Laub im Aquarium (7): Die Eiche

Die Eiche ist der wahrscheinlich deutscheste aller Bäume. Dabei kommen in Deutschland ursprünglich nur zwei der über 400 Eichenarten vor, die es auf der Welt gibt.

Stiel-Eiche, Quercus robur

Die beiden heimischen Arten, die Stiel- und die Trauben-Eiche (Quercus robur und Quercus petraea) sind nur kniffelig aus­ein­anderzuhalten, am sichersten an den Frucht­ständen. Da sie aber auch häufig hybridisieren und bezüglich der Inhaltsstoffe (um die es ja hier geht) keine Unterschiede bekannt sind, ist es an dieser Stelle nicht so wichtig, wie man sie erkennt. Beide hei­­mische Eichen haben schöne, an den Rändern ausgebuchtete Blätter. Nach dem römischen Schriftsteller Plinius dem Älteren führten die Kelten keine religiös-kultischen Handlungen ohne Eichen­laub durch und auch in vielen anderen Religionen nutzt man Eichenlaub, um Altare und Kultstätten zu schmücken. Viele weitere Eichenarten werden als Zier­bäume ange­pflanzt, einige amerikanische Arten auch als Waldbäume. Letztere, vor allen anderen die Roteiche (Quercus rubra), liefern ein im Aquarium sehr exotisch aussehendes Laub, das genau so gut wie das der heimi­schen Eichen benutzt werden kann.

Frei stehende Eiche

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Verwendung
Eichenlaub ist vielseitig einsetzbar und man sollte immer ein paar Blätter davon zuhause haben. Verwechslungsmöglichkeiten mit giftigen Blättern gibt es nicht. Eichenlaub ist sehr gerbsäurehaltig und wird dadurch nur langsam bakteriell abgebaut. Es senkt sanft den pH-Wert und dient kleinen Fischen als Deckung. Viele Fisch­arten heften ihren Laich an Eichenlaub, der durch den Gerbsäure­ge­halt kaum zum Verpilzen neigt. In der Hu­man­­medizin wird Eichen­rinde von dün­nen Ästen verwendet. Sie wird äußerlich bei Ge­schwüren und näs­senden Wunden ange­wendet, und als Tee bei chronischen Magen-Darm-Erkran­kun­gen. Einen solchen heilen­den Effekt hat Eichenrinde auch auf Fische und andere Aquarienbewohner; auch Eichenlaub wirkt in diese Richtung, nur milder. Für die Pfleger und Züchter von Süß­wasserkrebsen ist Eichenlaub ganz unver­zichtbar; es dient diesen Tieren als Nahrungs­grundlage und verhindert Pilzerkrankungen, die ohne das Verfüttern von Eichenlaub epide­mische Ausmaße annehmen können.

Die aus Amerika stammende Roteiche liefert exotisch aussehende Blätter

Nützliche Gerbsäure
Die Gerbsäure hat ihre Bezeichnung davon, dass sie Eiweiße verändert und dadurch aus Tierhäuten Leder gemacht – gegerbt – wer­den kann. Dazu wurden schon immer Eichen­rinde, Eichenblätter oder Eichenholz ver­wen­det (Gerberlohe). Natürlich wollen wir nicht, dass die Haut unsere Fische oder Wasser­schild­kröten zu Leder gegerbt wird, aber in der Verdünnung, in der wir Eichenlaub im Aqua­rium verwenden (ca. 1 Blatt auf 5 Liter Wasser) ist so etwas auch nicht zu befürchten. Vielmehr kommt es zu einer Art ”Schutzfilm­bildung”, wenn die Gerbsäure der Eichen­blätter auf Schleimhäute gelangt (Lagoni, 2014). Potentielle Krankheitserreger aller Art haben es dadurch schwerer, anzugreifen.

