Amphibien und Reptilien für Nano-Terrarien

Nano-Terrarien (aus dem lateinischen nanus = klein) eignen sich zur Pflege und Zucht für eine Vielzahl von Wirbellosen Tieren. Es gibt jedoch auch einige Amphibien und Reptilien, die sich her­vor­ragend für die Unterbringung in Nano-Terrarien eignen. Vor allem für Quer- und Neueinsteiger in das Hobby Terraristik sind Nano-Terrarien von großem Reiz, denn mit ihnen lässt sich ohne großen finanziellen und Platzaufwand testen, ob diese Sparte der Tierpflege das richtige für einen ist. Und natürlich sind all dies auch wichtige Argumente für Kinder und Jugendliche!

Grundsätzliche Überlegungen

Chinesische Rotbauchunke (Bombina orientalis), ein Klassiker für Nano-Terrarien.

Eine der wichtigsten Regeln der Wildtierhaltung besteht darin, dass ein Gehege, Aquarium oder Terrarium immer so groß wie nötig und so klein wie möglich sein sollte. Sind die Becken zu groß, verlieren die Tiere ihre Scheu vor dem Menschen nicht und jede Annäherung des Pflegers wird zu einer gewaltigen Stressituation für das Tier. Sind die Becken zu klein können die Tiere ihre angeborenen Verhaltensweisen nicht ausleben und verarmen geistig. Hinzu kommen bei extremem Bewegungsmangel Erkrankungen des Stoffwechsels. Im Falle der Nano-Terrarien liegt die besondere Schwier­igkeit des Betriebes in der Einstellung des für die Pfleglinge richtigen Mikroklimas. Alle Reptilien und Amphibien, zu deren dauer­haften Gesunderhaltung ein großes Tempe­ra­tur- oder Feuchtigkeitsgefälle innerhalb des Terrariums nötig ist, scheiden darum für Nano-Terrarien aus. Das kleine Volumen die­s­er Becken erlaubt keine An­bringung ei­ner starken Strahlungs­quelle, es käme unwei­gerlich zu einer Über­­hit­zung. Vergleich­ba­res gilt für die Ein­­stellung der Feuch­tigkeit. Man kann Na­no-Terrarien nass, feucht oder trocken be­treiben, aber es ist kaum möglich, alle drei Feuchtig­keitsgrade gleichzeitig an­zu­bieten, wie sie z.B. von vielen amphibisch leben­den Schlangen innerhalb des Behälters gefordert werden. Schließlich gilt es das Verhalten der Tiere zu berücksichtigen. Unge­eig­net für Nano-Terrarien sind alle Arten mit starkem Bewegungsdrang oder solche, deren angeborener Fluchtreflex dazu führen könnte, sich aufgrund der räumlichen Enge des Nano-Terrariums zu verletzen (viele Froscharten). Ideal eignen sich Nano-Terrarien für alle besonders kleinen Arten, über deren Gesundheitszustand man in größeren Becken leicht den Überblick ver­liert. Ferner eignen sich Nano-Becken her­vor­ragend zur Pflege und Zucht von Lauer­jägern, die sich ohnehin kaum bewegen, sowie in einigen Fällen zur Pflege von in­nerartlich besonders aggressiven Tieren, die außerhalb der Fortpflanzungszeit einzeln gehalten werden müssen. Schließlich nutzt man Nano-Terrarien für die Aufzucht von Jungtieren.

Nano-Terrarien werden aus den oben genannten Gründen bei Zimmer­temperatur betrieben, also im Tem­pe­raturbereich zwischen 18 und 24°C. Es scha­det dabei nicht, wenn die Temperaturen kurzfristig einige Grade unter oder über die­sen Werten liegen. Wird mit konven­tionellen Leuchtmitteln beleuchtet, so stellt sich we­gen der Strahlungs-Abwärme automatisch ein Tag-Nacht-Temperaturgefälle von 4-6°C ein, was für die Pflege vieler Arten sehr günstig ist. Bei Beleuchtung mit LED-Lampen fällt das allerdings weitgehend weg, da diese Lampen (darum sind sie ja so energie-effizient) nur wenig Strahlungswärme abgeben, das ist unbedingt bei der Planung zu berücksichtigen.

