Raritäten aus dem Kongo

Ab und zu werden mit regulären Fischsendungen, die Aquarium Glaser erhält, auch einige Muster geschickt. Der Exporteur bittet in solchen Fällen um Bestimmung und fragt, ob die Tiere für den Handel interessant seien. In dem Fall, über den hier berichtet werden soll, handelte es sich um drei Arten aus dem Kongo. Die erste Art ließ vermeintlich sich relativ leicht bestimmen : Neolebias ansorgii  

Die als Muster aus der D.R. Kongo importierte Variante von Neolebias ansorgii hat sehr schön grün leuchtende Flanken.

Dieser niedliche Salmler war in den 1950er und 1960er Jahren – zumindest der Literatur zufolge – ein recht beliebter Aquarienfisch. Heutzutage sieht man ihn nur sehr selten im Handel. Die Zucht ist wenig produktiv, weshalb die wenigen Nachzuchtexemplare meist direkt vom Züchter aus ihre Käufer finden. Die Art ist vergleichsweise weit in Zentral- Afrika verbreitet. Meldungen liegen aus Angola, Benin,Nigeria,Kamerun,Gabun und der D. R. Kongo vor. Allerdings wird der kleine, etwa 2,5 – 3 cm groß werdende Fisch offenbar häufig übersehen oder er bevorzugt Habitate, in denen er nicht effektiv ge-sammelt werden kann. Anders ist es kaum zu erklären, warum die Art so selten im Handel auftaucht. Es erscheint zudem fraglich, ob alle Fische, die als “Neolebias ansorgii” determiniert wurden, tatsächlich auch dieser Art angehören. Die Fische sehen nämlich – je nach Fundort – sehr unterschiedlich aus. Die Variante oder Art (wobei noch zu klären wäre, wie der Fisch, den BOULENGER 1912 aus dem Lucula River in Angola beschrieb, denn im Leben überhaupt aussieht), die in nur fünf Exemplaren als Sample geschickt wurde, ist mit einem sehr attraktiven, leuchtend grünen Seitenstreifen ausgestattet. Die fünf Tiere gingen an einen bewährten Züchter,es scheint jedoch derzeit, als seien alle Exemplare Männchen. Man pflegt diese durchaus nicht empfindlichen Zwerge am besten in kleinen Artenbecken. In Gesellschaft größerer und lebhafter Fische werden sie scheu und blass, was auch in hell erleuchteten Aquarien passiert. Also: gedämpftes Licht, dunkler Boden (Torffasern), weiches Wasser, pH 6-6,5, und Temperaturen um 24°C,dann hat man große Freude an den possierlichen Fischen,die jegliches übliche Fischfutter passender Größe fressen

Die zweite Art ist eine der wenigen Süßwassergrundeln Afrikas:

Awaous lateristriga ist eine schöne afrikanische Süßwassergrundel.

Awaous lateristriga
Diese Grundel wird etwa 25 cm lang, gehört also zu den größeren Kalibern.Die Art ist sehr weit in West- und Zentral-Afrika verbreitet und findet sich auch auf zahlreichen Inseln. Als erwachsener Fisch lebt das Tier fast ausschließlich in reinem Süßwasser, nur gelegentlich wird es auch aus brackigen Regionen gemeldet. Die weite Verbreitung und das Vorkommen auf Inseln erklärt sich aus der Tatsache, dass sich die winzigen Larven der Art im Meer entwickeln und dort mit den Meeresströmungen weit verdrifted wird. Diese spezielle Fortpflanzungsbiologie macht eine Zucht im Aquarium sehr schwierig, da es uns an geeigneten Futterorganismen fehlt, mit denen man die Larven in ihrer marinen Phase ernähren kann. Immerhin wurden schon gelegentlich Ansätze zu einer erfolgreichen Zucht publiziert. Die folgenden Angaben beziehen sich auf die verwandte Art A. flavus aus Südamerika, die so  attraktiv ist, dass sich Aquarianer schon mit Zuchtversuchen befassten.


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Die Grundeln sind Höhlenlaicher, die sehr unterentwickelten Larven schlüpfen bereits nach etwa 12-13 Stunden. Sie haben zu diesem Zeitpunkt noch kaum entwickelte Augen und treiben in einer typischen Kopf-nach-unten-Position durch das Wasser. Nach vier bis fünf Tagen nehmen sie eine waagerechte Schwimmposition ein, die Augen sind jetzt voll entwickelt und die Tiere können mit der Futteraufnahme beginnen. Nun müssen sie unbedingt in vollwertiges Seewasser überführt werden, sonst sterben sie unweigerlich. Die Larvenhaltung ist möglich ab einer Dichte von 1.018. Man kann die Larven, ohne Schädigungen befürchten zu müssen, direkt aus dem Süßwasser in das Seewasser umsetzen. Die Haltung der Larven in Seewasser gelang schon bis zu 20 Tagen. In dieser Zeit wuchsen die Larven und nahmen offenbar auch Nahrung zu sich,wobei nicht ganz klar ist,was
genau sie fressen. Angeboten wurden Rädertierchen (Brachionus); Zuchtansätze von solchen Rädertierchen kann man im spezialisierten Zoofachhandel erwerben. Die Rädertierchen wurden direkt im Aufzuchtaquarium mit Mikro-Algen gefüttert. Es ist demnach denkbar, dass die Grundel-Larven auch davon fraßen oder von unidentifizierten Ciliaten, die sich ebenfalls entwickelten. Für mehr Details siehe den sehr interessanten Bericht von Naomi DELVENTHAL: http://gobiidae.com/breeding_awaous.htm. Doch auch ohne Zucht ist die Pflege dieser Tiere im Aquarium sehr interessant, da sie, wie alle Grundeln, ein abwechslungsreiches Verhalten zeigen. Wichtig bei der Pflege ist ein Bodengrund aus feinem Sand, den die Fische mit großer Leidenschaft nach Nahrungspartikeln durchwühlen. Die Wasserwerte sind von untergeordneter Bedeutung, die Temperatur sollte im Bereich zwischen 22 und 26°C liegen. Jedes übliche Futter wird gerne genommen, die Fische haben einen großen Nahrungsbedarf. Untereinander und gegen artfremde Fische ist A. lateristriga friedlich.

Schließlich kam  noch ein herrlicher Zwergbuntbarsch mit:

Schon wenige Tage nach dem Import beginnt das Männchen zu balzen. Der dunkle Fleck in der Rücken­flosse ist sehr typisch für die Art Nanochromis teugelsi.

Nanochromis teugelsi
Diese bildschöne Art ist im Hobby schon einige Zeit bekannt. Zunächst nannte man sie nach dem Fundort Nanochromis sp. “Kasai”, bis sie 2006 von LAMBOJ und SCHELLY schließlich wissenschaftlich gültig als N.
teugelsi
beschrieben wurde. Dieser Zwergbuntbarsch wurde erst im Jahr 2000 entdeckt und als Zierfisch exportiert. Die ein bis drei schwarzen Punkte im weichstrahligen Teil der Rückenflosse, die bei den
meisten Exemplaren zu sehen sind, sind sehr charakteristisch für die Art. Männchen werden bis zu 8 cm lang, Weibchen bleiben deutlich kleiner. Wie alle Nanochromis-Arten ist auch diese ein Höhlenbrüter mit Elternfamilie, wobei das Weibchen mehr Eier und Brut bewacht und das Männchen hauptsächlich das Revier verteidigt. Zur Pflege und Zucht ist keimarmes, weiches und saures Wasser nötig.

Beide Geschlechter von N. teugelsi haben einen grün-blauen Vorderrücken, vorn das Weibchen.

Frank Schäfer

Lexikon zum Blog „Raritäten aus dem Kongo“

Neolebias: bedeutet “neuer Lebias”; Lebias ist eine andere Fisch-Gattung.
ansorgii: Widmungsname für William John Ansorge (1850-1913)
Awaous: nach dem auf Tahiti gebräuchlichen Namen für die Art A. ocellaris
lateristriga: bedeutet “seitlich gestreift”
Nanochromis: bedeutet “kleiner Chromis”; Chromis ist eine andere Gattung
teugelsi: Widmungsname für Guy G. Teugels (1954-2003), ehemaliger Kurator für Fische am Afrikamuseum in Ter­vue­ren (Belgien).

JBL Expedition Japan zurückgekehrt

So vielfältig war eine JBL Expedition noch nie: Zoogeschäfte in Tokio – japanische Kultur in Nikko – Koizüchter in Mushigame – Meerwasserforschung bei Ishigaki und Dschungel mit Süßwasserbiotopen auf Iriomote!

16 Tage volles Programm für 32 Teilnehmer, die hinterher zwar erschöpft, aber um viele Erfahrungen reicher waren. Da schmeckten auch schon fast die Schweineohrenknorpel zum Abendessen!

Nach Tokio und Nikko wurde es für alle bei den Koizüchtern richtig spannend: Wie unterscheiden sich die Wasserwerte von den Naturteichen (Mud Ponds) zu den Indoor-Haltungsanlagen? Die Koizüchter waren an den Ergebnissen mindestens so interessiert wie die Teilnehmer, denn sie beschäftigen sich eher selten mit den Wasserwerten. Bei Wassertemperaturen knapp unter 20 °C lagen die Härtewerte in den Naturteichen zwischen 0 und 2 °dGH (KH: 0,5-2 °dKH), während in der Indoorhälterung bis zu 15 °GH und 5 °KH ermittelt werden konnten. Die starken Regenfälle werden sicherlich eine der Ursachen für das extrem weiche Wasser in den Naturteichen sein! Zwei der Topzüchter (Kaneko und Yamamatsu-Koi Farm) zeigten mit Stolz ihre Koi, die seit zwei Jahren mit JBL PROPOND Koifutter aufgezogen wurden. JBL Chef, Roland Böhme, hörte sehr genau hin, als die beiden Koizüchter berichteten, dass sie weniger Futter im Vergleich zu früher brauchten und damit auch die Wasserbelastung zurückgegangen sei. Die Koizüchter messen zwar ausschließlich den Ammonium-/Ammoniakgehalt, bekommen aber durch Schaumbildung an der Wasseroberfläche eine optisch sichtbare Rückmeldung über die Eiweißbelastung des Wassers.


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Nach 2500 km Flug Richtung Süden landete das JBL Expeditionsteam auf der von Korallenriffen umsäumten Insel Ishigaki. Die eine Hälfte des Teams fuhr per Fähre gleich weiter auf die mit Dschungel bewachsene Nachbarinsel Iriomote, während die andere Hälfte, die eine Tauchlizenz hatten, drei Tage mit einem Tauchboot verschiedene Ziele zum Tauchen und Forsche ansteuerte. Besonders eindrucksvoll war eine Manta-Putzstation, bei der mehrere Mantas beobachtet werden konnten. Nach den obligatorischen Meerwassermessungen (KH 5,5-7,5; pH 8,2-8,4; Ca 440 mg/l; Mg 1360-1480 mg/l; Dichte 1,025) wurden intakte Riffabschnitte ebenso wie durch Sturm zerstörte Riffabschnitte untersucht. Die neugierigen Seeschlangen wuchsen den Teilnehmern bei den vielen Tauchgängen besonders ans Herz. Die neugierigen Tiere hatten überhaupt keine Scheu und durchsuchten die Taucher ebenso gründlich nach Fischen wie die ganzen kleinen Löcher im Riff.

Nach drei Tagen tauschten die Teams, und die Taucher fuhren auf die Dschungelinsel, während die Schnorchler nun die Riffe in flacheren Bereichen erkundeten.

