Die Neongrundeln der Gattung Stiphodon sind kniffelig zu bestimmen, denn viele Arten sehen einander sehr ähnlich. Die Männchen können ihre Färbung in Sekundenschnelle ändern, artspezifisch ist die Balzfärbung. In neutraler Färbung sehen sich verschiedene Arten extrem ähnlich. Die Weibchen aller Arten sind kaum voneinander zu unterscheiden. Gewöhnlich zeigen sie ein Muster aus zwei parallelen, dunklen Streifen auf hellem Grund. Wie schwierig die Bestimmung ist, kann man auch daran ermessen, dass nur sechs der gegenwärtig 37 akzeptierten Arten (beschrieben wurden 44) vor 1980 wissenschaftlich beschrieben wurden, obwohl die Tiere in ihren Vorkommensgebieten sehr häufig und als tagaktive, bunte Tiere auch sehr auffällig sind.
Halbwüchsige Stiphodon ornatus.
Die erwachsenen Exemplare aller Arten sind reine Süßwasserbewohner, die in Bächen leben, die Larven entwickeln sich allerdings im Meer, wodurch viele Arten eine weite Verbreitung haben, denn die Larven werden passiv mit Meeresströmungen verdriftet und haben keine Möglichkeit, nach Beendigung der pelagischen Larvenphase irgendwo gezielt an Land zu gehen. Die maximale Größe von Stiphodon-Arten liegt bei etwa 6 cm, es sind also kleine Fische.
Voll erwachsene Stiphodon ornatus.
Die meisten Stiphodon im Handel rekrutieren sich aus zwei Arten, die im westlichen Sumatra gefunden werden, wie Maeda und Tan 2013 feststellten. Zwei dieser Arten sind sehr bunt: Stiphodon ornatus und S. semoni. Eine dritte, S. maculidorsalis, taucht hingegen nur ab und zu im Handel auf, sie ist nämlich ziemlich farblos. Unter den übrigen 34 Stiphodon-Arten, die nicht auf West-Sumatra vorkommen, sind einige weitere geradezu atemberaubend schön. Allerdings tauchen sie nicht in nennenswerten Stückzahlen im Handel auf, denn ihre Vorkommen liegen weitab der üblichen Fanggebiete. Das macht sie sehr teuer und da die Zucht – wegen der oben beschriebenen Aufzuchtbedingungen – in normalen Aquarienkellern kaum praktikabel ist, besteht kaum eine Nachfrage seitens der Aquarianer.
Stiphodon in der Aquaristik
Der erste mir bekannte Artikel über diese schönen Fische erschien 1960 in der Datz. Er stammte von Erich Schaller aus Wien, der später einen sehr charakteristischen, satirisch angehauchten Schreibstil entwickelte, eine Mischung aus Wiener Schmäh und Ephraim Kishon. Es war der allererste Aufsatz, den Schaller veröffentlichte. Schaller ist auch Autor des legendären Buches „Boshafte Aquarienkunde“. Von diesem später so typischen Schreibstil merkte man in seinem ersten Artikel noch nichts. Schaller waren weder der Name noch die genaue Herkunft der Fische, die er im November 1959 in der Wiener Zierfischhandlung Heintz erstand, bekannt. Man nannte sie dort „Leuchtgobius“ und ordnete sie vage einer Grundel-Unterfamilie Apocrypteinae zu. Schaller erstand 6 Exemplare, von denen 14 Jahre später, also 1973, noch 1 Exemplar lebte, keines wurde weniger als 10 Jahre alt. Als Schaller die Tiere erstand, hatten sie eine Länge von etwa 3,5 cm und wuchsen im Laufe der Jahre noch um etwa einen Zentimeter. Anfangs pflegte Schaller die Fische in einem Becken mit Sandboden, in das sich die Fische bei Beunruhigung auch gerne eingruben. Später machten die Leuchtgobius so ziemlich jedes wechselnde Interieur mit: hartes und weiches, kühles und warmes, klares und stinkiges (sic!) Wasser, auch leichtes Brackwasser nahmen sie hin. Aufgrund von Abbildung und Beschreibung denke ich, dass Schaller Stiphodon semoni pflegte.