Unter „Nano-Terrarien“ werden hier Terrarien ab einer Grundfläche von ca. 30 x 30 cm verstanden (kleiner sollten sie für den Dauerbetrieb nicht sein, sonst sind die Systeme zu störanfallig). Anders als bei Aquarien sollte die Höhe mindestens 30 cm betragen, mehr ist besser, Hochformate sind sehr gut geeignet. Die Höhe ist für eine gute Pflanzenentwicklung oft entscheidend. Ein wichtiger Unterschied der Terraristik im Vergleich zur Aquaristik besteht darin, dass eine größere Höhe im Verhältnis zur Bodenfläche weder mit einem unverhältnismäßig höheren Beleuchtungsaufwand noch mit einem schlechteren Gasaustausch verbunden sind. Der Gastaustausch erfolgt im Terrarium nicht ausschließlich über die Wasseroberfläche, wie im Aquarium, sondern nach dem Prinzip der Zwangsbelüftung: warme Luft steigt nach oben und entweicht über die im oberen Teil des Terrarium angebrachte Lüftungsfläche, wodurch automatisch frische Luft durch die im unteren Teil des Terrarium vorhandenen Lüftungsflächen ins Terrarium gesaugt wird.

Dieses Prinzip funktioniert allerdings aus den bereits genannten Gründen bei Beleuchtung mit LED nur unzureichend. Je nach den Verhältnissen am Aufstellungsort des Nano-Terrariums muss man darum eventuell mit einem Heizstein (dazu reicht die schwächste Version im Handel, die eine Leistungsaufnahme von etwa 6 Watt hat) nachhelfen. Dabei ist darauf zu achten, dass solch ein Heizstein nicht dauerhaft nass installiert werden darf (Herstelleranweisungen unbedingt beachten!).

Die Einrichtung von Nano-Terrarien

1. Nasse Nano-Terrarien

Cynops orientalis, eine der ganz wenigen Molcharten, die sich für die Pflege in Wohnräumen eignen.

Solche Becken werden als Aqua-Terrarien betrieben. Die gesamte Bodenwanne wird mit Wasser ge­füllt, der Boden zunächst mit einer 1-2 cm dicken Styroporplatte und dann mit einer 1-5 cm dicken Sand oder Kiesschicht bedeckt. Die Pflege dieses Wasserteils entspricht der ei­nes Aquariums. Wer keine Erfahrung in der Aquaristik hat, dem sei das Studium eines Handbuches über Aquarienkunde und spe­ziell über Nano-Aquaristik empfohlen, um hier keine groben Fehler zu begehen. Dieser Wasserteil muss unbedingt gefiltert werden. Aus praktischen Gründen ist eigentlich nur der Betrieb eines „Hamburger Mattenfilters“, der über die gesamte Rückwand des Beckens gebaut wird, möglich. Sämtliche Mo­tor­filterlösungen sind jedenfalls erheb­lich pflegeintensiver und auch störungs­an­fälliger. Auf der Styroporplatte gründend baut man Stein- und Holzaufbauten, wobei Steine keinerlei Metalleinschlüsse haben dür­fen (giftig!). Kalksteine sind ebenfalls we­nig geeignet, sie sind zwar nicht giftig, doch wegen des geringen Wasservolumens und der daraus folgenden Wasserverdunstung im Zusammenhang mit der Aufhärtung des Was­sers durch Kalksteine bildet sich sehr schnell ein häßlicher und kaum noch zu be­seitigender Kalkrand an der Wasser­ober­kante. Hölzer sollten grundsätzlich spezielle Aqua­rienhölzer sein. Korkrinden eignen sich ebenfalls für die Dekoration der Über­was­ser­zone.

Enhydris chinensis, eine kleinbleibende, fast ausschließlich im Wasser lebende Trugnatter; sie besitzt Giftzähne, also sollte man etwas vorsichtig um Umgang mit ihr sein.

