Anfang Oktober 2006 erreichte eine Sendung von Süßwasserkrabben aus Thailand Aquarium Glaser, die erstmals eine noch unbekannte Art enthielt. Es waren farbenprächtige Tiere, die in einer roten und einer blauen Farbform auftraten. Von beiden Farbvarianten gab es Männchen und Weibchen (bei Krabben ja immer leicht an der Form des Pleons, also des unter den Bauch geschlagenen Hinterleibs, zu erkennen). Zunächst wurden sie provisorisch als Demanietta sp. bezeichnet, da der Krabbenspezialist Dirk Brandis, der uns sonst gerne bei der Bestimmung von Krabben hilft, vorübergehend nicht erreichbar war.
Zwischenzeitlich hat D. Brandis aber Exemplare erhalten und konnte sie erfolgreich als Angehörige der Gattung Thaipotamon bestimmen. Am stärksten erinnern sie an Thaipotamon chulabhorn, eine erst 1993 beschriebene Art.
Die Gattung Thaipotamon enthält amphibisch lebende Arten, die ausschließlich in Süßwassergebieten vorkommen. Sie sind vom Meer vollkommen unabhängig geworden. Auch für die Entwicklung ihrer Jungtiere brauchen sie die salzigen Fluten nicht. Die Jungen entwickeln sich direkt in den Eiern, die das Muttertier unter ihrem Pleon trägt, zu fertigen kleinen Ebenbildern ihrer Eltern.
Thaipotamon chulabhorn wurde bisher nur in einem einzigen Sumpfgebiet im Norden Thailands nachgewiesen. Dort lebt sie in Erdhöhlen, die sie normalerweise nur nachts verlässt. Die Tiefe der Erdhöhlen ist unterschiedlich und hängt mit dem Verlauf der Jahreszeiten zusammen. In der Trockenzeit können sie bis zu einem Meter tief sein, in der Regenzeit sind es oft nur 30 Zentimeter. Trächtige Weibchen werden in den Monaten November und Dezember gefunden.
Benannt wurde die Art zu Ehren der thailändischen Prinzessin Chulabhorn anlässlich deren 36sten Geburtstag.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Krabbenarten, die in Thailand grundsätzlich als Bereicherung des Speisezettels gesehen werden, haben Thaipotamon chulabhorn es gut: weil das Sumpfgebiet, in dem sie leben, als heiliger Ort gilt, werden sie von der einheimischen Bevölkerung nicht verzehrt. Auf der internationalen Roten Liste der bedrohen Tier- und Pflanzenarten (IUCN) wird Thaipotaman chulabhorn als „nicht gefährdet“ geführt.
Im Terrarium sind die sehr attraktiven Krabben gut haltbar. Untereinander sind sie friedfertiger, als man das von vielen anderen Krabben her kennt. Man pflegt sie in feuchten Terrarien mit einer Bodenschicht von etwa 15 cm Höhe. Ideal ist es, Erde aus Buchenwäldern für die Bodenfüllung zu verwenden. Die Boden reagiert im sauren pH-Bereich und ist mit einer großen Menge Mikrolebewesen besiedelt. Dadurch fault der Boden nicht und die Exkremente der Krabben werden sofort verwertet. Man hält den Boden nur leicht feucht, keinesfalls nass. Als Trink- und Badegelegenheit stellt man einen Napf aus glasiertem Ton in das Terrarium.
Die Krabben sind buchstäblich Allesfresser, so dass ihre Ernährung keinerlei Probleme bereitet. Totes Laub – am besten von Buche und Eiche – sollte immer zur freien Aufnahme im Terrarium zur Verfügung stehen, es stellt einen großen Teil der Nahrung dar. Im Gegensatz zum Freileben bauen die Krabben im Terrarium kaum Höhlen. Als Verstecke nutzen sie lieber Rindenstücke etc., was ihre Pflege sehr erleichtert. Diese wunderschönen Krabben sind somit als ideale Terrarientiere zu bezeichnen.
Frank Schäfer
Literatur:
Naiyanetr, P. (1993): Thaipotamon chulabhorn n. sp., a new freshwater crab from Thailand (Decapoda, Brachyura, Potamidae). Crustaceana 65 (1): 1-7
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