Eine der wichtigsten Herausforderungen der modernen Riffaquaristik ist, die im Aquarium gehaltenen Organismen nicht nur erfolgreich über Jahre hinweg zu pflegen, sondern sie auch zu vermehren.
Versuchen Sie es doch auch einmal:
Die Zucht des Anemonenfisches Amphiprion ocellaris
Anemonenfische und ihre Anemonen gehören seit langem mit zu den beliebtesten Aquarienbewohnern. Ihr Symbioseleben mit den z.T. prachtvollen, farbigen Anemonen, die schaukelnden Bewegungen sowie ihr clowneskes Verhalten in ihrem Territorium machen sie so außerordentlich populär und faszinierend. Im Rahmen dieses kleinen Artikels können nicht alle Anemonenfische und deren Wirte beschrieben werden. Das Ablaich- und Brutpflegeverhalten unterscheidet sich bei den einzelnen Amphiprion– Arten auch nur geringfügig.
Das Zuchtpaar
Die Auswahl der Tiere für unsere Zucht ist relativ einfach. Sofern wir nicht das Glück haben, ein geschlechtsreifes Paar erwerben zu können, besorgen wir uns von A. ocellaris ein größeres und ein kleineres Fischchen. Da alle Anemonenfische als Männchen geboren werden, die dominanten und größeren Tiere sich aber zum Weibchen entwickeln, ist bei unserem Auswahl-verfahren die Wahrscheinlichkeit, ein später harmonisierendes Pärchen zu besitzen, sehr gut. Zu unserem A. ocellaris passen viele Wirtsanemonen, z.B. Heteractis magnifica, Stichodactyla gigantea u.a. Ein 200-Liter-Aquarium mit allen bekannten aquaristischen Anforderungen ist für unser Zuchtpaar mit Anemone ausreichend.
Junge Tiere werden nach ca. 1–1,5 Jahren geschlechtsreif. Bei bereits erwachsenen Amphiprion vergehen nach meinen Beobachtungen bis zu den ersten Ablaichvorbereitungen unter guten Bedingungen etwa 4–6 Monate. In dieser Zeit müssen die Tiere bestens mit einem abwechslungsreichen Menüplan der bekannten Frostfuttersorten versorgt werden.
Da das Eltern/Ablaichbecken natürlich bezüglich Filterung, Bodengrund und Strömungsverhältnissen normal ausgestattet ist, das aber für Jungfische ganz und gar nicht zuträglich ist (frische Brut verträgt z.B. keinerlei Wasserströmung), muß ein sogenanntes „Schlüpfbecken“ mit einem Volumen von ca. 100 Litern vorbereitet werden. Dieses enthält zunächst gar nichts, außer einer entsprechenden Heizung und Licht (über eine Schaltuhr gesteuert). Die Möglichkeit, das Becken komplett rundherum abdunkeln zu können, z.B. schwarzer Karton o. ä., brauchen wir ebenfalls. Des weiteren noch einen Ausströmerstein mit Schlauch und einer kleinen Membranluftpumpe.
Ohne Plankton geht es nicht: Die Kultur von Phyto- und Zooplankton
Gute Amphiprion-Zuchtpaare laichen über längere Zeit im 10–14 Tage-Rhythmus ab. Zur Fütterung der Jungfische werden während der ersten 6–10 Tage nicht unerhebliche Mengen Plankton gebraucht. Das Phytoplankton (grünes Wasser) besteht aus der winzigen einzelligen Dunaliella-Alge. Dieses Plankton wird von den ebenfalls winzigen Zooplankton-Organismen Brachionus gefressen, und von ihnen wiederum ernähren sich unsere geschlüpften Anemonenfische bis sie in der Lage sind, „Krebsartige“ (Artemia) zu verdauen. Die Schwierigkeit mit den Planktonkulturen besteht am Anfang darin, zum richtigen Zeitpunkt die Kulturen in ausreichender Menge zur Verfügung zu haben. Aber das ist alles Übungssache! Ein entscheidender Faktor beim Phytoplankton ist das Licht. Dauerlicht (24 h) mit einem Tageslichtspektrum, z.B. OSRAM-Leuchtstoffröhren Lichtfarbe 11 oder 12, auch HQL-Strahler sind gut geeignet.