Geeignete Pflanzen: Ob eine Bepflanzung möglich ist, richtet sich danach, ob beleuchtet wird oder nicht. Für unbeleuchtete nasse Nano-Terra­rien verwendet man Plastikpflanzen oder Java-Moos (Taxiphyllum barbieri, früher als Vesicularia dubyana bezeichnet). Dieses Moos wird in Wasserpflanzengärtnereien für die Aquaristik kultiviert. Die Unterwasser­form drapiert man an der Grenzschicht zwi­schen Wasser und Luft an Steinen, Wurzeln etc. Die Pflanze wächst auch bei schwachem Licht und entwickelt sich zur Landform, die die Einrichtung im Laufe der Jahre sehr dekorativ überzieht. Die Landform muss täglich mit Wasser besprüht werden, wobei immer Regenwasser oder Osmosewasser (als destilliertes Wasser in 5-Liter-Kanistern überall für kleines Geld zu kaufen) Verwendung finden sollte. Für beleuchtete Nano-Terrarien diesen Typs eignen sich sehr viele aus der Aquaristik bekannte Sumpfpflanzen, wie Acorus, Anu­bias, Cryptocoryne, Echinodorus, um nur einige zu nennen.

Baby von Sternotherus odoratus, der Moschusschildkröte

Geeignete Tiere: Ideal ist dieser Typ für Molche, in erster Linie eignet sich der ge­gen­über hohen Temperaturen unempfindliche Cynops orientalis, aber auch einige andere Arten, wie Tylototriton shanjing, Notoph­thalmus virescens, Paramesotriton hong­kongensis, Triturus marmoratus, Pachytriton labiatum (Einzelhaltung!) und Cynops pyrrho­gaster sind gut für diesen Terrarientyp geeignet. Vollaquatile Frösche, wie Hymenochirus boettgeri oder Silurana tropi­calis können hier ebenfalls hervorragend gepflegt werden, zur Zucht brauchen sie aber ein richtiges Aquarium. Reisfrösche (Occidozyga laevis, O. lima, O. martensii, O. vittatus) sind hier ideal untergebracht, ebenso Unken (Bombina orientalis, B. variega­tus). Nur wenige Reptilienarten eignen sich zur dauerhaften Unterbringung in diesem Terrarientyp. Gut geeignet ist er für kleine Ar­ten der Wassertrugnattern (Enhydris), wie En­hy­dris chinensis. Ideal ist das nasse Nano-Terrarium zur Aufzucht von Moschus­schild­kröten (Sternotherus minor, S. carinatus, S. odoratus) geeignet, die man jedoch später in ein größeres Becken umsetzen muss.

Occidozyga lima, der Indonesische Reisfrosch

2. Feuchte Nano-Terrarien

Dieser Terrarientyp eignet sich für die Pflege und Zucht von Arten, die in der Natur meist den Wald bewohnen, seltener auch Gebüsche oder Steppen. Das Kleinklima zeichnet sich durch konstante Feuchtigkeit (aber keine stauende Nässe!) aus. Die be­sondere Schwierigkeit liegt darin, ein geeignetes Bodensubstrat zu finden, das diesen Ansprüchen gerecht wird. Am besten bewährt hat sich ein Sand-Torf-Gemisch (1:1), wobei der Torf unbedingt sauer rea­gieren muss (das steht auf der Packung, pH-Bereich 4-5) und der Sand keinesfalls scharf­kantiger Bausand sein darf, sondern rund­geschliffener Flusssand. Reiner Torf oder auch Blumenerde oder Rindenmulch sind un­geeignete Substrate, da sie zu schnell und zu stark austrocknen können und bei wieder­anfeuchten zunächst zu stark ver­näs­sen.

Als feuchtes Waldterrarium eingerichtetes Nanobecken (40 x 40 x 40 cm). Bepflanzung vor allem mit Moosen, dazu Carex und Hedera.

Es ist ideal, wenn die Möglichkeit be­steht, einige Handvoll der obersten Humusschicht eines Laubwaldbodens über das Substrat zu geben und den Boden damit mit nützlichen Bakterien, Pilzen und Kleinst­lebewesen anzuimpfen. Ähnlich wie das Ein­bringen einer Bakterienkultur in den Biofilter eines Aquariums verkürzt diese Maßnahme die Einlaufzeit erheblich. Die Abdeckung des Bodensubstrates, das mindestens 5 cm hoch (höchstens 10 cm) eingefüllt wird, erfolgt mit totem Laub oder Moospolstern. Die übrige Einrichtung richtet sich nach den vorgesehenen Pfleglingen.

Reine Bodenbewohner benötigen hohl lie­gende Steine und Rinden als Versteck­möglichkeiten. Dabei ist immer darauf zu achten, dass diese nicht unterwühlt werden können. Baumbewohnern wird man senkrecht auf­ge­stellte Korkeichenrinden und dickere, morsche Äste anbieten. Gebüschbewohnern richtet man das Becken mit dünneren Ästen ein.