In Indonesien kam es in den 1960er Jahren zu großen politischen Umbrüchen und Importe blieben vorerst einmal aus. Es wurden keine Leuchtgobius mehr eingeführt und entsprechend bestand auch keine Motivation, hinter den Namen der Fische zu kommen.
Erst 1974 erfahren Aquarianer wieder etwas von Stiphodon. Die unerschrockene und bewunderswerte Edith Korthaus hatte Indonesien bereist und von Sumatra – genauer gesagt: West-Sumatra – auch Fische mitgebracht. Die wissenschaftliche Aufarbeitung von zwei der Arten übernahm Hermann Meinken. Er beschrieb die Neongrundeln, die Korthaus mitbrachte, als Angehörige von zwei Unterarten, nämlich Stiphodon elegans elegans (Steindachner, 1879) (wie wir heute wissen: das Weibchen) und die neue Unterart Stiphodon elegans ornatus Meinken, 1974 (das Männchen). Der Irrtum, Männchen und Weibchen bei Arten mit erheblichem Sexualdimorphismus (= geschlechtsbedingte Unterschiede in Färbung und Körperbau) für unterschiedliche Taxa zu halten, geschah schon häufig. Aber dem erfahrenen Meinken hätte schon auffallen müssen, dass es nicht gut zwei Unterarten am gleichen Fundort geben kann. Da hatte er einen echten Aussetzer. Korthaus brachte sehr schöne Photos der Grundeln und hatte auch Kontakte zu Zierfischfängern und Exporteuren aufgebaut. Das wirkt bis heute nach und ist meines Erachtens der Grund, weshalb West-Sumatra immer noch einer der wichtigsten Sammelpunkte für Neongrundeln in Südostasien ist.
Titelblatt der Zeitschrift „Das Aquarium“ vom Juni 1974. Edith Korthaus war die Redakteurin dieser Zeitschrift. Die Tiere sind zwei topotypische Männchen von Stiphodon ornatus, die zusammen mit den Typusexemplaren gesammelt wurden.
Es dauerte aber weitere 10 Jahre, bis ab und zu Importe dieser schönen und unbedingt pflegenswerten Tiere erfolgten. Uwe Werner schrieb im Januar 1985 über seine Neongrundeln der Gattung Stiphodon, die er im Zoohandel erstanden hatte, und über die großen Schwierigkeiten, sie zu bestimmen. Das Unwissen über die zu dieser Zeit gerade mal 5 akzeptierten Formen (atropurpureus, formosum (ein Synonym zu atropurpureus), elegans, ornatus, pulchellus) war einfach zu gewaltig. Uwes Fische waren Stiphodon semoni, das ist aufgrund der Photos heute klar zu erkennen. Stiphodon semoni Weber, 1895, war von späteren Bearbeitern stets mit S. elegans synonymisiert worden, stand also gar nicht auf dem Zettel bei damaligen Bestimmungsversuchen.
Immerhin veranlasste mich Uwes Bericht, meinen eigenen ersten Aufsatz in einem der großen Fachblätter zu schreiben, der sogar sehr zeitnah zu Uwes Bericht veröffentlicht wurde (im Juni 1985). Ich hatte auf meiner ersten großen Tropenreise in der Nähe von Padang (West-Sumatra) einen klaren Bach mit Neongrundeln entdeckt und war von diesen wundervollen Tieren so begeistert, dass ich eine ganze Woche dort fischte und beobachtete. So konnte ich einige Daten beitragen, wie Neongrundeln in der Natur leben. Ich hatte 15 Exemplare mitgebracht und äußerte meine Hoffnung, dass die Jungtiere eine vernünftige Größe haben würden, so dass eine Aufzucht im Aquarium möglich wäre. Diese Hoffnung hat sich aber nicht erfüllt.
