Als ich das erste Mal einen Türkisgoldbarsch sah (wie er damals, Mitte der 1970er Jahre, allgemein genannt wurde), war ich gebannt. Er sah völlig anders aus als jeder andere Fisch, den ich je zuvor gesehen hatte. Ich kaufte mehrere kleine Exemplare, die sich problemlos eingewöhnten. Dann begannen sie zu wachsen und mit ihnen wuchs ihre Aggressivität. Schließlich musste ich sie voneinander trennen. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Vermutlich schon! Ich werde wohl kaum der erste und sicher nicht der letzte Aquarianer gewesen sein, der entdecken musste, dass diese goldenen Juwelen aus dem Malawisee zu den aggressivsten aller felsenbewohnenden Buntbarsche, den sogenannten Mbunas, gehören. Zu meiner Entschuldigung ist zu sagen, dass wir uns damals alle auf einer aufregenden Entdeckungsfahrt befanden, denn die Kenntnisse über die Buntbarsche der großen Grabenseen steckten noch in den Kinderschuhen.
Heute, nach einer langen, langen Zeit überblicken nur noch Spezialisten für afrikanische Buntbarsche die riesige Artenfülle und auch die durch ständigen Wissenszuwachs sich ständig ändernde Nomenklatur der vielen Neuendeckungen aus den verschiedenen Seen.
Dennoch. Trotz des riesigen Angebotes an Arten, Morphen und neuen Zuchtformen gehört der gute alte Türkis-Goldbarsch immer noch zu den Favoriten vieler Aquarianer. Diese “klassische” goldfarben und schwarz gezeichnete Art ist nicht nur in meinen Augen, sondern auch in den Augen ihrer großen Schar von Anhängern, einer der schönsten Malawi-Buntbarsche. Dort, im Malawi-See, wird er vom Südwest-Ufer gemeldet. Sein Reich beginnt am Jalo Reef (gerade nördlich zu Nkhota Kota) und geht über die Crocodile Rocks hinunter fast bis zu dem südlichsten Ende der Monkey Bay. Das liegt genau nördlich zum Lake Malombe, der sozusagen ein Ableger vom Malawisee ist und mit dem Shire River verbunden ist. Eine ganz ähnliche Art mit einem etwas spitzeren Kopf wurde lange als Melanochromis sp. “auratus elongate” bezeichnet. Sie besiedelt einen begrenzten Abschnitt der Südostküste, von Metangula südwärts zum Nkhungu Reef, das genau gegenüber dem Jalo Reef liegt. 2009 beschrieben sie Konings-Dudin et al. als Melanochromis mossambiquensis. Es gibt weitere Arten, die dem Türkisgoldbarsch ähneln, doch der “auratus elongate” ist wahrscheinlich die ähnlichste.
Im Aquarium ist M. auratus ein unproblematischer Pflegling, wenn die Bedingungen stimmen. Tatsache ist, dass er trotz seiner relativ geringen Größe von etwa 10 – 12 cm einer der aggresivsten Mbunas ist. Ein halbwüchsiges Männchen wird bespielsweise ohne zögern einen wesentlich größeren Mitbewohner angreifen, besonders wenn es in höchster sexueller Motivation ist. Am stärksten ist die Aggression gegenüber artgleichen Männchen ausgeprägt, doch auch die Weibchen sind aggressiv, besonders untereinander, und es kommt nicht selten vor, dass das rangniedrigste Tier zu Tode gehetzt wird.
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Man könnte nun den Eindruck gewinnen, es sei unmöglich, M. auratus im Aquarium zu pflegen. Das ist aber Unsinn. Wenn das Becken jedoch kleiner als 150 cm ist, sollte man nur ein Männchen halten und zwar mit einer Gruppe von mindestens vier Weibchen. Es ist unumgänglich, ausreichend Höhlen und sonstige Verstecke zur Verfügung zu stellen, so dass jedes Tier eine eigene Versteckmöglichkeit hat. Wenn man andere Fische mit den Türkisgoldbarschen vergesellschaften möchte, sollten das robuste Arten sein. Auch hier ist das Einbringen einer ausreichenden Zahl von Verstecken unumgänglich!
Bezüglich der Wasserwerte ist ein hartes, alkalische Wasser, das gut gefiltert und belüftet sein sollte zu bevorzugen. Das Aquarium sollte gut beleuchtet sein. Die Wassertemperatur sollte 22-26°C betragen. Die Ernährung ist an sich unproblematisch, doch sollte man bedenken, dass in der Natur hauptsächlich Algen und Aufwuchs gefressen werden. Entsprechend sollten pflanzliche Komponenten im Futter nicht fehlen.
Die Männchen werden territorial, wenn sie Brutstimmung kommen. Abgelaicht wird in Höhlen oder nahe bei Steinen. Nach der Ablage und Befruchtung der Eier nimmt das Weibchen sie zur Brutpflege ins Maul, die etwa drei Wochen dauert. Nach dem Schlupf werden die Jungen noch etwa eine Woche betreut und auch nach dem ersten Entlassen bei vermeintlicher Gefahr wieder ins Maul genommen. Danach wird die Brut sich selbst überlassen und wächst rasch heran. Männchen nehmen ihre dunkle Adultfärbung im Alter zwischen sechs und neun Monaten an. Der Aggressionspegel steigt allerdings viel früher an. Melanochromis auratus ist vielleicht nicht eben der ideale Anfängerfisch. Aber er gehört definitiv zu den Arten, die, wie ich finde, jeder Aquarianer irgendwann einmal in seinem Leben gepflegt und gezüchtet haben sollte. Die Art stellt eine Herausforderung an das Einfühlungsvermögen des Pflegers dar. Sie ist es unbedingt wert!
John Dawes