Morgens und abends wird das Terrarium übersprüht, wozu man Regen- oder Osmose­wasser verwendet, ansonsten verkalken die Scheiben mit enormer Geschwindigkeit. Ein Trinknapf mit stets frischem Trinkwasser ist unabdingbar, manche Arten erkennen allerdings nur bewegtes Wasser. Für diese muss ein Miniatur-Wasserfall in das Becken eingebaut werden.

Die Bepflanzung kann sehr vielfältig sein und richtet sich in erster Linie nach den An­sprüchen der tierischen Bewohner und dem Licht­angebot. Eine nahezu universell ein­setzbare Pflanze ist Ficus pumila, von dem es verschiedene Gartenvarietäten gibt. Er kann als Bodendecker, Liane oder Rückwand­be­grüner eingesetzt werden. Im Gartenfach­handel werden gelegentlich kleine Farne angeboten, mit denen ein Versuch immer lohnt. Allerdings können manche Farne erhebliche Größen erreichen. Besser als im Gartenmarkt schaut man in den Aquaristik-Abteilungen der Zoofachgeschäfte nach geeigneten Pflanzen. Eine Vielzahl der Aquarienpflanzen werden ohnehin emers (also als Überwasserpflanzen) kultiviert. Sehr attraktiv und wenig lichtbedürftig sind viele Arten und Sorten von Anubias, Crypto­coryne und Echinodorus. Anfangs müssen sie sehr feucht gehalten werden, doch einmal an­ge­wachsen sind sie nicht mehr sehr anspruchs­voll. Gut eignen sich auch Miniatursorten von Spathiphyllum und Anthurium, manche zwergigen Orichdeen und selbstverständ­lich als Epiphyten Zwergbromelien und Tillandsien. Vor allem Cryptanthus darf eigentlich in keinem feuchten Nano-Terra­rium fehlen.

Die Tiere

Unter den Amphibien sind es zunächst Kröten, die in Frage kommen. Es gibt aus­gesprochene Zwergarten unter den Bufo­niden, wie etwa die in Südamerika weit verbreiteten Fallaubkröten des Formen­keises Rhinella (früher: Bufo) margaritifer oder die häufig aus Nordamerika importiert Eichenkröte, Anaxyrus (früher: Bufo) quercicus. Die Schwarzkrötchen (Melano­phry­niscus) sind in einem feuchten Nano-Terrarium ebenfalls gut aufgehoben.

Rhinella margaritifer, eine Zwergkröte aus Südamerika
Die Eichenkröte, Anaxyrus quercicus, wird nur etwa 3 cm lang.
Schwarzkrötchen (Melanophryniscus) aus Paraguay

Die wohl wichtigsten Arten für feuchte Nano-Terrarien sind kleinbleibende Arten der Pfeilgiftfrösche. Bei der enormen Vielzahl der Arten und Varianten findet sich für jedes Becken das Passende. Einsteigern sei der friedliche und leicht nachzüchtbare Epipedobates tricolor empfohlen, winzige Juwelen für Könner und Kenner sind z.B. Ranitomeya reticulata (= Dendrobates reticulatus) und Co.

Ranitomeya imitator

Die ebenfalls kleinbleibenden Riedfrösche der Gattung Hyperolius und Co. eignen sich nur eingeschränkt für Nano-Terrarien. Viele haben einen relativ großen Bewe­gungs­drang und ein gewaltiges Sprung­vermögen, was zu Verletzungen führen kann. Kleinere Arten der Lungenlosen Salamander der Neotropis wären sicherlich für feuchte Nano-Terrarien geeignet, tauchen jedoch im Tierhandel nicht auf. Andere Schwanzlurcharten eignen sich aus verschiedenen Gründen nicht für die Haltung in Zimmerterrarien (in aller Regel werden z.B. Temperaturen über 18°C nicht toleriert und das ist in Wohnräumen nicht zu gewährleisten). Sie gehören in spezielle Zuchtanlagen in Kühlräumen oder Kellern.