Auf der Dschungelinsel Iriomote waren kleine Klarwasserbäche und Brackwasserbiotope die Highlights. Stundenlang waren die Teilnehmer im rund 24 °C frischen Wasser unterwegs, um Argusfische, Stiphodon-Grundeln, Macrobrachiumgarnelen und viele weitere Fischarten zu beobachten. Nur in der Natur sind echte Beobachtungen über den Platzbedarf der Tiere (Aktionsradius) und über die Ernährungsgewohnheiten möglich. Bei den kleinen Revieren der Grundeln kamen sofort Gespräche über Tieraktivisten auf, die ein 60 cm Aquarium für ungeeignet halten. Die Grundeln lebten zum Teil auf deutlich engerem Raum, freiwillig!


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Auch der Regenwald selbst hielt einige extrem spannende Bewohner parat. Nach langem Suchen konnte der größte Landkrebs der Welt, der Palmendieb, gefunden werden. Vier Schlangenarten wurden beobachtet und auch die einzige Landschildkrötenart (Cuora flavomarginata evelynae) wurde entdeckt. Zum Abschluss durfte das Team einem Schildkrötenbaby noch das Leben retten: Eine Schlange hatte es umschlungen und versuchte vergeblich, die Schildkröte zu verschlingen. Ja, ja – man sollte sich in die Natur nie einmischen. Aber beim überflüssigen Töten einer Schildkröte, die als Nahrung zu groß war, kann einfach niemand zusehen…

Die nächste JBL Expedition, die für alle Naturbegeisterten ausgeschrieben ist, führt 2021 nach Kolumbien. Anmeldungen sind jetzt über die JBL Homepage möglich: www.jbl.de/de/expedition-2021/detail/24/expedition-kolumbien-2021. Erstanmelder haben für die Teilnahme immer Vorrang vor „Wiederholern“.

Clea (Anentome) helena: Eine schneckenfressende Schnecke

Die rührige Firma Aquaristik Service Reuter, der wir viele interessante Neuimporte besonders im Bereich der wirbellosen Süßwassertiere verdanken, entdeckte diese schön gefärbte Schnecke für die Aquaristik im Jahr 2007. Das etwa 2-3 cm lange Tierchen ist nicht nur schön gefärbt, sondern auch seiner Ernährungsgewohnheiten wegen ein begehrter Aquarienbewohner: Clea (Anentome) helena, so ihr Name, frisst nämlich am liebsten andere Schnecken!

Typisch kontrastreich geringeltes Exemplar der Raubschnecke Clea (Anentome) helena

Auf den ersten Blick erinnert die kleine Schnecke an die bekannte Turm­deckelschnecke, Melanoides tuber­cu­lata, doch ist sie mit ihr nicht näher verwandt. Der darmstädter Verein für Aquarien- und Terra­rienkunde, Hottonia, unternahm 2005 eine Exkursion nach Zentral-Thailand, genauer gesagt in die Umgebung der Stadt Pak Chong. Dort fanden sie Clea helena in dem abgebildeten Biotop. Im Ufer­bereich war die Art nicht sehr häufig zu finden, nur fünf Exemplare wurden aufge­sammelt. Der Berliner Schneckenspezialist Frank Köhler bestimmte freundlicherweise die Art. Die früher eigenständige Gattung Anentome ist heute nur noch eine Untergattung zu Clea.

Lebensraum von Clea helena in der Nähe von Pak Chong (Thailand)

Heute wissen wir, dass diese ausgefallene Wasserschnecke in Thailand und weiteren Teilen Südostasiens weit verbreitet und an kein bestimmtes Biotop gebunden ist. Die Tiere sind bezüglich der Wasserwerte daher unproblematisch und für (fast) jedes Aquarium geeignet; der pH-Wert sollte allerdings nicht im sauren Bereich liegen.


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Durch den Rüssel injiziert die Raubschnecke kleinen Schnecken ein lähmendes Gift bevor sie sie frisst.

In der Natur sind diese Schnecken hauptsächlich Aasfresser. Im Aquarium werden außer Schnecken auch andere Futtermittel tierischen Ursprungs gefressen. Doch kleine Schnecken sind die Lieblings­nahrung von Anentome und daher eignet sie sich gut zur Bekämpfung einer Schneckenplage. Sie selbst vermehrt sich eher langsam. Die Schnecke ist getrennt geschlechtlich (die Geschlechter sind äußerlich nicht zu unterscheiden) und produziert oft nur ein einziges Ei pro Gelege, das an hartes Substrat angeheftet wird. Interessanterweise ist die Art nicht kannibalisch, so dass sich im Laufe der Jahre eine gute Population aufbaut. Anfänglich leben die Babyschnecken in Substrat vergraben, weshalb man sie oft gar nicht bemerkt.

Die Gehäusefärbung ist, wie bei Schnecken üblich, sehr variabel. Neben den meist angebotenen geringelten Tieren kommen auch solche braunen Varianten vor.

Frank Schäfer

Fisch & Reptil 2019

Mit ihrem großen, bundesweit einmaligen Angebot rund um Aquaristik, Terraristik und Co. gilt die Fisch & Reptil in der Messe Sindelfingen ja schon lange als Deutschlands kaltblütige Verkaufsmesse schlechthin. Auch beim Rahmenprogramm haben die Sindelfinger immer gern die Nase vorn: In diesem Jahr sind Wirbellose und Artenschutz die Topthemen, neue Akzente werden auch bei der Präsentation von aktuellem Aquarium-Design gesetzt.

Glitzern, Schillern, Farbenpracht: Wenn die Fisch & Reptil der kaltblütigen Tierwelt wieder den roten Teppich auslegt, tummelt sich drei Tage lang, vom 6. bis 8. Dezember, eine unglaubliche Vielfalt an exotischen Fischen, Schlangen, Echsen, Wirbellosen und Insekten in der Messe Sindelfingen. Aquarianer und Terrarianer, leidenschaftliche Tierfans, Scaper, Freaks sowie Neu- oder Wiedereinsteiger aus ganz Deutschland und den Nachbarländern pilgern regelmäßig in fünfstelliger Zahl nach Sindelfingen, um das atemberaubende Angebot der vielen Hersteller, Händler, Vereine und Züchter zu sichten. Neben einer beeindruckenden Auswahl an Wasser- und Landbewohnern hat die Fisch & Reptil auch eine topaktuelle, umfangreiche Offerte an Zubehör zu bieten: Von der High-End-LED-Beleuchtung fürs Aquarium über Spezial-Futtermittel bis hin zur künstlichen Felsformation für das kreative Aquascape bieten die Aussteller ihren anspruchsvollen Messebesuchern wieder alles, was der Fachmarkt für die optimale Haltung der schuppigen Hausgenossen derzeit hergibt. Die Fisch & Reptil gilt als der Treffpunkt der Szene, hier sieht und setzt man die neuesten Trends.

„Festival der Wirbellosen“

Zweifellos ein aktueller Trend in der Aquarien- und Terrarienwelt sind die Wirbellosen: „Weichtiere wie z. B. Schnecken, Muscheln oder Tintenfische, Krebse, Stachelhäuter, Würmer oder auch Schwämme, Insekten und Spinnentiere bevölkern Wasser, Land und Luft in einer faszinierenden Vielfalt und sind in der Aquarien- und Terrarienszene inzwischen zu den neuen Lieblingen hinter Glas avanciert“, berichtet Projektleiterin Cristina Steinfeld von der Messe Sindelfingen. Im „Festival der Wirbellosen“ stellt die Regenwaldzentrale auf der Fisch & Reptil in einer großen Sondershow eine beeindruckende Auswahl der kleinen, faszinierenden Tiere vor. Steinfeld: „Von der Garnele über die Zebrarollassel und den Einsiedlerkrebs bis hin zur Vogelspinne bekommen die Besucher in insgesamt 52 Becken ein atemberaubendes Defilée der kleinen Stars zu sehen.“ Flankierend zur Begegnung mit den Tieren können die Messegäste beim Festival auch viel Interessantes über diese erfahren: Kompetente Hobbyisten stehen für alle Fragen bereit und beraten zu Haltung, Fütterung und Vermehrung der kleinen Lebewesen, die durchaus auch mal menschliche Angewohnheiten praktizieren: „Wenn eine Ameise aufwacht, dann streckt sie sich erst einmal ordentlich“, führt Projektleiterin Cristina Steinfeld als Beispiel an. „Sie gähnen auch ähnlich wie wir!“ Einige weibliche Spinnen hingegen, so Steinfeld, lassen sich von ihrem eigenen Nachwuchs auffressen: „Dieses Phänomen bezeichnet man als Matriphagie“. André Leetz, ein bekannter Spinnenexperte aus Frankreich, der auch für seine faszinierenden Fotoaufnahmen von den achtbeinigen Krabbeltieren berühmt ist, wird in einem eigenen Vortrag über diese gruselige Angewohnheit der betreffenden Spinnen-Jungtiere berichten.

Aquarium-Design – dreimal ganz anders

Wer auf der Fisch & Reptil in Sachen Aquascaping etwas lernen will, hat in diesem Jahr viele neue Möglichkeiten, um bei den Profis in die Lehre zu gehen. Beim Aquarium-Speeddating geht es schnell zur Sache: „Man kann die Meister der Aquariengestaltung an ihrem Platz auf der Messe besuchen und ihnen für eine kleine ‚Hobby-Dating-Runde‘ tatkräftig zur Hand gehen, erklärt Cristina Steinfeld. Gemeinsam werden dabei wunderschöne Aquarien zum Verlieben auf den ersten Blick eingerichtet …“ Beim Aquarium-Battle hingegen werden zwei Meister miteinander konkurrieren, von denen man sich bestens inspirieren lassen kann. Kinder und interessierte Aquarianer sind überdies zum sogenannten Aquarium-Basteltisch eingeladen. Hier kann man mit seinem selbst gestalteten Scape-Element ein kleines Stück für eine wunderschöne Wasserwelt beisteuern.

Terrascaping-Meisterschaft: Kleinstgewässer – Fisch trifft Reptil

Die Meister der Terrariengestaltung sind auch in diesem Jahr wieder zum großen Terrascaping-Wettbewerb auf der Fisch & Reptil aufgerufen. Diesmal versuchen die Terrascaper sich an Mini-Gewässern: „In der Natur gibt es unterschiedlichste Kleinstgewässer“, erklärt Cristina Steinfeld, „bei der Pfütze fängt es an. Diese teils winzigen Lebensräume stellen für viele Arten eine Nische dar, frei von Fressfeinden und deshalb eine sichere Kinderstube. Einige Arten bewohnen sie periodisch, andere fast ganzjährig. In diesen kleinen Wasseransammlungen – und das ist unser Aufhänger für den Wettbewerb – treffen Fisch und Reptil oder Amphibium in nächster Nähe zusammen.“ Die Aufgabe der Wettbewerbsteilnehmer ist es, eine solche Wasseransammlung und deren Uferbereich in einem Paludarium naturnah, dekorativ und vor allen Dingen tiergerecht nachzubilden. Drei Tage lang arbeiten die Teams an ihrer individuellen fantastischen Landschaft hinter Glas … Den Gewinnern winken wieder attraktive Terraristik-Preise.

