Die LSD-Kröte: Incilius alvarius

Alle Amphibien produzieren Hautgift. Das dient der Abwehr von Bakterien, Pilzen und Fressfeinden. Berühmt ist das in der Blutbahn tödliche Gift der Pfeilgiftfrösche (essen kann man es ohne Gefahr). Die Colorado-Kröte (Incilius alvarius) produziert normales Krötengift (Bufotoxin), aber auch noch Bufotenin und Dimethyltryptamin, die beide halluzinogen wirken. In den 1990ern leckten darum viele an den Kröten. Lecker??? Mehr dazu finden Sie hier: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13691831.html. Heutzutage ist das Krötenlecken wohl wieder aus der Mode gekommen.

Phyllobates terribilis, die giftigste Art der Pfeilgiftfrösche. Es sind keine Unfälle mit in Terrarien gepflegten Tieren dokumentiert.

Unvernünftige Drogies, die sich nun zum freiwilligen Krötenzaunbegehen melden und glauben, sie könnten sich durch das Abschlecken heimischer Arten auf einen billigen Trip schicken, seien nachdrücklich gewarnt: erstens funktioniert das nicht, weil den heimischen Arten die halluzinogenen Komponenten fehlen und zweitens ist das sehr gefährlich, da das Gift der heimischen Arten ähnlich wie Fingerhutgift wirkt und zum Herzstillstand führen kann!

Die heimische Erdkröte (Bufo bufo) hat keine halluzinogenen Komponenten in ihrem Gift.

Die Gattung Incilius wurde früher zu Bufo gezählt und umfasst gegenwärtig 39 anerkannte Arten. Die Verbreitung der Gattung erstreckt sich von den südlichen USA südlich bis Panama und von dort aus entlang der pazifischen Abdachung Mittelamerikas bis nach Equador. Die Frage nach der Gültigkeit von Incilius als vollwertige Gattung (nicht nur als Untergattung von Bufo) wurde erst kürzlich in einer Arbeit untersucht und bestätigt: Mendelson, J. R., III, D. G. Mulcahy, T. S. Williams, and J. W. Sites, Jr. 2011. A phylogeny and evolutionary natural history of mesoamerican toads (Anura: Bufonidae: Incilius) based on morphology, life history, and molecular data. Zootaxa 3138: 1–34.

Incilius alvarius, die Colorado-Kröte

Die Colorado-Kröte ist in den südlichen USA und in Mexiko verbreitet: in den USA vom äußersten Südosten Kaliforniens, dem südlichen Arizona und dem äußersten Südwesten von New Mexiko, in Mexiko im angrenzenden Chihuahua südlich durch Sonora und dem nordwestlichen Sinaloa. Hier besiedelt die Kröte wüstenartiges Buschland, aber auch Eichenwälder und Wachholder-Grasland. Sie kommt also oft in ziemlich trockenen Habitaten vor und findet sich sowohl in der Nähe permanenter Gewässer wie auch weit entfernt davon. Zur Eiablage nutzt sie eine Vielfalt von Gewässertypen, sowohl temporäre wie auch permanente, nur zu starke Strömung darf das Gewässer nicht aufweisen. Als Tagesversteck nutzt die Colorado-Kröte gerne Nagerbauten.

Dieses Exemplar geniest offensichtlich sein Dasein und ist tiefenentspannt.

Incilius alvarius ist – wie die meisten Kröten – ein sehr angenehmes Terrarientier, das eine gewisse Zahmheit entwickelt. Aufgrund ihrer Größe, die Art erreicht eine Länge von bis zu 19 cm, wobei Männchen kleiner bleiben, sollte man ein relativ großes Terrarium wählen. Dabei spielt weniger der Bewegungsdrang der Tiere eine Rolle, als ihr Stoffwechsel. Derartig große Kröten fressen alles, was ins Maul passt, Regenwürmer, Schnecken, Insekten und Gliedertiere aller Art, andere Amphibien, Reptilien und kleine Säuger. Alles, was vorne reinkommt, muss in veränderter Form hinten wieder raus und in zu kleinen Terrarien führt das zur Verjauchung des Bodengrundes.

Richtig untergebracht steht den Kröten in menschlicher Obhut ein langes Leben bevor. In der Natur setzt sich die Population hauptsächlich aus 2-4-jährigen Tieren zusammen, sie werden hier wohl durchschnittlich 5 Jahre alt, der Haltungsrekord eines adult gefangenen Exemplares liegt bei 15 Jahren, 5 Monaten und 16 Tagen.

Die Art ist nicht oft, jedoch ab und zu im Handel; sie gilt in der Natur als nicht bedroht (http://www.iucnredlist.org/details/54567/0) und unterliegt auch keinen Handelsbeschränkungen. Kürzlich hatte sie z.B. der Terraristik-Großhändler Tropenparadies in Oberhausen (www.tropenparadies.org) in seinem Angebot. Das imposante Tier eignet sich auch gut für Schauhaltungen und ist gegenwärtig in mehreren deutschen Zoos vertreten. http://www.zootierliste.de/?klasse=4&ordnung=403&familie=40308&art=3070311

Mehr Lesestoff zum Thema Frösche und Kröten finden Sie hier: https://www.animalbook.de/navi.php?suche=fr%F6sche&Sortierung=0&af=90

Frank Schäfer


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Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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3 Kommentare zu “Die LSD-Kröte: Incilius alvarius

  1. U.L.

    Unglaublich dämlicher Artikel der vor Ignoranz und wiedergekautem Unsinn nur so strotzt. Es gab niemals eine Praxis des krötenleckens woher dieser Unsinn stammt wäre es mal wert erforscht zu werden. Das Sekret von Bufo/Incillius Alvarius enthält neben den erwähnten Substanzen auch Bufotoxin sie abzulecken wäre eine intensive aber potentiell lebensgefährliche Erfahrung. Bufo wird geraucht ( hohe Temperatur ) wobei das Bufotoxin zerstört wird … Ach und Bufo Bufo ist sehr wohl in der Lage Halluzinationen hervorzurufen auch hier wird das Sekret geraucht 😉

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    1. Aqualog Redaktion

      Hallo Herr L., vielen Dank für diesen differenzierten und sympathisch vorgetragenen Beitrag.
      Leider konnten wir weder unserem Auftrag des Selbstversuchs im Bezug auf Krötengifte nachkommen, noch haben wir die entsprechenden Anwendungshinweise geliefert.
      Immerhin sagen wir nichts anderes als dass das Sekret von Bufo/Incillius Alvarius Bufotoxin enthält und es nicht ratsam ist dieses oral aufzunehmen…

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    2. Battletoad

      Homer Simpson hat die mehrfach abgeleckt!!! XD

      Da Homer Simpson eine Institution ist, reicht das als empirische Quelle vollkommen aus!

      Immer schön cremig bleiben und locker durch die Hose atmen, Mädels. ;-P

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