Rhampholeon spinosum

Unter den Echsen sind es die Erd- oder Stummelschwanzchamäleons (Rhampho­leon), die geradezu für feuchte Nano-Terrarien erfunden zu sein scheinen. Die Ansichten darüber, ob sie einzeln, paarweise oder in Gruppen zu pflegen sind, gehen weit auseinander. Die weiseste Entscheidung ist (das gilt fast ausnahmslos für die Mehrzahl der Amphibien- und Reptilienarten) die Einzelhaltung und nur zur Zucht werden die Tiere gezielt zusammengebracht. Auch die kleine, in Wäldern Afrikas lebende Holaspis guentheri eignet sich gut für Nano-Terrarien, da sie in größeren Becken oft auf Nimmerwiedersehen verschwindet.

Die afrikanische Zwergeidechse Holaspis guentheri.

Eine Vielzahl dämmerungs- und nachtaktiver Gecko-Arten ist gut für Nano-Terrarien geeignet. Die übliche Empfehlung bei 6 x 6 x 8 (Länge x Breite x Höhe) der Kopf-Rumpflänge bedeutet für Cosymbotus platyurus und viele, vergleichbar große Arten 30 x 30 x 40 cm – Nano halt.

Der Allerweltsgecko Cosymbotus platyurus kommt als Hausgecko überall vor, wo es feucht und warm ist.

Es gibt auch schöne, in und auf feuchten Waldböden lebende Zwerg-Skinke. Leider werden sie kaum importiert, doch gelegentlich tauchen die nordamerikanische Scincella lateralis im Handel auf, die ideal für feuchte Nano-Terrarien geeignet sind.

Scincella lateralis, ein kleiner Waldskink aus Amerika.

Unter den Schlangen ist es vor allem die kleine Storeria dekayi, die geradezu für Nano-Terrarien prädestiniert ist. Es gibt natürlich noch viele andere feuchtigkeitsliebende Kleinschlangen, aber sie sind derzeit nicht im Tierhandel vertreten.

Storeria dekayi, eine Zwergnatter aus den USA

3. Trockene Nano-Terrarien

Dieser Terrarientyp dient der Pflege und Zucht von Tieren der Steppen, Wüsten und Halbwüsten. Hitzeliebende bzw. tagaktive Arten, die gerne sonnenbaden, lassen sich aus verschiedenen Gründen (extreme Überhitzungs­ge­fahr!) in Nano-Terrarien nicht pflegen. Die am besten geeignet­en Arten sind dämmerungs- und nachtaktiv und verbringen die Hitze des Tages in der Natur in kühlen Verstecken mit einer gewissen Boden­feuchte, doch gibt es auch einige tagaktive Arten, die sich für trockene Nano-Terrarien eignen. Die Einrichtung eines solchen Terrariums muss das berücksichtigen. Ein Teil der Bodenwanne wird daher mittels eines mit Silikon wasserdicht eingeklebten Glasstreifens abgeteilt. Dieser Teil wird mit einem Torf-Sandgemisch (1:1, s. Teil 2) gefüllt und stets leicht feucht gehalten. Er dient als Tagesversteck und Eiablageplatz. Zur Kontrolle des Feuchtig­keitsgehaltes ist es sinnvoll eine kleine krautige Pflanze zu setzen, deren gedeihen anzeigt, ob der richtige Feuchtig­keitsgrad eingehalten wird. Jedes zuviel ist ebenso schlimm wie zu wenig.

Kleine Grünpflanzen, hier ein trockenheitsliebender Farn, sind exttem hilfreich beim Einstellen eines guten Mikroklimas im Nano-Terrarium.

Gut geeignet sind viele mediterrane Kräuter, besonders Thymian wirkt sehr natürlich. Leider sind diese Pflanzen ausgesprochen lichtbedürftig, so dass man, will man sie verwenden, gut beleuchten muss, auch wenn die Tiere das eigentlich nicht brauchen. Gleichfalls schön, weniger licht­bedürftig, aber wegen ihrer sukkulenten Blattstruktur weniger gut als Mikroklima­anzeiger geeignet, sind kleine Kalanchoen, Sanseverien und einige Sedum-Arten. Keinesfalls sollten stachelige Kakteen oder Euphorbien verwendet werden. Es besteht in einem Nano-Terrarium wegen der räum­lichen Enge eine zu große Verletzungsgefahr für Pfleger und auch Tiere. Man bedenke zudem, dass alle Euphorbien giftig sind.

