Gespenstheuschrecken oder Phasmiden sind ideale Terrarientiere. Etwas Anspruchsloseres kann man sich kaum denken und die Pflege und selbst die Zucht gelingen daher auch jedem Anfänger. Lediglich vor dem Wehrsekret einiger Arten muss man sich in Acht nehmen.
Fast alle hier genannten Arten haben eines gemeinsam: sie lassen sich problemlos mit Brombeerlaub ernähren. Da Bromberren sogar in Großstädten ein allgegenwärtiges “Unkraut” darstellen und ganzjährig grüne Blätter haben, steht Futter immer problemfrei zur Verfügung. Nur Peruphasma schultei muss mit Liguster oder Cotoneaster ernährt werden.
An Phasmiden, wie die Gespenstheuschrecken auch genannt werden, fasziniert die Vielfalt der Gestalt. An Lebensäußerungen haben sie nicht allzu viel zu bieten, es sei denn, man ärgert sie. Dann zeigen sie ein arttypisches Abwehrverhalten, das darin bestehen kann, stark bedornte Körperteile schwungvoll gegen den Angreifer einzusetzen (was bei großen Arten durchaus blutende Wunden verursachen kann) oder sie packen die chemische Keule aus. Ernsthaft zu Schaden kommt man als Mensch dabei nicht, aber es kann sehr unangenehm sein und lehrt, dass man Tiere gefälligst nicht zu ärgern hat. Prädikat: Pädagogisch wertvoll!
Nummer 1 ist Extatosoma tiaratum. Diese ursprünglich aus Australien stammende Art ist die häufigste Phasmide im Handel. Die Weibchen werden bis zu 14 cm lang, die Männchen bleiben, wie bei Phasmiden üblich, deutlich kleiner. Sie sehen auch ganz anders aus und als Laie könnte man sie für eine andere Art halten. Die Jungtiere imitieren Ameisen und sind recht lebhaft.
Nummer 2 ist ein Schwergewicht: Heteropteryx dilatata gilt – zumindest das Weibchen – als schwerstes Insekt der Welt und diese Wuchtbrummen legen auch noch die größten Eier im Insektenreich. Beliebt sind vor allem die hübsch grün gefärbten Weibchen, natürlich auch ihrer imposanten Größe von ausnahmsweise bis zu 17 cm wegen. Das Bild zeigt ein jüngeres Tier.
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Nummer 3 ist eine Phasmide, die nicht schwer, aber lang ist: gut 30 cm kann das Weibchen von Pharnacia biceps erreichen. Leider kommt diese gewaltige Länge auf dem Photo nicht so recht rüber.
Das Wandelnde Blatt, Phyllium bioculatum, ist unsere Nummer 4. Normalerweise ist die Art grün gefärbt, aber ganz selten kommen auch rote (wie im Bild) oder gelbe Exemplare vor – Wandelnde Herbstblätter! Allerdings vererbt sich die Färbung nicht. Die dauerhafte Zucht über Generationen hinweg ist bei dieser Art recht anspruchsvoll.
Nun Nummer 5: eine wahre Giftspritze ist Peruphasma schultei, die erst vor wenigen Jahren in Peru gefunden wurde. Sie warnt aber ausgiebig, bevor sie ihre Ladung Pfefferspray versprüht. Diese Art ist mit Liguster oder Cotoneaster zu füttern.
Die 6 ist ein stacheliges Schätzchen: Aretaon asperrimus, bei dem die Weibchen 9, die Männchen etwa 5.5 cm lang werden. Sie stammt von Borneo.
Ähnlich sieht dieser Art die größte Dornschrecke, die als wir als Nummer 7 vorstellen: Eurycantha calcarata. Die Riesen-Gespenstschrecke ist bestens geeignet für alle, die erste Erfahrungen in der Insektenpflege machen wollen. Sie ist groß (Weibchen um 14.5 cm, Männchen um 12 cm), weitgehend harmlos (Männchen können mit den Stacheln an den Hinterbeinen empfindlich pieksen, giftig sind sie aber nicht) und mit Brombeerlaub extrem einfach zu ernähren. Die geselligen Tiere haben trotz ihrer Größe nur geringe Platzansprüche, da sie sich wenig bewegen. Wichtig sind für diese Gespenstschrecken, deren ursprüngliche Heimat in Neu Guinea liegt, Versteckplätze in Form von hohl liegender Rinde etc., denn sie sind – ein weiterer Vorteil dieser Tiere – nachtaktiv. So verschlafen sie den Tag, wenn der Pfleger auf Arbeit ist und sind abends, wenn er oder sie nach Hause kommt, fit. Trotz ihrer tropischen Heimat hat sich gezeigt, dass bei Unterbringung in normal beheizten Räumen keine Zusatzheizung nötig ist. Die Tiere haben jedoch einen erhöhten Wasserbedarf, weshalb es günstig ist, einen Wassernapf ins Becken zu stellen. Die Fortpflanzung erfolgt durch Eier, die in Erde abgelegt werden. Das Maximalalter liegt bei etwa 1 Jahr.
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Nummer 8 dient als Beispiel für eine Reihe kleinerer, unscheinbarer Arten: Ramulus sp. “Blue”, bei der es sich möglicherweise um R. nematodes handelt. Die Männchen sind hier blau, die Weibchen meist grün.
Die Guadeloupe-Stabschrecke, Lamponius guerini, ist unsere Nummer 9. Diese Art imitiert eher einen Vogeldreck als ein Stöckchen, wie viele ihrer Verwandten.
Nummer 10 schließlich ist ein Tier, das zu tausenden Schulen und Laboratorien als Lehrtier bewohnt: die Annam-Stabschrecke (Medauroidea extradentata), die viele noch als Baculum extradentatum kennen. Diese anspruchslose Schrecke kann sich wie so viele Phasmiden sowohl geschlechtlich mit Männchen wie auch in Abwesenheit von Männchen durch Jungfernzeugung (Parthenogenese) fortpflanzen.
Frank Schäfer