Dieser niedliche Schmerlen-Zwergpanzerwels erreicht nur maximal 3 cm Länge. Aspidoras pauciradiatus kommt aus dem zentralen Rio-Negro-Gebiet und ist ein idealer Gesellschaftsfisch für Salmler, Zwergbuntbarsche etc.
Seltsamerweise wurden die der wissenschaftlichen Beschreibung zugrunde liegenden Exemplare angeblich im Rio Araguaia nahe der Stadt Aruana, etwa 2.000 km von den üblichen Fangplätzen der Art entfernt, gesammelt. Dort konnten sie seither nicht wieder gefunden werden.
Aus Peru konnte Aquarium Glaser diesen interessanten Wels importieren, der nur selten erhältlich ist, obwohl die Art eine sehr weite Verbreitung in Südamerika hat. Der bis zu 30-35 cm lange Fisch wurde schon aus dem gesamten Amazonas-Gebiet und aus den Guyana-Ländern gemeldet.
Zoologisch gehört Goeldiella eques in die Familie Heptapteridae; es bestehen große Ähnlichkeiten zu den Antennenwelse (Pimelodidae) und erst DNS-Untersuchungen zeigten, dass die beiden Familien wahrscheinlich unabhängig voneinander entstanden sind.
Auffällig an G. eques sind die großen Augen, die sehr langen Oberkieferbarteln und die Tatsache, dass der obere Schwanzflossenlappen deutlich kürzer ist, als der untere; bei der überwiegenden Mehrzahl ansonsten ähnlicher Welse ist das genau umgekehrt.
Es ist nur wenig über das Freileben von Goeldiella eques bekannt. Magenuntersuchungen von Exemplaren aus dem Casiquiare (das ist der Fluss, der den Orinoko mit dem Rio Negro verbindet) ergaben hauptsächlich Insekten und Spinnen (landlebende Arten und wasserlebende Insektenlarven), ein kleiner Fisch war auch dabei. Untereinander und gegen artfremde Fische, die nicht als Futter in Frage kommen, sind G. eques friedlich. Die Geschlechter lassen sich äußerlich wohl nur anhand der unterschiedlich geformten Genitalpapillen unterscheiden. Unseres Wissens wurde G. eques noch nicht im Aquarium vermehrt, über die Fortpflanzung in der Natur liegen keine Informationen vor.
Orchideen sind eine der artenreichsten Familie der Pflanzen überhaupt. Es gibt über 1.000 Gattungen mit 15.000 bis 30.000 Arten. Als Terrarienpflanzen spielen sie jedoch kaum eine Rolle, was ganz verschiedene Gründe hat. Das könnte sich aber ändern.
Großblütige Phalaenopsis-Hybriden sind schöne Zimmerpflanzen, für das Terrarium eignen sie sich weniger.
Einer der wichtigsten Gründe dafür, dass Orchideen so selten im Terrarium gepflegt werden, liegt darin, dass viele der regelmäßig im Pflanzenhandel erhältlichen Arten einer jahreszeitlichen Rhythmik unterliegen. Das bedeutet, sie brauchen, um zur Blüte zu gelangen, eine relativ trockene, oft auch kühle Ruhephase. Das entspricht zwar auch den natürlichen Verhältnissen vieler in Feuchtterrarien gepflegter Tiere, doch brauchen diese die Trockenphasen nicht unbedingt; der Pfleger von dekorativ bepflanzten Terrarien möchte zudem ganzjährig etwas von seinen Pfleglingen haben. Die Orchideen im normalen Handel, die ein ganzjährig feuchtes Klima gut vertragen, werden für normal dimensionierte Terrarien schlicht zu groß. Es sieht unschön aus, wenn 60 cm lange Blütenrispen das ganze Becken dominieren. Zwar gibt es auch viele Zwergarten unter den Orchideen, die das Klima in Feuchtterrarien gut vertragen könnten, doch sind das botanische Kostbarkeiten, die man eher in Spezialbehältern pflegt und nicht dem Risiko aussetzen möchte, von Reptilien oder Amphibien zertrampelt oder von deren Futtertieren angefressen zu werden.
Miniatur-Phalaenopsis sind ausgezeichnete Terrarienpflanzen.
Phalaenopsis – die ideale Terrarienorchidee Seit einigen Jahren findet man im Blumenhandel und sogar in den Pflanzenabteilungen von Bau- und Supermärkten Miniaturformen von Phalaenopsis, auf deutsch Malaienblume oder Schmetterlingsorchidee genannt. In der Natur kommen etwa 100 Arten und natürliche Hybriden vor, die Anzahl der in Kultur befindlichen Formen ist kaum zu überschauen. Angeblich sind bereits 25.000 Sorten und Hybriden offiziell registriert, zu denen jährlich 200-300 weitere hinzukommen. Die Mehrzahl der Pflanzen im nicht spezialisierten Handel sind allerdings namenlose Kreuzungen, was allerdings nicht heißt, dass sie nicht auch sehr schön sind. Phalaenopsis sind epiphytisch wachsende Pflanzen, d.h. sie wurzeln nicht im Erdreich, sondern wachsen als Aufsitzerpflanzen auf Bäumen, seltener auch auf Felsen. Ihre Ur-Heimat ist Südostasien bis nach Queensland in Australien. Die größte Artenvielfalt kennt man von den Philippinen und Indonesien. Alle Arten fallen unter das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) und sind hier auf Stufe 2 gelistet. Schon lange ist bekannt, dass Phalaenopsis sich im Prinzip gut in Feuchtterrarien pflegen lassen. Doch leider bestand immer das eingangs geschilderte Problem der langen Blütenrispen und der im Terrarium überdimensioniert groß wirkenden Blüten.