In der feuchten Ecke sollte immer ein hohl liegender Stein oder ein Rindenstück liegen, unter dem die Tiere ein Tagesversteck finden können. Viele wüstenbewohnende Arten regeln ihren Feuchtigkeitshaushalt über die Haut. Gleichfalls findet sich in der feuchten Ecke der Platz für einen kleinen Wassernapf, der grundsätzlich vorhanden sein sollte. Das restliche Becken erhält zunächst eine Auflage von ca. 1 cm dickem Styropor. Darauf baut man Steinaufbauten auf. Anschließend wird das Bodensubstrat eingefüllt. Dabei kann es sich, je nach Tierart, um feinen Sand oder auch lehmige Garten­erde handeln. Bei Sand ist wiederum zu beachten, dass es sich um rundkörnige Flusssande handelt und keine in der Mikro­struktur scharfkantigen Industrie­sande. Der Terraristikbedarf liefert ebenfalls eine große Auswahl, aber nicht alles, was gut aussieht ist auch praktisch. Man achte vor allem auf eine relative Staub­freiheit. Wenn der Sand durch­feuchtet wird, darf er sich nach dem Trock­nen nicht zu stein­artigen Klumpen verdich­ten. Zu fein darf der Sand auch nicht sein, sonst drohen Atemwegs­erkrankungen der Tiere. Schließ­lich sehen die Tiere, auch wenn es vielleicht nicht schädlich ist, nicht schön aus, wenn sie ständig wie frisch eingepudert wirken. Einige dürre Äste vervollständigen die Einrichtung.

Die Tiere

Auch wenn es den Laien erstaunt, auch in Wüsten leben Amphibien. Für Nano-Terrarien eignet sich die wunderhübsche Zwergkröte Anaxyrus (früher: Bufo) debilis aus Nordamerika; ein Badegefäß in Form eines wassergefüllten Blumentopfuntersetzers sollte ihr regelmäßig angeboten werden.

Anaxyrus debilis

Einige Zwerggeckos sind tolle Pfleglinge für Nano-Terrarien, so z.B. etliche der wunder­schönen Lygodactylus-Arten. Im Gegensatz zu allen weiteren hier be­sprochenen Arten sind sie tagaktiv. In der Natur leben sie an Baumstämmen, in Trockenmauern etc. Sie brauchen keinen Spot zur Wärme­regu­lierung des Körpers, aber es muss kräftig beleuchtet werden, ebenso ist ein Heizstein unumgänglich. Die Tagestemperatur sollte etwa 28°C erreichen, nachts darf sie auf bis zu 15°C abfallen, aber das ist in Wohn­räumen ohnehin kaum zu erreichen. Die nächtliche Temperaturabsenkung erfolgt automatisch durch das Abschalten der Lampen und des Heizsteins. Es empfiehlt sich dringend, das für Lygodactylus-Arten vorgesehene Nano-Terrarium einige Wochen ohne Besatz zu betreiben, damit man mit den Leuchtmitteln etwas experimentieren kann, bis sich das gewünschte, optimale Mikroklima einge­stellt hat.

Lygodactylus kimhowelli

Ideal für die Pflege in Nano-Terrarien eignen sich die winzigen Geckos der Gattung Tropiocolotes, die aus Ägypten regelmäßig importiert werden. Auch die Stenodactylus-Arten der Halbwüsten bleiben klein und sind gut für Nano-Terrarien geeignet. Angesichts der riesigen Arten­zahlen bei Geckos muss man sich genau über die Maximallänge informieren, länger als 10 cm (die Hälfte ist Schwanz) sollten sie nicht werden, wenn mann sie in Nano-Terrarien pflegen möchte. Und bitte daran denken: die Gattungszugehörigkeit allein sagt nicht zwingend etwas über die öko­logischen Ansprüche aus.

Tropiocolotes bisharicus
Stenodactylus sthenodactylus, ein Zwerggecko aus Ägypten

Einige Schlangen­arten haben sich ebenfalls an das Leben in Wüsten angepasst, darunter zahlreiche Zwergarten. Im Handel ist regel­mäßig die kleine Lythorhynchus dia­dema aus Ägpten zu finden. Sie frisst neu­geborene Mäuse. Zu Insektenfressern haben sich einige nordamerikanische Arten entwickelt, die zudem ausgesprochen hübsch sind. Im Handel findet sich gelegentlich die wunderschöne Chionactis occipitalis.