Diese Bilder der von mir nahe Padang gefangenen Stiphodon ornatus im Hälterungsbecken (ein lokaler Zoohändler hatte mir dankenswerterweise ein Aquarium zur Zwischenhälterung zur Verfügung gestellt) machte ich ohne Blitz und Makro-Objektiv mit einer vollmanuellen Canon AE-1. Entsprechend unscharf ist das Ganze, aber es zeigt die Farben – finde ich – sehr gut.
Im Februar 1986 brachte Georg Zurlo einen Zuchtbericht der damals importierten Tiere – also ebenfalls Stiphodon semoni. Seine Exemplare laichten an der Unterseite einer flachen Schieferplatte, die flach unmittelbar auf dem Sand auflag. Das Männchen hatte die Schieferplatte teils untertunnelt, an der Schieferplatte wurde abgelaicht. Das Gelege der etwa 4,5 cm langen Tiere umfasste über 1.000 Eier. Direkter Ablaichauslöser waren mehrere große, kurz hintereinander folgende Wasserwechsel in dem 50 x 30 x 30 cm großen Aquarium, nachdem zuvor 3 Wochen urlaubsbedingt gar kein Wasserwechsel stattfand. Die Wasserwerte waren pH 8, Gesamthärte 9-10°dH, Wassertemperatur schwankend 21-25°C. Die Larven waren entsprechend winzig, ein Aufzuchtversuch misslang. Es stand allerdings auch keine zur Aufzucht von Korallenfischen geeignete Anlage oder Planktonzucht zur Verfügung.
Aktuelle Importsituation
Importiert werden derzeit hauptsächlich diese drei nominellen Arten: S. semoni, S. ornatus und S. atropurpureus. Hinzu kommen Beifänge. Bespielsweise fanden sich in einem Import von Aquarium Glaser zum größten Teil herrliche Stiphodon ornatus, darunter als Beifang mehrere Stiphodon maculidorsalis. Ein einzelnes Tier, das sich ebenfalls im Import befand, hielt ich lange Zeit für Stiphodon pelewensis (ich bestimmte das Tier ursprünglich als S. weberi, der allerdings nach neuesten Erkennnissen ein Synonym zu S. pelewensis darstellt); inzwischen bin ich aber der Meinung, dass es sich um ein aberrantes, ablaichbereites Männchen von S. ornatus handelte, denn ich erinnerte mich an die Freilandbeobachtungen, die ich 1984 auf Sumatra an diesen Tieren machte.
Diese Neongrundeln werden als Stiphodon atropurpureus importiert.
Gewöhnlich leben derartig eng verwandte Arten nicht gemeinsam im gleichen Biotop, da sie sich Konkurrenz machen, aber bei Stiphodon erklären sich solche gemeinsamen Vorkommen (man nennt das Syntopien) wahrscheinlich durch die beschriebene Vermehrungsstrategie, also das planktische Larvenstadium im Meer. Ich nehme an, dass die Artenzusammensetzung lokal ständigen Veränderungen unterworfen ist, je nach Strömungsverhältnissen. Dass überhaupt jahrelang an bekannten Fundplätzen bestimmte Arten nachgewiesen werden können, hängt möglicherweise mit der Langlebigkeit der Tiere zusammen. Wenn jahrelang hintereinander Larven aus einem Bach ins Meer gespült werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Strömungsverhältnisse einmal wieder so sein werden, wie bei der Elterngeneration. Natürlich gibt es über die Alterstruktur von Stiphodon im Freileben keine Untersuchungen. Gewöhnlich überleben Kleinfische dieser Größenordnung keine zwei Jahre in der Natur. Aber hier liegen die Dinge aufgrund der speziellen Einnischung in klare, schnellfließende, küstennahe Bäche, wo Aufwuchs die wichtigste Futterressource darstellt, vielleicht etwas anders.
Die Bestimmung von Stiphodon wird dadurch aber auch nicht einfacher, denn selbst die exakte Kenntnis der Herkunft der Fische hilft nur sehr bedingt weiter. Kurz und gut: ohne Kenntnis der Prachtfärbung der Männchen kann man Neongrundeln kaum bestimmen.
