Wasserkelche (Cryptocoryne) sind eine Gattung wichtiger Aquarienpflanzen. Viele Arten sind anspruchsvoll in der Kultur, andere aber auch sehr einfach. Viele Wasserpflanzenfreunde sind über das Sammeln verschiedener Arten und Sorten von Cryptocorynen zu richtigen Botanikern geworden.
Hammerschlag-Wasserkelche sind in vielerlei Hinsicht ungewöhnliche Cryptocorynen. Es sind reine Wasserpflanzen. Sehr viele andere Cryptocoryne-Arten sind eigentlich Sumpfpflanzen, die in der Natur nur zeitweilig – einige Wochen oder Monate im Jahr – überflutet werden und nur dann unter Wasser wachsen. Ihren Entwicklungshöhepunkt haben diese Arten aber in der Zeit, in der sie aufgetaucht wachsen; dann blühen sie auch.
Bei den Hammerschlag-Wasserkelchen ist es genau umgekehrt. Sie wachsen und blühen am besten, wenn sie untergetaucht leben und nur ausnahmsweise bilden sie eine kümmerliche Landform aus – nämlich dann, wenn es gar nicht anders geht.
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Eine weitere Eigenschaft zahlreicher Wasserkelch-Arten besteht darin, dass sie sehr weiches, saures Wasser bevorzugen, manchmal sogar unbedingt brauchen und in totem organischen Material (Torf, verrottetem Totlaub) als Bodengrund am besten gedeihen. Die richtige Mischung herauszufinden ist oft ziemlich kompliziert und gehört zu den besonderen Herausforderungen derer, die eine Kultur versuchen wollen.
Auch in diesen Aspekten fallen die Hammerschlag-Wasserkelche völlig aus dem Rahmen der Gattung. Sie bevorzugten hartes, alkalisches Wasser und einen lehmigen Bodengrund, ganz ohne organische Beimischungen. Hammerschlag-Wasserkelche gehören damit zu den ganz wenigen Pflanzenarten, die sich auch gut für Aquarien mit Buntbarschen aus dem Malawi- und Tanganjika-See eignen, in denen das Wasser ja bekanntlich auch alkalisch sein muss und aus praktischen Gründen meist hart ist (in weichem Wasser lässt sich ein pH-Wert von 8 – 8,5 nur schwer stabil aufrecht erhalten).
Hammerschlag-Wasserkelche sind große und auffällige Pflanzen. Die Blätter sind zwischen 2 und 4 cm breit und kräftig dunkelgrün. Sie werden zwischen 40 und 80 cm lang. Lange Blätter wachsen entlang der Wasseroberfläche. Die Blätter sehen aus, als habe man mit einem kleinen Hammer viele Dellen hineingeschlagen, darum der Populärname Hammerschlag-Wasserkelch. Das Wurzelwerk ist kräftig ausgebildet. Da die Pflanze einen Großteil ihrer Nährstoffe über die Wurzeln aufnimmt, ist für einen ausreichend hohen Bodengrund zu sorgen, in dem die Wurzeln gut Fuß fassen können. Der Bodengrund sollte 8-10 cm hoch sein, wo der Hammerschlag-Wasserkelch wachsen soll. Man verwendet am besten ungewaschenen, lehmigen Kies von einer Körnung zwischen 1 und 3 mm und drückt, sobald die Pflanzen eingewurzelt sind, einige Lehmkugeln oder vergleichbare Produkte um die Pflanze herum in den Boden. Nur die oberste Deck-Kiesschicht (ca. 1-2 cm dick) darf gewaschen werden. Beim Einpflanzen ist darauf zu achten, dass das Herz der Pflanze, in der Mitte des Austriebs gelegen, nicht eingegraben wird, sondern stets frei liegt.
Leider blühen Hammerschlag-Wasserkelche im Aquarium nur selten. Die Vermehrung erfolgt dennoch reichlich, nämlich über Ausläufer. Aber um einen Hammerschlag-Wasserkelch auf seine Artzugehörigkeit bestimmen zu können, braucht man die Blüte. Es gibt nämlich tatsächlich drei Arten großer Hammerschlag-Wasserkelche! Sie sehen einander zum Verwechseln ähnlich. Nur die Blüte gibt zweifelsfrei die Artzugehörigkeit preis. Bereits als Kinder lernen wir, dass ähnliches Aussehen bei einer Pflanze nicht unbedingt bedeutet, dass sie ähnliche Eigenschaften hat. Eine Brennessel (Urtica) und eine Taubnessel (Lamium) sehen sich in der Tat sehr ähnlich. Doch nur die Brennessel verfügt über die Brennhaare, die ihre Berührung so unangenehm macht. Wer je die Blüten von Brennesseln und Taubnesseln sah, wird die beiden Pflanzen nie wieder verwechseln.