Lytorhynchus diadema

Schlussbetrachtungen

Gesetzliche Bestimmungen über die Mindestgröße eines Terrariums gibt es in Deutschland nicht. Wir empfehlen aus den oben aufgeführten Gründen (Mikroklima!) eine Bodenfläche von 30 x 30 cm nicht wesentlich zu unterschreiten. Die Höhe richtet sich nach der Lebensweise der geplanten Pfleglinge. Bei Bodenbewohnern reicht eine Höhe von 30 cm (und selbst diese Höhe braucht man eher aus ästhetischen Gründen, als dass sie für die Pflege bedeutsam wäre), Arten, die sich vertikal orientieren, bietet man besser 40 oder 50 cm. In öffentlichen Tierhaltungen werden meist die „Mindest­anforderungen für die Haltung von Reptilien“ als Maßstab seitens der Veterinärämter zu­grunde gelegt (kostenloser Download z.B. hier möglich: http://www.bmel.de/cae/servlet/contentblob/383050/publicationFile/22241/HaltungReptilien.pdf). Sie haben zwar, wie gesagt, keine gesetzlich bindende Kraft, geben jedoch meist brauchbare Hinweise. Für Echsen wird dabei die Kopf-Rumpflänge (also ohne Schwanz!) als Maßstab genommen. Für bewegungs­freudige tagaktive Echsen wird gewöhnlich ein Wert von 5 x 4 x 4 für ein Tier angesetzt, pro zusätzlichem Exemplar 15% mehr. Rechenbeispiel: Scincella lateralis erreicht eine KRL von 4 cm (Gesamtlänge etwa 10 cm), die Terrarienmindestgröße wäre hier also 20 x 16 x 16 cm (Länge x Breite x Höhe) für 1 Tier, 23 x 18,4 x 18,4 für zwei Tiere usw. Sind die Tiere als innerartlich zänkisch bekannt (siehe Beispiel der Geckos oben), rechnet man KRL 6 x 6 x 8. Keine Faustregel kann aber das Einfühlungsvermögen des Pflegers ersetzen. Ziel der Tierhaltung ist es ja, ein möglichst natürliches Verhalten zu beobachten. Jeder Wildtierhalter ist also gehalten, selbst zu experimentieren, um die optimalen Pflegebedingungen für seine Pfleglinge zu ermitteln. Ganz grundsätzlich sollten weder Echsen noch Amphibien von erheblich mehr als 5 cm KRL in Nano-Terrarien gepflegt werden. Aber auch hier gibt es Ausnahmen.

Hornfrösche, dies ist Ceratophrys cranwelli, gehören zwar zu den großen Froscharten, bewegen sich jedoch freiwillig kaum.

Extreme Lauerjäger, wie manche Hornfrösche, die sich freiwillig praktisch nicht bewegen und ohnehin wegen ihrer Unverträglichkeit untereinander einzeln gepflegt werden müssen, können durchaus auch in Nano-Becken unter­gebracht werden. Bei Schlangen ist bekannt, dass sie ganz allgemein sehr platzsparend untergebracht werden können. Selbst­verständlich brauchen aktive Hetzjäger unter den Schlangen (z.B. manche Coluber-Arten etc.) mehr Platz als Ansitzjäger. Auch hier ist also der Sachverstand des Tierhalters gefragt. In aller Regel können alle Zwergschlangen, die nicht länger als 40 cm werden, in Nano-Terrarien gepflegt und gezüchtet werden. Die „Mindest­anforderungen“ formulieren für die Haltung der meisten Arten die Gesamtlänge als Maßstab und fordern 1 x 0,5 x 0,5 (Länge x Breite x Höhe).

Nano-Terrarien eignen sich selbstverständlich besonders zur Aufzucht von Jungtieren, hier ein frischgeschlüpfter Lygodactylus kimhowelli auf dem Finger des Fotografen.

Schließlich und endlich wird man Nano-Terrarien gewöhnlich zur Aufzucht von Jungtieren verwenden, denn nur in kleinen Behältern hat man eine ausreichende Kontrollmöglichkeit über den Gesundheitszustand.

Nano-Terrarien sind somit eine perfekte Einsteige- und Umsteigemöglichkeit für alle Tierpfleger, die sich noch nicht sicher sind, ob das Hobby Terraristik für sie das richtige ist. Also los, nur zu: ich bin mir sicher, Sie werden es nicht bereuen!

Frank Schäfer


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Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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Ein Kommentar zu “Amphibien und Reptilien für Nano-Terrarien

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