Auch bei Mini-Phalaenopsis gibt es reichlich verschiedene Blütenfarben und -formen.
Mini-Phalaenopsis Dieser Mangel ist durch die Erschaffung der Mini-Phalaenopsis behoben. Sie entwickeln nur etwa 7 cm lange Blätter, die Blütenrispe wird etwa 10 cm lang, die Blüten haben 2-3 cm Durchmesser. Somit passen diesen entzückenden Zwerge in so ziemlich jedes Feuchtterrarium, vom Nano-Becken bis zum Großraumdschungel.
Kleines Feucht-Terrarium (40 x 20 x 20 cm) mit Mini-Phalaenopsis. Die Orchideen sind gut angewachsen und bedürfen keines künstlichen Haltes mehr. Die grüne Farbe der fleischigen Luftwurzeln zeigt, dass hier Photosynthese stattfindet.
Grundsätzliches zur Terrarienpflege Im Terrarium wird man Phalaenopsis genau so pflegen, wie sie in der Natur wachsen: als Epiphyten. Dazu nimmt man die Pflanzen aus dem Topf und entfernt sorgfältig das Pflanzmaterial, wobei man peinlich daruf achten muss, die dicken, fleischigen Wurzeln der Orchidee nicht zu beschädigen. Diese dürfen auch keinesfall eingekürzt werden. Über die Wurzeln erfolgt die gesamte Wasser- und Nährstoffaufnahme des Pflanze. Im Falle der Mini-Phalaenopsis enthalten die Wurzeln auch Chlorophyll, sie sind also grünlich, was zeigt, dass hier auch Photosynthese getrieben wird. Die Hauptschwierigkeit besteht darin, die Pflanze an ihrem neuen Standort zu befestigen, ohne dabei die Wurzeln oder andere Teile der Orchidee zu quetschen, was zu Fäulnis und zum Verlust der Pflanze führen würde. Hier ist Geschicklichkeit gefragt. Auch wenn es nicht schön aussieht, eignen sich Kabelbinder ganz gut zu diesem Zweck. Man entfernt sie, wenn die Pflanze neue Wurzeln gebildet hat, die dann am Holz anhaften. Das benötigte Wasser erhält die aufgebundene Orchidee durch Sprühen. Man verwende dazu immer weiches Wasser (Regenwasser oder destilliertes Wasser), dem man nach Vorschrift Orchideendünger (auf keinen Fall normalen Blumendünger!) beimischt. Das Sprühen muss so erfolgen, dass kein Wasser längere Zeit auf den Blättern oder in den Blattachseln stehen bleibt, denn das würde zu Fäulnis führen. Die Mini-Phalaenopsis ist also ein guter Indikator dafür, ob es mit der Luftzirkulation im Terrarium auch gut klappt. Ist die Pflanze abgeblüht, sollte man den Blütenstengel nicht ganz zurückschneiden, sondern nur bis zum nächsten “ruhenden Auge”. Das sieht aus wie eine kleine Schuppe am Blütenstiel. Dort schiebt die Orchidee eine neuen Blütentrieb und zwar wesentlich schneller, als wenn man den Blütenstiel völlig zurückschneidet.
Ein weiteres Einrichtungsbeispiel, hier mit Waldsimse (Luzula) und einem kleinen Farn. Beckengröße 40 x 20 x 20 cm.
Licht und Temperatur Das Lichtbedürfnis von Mini-Phalaenopsis ist mäßig. Sie wurden gezüchtet, um als Zimmerpflanzen zu überleben. Der Standort im Terrarium ist darum so zu wählen, dass die Pflanze nur Leuchstoffröhren-Licht erhält, wobei ca. 20W Neonlicht bzw. ca. 8 W LED-Licht (also 1 handelsübliche Röhre) auf 60 cm Beckenlänge bereits ausreichen. Werden Reptilien gepflegt, die einen Spot und/oder UV-Licht benötigen, so sollte die Orchidee möglichst weit entfernt von diesen Strahlungsquellen aufgebunden werden, sonst drohen Verbrennungsschäden. Als tropische Pflanzen sind Mini-Phalaenopsis nicht frosthart. Die in Wohnräumen übliche Mindesttemperatur von 16-18° nachts wird aber gut vertragen, tagsüber darf die Temperatur auf bis zu 28°C steigen.
