Bärblinge der Gattung Barilius sind in der indischen Region ökologisch am besten mit Forellen zu vergleichen, die dort natürlicherweise nicht vorkommen. Barilius leben also am liebsten in klaren Gewässern mit kiesigem Grund und einer gewissen Strömung. Sie sind meist in lockeren Trupps zu beobachten, wirkliche Schwarmfische sind es nicht. Untereinander „spielen“ diese Tiere gern, jagen sich also über kurze Distanzen, ohne sich aber Schaden zuzufügen. Es sind kleine Raubfische, die am liebsten Insekten fressen, die auf die Wasseroberfläche fallen, aber auch im Wasser lebende Insektenlarven, Krebstiere oder auch kleine Fische gehören zum Beutespektrum. Die Maulspalte bei Barilius ist vergleichsweise groß.
Gut vergleichbar ist auch die Färbung von Barilius mit der von jungen Forellen. Beide haben eine Anzahl dunkler, senkrechter Streifen auf den Flanken. Plakative Farben fehlen, aber Barilius sind trotzdem oft sehr bunt, vor allem gelbe und blaue Farben schillern je nach Lichteinfall auf ihrem Körper.
Ganz anders ist hingegen das Fortpflanzungsverhalten. Während Forellen Wanderfische sind, die zur Fortpflanzung stromaufwärts ziehen und Gruben in den Boden schlagen in denen abgelaicht wird, tauchen Barilius, soweit das überhaupt bekannt ist, in den Boden ein und laichen so im Kies ab. Allerdings, das muss an dieser Stelle gesagt werden, ist das Fortpflanzungsverhalten von Barilius-Arten nahezu unerforscht.
Barilius vagra wurde bereits 1822 von Francis Hamilton wissenschaftlich beschrieben und soll in praktisch der gesamten indischen Region vorkommen, also in ganz Indien, Pakistan, Bhutan, Nepal, Burma und Bangladesch. Die Art wird etwa 10-12 cm lang. Aquaristisch ist sie so gut wie unbekannt, die beiden kürzlich fotografierten Exemplare waren ein Beifang zu Barilius bendilisis, die Aquarium Glaser aus Südindien (Kerala) erhielt. Die Erfahrung mit anderen Kleinfischen mit einer angeblich derart weiten Verbreitung hat gezeigt, dass es sich meist in Wirklichkeit um einen Artenkomplex einander sehr ähnlicher Arten handelt, die sich untereinander nur durch Details der Lebendfärbung und des Verhaltens unterscheiden. Da sich derartige Unterschiede aber nur durch die Aquaristik erforschen lassen und es nicht zu erwarten ist, dass Barilius-Arten plötzlich sehr populär werden, werden wir wohl nie erfahren, ob sich hinter dem Artnamen Barilius vagra wirklich nur eine oder doch etliche Arten verbergen.
Frank Schäfer
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