Stiphodon semoni
Stiphodon atropurpureus ist – folgt man den Literaturangaben – weit verbreitet. Die Art ist aus Japan, Taiwan, Malaysia, den Philippinen und Südchina bekannt. Wissenschaftlich beschrieben ist sie allerdings von den Philippinen. Die Art ist extrem ähnlich zu S. semoni aus Indonesien und Papua Neu-Guinea. Durch reine Betrachtung kann die beiden Arten nicht unterscheiden. S. atropurpureus hat mehr Schuppen in der Längsreihe (30-37, meist 33-35, S. semoni hat 27-30), in der vertikalen Reihe (12-18, meist 15-17, S. semoni hat 10-11) und vor der ersten Rückenflosse, also insgesamt kleinere (und darum mehr) Schuppen am Körper.
Am lebenden Tier ist das allerdings nicht erkennbar; es ist mehr als wahrscheinlich, dass S. atropurpureus und S. semoni ständig miteinander verwechselt werden. Auch bei Aquarium Glaser bleibt uns bleibt nichts weiter übrig, als auf die Angaben des Exporteurs zu vertrauen. Da sich die beiden Arten bezüglich ihrer aquaristischen Ansprüche und in der Färbung nicht unterscheiden, ist die Frage, um wen es sich im Einzelnen handelt, eher akademischer Natur.
Dieses Exemplar bestimmte ich zunächst als Stiphodon pelewensis. Inzwischen glaube ich, dass es ein Männchen von S. ornatus in Ablaichfärbung ist.
Wie man Neongrundeln fängt
Ein wesentlicher Grund dafür, dass wissenschaftlich so wenig über Stiphodon bekannt ist und so viele Arten erst in jüngster Zeit bekannt wurden, liegt daran, dass sie klein und schwer zu fangen sind. Stopft man sie dann direkt in Konservierungsflüssigkeit, in der der größte Teil der Färbung verloren geht, bekommt man ein völlig falsches Bild von den Tieren. Wer sich mit der Erforschung von Stiphodon beschäftigt, muss zwingend die Lebendfärbung berücksichtigen und die schwankt stimmungsbedingt und wohl auch altersabhängig gewaltig. So ist z.B. der berühmte Neonstreifen von S. semoni bei jüngeren Exemplaren bis 3,5 cm Länge oft nur schwach ausgeprägt und wird später oft jahrelang nur bei der Balz in voller Ausprägung gezeigt. Es gibt aber auch Männchen, bei denen der Neonstreifen permanent deutlich ausgeprägt sichtbar ist, bei ganz alten Männchen ist das sogar die Regel. Bei S. atropurpureus (ich meine jetzt die Tiere, die unter diesem Namen exportiert werden, Tiere mit Fundort Insel Leyte von den Philippinen, von wo S. atropurpureus beschrieben wurde, habe ich noch nicht im Aquarium gehabt) kann der Leuchtstreifen grün, blau oder rötlich aussehen. Das ist stimmungsabhängig. Bei ein und demselben Männchen kann die Farbgebung wechseln.
Diese Fische werden als Stiphodon atropurpureus gehandelt; ob das stimmt, oder ob es sich um eine Lokalvariante von S. semoni handelt, ist nicht geklärt. Die Farbe des Neonstreifens variiert in Abhängigkeit von Stimmung und Licht erheblich!
