Es gibt Fischarten, die nur auf besondere Bestellung und/oder in sehr kleiner Stückzahl importiert werden, da sie doch sehr spezielle Gewohnheiten haben. Dazu zählen die flossenfressenden Phago-Arten Afrikas. Flossenfressen ist eine ziemlich weit verbreitete Ernährungsform im Fischreich. Es handelt sich dabei schließlich um eine nachwachsende Ressource und es ist besser, die Kuh zu melken, statt sie zu schlachten.
Aber selbstverständlich ist die Fütterung solcher Nahrungsspezialisten recht aufwändig und man muss auch dafür sorgen, dass die als Flossenspender genutzten Goldfische nicht über Gebühr strapaziert werden. Der Biss selbst ist für die Goldfische offenbar völlig schmerzlos, denn sie zeigen auch danach keinerlei Fluchtverhalten vor dem flossenfressenden Phago. Der Biss ist sehr glatt, die gestutzte Flosse sieht aus, als sei sie mit einer sehr scharfen Schere bearbeitet worden. Die Flossen regenerieren sich binnen ca. 2 Wochen wieder vollständig.
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Die Bilder zeigen einen solchen Flossenfresser, einen etwa 10 cm langer Phago boulengeri aus dem Kongo, und wie er sich arttypisch ernährt.
Im Aquarium nehmen die Phago-Arten nach relativ kurzer Zeit auch „normales“ Futter in Form lebender Daphnien und Roter Mückenlarven, später auch gefrosteter Roter Mückenlarven und dann weiterer Frostfuttersorten an. Aber zumindest während einer Eingewöhnungszeit von zwei bis drei Wochen muss man damit rechnen, dass frisch importierte Tiere auf natürliche Nahrung bestehen.
Das Flossenfressen aufgeben tun Phago-Arten nie. Eine Pflege in Gesellschaft ist darum ausgeschlossen. Es ist eine interessante Frage, wie Phago-Arten ihre Artgenossen erkennen und das Flossenfressen dann unterdrücken; denn täten sie es nicht, gäbe es ja keine kleinen Phagos mehr…
Frank Schäfer