Detail der Mini-Phalaenopsis vom Bild darüber. Sie wächst hier auf der aus Kiefernrinde modellierten Rückwand. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war das Terrarium 1,5 Jahre in Betrieb.
Der Papageienplaty (Xiphophorus variatus) ist im Hobby erheblich seltener vertreten als der Gewöhnliche Platy (X. maculatus). Es gibt auch viel weniger Zuchtvarianten des Papageienplatys. Eine dieser Zuchtvarianten ist allerdings unter den farblich schönsten Lebendgebärenden überhaupt einzurdnen, nämlich der Hawaii-Platy. Er ist im Prinzip die „Tuxedo“-Form des X. variatus. Gute Hawaii-Platys haben eine tiefrote Schwanzflosse, ein breites, schwarzes „Tuxedo“-Band (der Tuxedo ist ein schwarzer Anzug, den man im deutschen Sprachraum als Smoking bezeichnet) und eine goldgelbe Körperfarbe.
Den Papageienplaty sollte man nicht zu warm halten, als Obergrenze für eine Langzeitpflege gelten 22°C (auch wenn kurzzeitig bis zu 30°C vertragen werden), im Sommer kann man die Tiere wunderbar in einem Balkonaquarium oder einem Gartenteich pflegen.
Die bizarren Krokodilmolche der Gattung Tylototriton gehören zu den schönsten Schwanzlurchen. An ihnen zeigt sich wunderbar, dass sich die deutschen Bezeichnungen “Molch” und “Salamander” bei ausländischen Arten nur sehr bedingt sinnvoll eingesetzt werden können. Leider dürfen Krokodilmolche zur Zeit nicht in die EU importiert werden. Um so wichtiger ist es, die noch vorhandenen Bestände zu vermehren und an möglichst viele Interessenten zur Bestandssicherung zu verteilen.
Ihre deutsche Populärbezeichnung haben diese Amphibien wegen ihrer deutlich hervortretenden seitlichen Warzenreihen, die entfernt an die Art der Panzerung bei Krokodilen erinnert
Tylototriton shanjing, die beliebteste und am weitesten im Hobby verbreitete Art der Gattung.
Abwehrverhalten Ganz im Gegensatz zu Krokodilen leisten Tylototriton aber nur passiven Widerstand. Beißen kommt für sie nicht in Frage. Werden sie jedoch ernsthaft bedroht, so heben sie ihren Schwanz über den Rücken, wodurch dessen auffällige orange oder rote Unterseite sichtbar wird. Gleichzeitig drücken die Tiere dabei den Rücken durch, wodurch sich die spitzen Enden der Rippen an den Stellen durch die Haut bohren, wo sich dicke Warzen befinden, die zudem ebenfalls oft warnfarben rot oder orange sind. Dadurch tritt ein scharfes, brennend schmeckendes Wehrsekret aus, das vielen potentiellen Fressfeinden gründlich den Appetit verdirbt. Da der Schädel extrem hart und knochig ist, nehmen die Molche selbst dann kaum Schaden, wenn sie von dem Fressfeind bereits halb verschlungen waren und wegen des Wehrsekretes wieder herausgewürgt werden.
Tylototriton verrucosus aus Indien (Darjeeling)
Molche oder Salamander? Einen wirklichen Unterschied zwischen Molchen und Salamandern gibt es nicht. Im deutschsprachigen Raum nennt man die landbewohnenden Schwanzlurche Salamander, diejenigen, die zur Laichzeit eine zeitlang im Wasser leben, Molche. Demnach sind Tylototriton Molche und der Name “Krokodilmolch “ gut gewählt. Bis zum Jahr 2011 waren 9 Arten allgemein bekannt, von denen eine (T. asperrimus) gelegentlich auch in der nah verwandten Gattung Echinotriton geführt wurde und der Status einer weiteren (T. shanjing) umstritten war: manche Wissenschaftler sahen in ihr nur eine Form von T. verrucosus, andere eine gute Art. Inzwischen ist die Anzahl beschriebener akzeptierter Arten auf 30 angestiegen (siehe: https://amphibiansoftheworld.amnh.org/index.php/Amphibia/Caudata/Salamandridae/Pleurodelinae/Tylototriton), so richtig blickt man im Hobby da nicht mehr durch. Da sich etliche Arten sehr ähnlich sehen, ist es ungemein wichtig, niemals Tiere unterschiedlicher Herkunft zu verpaaren, da die Gefahr groß ist, sonst unabsichtlich Hybriden zu erzeugen.
Diese Tylototriton-Art, die das Tropenparadies in Oberhausen aus China erhielt, war 2011 wissenschaftlich noch unbeschrieben, eine Zuordnung zu den vielen inzwischen neu beschriebenen Arten ist noch nicht gelungen.