Engagement für den Artenschutz

Paradiesisch ist die Vielfalt der auf der Messe gezeigten Tiere – eine Vielfalt, die aber in der realen Natur akut bedroht ist. Artenschutz ist deshalb auf der Fisch & Reptil 2019 ein Topthema. Das A und O für mehr Engagement im Artenschutz, so Steinfeld, ist die Wissensvermittlung: „Experten aus Wissenschaft und Praxis werden bei uns vor Ort über die gezeigten und von der Dezimierung bedrohten Arten informieren. Der Besucher erfährt über das Wesen und die Bedürfnisse der Tiere und über ihre Rolle im komplexen Zusammenspiel von Mensch, Natur und Biodiversität. Wir wollen damit erreichen, dass eine möglichst große Zahl an Messegästen für dieses Thema sensibilisiert wird.“ Zusätzlich will man auch die Gefühlswelt der Besucher beim Thema Artenschutz ansprechen. „In der Sonderschau des Reptiliums Landau mit einem Nashorn-Leguan und einer sehr seltenen Waran-Art wie auch beim Festival der Wirbellosen geben wir den Zuschauern gezielt die Gelegenheit, den Tieren und dem drohenden Schicksal ihrer Spezies auch auf emotionaler Ebene zu begegnen. Wenn die Menschen mit dem Tier eine emotionale, berührende Verbundenheit spüren und die entsprechende Empathie entwickeln, dann erwacht in ihnen auch der Wille, es zu schützen.“

Die Fisch & Reptil findet vom 6. bis 8. Dez. 2019 in der Messe Sindelfingen statt und ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Tageskarte (inkl. Symposium) ist zum Preis von 11 € (Erwachsene) und 9 Euro (ermäßigt) erhältlich. Für Kinder unter 16 Jahren in Begleitung Erwachsener ist der Eintritt frei. Kostenloser Buspendelverkehr von und zur S-Bahnstation Sindelfingen-Goldberg (außer Sonntag). Änderungen vorbehalten. Das Mitführen von Hunden ist nicht gestattet.

Weitere Informationen: www.fisch-reptil.de

Ihr Ansprechpartner für Fragen zur Messe:
Heidi Debschütz
Pressestelle
Fon: +49 (0) 70 34.23 75 58
heidi.debschuetz@messe-sindelfingen.de

Cristina Steinfeld
Projektleitung
Fon: +49 (0) 70 31.7 91-1 09
cristina.steinfeld@messe-sindelfingen.de

Messe Sindelfingen
Mahdentalstraße 116
71065 Sindelfingen
Fon: +49 (0) 70 31.7 91-0

Verwaltung
Messe Sindelfingen GmbH & Co. KG
Marie-Curie-Straße 11
71083 Herrenberg

Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.messe-sindelfingen.de

Ein Snowking-Pleco aus dem Madre de Dios

Die Segelschilderwelse sind innerhalb der riesigen Familie der Harnischwelse (Loricariidae) eine gut abgegrenzte Gruppe. Sie haben nämlich sehr große Rückenflossen mit 10-14 weichen Strahlen (plus ein harter Stachel). Bis 1991 fasste man die Segelschilderwelse meist in einer Sammelgattung, nämlich Pterygoblichthys, zusammen, dann reaktivierte Claude Weber den alten, in Synonymie geratenen Gattungsnamen Liposarcus, beschrieb die neue Gattung Glyptoperichthys und beließ nur wenige Arten, nämlich die mit 10-11 (nur bei wenigen individuellen Ausnahmen 12) Weichstrahlen in der Rückenflosse in Pterygoblichthys. Die Gattungsdiagnosen Webers bezogen sich freilich nicht auf die Rückenflossenstrahlen, diese sind nur das am leichtesten zu erkennende Merkmal für uns Aquarianer. Webers Konzept wurde aquaristisch gut aufgenommen, dann drehte 2005 Jonathan Armbruster das Rad zurück und fasste alle Segelschilderwelse wieder unter Pterygoblichthys zusammen. Dem kann man folgen oder es auch lassen, das muss jeder nach den vorliegenden Daten für sich selbst entscheiden.

Das Photo zeigt ein erwachsenes Exemplar, direkt am Fangort fotografiert

Liposarcus stellt sich mit vier beschriebenen Arten eigentlich recht übersichtlich dar. Im Hobby sind L. disjunctivus und L. pardalis regelmäßig unter der Sammelbezeichnung “Plecostomus” (oft mit dem Namen Hypostomus plecostomus versehen) erhältlich. Plecostomus-Arten sind mit Segelschilderwelsen freilich kaum zu verwechseln, denn sie haben eine wesentlich kürzere Rückenflosse mit nur 8 Weichstrahlen. Liposarcus multiradiatus, L. disjunctivus und L. pardalis sind relativ unscheinbar gefärbte, sehr großwüchsige (um 50 cm) Arten, die in Teichwirtschaften der Tropen zu Speisezwecken gezüchtet werden: Liposarcus bedeutet “fettes Fleisch”. Trotz dieses wohlklingenden Namens sind Liposarcus aber offenbar nur schwer zu vermarkten; in vielen Regionen Südostasiens sind sie zudem verwildert und gelten als extrem invasive Neozoen. Meist werden ausgesetzte Aquarienexemplare für die zunehmend auftretenden Liposarcus in Asien verantwortlich gemacht. Das erscheint angesichts der Massenzuchten, in denen auch Albinos produziert werden, allerdings wenig wahrscheinlich. Es ist eher umgekehrt: die Jungtiere der zu Speisezwecken gezüchteten Liposarcus-Arten werden als Nebenerwerb auch noch als ZIerfische verkauft, so wie man das auch von zahlreichen anderen Speisefischen kennt, etwa den Haiwelsen der Gattungen Pangasianodon und Pangasius oder den Küssenden Guramis (Helostoma) und zahlreichen Großbarben.

Jugendliches Exemplar des Liposarcus aus dem Madre de Dios bei Puerto Maldonado in Peru. Im Gegensatz zu den meisten anderen Harnischwelsen, bei denen die Jungtiere attraktiver als die Erwachsenen sind, sind juvenile Liposarcus eher trist gefärbt, verglichen mit Adulti.

Eine Liposarcus-Art, L. anisitsi, ist als “Snowking-Pleco” oder “Schneekönig” wegen ihrer prächtigen Färbung berühmt. Auch diese Art erreicht 50-60 cm Länge. Der alte, gut eingeführte Name L. anisitsi ist aber leider nicht mehr gültig. Der Snowking heißt jetzt korrekt Lambrosettii. In Texas ist der Snowking künstlich angesiedelt worden und konnte sich offenbar etablieren. Hier waren es wohl tatsächlich verantwortungslose Aquarianer, die durch Aussetzung diese Art in texanische Gewässer verbrachten.


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Diese Bauchzeichnung gilt als artcharkter­istisch für Liposarcus disjunctivus. Das Photo zeigt eines der Importtiere aus Puerto Maldonado.

Vor einiger Zeit konnte Aquarium Glaser eine möglicherweise neue Liposarcus-Art aus Peru importieren. Sie ist Liposarcus disjunctivus am ähnlichsten. Der Artname “disjunctivus” bedeutet “mit abweichendem Verbreitungsgebiet”, denn während L. multiradiatus und L. pardalis sehr weit in Südamerika verbreitet sind, sind gesicherte Funde von L. disjunctivus nur aus einem sehr begrenzten Gebiet, dem Rio Madeira in Bolivien und Brasilien bekannt geworden. Farblich unterscheidet sich L. disjunctivus von den anderen Liposarcus-Arten durch die Bauchzeichnung, die bei L. disjunctivus aus einem Wurmlinien-Muster besteht, während die anderen Arten ein Fleckenmuster auf der Bauchseite aufweisen. Demnach könnte der neu aus dem Madre de Dios bei Puerto Maldonado in Peru gesammelte Snowking eine bislang unbekannte Population von L. disjunctivus oder eine neue Art darstellen. Ein herrlicher Fisch ist es auf jeden Fall…

Frank Schäfer

Myloplus (früher: Myleus) „Lamax III“

Scheibensalmler sind herrliche Fische. Sie werden allerdings recht groß und die meisten Arten fressen Pflanzen, weshalb sie sich hauptsächlich für Schauaquarien und Spezialisten eignen, weniger für das klassische Gesellschaftsaquarium. Darum lässt sich der Bedarf in der Regel gut mit Wildfängen decken. Jedoch haben sich vor eioniger Zeit Züchtereien in Asien der Art Myloplus schomburgkii (früher wurde die Art in die Gattung Myleus gestellt) angenommen, um von den unregelmäßigen Lieferungen aus Südamerika unabhängig zu sein.

Dieser Fisch tauchte 2012 unter der Bezeichnung „Myleus Lamax III“ im Handel auf. Er war unglaublich teuer, ein Exemplar kostete bereits im Großhandel weit über 100 Euro. Es hieß, diese Form werde nur 8-9 cm lang.

Myleus schomburgkii ist im mittleren und unteren Amazonsgebiet, im Rio Nanay sowie im oberen Orinoko weit verbreitet und häufig. Die Art erreicht eine Maximalllänge von etwa 45 cm und wird als Speisefisch genutzt. Jugendliche Tiere zeigen auf silbrigem Grund eine sichelförmige Binde, die je nach Herkunft unterschiedlich breit ausgeprägt ist, weshalb man durchaus davon ausgehen kann, dass zukünftige Studien zeigen werden, dass es sich dabei um mehrere, eng verwandte Arten handelt. Die Afterflosse ist rot gefärbt.

Myloplus schomburgkii der schmalbindigen Form, in Asien als „Lamax I“ gehandelt.

Wie und wann die Zuchtform „Lamax III“ erstmals auftauchte ist nicht dokumentiert, wir zeigten wohl die ersten Bilder in der westlichen Presse, das war 2012. Es scheint sich um eine sehr seltene, züchterisch nur schwer zu manifestierende Form zu handeln, denn auf dem Weltmarkt wurden 2012 nur 30 Tiere angeboten, von denen 20 zu Aquarium Glaser kamen. Man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass es sich damals bei Myloplus „Lamax III“ um einen der seltensten Fische der Welt handelte. Inzwischen hat sich das aber alles sehr relativiert und man bekommt die Form von mehreren asiatischen Züchtereien zu ziemlich moderaten Preisen angeboten.


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Exemplar der breitbindigen Form von M. schomburgkii, auch als „Lamax II“ bezeichnet.

Es ist zwar ein wenig spekulativ, dieses Tier der Art Myloplus schomburgkii zuzuordnen, doch scheint die These glaubhaft, da die Züchterei, aus der die Fische stammen, „normale“ M. schomburgkii als „Lamax I“ und die natürlich vorkommende Variante oder Art mit der breiten Mittelbinde aus dem Alto Solimoes als „Lamax II“ anbietet. So liegt der Gedanke nahe, dass es sich bei „Lamax III“ um eine Mutation handelt, die bei der Zucht der vorgenannten zwei Formen auftauchte. Um eine Kreuzung handelt es sich hingegen höchstwahrscheinlich nicht, denn alle 20 „Lamax III“ aus dem Import von 2012 sahen identisch aus. Zudem gäbe es im Fall eines Hybriden sicher mehr Exemplare, da solch große Scheibensalmler wie M. schomburgkii mehrere zehntausend Eier auf einmal laichen.

Mehr über Myloplus schomburgkii und seine Zuchtformen finden Sie hier im Blog: https://www.aqualog.de/blog/myloplus-frueher-myleus-schomburgkii-und-seine-zuchtformen/

Frank Schäfer

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Die rätselhafte Ludwigie

Während einer Exkursion in der Umgebung der Stadt Pak Chong in Zentral-Thailand stießen wir an einem kleinen Tümpel auf eine wunderschön blühende Wasserpflanze, deren Bestimmung uns einige Schwierigkeiten bereitete.