Für ein ca. 5 DM-Stück großes Gelege, welches etwa 200–300 Jungfische enthalten kann, werden in den ersten 6–10 Tagen zwischen 40–60 Liter Plankton von jeder Sorte benötigt. Eine tägliche Planktonzugabe (Brachionus) ins Aufzuchtbecken, ca. 3 mal 2 Liter, je nach Larvendichte, ist erforderlich. Die Tiere müssen praktisch immer im Futter stehen. Entsprechende Glasbehälter mit o.g. Volumen sollten Sie für die Kultur zur Verfügung haben.
Planktonansätze (jeweils 1 Liter) reichen zu Beginn aus; allerdings sind diese Ansätze nicht immer so einfach zu beschaffen. Entsprechende Anfragen im Zoofachhandel, bei Züchtern oder Zoos werden nötig sein. Folgende Praktik der Planktonkultur hat sich bei mir bewährt: 4 Ganzglasbecken mit den Maßen 60 x 40 x 40 cm werden etwa 10 cm hoch mit Meerwasser doppelten Salzgehaltes gefüllt, mit 1 Liter Algenkultur versetzt und mit einem 80 W/HQL-Strahler 24 Stunden beleuchtet. Bei diesem hohen Salzgehalt stirbt alles Zooplankton ab, während sich das Phytoplankton weiterentwickelt. Nachdem diese Kultur nach etwa 1 Woche eine hellgrüne Farbe entwickelt hat (26°–30°C) wird das Becken mit Süßwasser aufgefüllt bis ein normaler Salzgehalt erreicht ist. Nun leicht belüften! Hat durch weitere Entwicklung die Kultur eine sattgrüne Farbe angenommen, wird dem Ansatz Zooplankton zugeben.
Das Zooplankton (Brachionus) vermehrt sich in wenigen Tagen zu einer hohen Dichte und kann dann z.B. mit einem Meßbecher zum Verfüttern entnommen werden.
Wann ist es soweit?
Gute Aquarianer/innen sind auch gute Beobachter/innen! So werden Sie schnell am Verhalten Ihrer Fischchen merken, daß „etwas im Busch ist“. Stundenlang und gründlich wird der ausgesuchte Ablaichplatz meist von beiden Partnern geputzt, bis sich dann beim Weibchen die Legeröhre zeigt und sie gleitend nach und nach die Eier anheftet. Abwechselnd besamt das Männchen das vorhandene Gelege und das Weibchen legt wieder neue Eier hinzu. Das erste Gelege kann u.U. relativ klein sein, bis die folgenden dann nach mehreren Bruten einen Durchmesser von 6–8 cm erreichen werden. Mein Tip: Nehmen Sie das erste Gelege nicht heraus. Benutzen Sie dieses, um Erfahrung zu sammeln; d.h. beobachten Sie, wie die Eltern damit umgehen, wie die Embryos sich in welchem Zeitrahmen entwickeln, wann die Augen zu sehen sind und wie ihre Bewegungen kurz vor dem Schlupf immer deutlicher und heftiger werden.
Jürgen Brei
Teil 2 folgt…
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Guten Tag!
Können Sie mir sagen wie viel ml Plankton benötige ich denn auf 5 Liter Mehrwasser in den ersten Tagen? Und finden die kleinen Larven in dem grünen Wasser auch noch Brachionus?
Bei unserem ersten Versuch sind uns nach zwei Wochen die Larven gestorben, da wir nauplien gezüchtet haben, diese wohl noch zu Groß waren, an den Eierschalen lag es nicht, da wir entkapselte Eier haben.