Natürliches Vorkommen Krokodilmolche kommen heutzutage ausschließlich in Asien vor, doch gab es sie in vorhistorischer Zeit (im Miozän, begann etwa vor 23 und endete etwa vor 5 Millionen Jahren) auch in Mitteleuropa. Das westlichste Vorkommen von T. verrucosus liegt in Darjeeling in Indien, die östliche Verbreitungsgrenze liegt in Vietnam, von wo mit T. vietnamensis eine erst 2005 wissenschaftlich beschriebene Art stammt. Die meisten Arten finden sich in China in den Provinzen Yunnan und Sichuan. Als Gebirgstiere folgen Tylototriton demnach ganz grob verallgemeinert den Ausläufern des Himalaya. T. taliangensis wurde bis in 3000 m NN gefunden! Während der Landphasen leben die Tiere in feuchten Habitaten, dabei kann es sich sowohl um Wälder wie auch um offene Landschaften handeln, jedoch findet man die Tiere meist in Gewässernähe. An Land leben die Tiere vereinzelt, doch findet man sie in der Fortpflanzungszeit oft zu hunderten dicht beieinandersitzend, ohne dass ein territoriales Verhalten zu beobachten ist.
Tylototriton asperrimus
Krokodilmolche im Terrarium Es wurde bereits erwähnt: Krokodilmolche haben jedes Jahr zwei vollkommen unterschiedliche Lebensphasen, eine an Land und eine im Wasser. Anders als unsere einheimischen Molche legen Tylototriton aber keine spezielle Wassertracht an. Entsprechend gibt es zwei grundsätzliche Methoden, diese schönen Tiere zu pflegen: man kann sie während der Landphase relativ (!) trocken in reichlich mit Moospolstern ausgestatteten Terrarien pflegen und nach der Winterruhe einfach in ein Aquarium umsetzen (Achtung: zunächst flacher Wasserstand, sonst können die Tiere ertrinken!). Oder man pflegt die Molche in Aqua-Terrarien mit großem Wasserteil und überlässt es den Tieren selbst, wann sie ins Wasser wollen. Eine mehrwöchige Ruhephase bei Temperaturen um 10°C (z.B. November – Januar) ist aber in jedem Fall notwendig, sonst züchten die Tiere nicht.
Tylototriton cf. shanjing
Diese Gebirgstiere sind erstaunlich temperaturtolerant. Gewöhnlich gilt ja als oberste Grundregel der Schwanzlurchpflege: Temperaturen über 20°C sind von Übel und zu meiden. Dennoch werden von Tylototriton kurzzeitig auch Temperaturen bis 25°C ertragen, ohne dass die Tiere Schaden nehmen. Das ist besonders für die Quarantäne-Zeit (die selbstverständlich sein sollte) nach dem Neuerwerb von Tieren wichtig, denn einfache Temperaturerhöhung auf 25°C über 10 Tage tötet den gefürchteten Chytridpilz Batrachochytridium salamandrivorans (kurz: Bsal) oder Salamanderfresser, der höchstwahrscheinlich auch der Auslöser der Molchpest ist, sicher ab.
Tylototriton taliangensis
Zucht Das Fortpflanzungsverhalten von Krokodilmolchen ist sehr interessant und stellt eine Mixtur aus dem bei Wassermolchen (Triturus s. l.) und bei Rippenmolchen (Pleurodeles) zu beobachtenden Verhalten dar. Wie bei Triturus wedeln die Männchen zunächst mit dem Schwanz Lockstoffe zu den Weibchen. Anschließend umklammern die Tiere wie bei den Rippenmolchen die Weibchen von unten mit den Vorderbeinen unter den Achseln, nehmen sie also sozusagen Huckepack. In dieser Stellung übertragen die männlichen Tiere direkt den Samenkegel, die sogenannte Spermatophore, in die Kloake de Weibchens. Die Eier werden später ohne die Anwesenheit des Männchens an Gegenstände (Äste, Steine, Pflanzen) unter Wasser abgelegt, die Eizahl beträgt bis zu 200. Die Larven brauchen unter naturnahen Bedingungen (Wassertemperaturen unter 20°C) gut ein Jahr bis zur Metamorphose. Sie sind dann etwa 5-7 cm lang. Während der Larvenphase können die Molche gut mit handelsüblichen Frostfuttersorten für Zierfische (zunächst Cyclops, später Rote Mückenlarven etc.) gefüttert werden.
Tylototriton wenxianensis
Auch die Ernährung der erwachsenen Tiere – sie werden ca. 15 cm lang – ist im Prinzip leicht, sie fressen die üblichen Würmer, Schnecken und weichen Insekten und deren Larven, allerdings sind die Tiere an Land sehr träge und versteckt lebend, so dass der Pfleger leicht den Überblick verlieren kann, ob die Molche auch wirklich Nahrung annehmen.