Die wunderschöne Blüte unserer rätselhaften Ludwigie

Wir erkannten schnell, dass es sich um einen Angehörigen der Gattung Ludwigia handelt. Diese Gewächse stellen einige der beliebtesten Aquarienpflanzen. Es gibt sogar eine in Deutschland heimische Art, das Sumpfheusenkraut, Ludwigia palustris. Leider ist diese Art überall im Bestand bedroht, ohne dass die Ursachen hierfür bekannt wären. Unsere heimische Art hat nur ganz unauffällige Blüten, da sie keine Kronblätter ausbildet. Die in Thailand gefundene Art hingegen zeigte sich mit prächtigen, gut 3 cm breiten Blüten, die schneeweiß und nur an der Basis der Blütenblätter gelb waren. Die Gattung Ludwigia gehört zu den Nachtkerzengewächsen (Onagraceae), die wir in Deutschland vor allem in Form der ursprünglich aus Nordamerika stammenden Nachtkerzen (Oenothera) kennen.

Wurzeln als Atmungsorgane
Die Ludwigia, die wir bei Pak Chong fanden, hatte ganz charakteristische, zu Atmungsorganen umgewandelte Wurzeln. Unter den auch aquaristisch bekannten Ludwigia-Arten ist eine solche Wurzelbildung für die Art Ludwigia helmintorrhiza ganz typisch. Ludwigia helmintorrhiza ist ein sehr selten im Aquarium gepflegtes Gewächs, da die Art äußerst lichtbedürftig ist. Gelingt die Kultur, so wird man mit einer prachtvollen Pflanze belohnt. Doch meist kann man L. helminthorrhiza nur über den Sommer an einem sonnigen Gartenteich kultivieren und hat seine liebe Mühe, die Pflanze über den Winter zu bringen. Im Zoofachhandel ist L. helminthorrhiza gewöhnlich nicht erhältlich, gelegentlich kann man sie aus botanischen Gärten bekommen. Ihre Heimat liegt in Südamerika.


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Die Atemwurzeln sind bei Ludwigia adscendens nicht ganz so zahlreich wie bei L. helminthorrhiza, aber immer noch sehr auffallend.

Welche Art?
In keiner der recht zahlreichen Publikationen über L. helminthorrhiza wird erwähnt, dass diese Pflanze in Asien verwildert sei. Die Literatur über asiatische Pflanzen – vor allem über Reisunkräuter – brachte uns jedoch schnell auf die Art Ludwigia adscendens. Auch viele Abbildungen im Web zeigten „unsere“ Pflanze, sowohl die weiße Blüte als auch die zu Atmungsorganen umgewandelten Wurzeln.

Ludwigia adscendens
NAPLES & KESSLER (2005) geben drei Ludwigia-Arten als Reisunkräuter in Laos und Kambodscha an: L. adscendens, L. hyssopifolia und L. octovalvis. Man kann sie leicht an den Blüten unterscheiden, denn L. hyssopifolia und L. octovalvis haben gelbe Blüten mit vier Kronblättern, L. adscendens hingegen hat weiße, gelbgrundige Blüten mit fünf Kronblättern. Alle drei Arten sind auch in Thailand zu erwarten. Ludwigia adscendens ist keine unproblematische Pflanze, da sie für Vieh giftig ist und Entzündungen des Magen-Darm-Traktes hervorrufen kann. Andererseits wird L. adscendens in der Humanmedinzin gegen vielerlei Gebrechen eingesetzt (nach NAPLES & KESSLER, 2005): Ein Aufguss der Blätter wird gegen manche sexuell übertragene Krankheiten eingesetzt, man macht Paste gegen Pickel aus ihr, nutzt sie gegen Durchfälle und als Umschlag gegen Schwellungen und Hauterkrankungen, in Papua Neuguinea gilt die Pflanze sogar als schwangerschaftsverhütend und andernorts isst man junge Triebe als Salat. Für uns Aquarianer ist ganz interessant, dass der gesamten Gattung Ludwigia antiseptisch wirkende Heilkräfte zugeschrieben werden.


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Habitus der Pflanze

Im Aquarium sehr schwierig
Leider ist diese schöne und wegen ihrer Atemwurzeln auch interessante Pflanze in Zimmerkultur wohl kaum zu gebrauchen. Es finden sich jedenfalls in der einschlägigen aquaristischen Literatur keine Hinweise. Allerdings wird das Gewächs gelegentlich für die sommerliche Kultur am sonnigen Gartenteich empfohlen. Wer die Pflanze bekommen kann, sollte es probieren, die wunderschönen Blüten lohnen den Versuch allemal.

Frank Schäfer

Literatur:
Naples, M.L. & P.J.A. Kessler. Weeds of Rain Fed Lowland Rice Fields of Laos & Cambodia. Illustrations, Identification, and Information Retrieval. Version: 12 september 2005.
http://www.nationaalherbarium.nl

Ein neuer Prachtzwerggurami?!

Die Prachtzwergguramis (Parosphromenus) gehören zu den Labyrinthfischen. Bis in die 1980er Jahre kannte man lediglich drei wissenschaftlich beschriebene Arten; vor allem Dank der intensiven Arbeit der Labyrinthfischvereinigungen IGL (Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische), AAGB (Anabantoid Association Great Britain), des AK Labyrinthfische im VDA und EAC (European Anabantoid Club) ist die Zahl der wissenschaftlich beschriebenen Arten heute auf 20 angestiegen, einige weitere sind bereits im Hobby bekannt, aber noch nicht wissenschaftlich bearbeitet.

Weibchen von Parosphromenus sp. „Ampah“. Die Schwanzflosse von Paro-Weibchen ist stets transparent und zeichnungslos, wodurch die Geschlechter recht gut zu unterscheiden sind.
Frisch importierte Exemplare sehen bei Prachtzwergguramis ziemlich unspektakulär aus und die Bestimmung ist nur schwer möglich. Hier Parosphromenus sp. „Ampah“

Keine der Parosphromenus-Arten wird größer als 4-5 cm, die meisten bleiben deutlich kleiner und sind mit 3 cm zumindest geschlechtsreif. Es sind also echte Zwergfische, die auch in entsprechend kleinen Aquarien gepflegt werden sollten. Die Pflege von Prachtzwergguramis ist allerdings mit einigem Aufwand verbunden, denn für die dauerhafte Ernährung benötigen die Tiere Lebendfutter. Frisch geschlüpfte Artemia-Nauplien haben sich als Basisfutter bestens bewährt, dazu kann man Grindal, Tubifex, kleine Wasserflöhe (vor allem Moina), Hüpferlinge (u.a. Cyclops), kleine Mückenlarven etc. reichen, je nachdem, was der Tümpel gerade so hergibt. Diese Zwergfische sind in der Natur an geradezu lebensfeindliche Gewässer angepasst, die äußerst mineralstoffarm sind und einen niedrigen pH-Wert aufweisen. Für die Pflege benötigen sie solche Wasserwerte zwar nicht, wohl aber zur Zucht. Sind Prachtzwergguramis nicht in Fortpflanzungsstimmung sehen sie ziemlich langweilig aus und zeigen auch kein interessantes Verhalten. Hingegen sind in entsprechendem Wasser gepflegte Tiere ständig balzaktiv und pflanzen sich auch ganzjährig fort. Dann sind die Männchen fast aller Arten von atemberaubender Schönheit. Darum wird man in aller Regel Parosphromenus in naturnahen Wasserwerten pflegen, also praktisch destilliertem Wasser (0-2° GH), bei pH-Werten von 4,5 – 5,5. Interessanterweise sind diese Zwergformen deutlich langlebiger als ihre großen Verwandten, man kann gewöhnlich damit rechnen, 5-6 Jahre Freude an ihnen zu haben. Bezüglich der Wassertemperaturen gibt es etwas unterschiedliche Auffassungen unter den Spezialisten. Die einen schwören auf Temperaturen um 22°C (Raumtemperatur), die anderen bevorzugen (zumindest zur Zucht) 2-3°C höhere Temperaturen.


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Akklimatisiert und herausgefüttert sieht der Fisch geich ganz anders aus. Auch das ist P. sp. „Ampah“. Photo: M. Hallmann

Nur sehr lokal verbreitet
Die Spezialisierung auf Schwarzwasserbiotope bringt es mit sich, dass die einzelnen Verbreitungsgebiete der Prachtzwergguramis – Vertreter der Gattung findet man auf der malaiischen Halbinsel, den großen Sundainseln Sumatra und Borneo, sowie einigen kleineren, zu Indonesien zählenden Inseln – isoliert voneinander sind. Die Erfahrung zeigt, dass Paros an jedem Fundort aufgrund dieser geografischen Isolation etwas unterschiedlich aussehen. In vielen Fällen beschränken sich die Unterschiede auf Details in der Färbung, oft sogar nur der Prachtfärbung der Männchen. Dabei liegt es im Auge der Betrachter, ob sie glauben, dass es sich bei diesen Farbunterschieden um die äußerlich sichtbare Manifestation von Art- Unterschieden handelt oder ob sie einer Tierart eine gewisse Bandbreite im Erscheinungsbild zubilligen.

Parosphromenus deissneri (der „Echte“), Traum vieler Paro-Fans. Photo: H. Linke

Das Phantom
Die – dem Namen nach – bekannteste Paro-Art ist P. deissneri, der bereits 1859 von Pieter BLEEKER beschrieben wurde und auch Typusart der Gattung ist. 1974 veröffentlichte der Münchner Ausnahme-Aquarianer Walter FOERSCH seine langjährigen Erfahrungen mit einem Paro, den er damals für P. deissneri hielt. Seine bahnbrechenden Beobachtungen machten die Paro-Aquaristik auf breiterer Basis erst möglich und dank seiner Photos, und der Photos von Hans-Joachim RICHTER avancierte P. deissneri zum Traumfisch aller Labyrinthfischfans. Heute wissen wir aber, dass die damals gepflegten Tiere in Wirklichkeit etwas anderes waren. Sie stammten aus der Umgebung Ayer Hitam (Muar District, Johor, Malaysia) und galten bis vor kurzem als ausgestorben, doch 2018 wurden sie von Zierfischfreunden wiederentdeckt. Sie stehen den erst 2005 wissenschaftlich beschriebenen P. tweediei oder P. rubrimontis nahe. Der „echte“ P. deissneri ist eine nicht ganz so bunte Art und hat eine lanzettlich ausgezogene, spitze Schwanzflosse. Obwohl praktisch alle im Handel auftauchenden Prachtzwergguramis „Parosphromenus deissneri“ genannt werden, weil die verschiedenen Arten im Schlichtkleid ohnehin nur schwer zu unterscheiden sind und Nicht-Spezialisten unter den Aquarianern, wenn sie denn überhaupt Parosphromenus kennen, die schönen Fische von den FOERSCH- und RICHTER-Bildern vor ihrem geistigen Auge haben, ist die Art Parosphromenus deissneri im Hobby derzeit nicht vorhanden. Es gibt sie nur auf der Insel Bangka, von wo zurzeit keine kommerziellen Importe erfolgen. Die in der Erhaltungszucht engagierten Paro-Fans würden die Art freilich nur zu gern unter ihre Fittiche nehmen.