Die gute Nachricht ist: alle drei Arten der großen Hammerschlag-Wasserkelche haben in etwa die gleichen Kulturansprüche. Wer also lediglich eine schöne, große Aquarienpflanze sucht, die auch in alkalischem Wasser wächst, ist mit jeder der drei Arten gleich gut bedient. Aber für viele Aquarianer ist ihr Hobby ja auch Gelegenheit, etwas zu lernen. Der wohl am häufigsten im Hobby vertretene Hammerschlag-Wasserkelch ist Cryptocoryne crispatula var. balansae (früher: C. balansae). Die Art C. crispatula ist sehr variabel, aber die Varianten behalten auch im Aquarium ihr Aussehen bei. Sogar die Variante C. c. var. balansae bildet verschiedene Formen aus, darunter auch eher rötlich gefärbte. Manche bleiben relativ klein und werden nur ca. 20-30 cm hoch, andere sind typische Hammerschlag-Wasserkelche mit bis zu 60 cm langen Blättern. Wenn man sie neu kauft, sieht die noch junge Pflanze anders aus als die erwachsene. C. c. var. balansae stammt ursprünglich aus Thailand, aber alle Hammerschlag-Wasserkelche werden ausschließlich als in Gärtnereien gezüchtete Exemplare gehandelt.
Die zweite, häufig gepflegte Art ist Cryptocoryne aponogetifolia. Sie stammt ursprünglich von den Philippinen. Es scheint allerdings, als hätten viele Gärtnereien in jüngster Zeit diese Pflanze aufgegeben. Erstmals kam sie in den 1950er Jahren nach Europa, zunächst nach Dänemark, später auch nach Deutschland, wo sie sehr beliebt wurde. Man kann sie oft noch bei Vereinsbörsen von privaten Liebhabern erstehen. Vielleicht ist das aktuelle Verschwinden dieser Art aus den Angebotslisten der Gärtnereien auch nur ein vorübergehendes Phänomen.
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Die dritte Art stammt ebenfalls von den Philippinen. Es ist Cryptocoryne usteriana. Sie war – im Gegensatz zu den beiden zuvor genannten Arten – bis in die jüngste Vergangenheit nicht im Handel erhältlich. Das hat sich grundlegend verändert, gegenwärtig wird die schöne Pflanze von fast allen großen Wasserpflanzengärtnereien angeboten.
Wie gesagt, im allgemeinen Habitus kann man die großen Hammerschlag-Wasserkelche nicht sicher unterscheiden (es gibt auch noch zwei kleinbleibende Arten, Cryptocoryne hudoroi und C. keei, die jedoch gegenwärtig nur bei Wasserpflanzen-Spezialisten unter den Aquarianern verbreitet sein dürften; diese kleinen Arten stellen völlig andere Ansprüche an die Kultur und werden hier nur der Vollständigkeit wegen erwähnt), sieht man einmal von einigen kaum gehämmerten Formen von C. c. var. balansae ab. Die Blüten der drei Arten unterscheiden sich jedoch deutlich. Leider blühen die Hammerschlag-Wasserkelche aber so gut wie nie. Und so war es für mich eine große Überraschung, dass in einem der Aquarien der Schau-Anlage von Aquarium Glaser plötzlich einer der Wasserkelche eine Unterwasser-Blüte entwickelte. Die lange, spiralige Spathaspreite zeigte eindeutig, dass es sich bei diesem Wasserkelch um Cryptocoryne crispatula var. balansae handelte! Ich hätte bis dahin geschworen, dass das Becken mit C. aponogetifolia bepflanzt sei. Deren Blüte hat jedoch nur eine relativ kurze, nur wenige Male gedrehte Spathaspreite, der Schlund der Blüte ist violett. Die Blüte von C. usteriana ähnelt der von C. aponogetifolia, ist jedoch im Schlund leuchtend gelb. Mir war es noch nicht vergönnt, die Blüte von C. usteriana mit eigenen Augen zu sehen.
Wer sich Hammerschlag-Wasserkelche im Zoofachhandel kauft, wird gewöhnlich den richtigen Namen gesagt bekommen. Doch die sichere Bestimmung einer Pflanze aus alten Aquarienbeständen wird ohne Blüte kaum gelingen. Schön sind sie aber alle drei, die großen Hammerschlag-Wasserkelche. Und es sind Energiespar-Pflanzen, denn ihr Lichtbedarf ist nur mäßig. Probieren Sie die Pflanzen aus, Sie werden es nicht bereuen!
Frank Schäfer
Pingback: Franky Friday: Hammerschlag-Wasserkelche - my-fish
Hallo Franky,
ich habe vor zwei Tagen eine Blüte mit gelbem Schlund an meinem Hammerschlag-Wasserkelch gefunden. Auf den Namen habe ich beim Kauf im Futterhaus nicht geachtet. Für mich war nur die Info wichtig, dass das Laub ca. 40 bis 50 cm Länge erreichen soll. Inzwischen sind es bis zu 80cm! Der Wasserkelch steht in meinem 850l-Becken und breitet sich zusehends vegetativ aus. Der Bodengrund besteht aus gewaschenem Sand, düngen tue ich mit JBL Düngekugeln und das Becken wird mit zwei LED-Leisten von Fluvial beleuchtet (Beleuchtung bis 14:00 Uhr ansteigend, ab 14:30 abfallend). Der ph-Wert liegt um 6,8 bei einer GH von 11 und einem KH von 8. Über CO2-Anlage steht der Gehalt bei 25-30.
Wenn Du möchtest sende ich Dir gern Fotos.
Liebe Grüße, Thomas (Jahrgang ´68)