Tylototriton kweichowensis
Frank Schäfer
Lexikon zum Blog Krokodilmolche
Echinotriton: bedeutet “Igel-Triton” Tylototriton: bedeutet “schwieliger Triton”; Triton ist eine andere Molchgattung. asperrimus: bedeutet “sehr rauh” kweichowensis, taliangensis, vietnamensis, wenxianensis: nach den Fundorten benannt. shanjing: bedeutet “Berggeist” verrucosus: bedeutet “warzig”
Es ist noch gar nicht lange her, da nannte man Schützenfische im Hobby kurzerhand Toxotes jaculatrix und pflegte sie in Brackwasser. Tatsächlich gibt es aber mindestens 10 verschiedene Schützenfisch-Arten und nur zwei davon (T. jaculatrix und T. chatareus) kommen auch in Brackwasser vor. Aber selbst die Brackwasser-Arten bilden lokal reine Süßwasserpopulationen aus. So importiert Aquarium Glaser z.B. gelegentlich Toxotes chatareus von einem Fundort in Thailand im großen Fluss Chao Phraya, wo diese Fische oberhalb eines Wasserfalls, hunderte Kilometer vom Meer entfernt leben.
Toxotes chatareus aus Vietnam
Toxotes chatareus unterscheidet sich von den anderen Schützenfischen recht leicht durch die Färbung. Die Tiere haben entlang des Rückens fünf große schwarze Flecken, beginnend am oberen Rand des Kiemendeckels, der letzte befindet sich auf der Schwanzwurzel. Die Flecken 1-4 können stimmungsabhängig auch als keilförmige Streifen ausgebildet werden. Zwischen den großen Flecken 1-4 befinden sich – und das gibt es nur bei T. chatareus – drei weitere, deutlich kleinere Flecken.
Zum Vergleich: Toxotes jaculatrix (Exemplar aus Thailand).
Die herrlichen T. chatareus, die wir für diesen Post fotografiert haben, stammen aus Vietnam; genauere Informationen liegen uns nicht vor. Sie fühlen sich auch in reinem Süßwasser sehr wohl; Unwohlsein drücken Toxotes durch eine Dunkelfärbung aus, sie können dann fast völlig schwarz erscheinen. Wichtig ist bei der Pflege von T. chatareus, den pH-Wert im Auge zu behalten, der nicht unter 7,5 fallen sollte, besser ist ein pH leicht über 8. Alle Brackwasserfische empfindlich gegen niedrige pH-Werte sowie bei Haltung in reinem Süßwasser gegen Nirtit, da sind Toxotes keine Ausnahme. Da in Salzmischungen für Meerwasseraquarien auch pH-Puffer enthalten sind, die dafür sorgen, dss der pH-Wert stabil hoch bleibt und das Salz die Empfindlichkeit gegen Nitrit reduziert, empfiehlt sich der Zusatz von 5-15 Gramm Seesalz/Liter. Es ist wichtig, Brackwasseraquarien gut einzufahren, bevor Fische eingesetzt werden, denn die Filterbakterien brauchen oft relativ lange, bis sie in Brackwasser gut funktionieren.
Als Futter für Schützenfische haben sich getrocknete Bachflohkrebse (Gammarus) sehr bewährt. Natürlich fressen Schützenfische hauptsächlich von der Wasseroberfläche. Sie nehmen auch schwimmfähige Sticks, Trockenfutter, kleine Futterfische und Landinsekten aller Art, sofern sie ins Maul passen, aber so richtig Speck auf die Rippen bekommen sie nur bei Gammarus-Fütterung.
Schützenfische können untereinander manchmal zänkisch sein. Dennoch sollten sie in Gruppen ab 5 Exemplaren gepflegt werden. Möglichst große Aquarien sollten Verwendung finden; mit gewöhnlich 15-20 cm Endlänge (die Maximallänge liegt bei 40 cm) sind Toxotes chatareus auch keine kleinen Fische. Gegen artfremde Fische, etwa Argusfische, Silberflossenblätter, Grundeln etc. sind Schützenfische friedlich; was sie nicht fressen können, interessiert sie nicht. Pflanzen werden nichr beachtet. Das Aquarium für Schützenfische muss absolut lückenlos abgedeckt sein, Toxotes sind gute Springer. Die Wassertemperatur sollte zwischen 22 und 30°C liegen, auf gute Sauerstoffversorgung ist zu achten.
Alle Schützenfische sind Freilaicher ohne Brutpflege. Äußere Geschlechtsunterschiede fehlen weitgehend, Weibchen sind größer und etwas fülliger. Die Laichzeit fällt in die Regenzeit, Weibchen produzieren zwischen 20.000 und 150.000 Eier. Aus unbekannten Gründen werden erheblich mehr Männchen als Weibchen gefangen. Wegen der sehr weiten Verbreitung, T. chatareus kommt entlang der asiatischen Küsten des gesamten Indo-West-Pazifischen Raumes inklusive Neu-Guinea und Australiens vor, ist es bei Zuchtabsichten wichtig, alle Exemplare gleichzeitig aus dem selben Import zu erwerben. Später zugekaufte Tiere könnten aus einem anderen Gebiet stammen und andere Laichzeiten haben.
Kein Sektor der Aquarien- und Terrarienkunde wird von populistischen Tierhaltungsgegnern so angefeindet wie die Meeresaquaristik, werden dort doch weitgehend Wildfänge gepflegt.