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Dieses historische Foto von Hans-Joachim Richter prägte für viele Jahrzehnte die Vorstellung der Aquarianer von „Parosphromenus deissneri“. In Wirklichkeit handelt es sich um P. sp. „Ayer Hitam“, eine bereits für ausgestorben gehaltene Form, die den erst im Jahr 2005 wissenschaftlich beschriebenen P. tweediei oder P. rubrimontis nahesteht.

Vom Aussterben bedroht
Dort, wo Prachtzwergguramis vorkommen, sind sie gewöhnlich ausgesprochen häufig. Man kann fast sagen, es ist mit ihnen, wie beim Pilzesammeln. Hat man erstmal einen entdeckt, findet man auch noch mehr. Darum stellt auch der (ohnehin vergleichsweise geringe) Fang von Wildfischen für die Aquarienhaltung keinen Gefährdungsfaktor für die Tiere dar. Aber die natürlichen Lebensräume der niedlichen Tiere, nämlich die kleinen Schwarzwasserbäche, die aus Torfmooren und Urwäldern sickern, werden in erschreckendem Ausmaße vernichtet. Dadurch sind nicht nur die Prachtzwergguramis, sondern ganze Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen in ernsthafter Gefahr. Wo noch vor wenigen Jahren unberührte Natur war, erstrecken sich heute endlose Ölpalmplantagen. Das Wasser in den Bächen verändert in solchen Plantagen seine chemische Zusammensetzung so sehr, dass Schwarzwasserfische dort nicht mehr überleben können. Für die Prachtzwergguramis, unter Liebhabern kurz „Paros“ genannt (wie weiter oben bereits verschiedentlich geschehen), gibt es ein engagiertes Erhaltungszuchtprogramm, über das man sich unter http://parosphromenus-project.org informieren kann. Hier findet man auch ausführliche weitere Hinweise zu Pflege und Zucht, sowie viele weitere interessante Informationen.

Erst in Prachtfärbung lassen sich Paros bestimmen. Dies ist P. sp. „Ampah“. Photo: H. Linke

Der Fehlalarm
Die meisten Prachtzwerggurami-Arten haben eine runde Schwanzflosse. Mitte November 2012 importierte Aquarium Glaser eine Anzahl Prachtzwergguramis, bei denen die Männchen eine lanzettliche Schwanzflosse aufwiesen. Leider kann man Prachtzwergguramis nur dann sicher bestimmen, wenn die Männchen in Balzfärbung sind. Jedoch wies vieles darauf hin, dass es sich bei den Neuimporten um den legendären Parosphromenus deissneri handeln könnte. Die Gerüchteküche brodelte und die Spezialisten für Paros wollten die Tierchen unbedingt sehen. Es dauerte aber nicht sehr lange und einige Männchen machten „die Lichter an“. Jetzt erkannte man: das sind keine P. deissneri, sondern eine Art, die P. filamentosus sehr nahe steht. Etwa zeitgleich kamen auch endlich die ersehnten Fundortinformationen des Exporteurs. Nach seiner Aussage stammten die Fische aus Südost-Kalimantan (Borneo), wo man sie von Ampah bis nach Muarateweh finden kann. Nach dem erstgenannten Fundort wurde der neue Parosphromenus jetzt zunächst einmal benannt:

Erregte Männchen von P. filamentosus färben sich dunkel wie man sieht, P. sp. „Ampah“ tun das nicht. Ob es sich bei den beiden um Varianten einer Art oder um zwei einander sehr ähnliche, jedoch verschiedene Arten handelt, ist kaum zu entscheiden. Photo: Martin Hallmann

Parosphromenus sp. „Ampah“
Bereits bald nach dem Import ist die Nachzucht bereits gelungen. Die Geschlechter lassen sich, wie bei nahezu allen Prachtzwergguramis, recht leicht unterscheiden, denn die Schwanzflosse der Weibchen ist stets völlig farblos. Ob es sich bei P. sp. „Ampah“ um eine Standortvariante von P. filamentosus handelt oder um eine eigenständige Art ist noch völlig unklar. Paros machen es uns nicht leicht bei solchen Entscheidungen. Aber – aquaristisch gesehen – ist diese akademische Frage ohnehin von untergeordneter Bedeutung. Denn in beiden Fällen, egal ob es sich um eine besondere Population oder um eine andere Art handelt, sollten die Tiere unbedingt rein weitergezüchtet werden. Nur wenn wir es schaffen, solche Tiere reinblütig über Generationen hinweg zu züchten, sind die daraus gewonnenen Erkenntnisse geeignet, die Naturgeschichte der Prachtzwergguramis besser zu verstehen. Und darum geht es schließlich in der Aquarienkunde – Erkenntnisgewinn und Wissenszuwachs!

Lexikon

Parosphromenus: bedeutet „(verwandtschaftlich) in der Nähe von Osphromenus (sic!) stehend“; Osphronemus (sic!) ist eine andere Fischgattung.

deissneri: Widmungsname für den Sammler „F. H. Deissner, officier van gezondheid der 3e klasse“.

filamentosus: bedeutet „mit Faden versehen“ (wegen der Schwanzflosse).

rubrimontis: bedeutet „Roter Berg“, nach dem Fundort Bukit Merah.

tweedei: Widmungsname für Michael Willmer Forbes Tweedie (1907-1993).

Frank Schäfer

Neugierig geworden? Mehr Paro-Literatur gibt es hier: https://www.animalbook.de/Prachtguramis-Juwelen-des-Urwalds-in-der-Natur-und-im-Aquarium

Der Türkis-Goldbarsch, Melanochromis auratus

Als ich das erste Mal einen Türkisgoldbarsch sah (wie er damals, Mitte der 1970er Jahre, allgemein genannt wurde), war ich gebannt. Er sah völlig anders aus als jeder andere Fisch, den ich je zuvor gesehen hatte. Ich kaufte mehrere kleine Exemplare, die sich problemlos eingewöhnten. Dann begannen sie zu wachsen und mit ihnen wuchs ihre Aggressivität. Schließlich musste ich sie voneinander trennen. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Weibchen des Türkisgoldbarsches, Melanochromis auratus

Vermutlich schon! Ich werde wohl kaum der erste und sicher nicht der letzte Aquarianer gewesen sein, der entdecken musste, dass diese goldenen Juwelen aus dem Malawisee zu den aggressivsten aller felsenbewohnenden Buntbarsche, den sogenannten Mbunas, gehören. Zu meiner Entschuldigung ist zu sagen, dass wir uns damals alle auf einer aufregenden Entdeckungsfahrt befanden, denn die Kenntnisse über die Buntbarsche der großen Grabenseen steckten noch in den Kinderschuhen.

Heute, nach einer langen, langen Zeit überblicken nur noch Spezialisten für afrikanische Buntbarsche die riesige Artenfülle und auch die durch ständigen Wissenszuwachs sich ständig ändernde Nomenklatur der vielen Neuendeckungen aus den verschiedenen Seen.

In den 1970er Jahren war Melanochromis auratus eine Sensation! Hier eine Originalaufnahme aus dieser Zeit.

Dennoch. Trotz des riesigen Angebotes an Arten, Morphen und neuen Zuchtformen gehört der gute alte Türkis-Goldbarsch immer noch zu den Favoriten vieler Aquarianer. Diese “klassische” goldfarben und schwarz gezeichnete Art ist nicht nur in meinen Augen, sondern auch in den Augen ihrer großen Schar von Anhängern, einer der schönsten Malawi-Buntbarsche. Dort, im Malawi-See, wird er vom Südwest-Ufer ge­meldet. Sein Reich beginnt am Jalo Reef (gerade nördlich zu Nkhota Kota) und geht über die Crocodile Rocks hinunter fast bis zu dem südlichsten Ende der Monkey Bay. Das liegt genau nördlich zum Lake Malombe, der sozusagen ein Ableger vom Malawisee ist und mit dem Shire River verbunden ist. Eine ganz ähnliche Art mit einem etwas spitzeren Kopf wurde lange als Melanochromis sp. “auratus elongate” bezeichnet. Sie besiedelt einen begrenzten Abschnitt der Südostküste, von Metangula südwärts zum Nkhungu Reef, das genau gegenüber dem Jalo Reef liegt. 2009 beschrieben sie Konings-Dudin et al. als Melanochromis mossambiquensis. Es gibt weitere Arten, die dem Türkisgoldbarsch ähneln, doch der “auratus elongate” ist wahrscheinlich die ähnlichste.

Im Aquarium ist M. auratus ein unproble­matischer Pflegling, wenn die Bedingungen stimmen. Tatsache ist, dass er trotz seiner relativ geringen Größe von etwa 10 – 12 cm einer der aggresivsten Mbunas ist. Ein halbwüchsiges Männchen wird bespiels­weise ohne zögern einen wesentlich größeren Mitbewohner angreifen, be­sonders wenn es in höchster sexueller Motivation ist. Am stärksten ist die Aggres­sion gegenüber artgleichen Männ­chen ausgeprägt, doch auch die Weibchen sind aggressiv, besonders untereinander, und es kommt nicht selten vor, dass das rang­niedrigste Tier zu Tode gehetzt wird.

Geschlechtsreife Männchen (das hintere Tier) wechseln die Farbe und bekommen einen dunklen Bauch.

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Man könnte nun den Eindruck gewinnen, es sei unmöglich, M. auratus im Aquarium zu pflegen. Das ist aber Unsinn. Wenn das Becken jedoch kleiner als 150 cm ist, sollte man nur ein Männchen halten und zwar mit einer Gruppe von mindestens vier Weib­chen. Es ist unumgänglich, ausreichend Höh­len und sonstige Verstecke zur Ver­fügung zu stellen, so dass jedes Tier eine eigene Ver­steck­möglichkeit hat. Wenn man andere Fische mit den Türkisgoldbarschen verge­sell­­schaften möchte, sollten das robuste Ar­ten sein. Auch hier ist das Einbringen einer aus­reichenden Zahl von Verstecken unum­gänglich!

Bezüglich der Wasserwerte ist ein hartes, alkalische Wasser, das gut gefiltert und belüftet sein sollte zu bevorzugen. Das Aquarium sollte gut beleuchtet sein. Die Wassertemperatur sollte 22-26°C betragen. Die Ernährung ist an sich unproblematisch, doch sollte man bedenken, dass in der Natur hauptsächlich Algen und Aufwuchs gefressen werden. Entsprechend sollten pflanzliche Komponenten im Futter nicht fehlen.

Obwohl der Türkisgoldbarsch zu Millionen gezüchtet wird und zu den dienstältesten Buntbarschen aus dem Malawisee in der Aquaristik zählt, begeistert er auch heute noch ernsthafte Aquarianer so sehr, dass man gelegentlich vergleichsweise teure Wildfänge importiert, so wie dieses Tier.

Die Männchen werden territorial, wenn sie Brutstimmung kommen. Abgelaicht wird in Höhlen oder nahe bei Steinen. Nach der Ablage und Befruchtung der Eier nimmt das Weibchen sie zur Brutpflege ins Maul, die etwa drei Wochen dauert. Nach dem Schlupf werden die Jungen noch etwa eine Woche betreut und auch nach dem ersten Entlassen bei vermeintlicher Gefahr wieder ins Maul genommen. Danach wird die Brut sich selbst überlassen und wächst rasch heran. Männ­chen nehmen ihre dunkle Adult­färbung im Alter zwischen sechs und neun Monaten an. Der Aggressionspegel steigt allerdings viel früher an. Melanochromis auratus ist viel­leicht nicht eben der ideale Anfängerfisch. Aber er gehört definitiv zu den Arten, die, wie ich finde, jeder Aquarianer irgendwann einmal in seinem Leben gepflegt und gezüchtet haben sollte. Die Art stellt eine Heraus­forderung an das Einfühlungs­ver­mögen des Pflegers dar. Sie ist es unbe­dingt wert!

