

”Die” Weide gibt es eigentlich gar nicht. Weiden (botanisch: Salix) sind eine Gattung von Sträuchern und Bäumen, die mit etwa 450 Arten in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel vorkommen, hinzu kommen noch zahlreiche Hybriden. Die Tropen mögen Weiden nicht, nur wenige Arten kommen dort vor.

Manche Weiden sind nur winzig klein, in der Pflanzenkunde Ungeschulte erkennen sie kaum als Gehölz: die Zwerg- oder Strauchheide (Salix herbacea), die der Vater der wissenschaftlichen Namens- gebung von Tieren und Pflanzen, Carl von Linné, als den kleinsten aller Bäume bezeichnete. Die Zwergweide kommt bei uns nur noch in den Alpen vor, sie ist ein Überbleibsel der Eiszeit.

Anzeige

Wichtige Medizinpflanze
Andere Weiden-Arten gehören hingegen zu den häufigsten Gehölzen in Mitteleuropa überhaupt. Und sie gehören zu den am meisten verwendeten Medizinpflanzen der Neuzeit, auch wenn die meisten Menschen keine Ahnung davon haben, dass sie einen Wirkstoff der Weidenrinde zu sich nehmen, wenn sie Aspirin schlucken. Und doch steckt das Wort ”Weide (=Salix)” noch im Wirkstoff des Aspirin: Acetyl-Salicyl-Säure. Allerdings wird heutzutage dieser Wirkstoff künstlich hergestellt. Weidenrinde wurde als Medikament gegen Schmerzen, Entzündungen, Fieber etc. bereits in vorgeschichtlicher Zeit von Jägern und Sammlern verwendet. Lagoni (1999) führt folgende Anwendungen von Weidenrinde in der Volksmedizin an: Blutungen (innerlich und äußerlich), Durchfall, Erbrechen, Darmkatarrh, Ruhr, Fiebermittel, Beruhigungsmittel bei sexueller Übererregbarkeit, Empfängnisverhütung, Gicht, Blasengries und -steine, Hautwunden, Geschwüre, Skrofeln, Knoten, Warzen, Milz- und Leberschmerzen, Lungen- und Halserkrankungen, Nervenleiden, Angstzustände, Rheuma- und Gelenkschmerzen – kurz, man benutzte Weidenrinde fast universell.

Da die häufigsten Weidenarten in feuchten Böden und entlang von Gewässern wachsen, schloss man schon in der mittelalterlichen Signaturenlehre (nach der der Schöpfergott den Heilpflanzen ein Zeichen gegeben hat, woran der Mensch erkennen kann, wogegen das Kraut gewachsen ist), dass in Weiden ein Mittel gegen ”Sumpffieber” enthalten sein müsse.

Magischer Baum
In allen vorchristlichen europäischen Religionen waren Gewässer heilig und wurden von niederen Gottheiten bewacht und bewohnt. Zudem waren Bäume Stellvertreter der Gottheiten. Die Weide galt z.B. als Baum der Demeter (der Erdgöttin), als Mondbaum und hohle Weiden als Übergang zur Anderswelt.

Verwendung im Aquarium
Über die medizinische Wirkung von Weidenrinde und -laub im Aquarium gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Da Weiden aber an den meisten Gewässern wachsen, gehört Weidenlaub zu den am häufigsten in natürlichen Gewässern der Nordhalbkugel vorhandenen Laubsorten. Der Tee-Kräutermischung (https://www.aqualog.de/blog/suesswasser/heilkraeuter-fuer-fische/) kann man auch ein paar grüne Weidenblätter zufügen. Sehr attraktiv sind Weidenwurzeln im Aquarium. An Ufern, wo Weiden wachsen, kann man sie leicht selbst sammeln. Sie müssen nur gut gereinigt werden, dann können sie direkt in das Aquarium. Die blutroten Weidenwurzel kann man herrlich mit grünen Moosen bepflanzen. Die Fische lieben es! Wer mag, kann aus fingerdicken Weidenaststücken auch bewurzelte Ableger ziehen und die Wurzeln ins Aquarium hängen lassen, was ebenfalls sehr attraktiv ist.

Frank Schäfer
Literatur:
Lagoni, N. (1999): Weidenrinde – ein arzneilicher Grundstoff. pp. 74-79 in Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) (Hrg.) (1999): Beiträge zur Silberweide. LWF Wissen Band 24, 92 pp.