Hobbyzuchten Die technische Seite ist bei der Nachzucht von Meeresorganismen heutzutage ein eher untergeordnetes Problem. In den letzten 50 Jahren hat in dieser Hinsicht eine wahre Revolution stattgefunden. Selbst private Liebhaber mit vergleichsweise kleinen Aquarien – also Becken mit einem Volumen zwischen 100 und 500 Litern – können heutzutage die überwältigende Mehrzahl der sogenannten sessilen Wirbellosen nicht daran hindern, dermaßen gut zu wachsen, dass sie ihre Bestände regelmäßig ausdünnen müssen. Leder- und Steinkorallen sind dabei die am häufigsten gepflegten Arten. Die beim Zurückschneiden anfallenden Ableger werden zwar unter Freunden weitergegeben, aber eine wirkliche Handelsrelevanz haben diese Liebhabernachzuchten nicht. Sie dienen, genau wie die Hobbynachzuchten von Süßwasserfischen oder -pflanzen, eher der Bestandserhaltung von für den breit aufgestellten Handel weniger attraktiven Arten und der Grundlagenforschung für Arterhaltungsprojekte. Es ist eine romantische, aber falsche Vorstellung, die Vermehrung von solchen Tieren diene direkt dem Artenschutz. Das stimmt genau so wenig, wie der Wildfang zum Zwecke der Aquarienpflege irgend welche Arten gefährdet. Zucht und Vermehrung von Aquarien- und Terrarientieren machen Spaß und führen zu Erkenntnisgewinn, das ist ihr tieferer Sinn. Zusätzlich bessert der Verkauf von Nachzuchten die Hobbykasse auf, das ist völlig legitim und in keinster Weise anrüchig. Der Zoofachhandel spürt diese Privatkäufe nicht. Das ist wie der private Schrebergarten im Vergleich zum Supermarkt.
Krustenanemonen gehörten zu den ersten Arten Niederer Tiere, deren planmäßige Vermehrung im Meerwasseraquarium gelang. Das war in den 1980er Jahren.
Indirekt ist aber die private Nachzucht von Tieren und Pflanzen selbstverständlich angewandter Artenschutz. Denn man kann nur solche Arten schützen, die man auch kennt und für die in einer breiteren Öffentlichkeit Interesse geweckt werden kann.
Preussenfische, Dascyllus melanurus, laichten bereits in den 1930er Jahren im Aquarium, doch gelang die Aufzucht nicht. Heutzutage werden sie kaum noch im Aquarium gepflegt, sie gelten als zu farblos.
Kommerzielle Nachzuchten Ganz grundsätzlich, es wurde bereits erwähnt, stehen der Nachzucht von Meerestieren in technischer Hinsicht keine unüberwindbaren Hürden mehr im Wege. Bei den Korallen waren es übrigens die Aquarianer, die durch unermüdliches Probieren und hartnäckige Pflegeversuche herausfanden, wie es geht. Man vergesse nie, noch in den 1980er Jahren galt es als UNMÖGLICH Steinkorallen auch nur einige Zeit im Aquarium am Leben zu erhalten, von Vermehrung ganz zu schweigen!
Steinkorallenableger aus kommerzieller Zucht.
Bei den Fischen war es hingegen eher die Aquakultur von Speisefischen, die die entscheidenden Durchbrüche entwickelte. Das beginnt bei der gezielten Gewinnung von Eiern und Spermien. Ein echter Aquarianer käme niemals auf den Gedanken, seine Fische mit Hormonspritzen dazu zu bringen, abzulaichen. Sein Ehrgeiz geht dahin, harmonisierende Paare zusammen zu führen und durch eine Optimierung der Pflegebedingungen die Voraussetzungen zu schaffen, die eine natürliche Vermehrung der Tiere ermöglichen.