Nur trockene Blätter
Man sollte, wie bei fast allen Laubsorten, immer nur trockene, im Herbst abgefallene Eichenblätter im Aquarium einsetzen. Das grüne Laub, das sich durchaus als Futter eignet, enthält zuviel Zucker­verbindungen, die wiederum ein uner­wünschtes Bakterienwachstum im Aquarium fördern.

Alles in allem steht uns mit Eichenlaub ein nahezu universell einsetzbares Laub zur Verfügung, das heilende und krankheits­vorbeugende Eigenschaften aufweist, dazu aber auch noch ein wertvolles Nahrungs­ergänzungsmittel und eine naturnahe Deko­ration darstellt.

Frank Schäfer

Literatur:
Lagoni, N. (2014): Quercus-Arten – Verwendung in der Naturheilkunde. pp. 99-102 in Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) (Hrg.) (2014): Beiträge zur Traubeneiche. LWF Wissen Band 75, 112 pp.

Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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2 Kommentare zu “Laub im Aquarium (7): Die Eiche

  1. Eugen Heil

    Eine Superreihe. Nach Durchlesen haben wir gleich einen ganzen Sack an Eichen-, Birken- und Weidenblätter gesammelt. Die kommen nun seit ca. einem Monat abwechselnd rein, meistens Eichenblätter. Werden vorher in der Mikrowelle kurz desinfiziert und anschließend auch mit kochendem Wasser übergossen (hier eher damit die etwas schneller absinken). Ich würde schwören es bringt tatsächlich Einiges, gefühlt auch mehr als mit Seemandelblätter und Huminextrakte einiger namhafter Hersteller. Auch Erlenzäpchenvorrat wurde stark aufgestockt. Hier bin ich am Überlegen die zu verkleinern und einen Aufguss zu machen, der dann durch einen Dosierer automatisch ins Auquarium zugeführt wird.

    Übrigens auch eine kleine Anmerkung. Im ersten Beitrag heißt es „Viele andere Laubsorten – allen voran die Rot­buche (Fagus sylvatica) – haben ganz wun­der­­bare Eigenschaften, die den Fischen zu­gute kommen. „. Es gibt dann viele neue und interessante Infos zu unterschiedlichen Pflanzen aber gerade die Rotbuche wird dann kein einziges Mal erwähnt.

    Ich frage mich nun schon seit einiger Zeit wie die Wasseraufbereitung sich auf die Huminstoffe auswirkt. Hier insbesondere den UV-Aufklärer und Purigen. Zerstören die auch die Huminsäuren (bei Purigen sagen auch einige im Internet es klärt zwar das Wasse auf, neutralisiert aber die Huminsäuren nicht, was ich persönlich aber bezweifele) oder ist deren Einsatz diesbezüglich unbedenklich?

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    1. Frank Schäfer Beitragsautor

      Vielen Dank! Und stimmt: das mir der Rotbuche ist mir noch gar nicht aufgefallen, wie nachlässig! Ich hole das so schnell wie möglich nach. Über den Einfluss der UV-Strahlung auf Huminstoffe ist mir nichts bekannt, aber ich habe noch nie erlebt, dass sich ein durch Huminstoffe braun gefärbtes Wasser im Freien durch intensive Sonneneinstrahlung entfärbt hätte. Ich sage darum – unter allem Vorbehalt – dass der Einfluss auf Huminstoffe wohl eher gering ist. Allerdings gibt es ja weitere, optisch nicht erkennbare sekundäre Pflanzenstoffe, darunter Eiweiße, und die werden mit Sicherheit durch UV-Strahlung beeinflusst. Und die Effizienz der UV-Strahlung wird durch die Huminstoffe ihrerseits stark vermindert. Ich rate darum vom parallelen Einsatz beider Maßnahmen ab. Mit Purigen habe ich leider keinerlei persönliche Erfahrung, aber ich kann nicht sehen, warum es ausgerechnet Huminstoffe nicht absorbieren sollte, das wäre doch sehr unlogisch.

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