John Dawes

Gobiodon: Winzige Grundeln für winzige Aquarien

Die oben aufgestellte Rechnung: kleiner Fisch = kleines Aquarium geht nicht immer auf. Manchmal brauchen kleine Fische größere Aquarien als große Fische. Aber im Falle der Korallen- oder Zwerg-Grundeln der Gattung Gobiodon stimmt die Gleichung unbedingt!

Gobiodon okinawae, Männchen.

Einsteigern in das schöne Hobby Seewasser-Aquaristik empfiehlt man ganz allgemein, mit Aquarien ab 100 Litern Inhalt zu beginnen, größer schadet nicht, im Gegenteil, je größer, je besser. Begründet wird dies mit der größeren Stabilität des Wassers in größeren Aquarien. Rein chemisch gesehen ist das natürlich Unfug. Ein Liter Wasser ist genauso stabil oder instabil wie 100 Liter Wasser.

Gobiodon atrangulatus

Aber es gibt drei typische Anfängerfehler. Erstes: es wird zu viel gefüttert, weil die Fische immer so betteln, also wohl auch hungrig sind. Zweitens: das Aquarium wird überbesetzt. Und drittens: es wird kein regelmäßiger Teilwasserwechsel durchgeführt, weil das Wasser ja noch sauber aussieht. Bei allen drei Fehlern wirkt sich eine größere Wassermenge günstig aus, denn wenig Dreck in viel Wasser macht nun einmal weniger aus, als die gleiche Menge Dreck in wenig Wasser. Ist man aber einmal über das Anfängerstadium hinaus und hat Erfahrungen im Umgang mit den Tücken des Objekts gesammelt, steht der Einrichtung von einem oder mehreren kleinen Aquarien von 10 – 30 Litern Wasser Inhalt nichts mehr entgegen. Große Aquarien haben nämlich auch einen gewaltigen Nachteil: kleine Tiere verschwinden gerne mal darin auf Nimmerwiedersehen!

Gobiodon histrio

Korallengrundelchen
Diese Gefahr ist zwar bei den Korallengrundelchen der Gattung Gobiodon nicht gegeben. Aber sie haben so einige Eigenschaften, die es interessanter macht, sie in kleinen Spezialaquarien zu pflegen als im großen Riffbecken. Es gibt sehr viele Arten, 27 Arten sind derzeit als gültig anerkannt, etliche weitere harren noch der wissenschaftlichen Bearbeitung. Kaum eine wird wesentlich größer als 6 cm, die meisten werden sogar nur 2-3 cm lang. Trotz ihrer Kleinheit sind es recht zutrauliche, manchmal geradezu freche Fische. Das kommt daher, dass sie über einen giftigen Hautschleim verfügen, der offenbar echt ekelhaft schmeckt. Dadurch haben diese Grundelchen kaum Fressfeinde. Hinzu kommt noch, dass sie mit Steinkorallen der Gattung Acropora leben, in deren Ästen sie Schutz finden. Das kann man durchaus vergleichen mit der Symbiose von Clownfischen mit ihren Anemonen. In der Natur sind manche Gobiodon-Arten sogar artspezifisch an bestimmte Acropora-Arten gebunden.

Korallengrundeln leben in Symbiose mit Steinkorallen der Gattung Acropora, hier eine braune Art.

Artunterscheidung: schwierig!
Die Unterscheidung der Gobiodon-Arten ist ausgesprochen kniffelig, denn im Wesentlichen unterscheiden sich die Arten durch ihre Färbung und die wechselt im Laufe ihres Lebens auch noch. Darum ist es das Beste, wenn man möglichst von Anfang an ein Paar erwirbt, denn es könnte im Nachhinein sehr schwierig werden, nochmals ein Tier der gleichen Art oder Population nach zukaufen. Und das ist schade, denn Gobiodon-Arten lassen sich im Aquarium sogar nachzüchten. Die Geschlechter sind bei gleichaltrigen Tieren nicht sehr schwer auseinanderzuhalten, Männchen werden größer und haben einen dickeren Kopf. Bei G. okinawae haben Männchen zudem weiße Wangen. Da Korallengrundelchen, wie so viele Riff-Fische, ihr Geschlecht wechseln können, entwickeln sich zwei Individuen fast immer zu einem Paar.

Pärchen von G. okinawae, Männchen vorn

Schaden erzeugender Putztrieb
Eine solches Paar wäre in einem großen Riffbecken natürlich auch eine echte Schau. Doch leider kann man Gobiodon zumindest für Steinkorallen-Aquarien nur bedingt empfehlen. Dabei ist das geringere Problem, dass sie auch schon mal einen Polypen vernaschen. Das fällt nicht weiter ins Gewicht, denn Gobiodon fressen gerne Trocken- und Frostfutter, sind also leicht zu sättigen. Aber Korallengrundelchen pflanzen sich unter den paradiesischen Verhältnissen im Aquarium gerne fort. Und dazu putzen sie das Ablaichsubstrat, denn es sind Substratlaicher, die ihre Eier anheften. Das Ablaichsubstrat ist aber immer der Fuß einer Acropora oder, wenn keine Acropora da ist, einer anderen Steinkoralle. Diese können so sehr belästigt werden, dass sie sich nicht mehr öffnen oder gar eingehen. Herausfangen ist aber ein Ding der Unmöglichkeit, die winzigen Grundeln entwischen in einem großen Aquarium zuverlässig jedem Fangversuch des genervten Korallenliebhabers. Und darum pflegt und züchtet man Korallengrundelchen am besten in kleinen Spezialaquarien. Dort fallen ihre schlechten Eigenschaften nicht auf, die guten umso mehr!

Gobiodon citrinus

Frank Schäfer


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Der Ritteranolis – ein Exilkubaner in Florida

Ritteranolis

Mit 400 Arten stellen die Anolis eine der erfolgreichsten Echsengruppen der Welt dar. Ihr formen- und Individuenreichtum ist unübertroffen. Eine der größten Arten überhaupt ist der Ritteranolis, Anolis equestris.

Portrait eines weiblichen Ritteranolis. Auch die Weibchen haben deutlich sichtbare Kehlsäcke

Diese prachtvolle Echse ist seit jeher ein Traumtier vieler Terrarianer. Ursprünglich gab es das Tier nur auf Kuba, wo es in 11 Unterarten, die sich oft auch farblich unterscheiden lassen, die Baumkronen bewohnt. Schon in den späten 1950er Jahren wurde der Ritteranolis in Florida ausgesetzt und hat sich seither rasant ausgebreitet. Nicht ganz ohne Folgen für die Umwelt, denn diese große Echse – sie erreicht immerhin 15-16 cm Kopf-Rumpflänge, mit Schwanz wird sie gut 50 cm lang – frisst zwar vornehmlich relativ kleine Insekten. Doch bei Gelegenheit verschwinden auch kleine Echsen (u.a. andere Anolis) oder Frösche im Magen dieser Tiere, die MESHADA darum auch als „veritable Tyrannosaurusrex der Bäume“ bezeichnet. Ritteranolis tendieren dazu, Allesfresser zu sein und nehmen bei Gelegenheit sogar Früchte zu sich. Welcher Unterart diese „Florida-Ritteranolis“ angehören, wurde bislang nicht untersucht, gewöhnlich ordnet man sie der Nominat-Unterart zu. Ebenso unklar ist der wissenschaftliche Status der Handel befindlichen Ritteranolis, die in der Regel aus Zuchtfarmen in den USA stammen.

Erwachsenes Männchen des Ritteranolis. Der Kehlsack ist zart rosafarben.

Bei aller Verschiedenheit zeigen die Anolis-Arten doch auch allerhand Gemeinsamkeiten. So haben z.B. alle Arten Haftzehen. Sie klettern zwar nicht ganz so gut an senkrechten Glasflächen wie viele Geckos, aber fast. Der deutsche (etwas aus der Mode gekommene) Name „Saumfinger“ für die Anolis deutet auf die spezielle Zehenstruktur hin. Und alle Anolis haben ausklappbare Kehlsäcke, die sehr auffallend und artspezifisch gefärbt sind. Damit „winken“ vor allem die Männchen, beim Ritteranolis auch die Weibchen. Das hat eine ganz ähnliche Funktion wie der Gesang der Vögel. Man zeigt mit dem Kehlsackwinken an, dass das Revier besetzt ist und teilt Artgenossen mit, dass sie sich von dannen scheren sollen, weil es sonst Ärger gibt. Denn untereinander sind Anolis ziemlich unverträglich. Im Terrarium kann man niemals zwei Männchen zusammen halten, auch Weibchen können zicken. Am besten ist darum beim Ritteranolis die paarweise Haltung. In jüngster Zeit (NICHOLSON et al. 2012) wurde versucht, die große Artenfülle bei Anolis durch die Aufteilung in verschiedene Gattungen etwas besser zu gliedern. Nach dieser Arbeit gehört der Ritteranolis in die Gattung Deiroptyx und heißt dann Deiroptyx equestris. Unter Fachleuten wird die Arbeit von NICHOLSON et al. noch heftig und kontrovers diskutiert.

Frisch geschlüpfer Ritteranolis. Der Kopf der Babies ist deutlich kürzer als der der erwachsenen Tiere, doch farblich gleichen sie ihnen bereits.

Trotz ihrer Größe brauchen Ritteranolis gar keine großen Terrarien, denn im Vergleich zu vielen kleinen Anolis-Arten sind es doch eher ruhige Gesellen. In zu kleinen und vor allem zu tief stehenden Terrarien können sie aber Panikattacken bekommen. Als Bewohner von Bäumen empfinden sie jeden Schatten, der von oben kommt, als tödliche Bedrohung, denn Raubvögel sind ihre schlimmsten Feinde. In richtig aufgestellten Terrarien werden die Ritteranolis hingegen recht zahm und es gelingt sogar oft, sie halb frei in der Wohnung zu halten, wobei das Terrarium dann nur noch als Rückzugsmöglichkeit für die Echsen dient.

Erregte Tiere färben sich dunkel.

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Wie viele andere Baumechsen haben Ritteranolis ein Problem damit, stehendes Wasser zu erkennen. In der Natur trinken sie bei Regen, Näpfe gibt es dort nicht. Im Terrarium hilft ein Miniatur-Wasserfall, dieses Problem zu beheben. Wenn die Tiere nicht genug trinken, muss man sie unbedingt mit einer Pipette tränken! Erwachsene Ritteranolis machen mit der Nahrungsaufnahme kaum Probleme. Die üblichen Futterinsekten (immer mit Kalk bestäuben) und gelegentlich süßes Obst erlauben eine abwechslungsreiche Diät. Wichtig ist für diese Baumbewohner UV-Bestrahlung. Frisch geschlüpfte Jungtiere verweigern oft das Futter und müssen dann zwangsgefüttert werden. Die Ursache dafür ist noch ungeklärt.

Dieser Ritteranolis zeigt mit seiner hellgrünen Färbung an, dass er relativ entspannt ist.