Die kommerzielle Nachzucht von Pomacanthus asfur wird in Taiwan schon seit mehreren Jahren praktiziert.Pomacanthus asfur-Nachzucht in Jugendfärbung
Der Berufszüchter sieht diese Dinge völlig anders. Er muss dann Eier und Spermien haben, wenn es die Produktionsbedingungen erfordern, unabhängig von Lust und Laune der Tiere oder irgend welchen Wetterkapriolen. Keine einzige Regenbogenforelle, die Sie zum Verzehr kaufen, hatte je natürlichen Sex, genauso wenig wie irgend ein anderer Fisch aus Aquakultur. Die Zuchttiere werden zwar unter optimalen Bedingungen gepflegt, erhalten jedoch, wenn Laich benötigt wird, Hormoninjektionen, die die schnelle Reifung der Eier und der Spermien auslösen. Bei Fischen sind in aller Regel Eierstöcke und Hoden ständig funktionsbereit. Korallenfische laichen zum Beispiel ihr ganzes Leben lang, meist im Abstand von einigen Wochen. Oft ist das an Mondphasen und/oder an bestimmte Tidenereignisse gebunden. In Obhut des Menschen sind diese externen Faktoren aber bedeutungslos. Oft schon wenige Stunden, spätestens nach wenigen Tagen nach einer solchen Hormoninjektion sind Eier und Spermien so reif, dass sie bei sanfter Massage des Bauches austreten. Der Laich wird “im Reagenzglas” befruchtet. Jeder Privat-Züchter, der schon einmal versucht hat, den pelagischen Laich seiner Zwergkaiserfische aus einem eingerichteten Aquarium für Aufzuchtversuche zu bergen, erkennt sofort den Vorteil dieser Methode! Brutpfleger, wie Anemonenfische, lässt man allerdings “natürlich” laichen. Was dem Hobby-Aquarianer oft richtig Schwierigkeiten macht: Planktonkultur, mehrmals tägliches Füttern und Reinigen, viel Platz zum Wachsen, alle diese Dinge sind bei Berufszüchtern Alltagsroutine, es ist ja ihr Beruf, nicht ihr Hobby. Und so kann man heutzutage in der Tat zahlreiche Meeresfische in riesigen Mengen nachzüchten. Doch wozu? Hier liegt das Problem! Man braucht von den allermeisten Meeresfischen einfach keine riesigen Mengen! Wer, bitteschön, soll denn Monat für Monat (der Züchter muss ja seine Rechnungen und seinen Leuten den Lohn bezahlen) zehntausende Exemplare einer einzigen Fischart brauchen? In dieser Frage liegt die wirkliche Schwierigkeit in der kommerziellen Nachzucht von Korallenfischen. Die Antwort lautet nämlich: niemand! Auch darum sind die Vorwürfe von Tierhaltungsgegnern gegen die Meeresaquarianer aus “Artenschutzgründen” nämlich in letzter Konsequenz haltlos.
Mördermuscheln (Tridacna) werden ausschließlich als Nachzucht gehandelt.
Ausweg aus dem Dilemma Tatsache ist jedoch, dass es kommerzielle Nachzuchten von Korallenfischen für die Aquarienpflege gibt. Wie das? Widerspricht das nicht dem oben gesagten? Nur auf den ersten Blick. Die Züchter haben einen Ausweg gefunden, und der heißt Mischkultur. Statt, wie in der Speisefischproduktion, durch Spezialisierung das Maximum aus einer Art herauszuholen, züchtet man vergleichsweise kleine Mengen von mehreren Arten. Damit tritt man allerdings in Konkurrenz mit den Zierfischfängern, die davon leben, Wildfänge zu vermarkten. Diese Konkurrenz ist aus vielen Gründen nicht wünschenswert.
Kardinalsgarnelen, Lysmata debelius, kopfunter in einer Höhle. Die Art wird schon viele Jahre nachgezüchtet.
Schon wieder eine unlösbare Zwickmühle? Jein. Denn wie man bereits aus der Zucht von Süßwasserzierfischen weiß, treten in menschlicher Obhut sehr schnell Farbmutationen auf, also Tiere, die anders gefärbt sind als ihre freilebenden Artgenossen.
Amphiprion percula, Clownfisch-Zuchtform “Da Vinci”, vor einer Nachzucht-Steinkoralle
Jede Menge Zuchtformen Zusätzlich kann man etwas tun, was in der Natur ebenfalls vorkommt, jedoch nur selten: Arten kreuzen. In der Natur kreuzen sich nahe verwandte Arten relativ häufig, aber rein statistisch haben die daraus hervorgehenden Hybriden kaum eine Chance. Ein Pärchen Kaiserfische produziert im Laufe seines Lebens einige Millionen Nachkommen, aber nur zwei Exemplare davon werden im Durchschnitt wieder zu erwachsenen Laichfischen. Der Rest bleibt auf der Strecke. Darum findet man immer nur ganz vereinzelt Hybriden in freier Natur. Fast alle Korallenfische haben nämlich als einzige Fortpflanzungsstrategie “Masse statt Klasse”. Unter kontrollierten Bedingungen sieht das aber plötzlich ganz anders aus. Hier kann man aus einer einzigen Laichabgabe leicht hunderte solche Hybriden aufziehen.
Die Nachzucht des Fahnenbarsches Pseudanthias squamipinnis ist weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll. Liebhaber sollten sie aber trotzdem versuchen, denn sie führt zu Erkenntnisgewinn.
Hybriden und Zuchtformen sind also das Alltagsbrot der kommerziellen Korallenfischzüchter, ergänzt immer wieder mal durch Arten, bei denen die Nachfrage das Angebot übersteigt. Das können Arten aus abgelegenen Fanggebieten sein oder Arten, deren Export aufgrund der politischen Situation im Herkunftsland nicht möglich ist. Man kann das bedauern. Vielen Aquarianern stellen sich die Nackenhaare bei der Vorstellung, man sei in Zukunft nur noch auf solche Kunstprodukte angewiesen. Aber das ist man ja nicht. Bei Gartenpflanzen macht sich niemand solche Gedanken. Die Wildformen fast aller unserer Gartenblumen sind seltene Raritäten in botanischen Gärten oder bei spezialisierten Sammlern. Die breite Masse der Gartenliebhaber stört es aber überhaupt nicht, nur mit Zuchtformen oder Auslesen bedient zu werden.