Bei den meisten Arten wird der forschungbegierige Aquarianer also selbst losziehen, sich durch den Dschungel behördlicher Auflagen und Unsinnigkeiten wurschteln und die Objekte der Begierde selbst fangen müssen. Auf Sumatra tat ich das mittels eines zweckentfremdeten Moskitonetzes. Mein indonesischer Begleiter, der Student Sam, zeigt wie das geht (und er war ausgezeichnet vorbereitet. Obwohl er nicht wusste, was wir unternehmen würden, hatte er blütenweiße Unterwäsche an!). Die eine Längskante des Netzes wird am Boden mit Steinchen beschwert. Die Oberkante in einem Loch am Felsen befestigt: fertig. Jetzt braucht man nur noch an Land bachaufwärts zu wandern und mit großem Getöse bachabwärts im Wasser Richtung Netz zu planschen. Mit verdammt viel Glück erwischt man auf die Art und Weise ein paar der cleveren Grundeln, die ja ihren Lebensraum in jedem kleinen Detail kennen. Meist lassen sie sich gar nicht jagen, sondern verschwinden im Sand oder irgendeiner Gesteinsspalte. Tricky ist auch, das Netz einzuholen, ohne den flinken Grundeln die Gelegenheit zu geben, wieder heraus zu schwimmen. Ist man zu vorsichtig, hat man ein leeres Netz. Geht man zu hastig oder gar hektisch vor, reisst man Löcher in das Netz und läuft Gefahr, die im Netz befindlichen Grundeln mit den Beschwerungssteinen zu verletzen.
Zum Schluss noch ein paar Biotopangaben
In der Natur leben die Neongrundeln in Schulen von 30 bis 50 Exemplaren, die aus beiden Geschlechtern bestehen. Nur einzelne Männchen besetzen Reviere, deren Zentrum eine Laichhöhle unter einem flachen Stein ist. Während der Balz schwimmen die Männchen in die freie Wassersäule und legen ein auffälliges, kontrastreiche Balzkleid an, das sich im Falle von S. ornatus durch zwei breite dunkle Zonen auszeichnet. Wenn es ihnen gelingt, ein laichreifes Weibchen anzulocken, so laichen sie an der Unterseite eines Steines ab.
Im West-Sumatra ist das Wasser ganzjährig ziemlich warm. Ich maß überall ca. 28°C. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Küstengebirge aus teils noch aktiven Vulkanen bestehen und durch den Vulkanismus im Untergrund haben die Gewässer sozusagen Fußbodenheizung.
Edith Korthaus analysierte das Wasser am Fundort von S. ornatus: Temperatur 27°C, GH 5° dH, KH 4° dH, Leitwert 40 µS/cm (entspricht 34 µS/cm bei 20°C), pH 6,8.
Stiphodon maculidorsalis ist etwas unscheinbar gefärbt und wird darum kaum importiert.
Es gibt noch sehr viel aquaristisch zu erforschen an Neongrundeln. Gerade ist wieder Importzeit und Stiphodon ornatus, S. semoni und S. „atropurpureus“ werden im Großhandel angeboten. Nur zu, machen Sie ein Becken frei, es muss ja gar nicht groß sein. Feiner Sand als Boden, ein paar flache Steine, zur Deko ein paar Wurzeln in den Hintergrund und wer so gar nicht auf Pflanzen verzichten will, wirft ein paar Hornfarne (Ceratopteris) hinein. Was mir noch wichtig erscheint: diese Grundeln sind Sonnenkinder. In der Natur sah ich nur bei vollem Sonnenschein die beeindruckenden Balzspiele und im Photoaquarium zeigten die Fische (ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Arten) die besten Farben, wenn ich noch zwei große Baustellenleuchten zusätzlich auf das Becken richtete.
Eines garantiere ich: langweilig wird so ein Neongrundelaquarium nicht sein!
Frank Schäfer
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Interessanter Bericht über Grundeln, von der Systematik und der Geschichte her.
Kleines Detail: Einmal bemängeln Sie einen Forscher, der zwei Arten am gleichen Ort vermutete.
Später aber stellen Sie fest, dass verschiedene Arten am gleichen Ort leben können.
Was noch interessiert zur möglichst einfachen, aber tiergerechten Haltung: Strömung? Wasserhärte, Temperatur? Vor allem: welches Futter? Mit welchen Fischen vergesellschaften?
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Mit freundlichen Grüssen, HP Duttle, Gümligen bei Bern.
