nano-Terrarien aus. Das kleine Volumen dieser Becken erlaubt keine Anbringung einer starken Strahlungsquelle, es käme unweigerlich zu einer Überhitzung. Vergleichbares gilt für die Einstellung der Feuchtigkeit. Man kann Nano-Terrarien nass, feucht oder trocken betreiben, aber es ist kaum möglich, alle drei Feuchtigkeitsgrade gleichzeitig anzubieten, wie sie z.B. von vielen amphibisch lebenden Schlangen innerhalb des Behälters gefordert werden. Schließlich gilt es das Verhalten der Tiere zu berücksichtigen. Ungeeignet für Nano-Terrarien sind alle Arten mit starkem Bewegungsdrang oder solche, deren angeborener Fluchtreflex dazu führen könnte, sich aufgrund der räumlichen Enge des Nano-Terrariums zu verletzen (viele Froscharten). Ideal eignen sich Nano-Terrarien für alle besonders kleinen Arten, über deren Gesundheitszustand man in größeren Becken leicht den Überblick verliert. Ferner eignen sich Nano-Becken hervorragend zur Pflege und Zucht von Lauerjägern, die sich ohnehin kaum bewegen, sowie in einigen Fällen zur Pflege von innerartlich besonders aggressiven Tieren, die außerhalb der Fortpflanzungszeit einzeln gehalten werden müssen. Schließlich nutzt man Nano-Terrarien für die Aufzucht von Jungtieren.
Nano-Terrarien werden aus den oben genannten Gründen bei Zimmertemperatur betrieben, also im Temperaturbereich zwischen 18 und 24°C. Es schadet dabei nicht, wenn die Temperaturen kurzfristig einige Grade unter oder über diesen Werten liegen. Wird mit konventionellen Leuchtmitteln beleuchtet, so stellt sich wegen der Strahlungs-Abwärme automatisch ein Tag-Nacht-Temperaturgefälle von 4-6°C ein, was für die Pflege vieler Arten sehr günstig ist. Bei Beleuchtung mit LED-Lampen fällt das allerdings weg, da diese Lampen (darum sind sie ja so energie-effizient) kaum Strahlungswärme abgeben, das ist unbedingt bei der Planung zu berücksichtigen.
Unter “Nano-Terrarien” werden hier Terrarien ab einer Grundfläche von ca. 30 x 30 cm verstanden (kleiner sollten sie für den Dauerbetrieb nicht sein, sonst sind die Systeme zu störanfallig). Anders als bei Aquarien sollte die Höhe mindestens 30 cm betragen, mehr ist besser, Hochformate sind sehr gut geeignet. Die Höhe ist für eine gute Pflanzenentwicklung oft entscheidend. Ein wichtiger Unterschied der Terraristik im Vergleich zur Aquaristik besteht darin, dass eine größere Höhe im Verhältnis zur Bodenfläche weder mit einem unverhältnismäßig höheren Beleuchtungsaufwand noch mit einem schlechteren Gasaustausch verbunden sind. Der Gastaustausch erfolgt im Terrarium nicht ausschließlich über die Wasseroberfläche, wie im Aquarium, sondern nach dem Prinzip der Zwangsbelüftung: warme Luft steigt nach oben und entweicht über die im oberen Teil des Terrarium angebrachte Lüftungsfläche, wodurch automatisch frische Luft durch die im unteren Teil des Terrarium vorhandenen Lüftungsflächen ins Terrarium gesaugt wird.
Dieses Prinzip funktioniert allerdings aus den bereits genannten Gründen bei Beleuchtung mit LED nur unzureichend. Je nach den Verhältnissen am Aufstellungsort des Nano-Terrariums muss man darum eventuell mit einem Heizstein (dazu reicht die schwächste Version im Handel, die eine Leistungsaufnahme von etwa 6 Watt hat) nachhelfen. Dabei ist darauf zu achten, dass solch ein Heizstein nicht dauerhaft nass installiert werden darf (Herstelleranweisungen unbedingt beachten!).
Die Einrichtung von Nano-Terrarien
1. Nasse Nano-Terrarien