Literatur:
Meshaka, W. E. (2011): A runaway train in the making: the exotic amphibians, reptiles, turtles, and crocodilians of Florida. Monograph 1. Herpetological conservation & biology 6: 1-101
Nicholson, K. E., Crother, B. I., Guyer, C. & J. M. Savage (2012): It is time for a new classification of anoles (Squamata: Dactyloidae). Zootaxa 3477: 1-108

Lexikon Ritteranolis
Anolis: abgeleitet von einem auf karibischen Inseln für diese Echsen benutzten Namen; Deiroptyx: bedeutet „Nackenfalte“; equestris: bedeutet „Ritter“; warum, ist nicht erklärt, doch schreibt Merrem, der Erstbeschreiber, es handele sich dabei um „Le grand Anolis à écharpe“ (= „der große Anolis mit Schärpe“, wohl in Bezug auf die Färbung) von Cuvier; wahrscheinlich sah Merrem in der Schärpe ein Standeszeichen der Ritter.

Frank Schäfer

Makifrösche – wunderbar

Die Rotaugen-Laubfrösche der Art Agalychnis callidryas gehören zu den beliebtesten Terrarienfröschen überhaupt. Um die stete Nachfrage zu decken, kommen heutzutage nahezu sämtliche Rotaugen-Laubfrösche aus Nachzuchten. Eng verwandt mit den Rotaugen-Laubfröschen, aber viel weniger bekannt, sind die Maki- oder Geisterfrösche, die man bis vor Kurzem der Gattung Phyllomedusa zuordnete. Schade, denn auch hier gibt es wunderbare Terrarienfrösche!

Agalychnis callidryas ist zum Haustier geworden

Die Makifrösche und Rotaugenfrösche (Phyllomedusidae Günther, 1858) sind mit 65 gegenwärtig allgemein anerkannten Arten weit in Süd- und Mittelamerika verbreitet. Aktuell unterscheidet man

Agalychnis Cope, 1864 (13 Arten)
Callimedusa Duellman, Marion & Hedges, 2016 (6 Arten)
Cruziohyla Faivovich, Haddad, Garcia, Frost, Campbell & Wheeler, 2005 (3 Arten)
Hylomantis Peters, 1873 „1872“ (2 Arten)
Phasmahyla Cruz, 1991 (8 Arten)
Phrynomedusa Miranda-Ribeiro, 1923 (6 Arten)
Phyllomedusa Wagler, 1830 (16 Arten)
Pithecopus Cope, 1866 (11 Arten)

Phyllomedusa bicolor – hier ein Wildfang aus Surinam – ist die größte Art der Makifrösche. Weibchen können bis zu 12 cm lang werden.

Eine davon ist der hier etwas ausführlicher vorgestellte Pithecopus hypochondrialis (Cope, 1862) (früher: Phyllomedusa h.), dessen Verbreitungsgebiet sich vom östlichen Kolumbien, dem nördlichen und  östlichen Venezuela, über die Guyanastaaten und das gesamte brasilianische Amazonien erstreckt. In diesem riesigen Verbreitungsgebiet ist die Art als  anpassungsfähiger Kulturfolger weit verbreitet und gilt als nicht gefährdet.

Pithecopus hypochondrialis, der Star dieses Franky Friday

Keine Regenwaldbewohner
Von allen Arten der Makifrösche sind die bis zu etwa 5 cm (Weibchen werden etwas größer als die Männchen) lang werdenden Pithecopus hypochondrialis und ihr enger, südlich an ihr Verbreitungsgebiet anschließender Verwandter P. azureus (beide wurden und werden auch gelegentlich als Unterarten der gleichen Art, P. hypochondrialis, geführt) am wenigsten an den Regenwald angepasst. Das erklärt auch ihren Erfolg in der modernen Welt. Ihr Lebensraum ist die Busch- und Krautvegetation in saisonal überflutetem Grasland sowie der Trockenwald. Als besondere  Anpassung an diesen (tagsüber) vergleichsweise trockenen Lebensraum überziehen sich die Frösche während des Tages mit einer wachsartigen  Schicht, die sie vor dem Austrocknen schützt. Das heißt nun natürlich nicht, dass man den Makifrosch in Wüstenterrarien pflegen soll. Auch diese Frösche brauchen eine relative Luftfeuchtigkeit von tagsüber 60-80% bei 24-26°C, nachts steigt die Luftfeuchte durch das Absinken der Tempertaur auf 20-22°C noch einmal an. Aber die Makifrösche brauchen trockene Ruheplätze, sonst riskiert man Krankheiten. Eine Badeschale mit stets frischem, abgestandenen Wasser sollte jedoch immer im Terrarium vorhanden sein.

Alle Frösche verfügen über ein Hautgift, das Beutegreifer abschrecken kann. Darauf weisen die Warnfarben hin.
Makifrösche hüpfen nicht, sie schreiten.
Tagsüber sind die senkrechten Pupillen der nachtaktiven Makifrösche nur winzig klein, was ihnen ein geisterhaftes Aussehen verleiht.
In der Schlafstellung sind die bunten Flanken und Schenkelinnenseiten kaum zu sehen.

Affenartige Kletterer
Makifrösche hüpfen kaum, sie klettern! Sie haben keinerlei Schwimmhäute und können, da bei ihnen die ersten beiden Zehen den anderen gegenüber stehen, greifen. So können Pithecopus hypochondrialis auch an ganz dünnen Zweigen entlangklettern. Diese mittelgroßen Frösche können darum ausgezeichnet in abwechslungsreich bepflanzten Terrrarien gepflegt werden, die Pflanzen werden kaum durch die Frösche beeinträchtigt. Die Beckengröße (Länge x Breite x Höhe) sollte etwa 50 x 50 x 80 cm betragen.

Makifrösche sind ausgezeichnete Kletterer.
Dieser P. hypochondrialis hat ein Beutetier erspäht.

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Zucht gut möglich
Alle Vertreter der Familie Phyllomedusidae, deren  Fortpflanzungsverhalten bisher bekannt wurde, laichen auf die gleiche Art und Weise außerhalb des Wassers ab. Sie bauen aus Blättern, die über einen Tümpel hängen, Tüten, in deren Inneren der Laich deponiert wird. Sind die Kaulquappen schlupfreif, so verflüssigt sich die Ei-Gallerte und die Kaulquappen tropfen in den Tümpel, wo die weitere Entwicklung vonstatten geht. Damit das alles im Terrarium gut klappt, muss man eine Trocken- und eine Regenzeit simulieren, denn nur in der Regenzeit laichen die Frösche in der Natur.

Pärchen im Amplexus.

Zur Trockenphase bei Pithecopus hypochondrialis erhöht man die Temperatur tagsüber auf 29-32°C. Es genügen schon zwei Wochen, um die Frösche zu konditionieren. Dann setzt man die Tiere in ein  Beregnungsbecken um, wo sie gewöhnlich sehr schnell zum Ablaichen kommen. FENOLIO (1996) schildert P. hypochondrialis als die am schnellsten auf Beregnung reagierende Froschart überhaupt! Als Ablaichpflanzen bietet man Spatiphyllum oder Monstera. Es ist günstig, in Hydrokultur gezogene Pflanzen zu verwenden, um Einschwemmungen von Blumenerde zu  vermeiden. In der Beregnungskammer muss unbedingt bedacht werden, dass Makifrösche sehr schlechte Schwimmer sind und leicht ertrinken können. Die Aufzucht der Kaulquappen mit Flockenfutter für Aquarienfische ist gewöhnlich problemlos. Erlenzäpfchen im Wasser und Torffilterung helfen sehr, das Wasser im Aufzuchtbecken stabil zu halten.

Wenn die Männchen (oberes Tier) das Weibchen klammern (Amplexus) ist die Zucht auf gutem Weg. Die Färbung ist kein Geschlechtsmerkmal, sie kann von braun zu grün wechseln, je nach Stimmung.

Frank Schäfer

Nach äußerlich sichtbaren Merkmalen kann man die Gattungsaufteilung der Makifrösche nicht nachvollziehen. Dies hier ist Callimedusa tomopterna.

Literatur:

Fenolio, D. (1996): Captive reproduction of the orangelegged monkey frog (Phyllomedusa hypocondrialis), and develpoment of a protocol for phyllomedusine frog reproduction in the laboratory. Advances in Herpetoculture 1: 13-21

Balantiocheilos – die Haibarbe

In unseren Aquarien schwimmt so manche Fischart, die ihr Fortbestehen auf dem Planeten nur ihrer Bedeutung als Zierfisch verdankt. In der Natur sind sie nämlich ausgestorben oder verschollen. Zu diesen Arten zählt die Haibarbe, Balantiocheilos melanopterus.

Warum die Haibarbe in der Natur so bedroht ist, ist unbekannt. In einem Buch über die bedrohten Tierarten Thailands wird behauptet, die übermäßige Befischung für die Aquaristik wäre an dem Bestandsrückgang verantwortlich, doch fehlen dafür jegliche Beweise. Dagegen ist es eine jederzeit überprüfbare Tatsache, dass sämtliche in der Aquaristik vorhandenen Haibarben aus Nachzuchten stammen. Vermutlich liegt die Ursache des Bestandsrückganges, wie meist in solchen Fällen, in gewässerbaulichen Veränderungen (Staudämme, Begradigungen etc.)

Hai- oder Glühflossenbarbe, Balantiocheilos melanopterus, halbwüchsiges Exemplar des Aquarienstammes

Zwei sehr ähnliche Arten
Bis vor relativ kurzer Zeit (2007) glaubte man, es gäbe nur eine Art der Haibarben, nämlich Balantiocheilos melanopterus (oft wird der Gattungsname falsch mit -us am Ende geschrieben). Dann beschrieben die Wissenschaftler NG und KOTTELAT eine zweite Art, nämlich B. ambusticauda. Die beiden Arten unterscheiden sich als Jungfische nicht voneinander, nur bei erwachsenen Exemplaren (B. ambusticauda wird 20, B. melanopterus 35 cm lang) gibt es einen deutlichen Unterschied in der Kopfform (speziell Interessierte seien auf die Originalbeschreibung von B. ambusticauda verwiesen: Ng, H.H. & M. Kottelat (2007): Balantiocheilos ambusticauda, a new and possibly extinct species of cyprinid fish from Indochina (Cypriniformes: Cyprinidae). Zootaxa 1463: 13-20, http://www.mapress.com/j/zt/article/view/zootaxa.1463.1.2). In dieser Beschreibung genannte Farbunterschiede zwischen B. ambusticauda und B. melanopterus bezüglich der After- und Bauchflossenfärbung treffen jedoch nur bedingt zu, denn historische Fotos von B. ambusticauda lassen sie nicht erkennen.

Dies ist das erste publizierte Farbphoto der Haibarbe in der deutschsprachigen Aquarien­literatur (Aquarien Terrarien, Juni 1959, U4). Das Foto von Dr. H. Jesse zeigt die vermutlich ausgestorbene Art B. ambusticauda, denn die Tiere stammten aus Thailand.

B. ambusticauda stammt(e) aus dem mittleren und unteren Mekong- und Chao Phraya-Becken (Importe erfolgten aus Thailand), diese Art gilt derzeit als höchstwahrscheinlich ausgestorben, B. melanopterus  stammt aus Malaysia, Borneo und Sumatra, wo sie Bestände stark rückläufig sind. Alle Aquarienfische sind seit späteastens 1980 Nachzuchten und stammen von ursprünglich aus Indonesien importierten Tieren ab.


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Die Geschlechter sind bei der Haibarbe aum zu unterscheiden, lediglich dieKörperform gibt Hinweise. Oben im Bild ein Weibchen, unten ein Männchen.