Lieber Herr Duttle,
Frank Schäfer hat an der Arbeit von Meinken bemängelt, dass er 2 Unterarten von gleichen Fundort beschrieben hat, nicht zwei Arten, das ist ein wesentlicher Unterschied. Das Unterartkonzept besagt, dass es sich dabei um Populationen derselben Art handelt, die in unterschiedlichen geographischen Arealen vorkommen und anhand äußerlicher Merkmale unterscheidbar sind. Da solche Tiere artgleich sind, würden sie sich bei gemeinsamem Vorkommen untereinander uneingeschränkt vermehren, was zur Ausbildung einer Mischform führen würde. An den gemeinsamen Verbreitungsgrenzen von Unterarten kann man das beobachten. Arten hingegen sind i.d.R. reproduktiv isoliert, kreuzen sich also nicht unbeschränkt (wenngleich das eine Regel mit vielen Ausnahmen ist).
Darüber hinaus muss man bei den Stiphodon aber vermutlich fragen, ob die Ausbildung von Unterarten überhaupt möglich ist. Wenn sie sich mehr oder weniger zufällig über die Drift der Mehresströmungen verbreiten, ist schwer vorstellbar, wie es zur Ausbildung geographisch getrennter Varianten kommen soll. Aber das war Meinken vermutlich noch nicht bewusst.
Heute ist das Unterartkonzept anscheinend ohnehin nicht mehr so ein großes Thema, aber das müsste Herr Schäfer erklären, so tief bin ich nicht in der Materie.
Viele Grüße,
Michael Köhler
Hallo Herr Duttle,
wie Herr Köhler schon ganz richtig sagte: es ging bei meiner Kritik an Herrn Meinken um Unterarten. Das Unterarten-Konzept war auch in den 1970er Jahren etwas vage, aber ein ganz typisches Charakteristikum unterschied schon immer Unterarten von Arten: Unterarten kommen immer geografisch voneinander getrennt vor. An den Verbreitungsgrenzen zweier Unterarten – und auch das ist sehr typisch – kommt es zu Mischformen, so genannten Intergrades, die sich keiner Unterart zuordnen lassen. Die Existenz von Intergrades beweist den Unterarten-Status, es kann aber bei geografischer Isolation dazu kommen, dass es Unterarten ohne Überlappungszone, also auch ohne Intergrades, gibt. Wie Herr Köhler schon ganz richtig ausführte, tendiert eine Mehrheit unter den Ichthyologen heutzutage dazu, in solchen Fällen bereits von Arten zu sprechen. Bei den Herpetologen und Ornithologen wird das aber anders gehandhabt, dort spricht man nach wie vor in großem Umfang von Unterarten. Das Thema „Unterarten“ werde ich gelegentlich aufgreifen und in einem gesonderten Blog ausführlich behandeln.
Wegen der Parameter Wasser, Temperatur, Strömung: wie von Herrn Schaller beschrieben, sind die Stiphodon ungeheuer anpassungsfähig. Grundsätzlich sind sie in der Natur rheophil (= strömungsliebend) und Aufwuchsfresser, aber im Aquarium brauchen sie eine dem entsprechende Haltung nur sehr bedingt. Mir gefällt eine naturnahe Einrichtung am besten (dazu geben die Biotopfotos in dem Blog ja reiche Hinweise), den Fischen ist das aber – offen gesagt – ziemlich wurst. Sie fressen im Aquarium schlicht alles, was ins Maul passt, Trockenfutter, Tabletten, Pellets, Frostfutter aller Art, Lebendfutter, sie fangen sogar Daphnien aus der Wassersäule, nur mit Anflugnahrung (z.B: Drosophila) braucht man ihnen nicht zu kommen.
Schließlich noch zu zum Thema Finanzen: Ich verstehe sehr gut, wenn man sich im Hobby spezialisiert und darum Fachzeitschriften nur gelegentlich von Interesse sind. Aber wir versuchen dennoch, den Blog als Informationsquelle für alle kostenfrei zu halten. Aber es freut uns sehr, dass Sie die Qualität unseres Blogs so hoch einschätzen, dass Sie bereit wären, für einzelne Beiträge zu bezahlen!
Viele Grüße
Frank Schäfer