Cynops orientalis, eine der ganz wenigen Molcharten, die sich für die Pflege in Wohnräumen eignen.
Solche Becken werden als Aqua-Terrarien betrieben. Die gesamte Bodenwanne wird mit Wasser gefüllt, der Boden zunächst mit einer 1-2 cm dicken Styroporplatte und dann mit einer 1-5 cm dicken Sand oder Kiesschicht bedeckt. Die Pflege dieses Wasserteils entspricht der eines Aquariums. Wer keine Erfahrung in der Aquaristik hat, dem sei das Studium eines Handbuches über Aquarienkunde und speziell über Nano-Aquaristik empfohlen, um hier keine groben Fehler zu begehen. Dieser Wasserteil muss unbedingt gefiltert werden. Aus praktischen Gründen ist eigentlich nur der Betrieb eines “Hamburger Mattenfilters”, der über die gesamte Rückwand des Beckens gebaut wird, möglich. Sämtliche Motorfilterlösungen sind jedenfalls erheblich pflegeintensiver und auch störungsanfälliger. Auf der Styroporplatte gründend baut man Stein- und Holzaufbauten, wobei Steine keinerlei Metalleinschlüsse haben dürfen (giftig!). Kalksteine sind ebenfalls wenig geeignet, sie sind zwar nicht giftig, doch wegen des geringen Wasservolumens und der daraus folgenden Wasserverdunstung im Zusammenhang mit der Aufhärtung des Wassers durch Kalksteine bildet sich sehr schnell ein häßlicher und kaum noch zu beseitigender Kalkrand an der Wasseroberkante. Hölzer sollten grundsätzlich spezielle Aquarienhölzer sein. Korkrinden eignen sich ebenfalls für die Dekoration der Überwasserzone.

Enhydris chinensis, eine kleinbleibende, fast ausschließlich im Wasser lebende Trugnatter; sie besitzt Giftzähne, also sollte man etwas vorsichtig um Umgang mit ihr sein.
Geeignete Pflanzen: Ob eine Bepflanzung möglich ist, richtet sich danach, ob beleuchtet wird oder nicht. Für unbeleuchtete nasse Nano-Terrarien verwendet man Plastikpflanzen oder Java-Moos (Taxiphyllum barbieri, früher als Vesicularia dubyana bezeichnet). Dieses Moos wird in Wasserpflanzengärtnereien für die Aquaristik kultiviert. Die Unterwasserform drapiert man an der Grenzschicht zwischen Wasser und Luft an Steinen, Wurzeln etc. Die Pflanze wächst auch bei schwachem Licht und entwickelt sich zur Landform, die die Einrichtung im Laufe der Jahre sehr dekorativ überzieht. Die Landform muss täglich mit Wasser besprüht werden, wobei immer Regenwasser oder Osmosewasser (als destilliertes Wasser in 5-Liter-Kanistern überall für kleines Geld zu kaufen) Verwendung finden sollte. Für beleuchtete Nano-Terrarien diesen Typs eignen sich sehr viele aus der Aquaristik bekannte Sumpfpflanzen, wie Acorus, Anubias, Cryptocoryne, Echinodorus, um nur einige zu nennen.

Baby von Sternotherus odoratus, der Moschusschildkröte
Geeignete Tiere: Ideal ist dieser Typ für Molche, in erster Linie eignet sich der gegenüber hohen Temperaturen unempfindliche Cynops orientalis, aber auch einige andere Arten, wie Tylototriton shanjing, Notophthalmus virescens, Paramesotriton hongkongensis, Triturus marmoratus, Pachytriton labiatum (Einzelhaltung!) und Cynops pyrrhogaster sind gut für diesen Terrarientyp geeignet. Vollaquatile Frösche, wie Hymenochirus boettgeri oder Silurana tropicalis können hier ebenfalls hervorragend gepflegt werden, zur Zucht brauchen sie aber ein richtiges Aquarium. Reisfrösche (Occidozyga laevis, O. lima, O. martensii, O. vittatus) sind hier ideal untergebracht, ebenso Unken (Bombina orientalis, B. variegatus). Nur wenige Reptilienarten eignen sich zur dauerhaften Unterbringung in diesem Terrarientyp. Gut geeignet ist er für kleine Arten der Wassertrugnattern (Enhydris), wie Enhydris chinensis. Ideal ist das nasse Nano-Terrarium zur Aufzucht von Moschusschildkröten (Sternotherus minor, S. carinatus, S. odoratus) geeignet, die man jedoch später in ein größeres Becken umsetzen muss.

Occidozyga lima, der Indonesische Reisfrosch
(wird nächste Woche fortgesetzt)
Frank Schäfer
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