Die Ersteinfuhr der Haibarbe nach Europa erfolgte 1955 durch das Tropicarium in Frankfurt; die erste Erwähnung in den Zeitschriften Aquarien-Terrarien und Datz 1959. Diese frühen Importberichte beziehen  sich allerdings vermutlich alle auf B. ambusticauda.
Haibarben sind große, friedliche Fische, die einen prachtvollen Besatz für größere Gesellschaftsaquarien darstellen. Ihr Überleben verdanken sie ihrer Handelsrelevanz, das sollte man nie vergessen. Es ist daher wichtig, dass diese Art auch weiterhin in großem Umfang gehandelt wird, damit sie weiter Gegenstand züchterischen Interesses bleibt. Andernfalls wäre ihr Aussterben nur ein Frage der Zeit.

Frank Schäfer

Literatur

Literatur: Lüling, K.-H. (1959): Balantiocheilus melanopterus (Bleeker 1851). Aquarien-Terrarien 6 (6): 162-163

Mecke, K. (1959): Balantiocheilos melanopterus Bleeker. Die Aquarien- und Terrarienzeitschrift (Datz) 12 (6): 173-174

Ng, H.H. & M. Kottelat (2007): Balantiocheilos ambusticauda, a new and possibly extinct species of cyprinid fish from Indochina (Cypriniformes: Cyprinidae). Zootaxa 1463: 13-20


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Top Ten der Nano-Fische

Die Aquaristik lebt von der Vielfalt. Manchen Aquarianern können die Pfleglinge gar nicht groß genug sein, andere lieben die filigranen, kleinen Arten: Nano-Fische. Aquarium Glaser hat die derzeit beliebtesten Arten für uns zusammengestellt.

Boraras maculatus

Auf Platz 1 findet sich ein Klassiker unter den Zwergfischen: Boraras maculatus, der Zwerg­bärbling. Früher wurden die Zwerg­bärblinge in die Sammelgattung Rasbora gesteckt. Schon seit Jahrzehnten hat dieser niedliche Fisch aus Süd-Thailand und Malaysia einen festen Platz im Hobby. Die Zucht gelingt in weichem, sauren Wasser in dicht bepflanzten Aquarien auch extensiv, d.h. auch in Anwesenheit der Eltern kommen einige Jungtiere hoch.

Nannostomus marginatus


Das gelingt beim Zwergziersalmler, Nannostomus marginatus, ebenfalls einem Klassiker, der Platz 2 belegt, nicht. Kaum eine andere Fischart ist so auf den eigenen Kaviar versessen, wie dieser wunder­schöne Salmler, von dem es viele Farb­varianten gibt.

Corydoras pygmaeus


Platz 3 belegt die kleinste Corydoras-Art, C. pygmaeus. Im Gegensatz zu den meisten anderen der über 300 Corydoras-Arten lebt diese viel im freien Wasser und weniger am Boden.

Trigonostigma espei


Trigonostigma espei, die Platz 4 belegt, gehört zu den Keilfleckbarben, die früher genau wie Boraras zu Rasbora gestellt wurden. Es ist die farbenprächtigste Keil­fleckbarbe. Am buntesten sind Exemplare aus Süd-Thailand, während die auf Sumatra gefundenen Populationen einen eher orangenen Farbton haben. Wie die bekannte Keilfleckbarbe wird mit dem Bauch nach oben unter breiten Pflanzen­blättern abgelaicht.

Boraras brigittae


Ein enger Verwandter von Boraras maculatus ist der Moskitobärbling, B. brigittae von Borneo. Er hat seinen deutschen Namen von der Stechmücken­plage am Fundort erhalten. Pflege und Zucht entspricht B. maculatus.


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Poecilia wingei


Endlers Guppy (Poeecilia wingei) belegt Platz 6. Dieser Zwerg unter den Lebendgebärenden eignet sich hervorragend für alle Aquarianer, die sich erste Sporen mit der Fischzucht verdienen wollen, denn die lebendig geborenen Jungen sind im Vergleich zu den Jungfischen der Eierleger riesig.

Axelrodia riesei

Platz 7 hält ein winziger Salmler aus Kolumbien: Axelrodia riesei ist ein wunder­schönes Fischlein, das sich allerdings wohl fühlen muss, um leuchtend rot gefärbt zu sein, sonst ist es blass.

Carnegiella myersi


Auch für die Oberfläche des Aquariums gibt es Nano-Fische. Auf Platz 8 findet sich Carnegiella myersi, ein winziger Beil­bauchsalmler aus Peru.

Tanichthys micagemmae

Noch recht neu im Hobby, doch bereits sehr beliebt ist der Fisch auf Platz 9: das Vietnam-Kardinälchen Tanichthys mica­gemmae. Dieser entzückende Schwarm­fisch lässt sich gut bei Zimmertemperatur halten und züchten. An das Wasser werden keine Ansprüche gestellt.

Celestichthys margaritatus


Auf Platz 10 schließlich die Sensation von 2008: Celestichthys margaritatus, der Perlhuhnbärbling. Leider ist diese nied­liche Art etwas scheu, sonst fände sie sich bestimmt weiter vorn in den TopTen. Auch diesen Fisch pflegt man am besten ohne Heizung. Genau wie bei Boraras kann man ihn extensiv züchten und es macht große Freude, ab und zu ein paar Jungfische zu entdecken.

Der Bitterling – ein Parasit

Zu den guten alten und stets faszinierenden Geschichten über den Bitterling gehört die über das Zusammenleben des Fisches mit Süßwassermuscheln zum gegenseitigen Vorteil. Der Bitterling (Rhodeus amarus) legt seine Eier in die Atemhöhle des Weichtiers wo sie sich, gut geschützt vor allen Feinden, prächtig entwickeln. Im Gegenzug heften sich die Larven der Süßwassermuscheln (auch als Glochidien bekannt) an den Fisch und werden so verbreitet.

Wir alle sind mit dieser Geschichte groß geworden. Nun, bereiten Sie sich auf eine Enttäuschung vor! Denn Bitterling und Muschel leben keineswegs in Symbiose, sondern der Bitterling ist schlicht und ergreifend ein Parasit an Süßwasser­muscheln.

Bitterling, Rhodeus sericeus, Männchen

In einer wissenschaftlichen Arbeit eines Teams aus Belgien, Russland, Kanada und England (siehe Literatur) wird gesagt, der Mythos um den Bitterling begann 1938 mit einer Arbeit von Boeseman et al., in der vermutet wurde, das Verhältnis von Bitterling und Muschel sei von gegenseitigem Vorteil. Aber das war lediglich eine Hypothese und wurde nie überprüft. Trotzdem wurde diese These kritiklos übenommen und wieder und wieder wiederholt, bis man sie schließlich für die Wahrheit hielt. Aber dem ist nicht so!

Bitterling, Rhodeus sericeus, Weibchen mit Legeröhre

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Aktuelle Studien zeigten, dass zumindest bei Populationen in West- und Mitteleuropa von Gegenseitigkeit keine Rede sein kann. Bitter­linge werden kaum von Glochidien erfolg­reich infiziert während die Bitterlingsem­bryonen den Wirt schädigen.

Es wird ver­mutet, dass der Schaden durch den Sauer­stoffbedarf der Bitterlingslarven her­­­­­­vor­gerufen wird. Außerdem scheint ihre schiere physische Anwesenheit einen ne­gativen Effekt auf die Filtrationswirkung der Muschelkiemen zu haben. Zusätzlich wächst eine mit Bitterlingen infizierte Muschel langsamer und ist weniger fruchtbar.

Diese Form des Zusammenlebens ist also alles andere als von gegenseitigem Vorteil. Tatsächlich hat nur der Bitterling, der Parasit, etwas davon, während nicht erkennbar ist, wo der Vorteil für die Muschel liegen soll. Aber es gibt auch Belege dafür, dass die Intensität des Parasitismus durch den Bitterling in Abhängigkeit von der geo­grafischen Population variiert, bzw., um präziser zu sein, davon, wie lange das Bitterling-Muschel-Verhältnis bereits exis­tiert. Das wiederum hängt von den Popu­lations­schwankungen ab, denen der Bitter­ling im Laufe der Zeiten immer wieder unterworfen war. Das war in früheren Zeiten häufig durch Klimaschwankungen aus­gelöst, in West- und Mitteleuropa zwischen den 1960er und 1980er Jahren aber auch durch die katastrophale Umweltver­schmut­zung. Die gegenwärtige Verbreitung des Bitterlings folgte vermutlich über Jahr­hunderte der Ein­bürgerung des Karpfens (Cyprinus carpio) zu Speisezwecken durch den Menschen.

Wo Bitterlinge und Muscheln schon lange koexistieren, scheint sich eine Art Gleich­gewicht zwischen ihnen eingestellt zu haben. Dort können sich die Bitterlinge mit Glochidien infizieren (wenn auch weniger als andere Fische) und die Muscheln können einen Teil der Bitterlingseier abstoßen. Wo aber Bitterlinge erst seit relativ kurzer Zeit vorkommen, wie in Westeuropa, sind sie reine Parasiten. Die Muscheln können keine Bitterlingseier abstoßen und die Bitterlinge infizieren sich nicht mit Glochidien.

Durch zahlreiche Umweltveränderungen gingen in vielen Gebieten die Bitterlings­bestände zurück. Das führte zu nationalen und internationalen Schutzgesetzen für die Art. Tatsächlich ist der Bitterling aber eine in­vasive Art, die sich bei günstigen Umwelt­bedingungen sehr rasch ausbreiten kann. So stellt sich die Frage, wie Schutz­gesetze für diesen Fisch gerechtfertigt werden können, zumal sich die Art seit etwa 1980 wieder ausbreitet?
Wenn der Bitterling weiterhin streng ge­schützt wird – so sagen manche – könnten die Muschelpopulationen in Gefahr geraten, besonders dort, wo ihre Lage bereits bedenklich ist. Vielleicht hat die Welt-Artenschutz-Union (IUCN) recht, wenn sie den Bitterling als “Least Concern” (= ge­ring­ste Bedenken) listet. Diese Kategorie wird vergeben für Arten, die “Gegenstand von Untersuchungen sind, aber weder als kritsch gefährdet, gefährdet, verletzlich oder nahe der Ausrottung eingestuft werden. Hier­her gehören weitverbreitete und häufige Arten.”

Zu guter Letzt: die Namen Rhodeus amarus (Europäischer Bitterling) und R. sericeus (Amurbitterling) wurde oft durcheinander benutzt. Kürzlich durchgeführte molekulare Studien in Kombination mit morpho­logischen Untersuchungen durch Bohlen et al. (2006) zeigten, dass es sich wohl um zwei separate Arten handelt. Doch gibt es eine Menge einander sehr ähnlicher Bitterlinge, die ganz offensichtlich einen Artenkomplex bilden. Hier ist noch viel Untersuchungs­arbeit zu leisten und bis dahin bleibt die Klassifikation von Bitterlingen ein schwie­riges Gebiet.

John Dawes

Literatur
Bohlen, J., Slechtová, V., Bogutskaya, N. and Freyhof, J. (2006): Across Siberia and over Europe: phylogenetic relationships of the freshwater fish genus Rhodeus in Europe and the phylogenetic position of R. sericeus from the River Amur. Molecular Phylo­genetics and Evolution 40, 856–865.
Van Damme, D., Bagutskaya, N., Hoffmann, R. C. & C. Smith (2007): The introduction of the European bitterling (Rhodeus amarus) to west and central Europe. Fish and Fisheries, 8, 79-106.
Boeseman, M., Van Der Drift, J., Van Roon, J., Tinbergen, N. and Ter Pelkwijk, J. (1938): De bittervoorns en hun mosselen. De Levende Natuur 5, 129–136