Goldstirn-Brunnenbauer (Opistognathus aurifrons), ein Maulbrüter, den auch Privat-Aquarianer gut nachzüchten können.
Die Mischung macht´s Ich hoffe sehr, dass der Wildfang von Korallenfischen auch weiterhin erhalten bleibt. Er sorgt für ein nachhaltiges Einkommen der lokalen Fischer aus der Natur. Der Artenschutz ist vom Zierfischfang nicht betroffen, dazu sind fast alle Arten viel zu weiträumig verbreitet, werden frei gewordene Reviere viel zu schnell wieder besetzt. Da ja hauptsächlich Jungtiere für die Aquarienhaltung gefangen werden, hat diese Fischerei keinerlei Einfluss auf die natürlichen Bestände. Aber ich begrüße es auch, dass Aquarianer, die mit weniger wissenschaftlichem Anspruch an ihr Hobby herangehen und “nur” einen bunten Ausschnitt des Meeres wie einen Garten hegen und pflegen wollen, auf Nachzuchtfische zurückgreifen können. Schließlich gibt es in der Aquarienkunde ebenso wenig nur eine mögliche Sicht auf die Dinge wie in jedem anderen Bereich des Lebens.
Die Aalgrundel (Pholidichthys leucotaenia) lässt sich ebenfalls leicht züchten.
Aktuelle Fisch-Nachzuchten Ich stellen Ihnen im folgenden exemplarisch einige Fischarten vor, die auf der Interzoo 2016 als kommerzielle Nachzuchten präsentiert wurden.
Diese naturnahe Zuchtform Amphiprion percula “Black” wurde durch Auslesezucht mit Tieren erzielt, die bereits von Natur aus einen hohen Schwarzanteil in der Färbung hatten.
Amphiprion percula Premnas epigrammata Die Clownfische waren die ersten Korallenfische, die überhaupt unter Aquarienbedingungen regelmäßig nachgezüchtet werden konnten. Das war in den frühen 1960er Jahren. Mittlerweile gibt es von ihnen sehr viele Zuchtformen. Welcher ursprünglichen natürlichen Art sie angehören, ist nicht immer einwandfrei zu sagen. Das Artenpaar Amphprion percula und A. ocellaris unterscheidet sich nur in wenigen Farbdetails, die aber bei den Zuchtformen nicht mehr erkennbar sind. Es ist auch möglich, dass manche dieser Zuchtformen mit Hybriden erzielt wurden. Einige der neuesten Zuchtformen sehen bezüglich der Körperform Premnas biaculeatus / P. epigrammata sehr ähnlich.
Amphiprion percula „Platinum“
Auch Zuchtformen erhalten Namen, anders kann man sie nicht vermarkten. Diese “Sortennamen” werden in Anführungsstrichen geschrieben und haben keinen wissenschaftlichen Wert, sie unterliegen auch keinen Regeln oder Copyrights. Es liegt in der Natur der Dinge, dass Zuchtformen nicht einheitlich aussehen, man kann in aller Regel jedes Individuum anhand von Farbmerkmalen erkennen. Es liegt dabei im Entscheidungsbereich der Käufer, welche Farbgebung in welcher Ausprägung als schön oder weniger schön empfunden wird, auch wenn die Züchter immer versuchen werden, ihren eigenen Zuchtehrgeiz in den Tieren verwirklicht zu sehen.
Premnas epigrammata „Golden Nugget“
Platax batavianus Fledermausfische waren zu Beginn der modernen Meeresaquaristik, also in den 1950er bis 1970er Jahren, sehr beliebt; damals pflegte man fast ausschließlich reine Fischaquarien. Dort konnte kräftig gefüttert werden und es machte auch nichts aus, wenn der Pflegling deutlich über die 20-cm-Marke hinauswuchs.
Platax batavianus, Jungtier
Heutzutage ist das anders, jetzt überwiegen eindeutig die Riffaquarien, in denen nur wenige, kleine Fische gepflegt werden, die nicht viel Futter brauchen, was die Wasserbelastung niedrig hält – den Korallen zuliebe. Alle Fledermausfische werden groß, deutlich über 40 cm. Sie eignen sich darum nicht für kleine Riffbecken. Aber sie eignen sich für die Aquakultur zur Speisefischproduktion. Es sind bislang in der Literatur vor allem Platax orbicularis und P. teira zu diesem Zweck häufiger erwähnt; offenbar wird nun aber auch die weitaus seltenere Art P. batavianus gezüchtet. Als Jungtier ist sie wunderschön und sieht farblich dem Banggai-Kardinalbarsch sehr ähnlich; erwachsen ähnelt sie allerdings sehr stark P. orbicularis.
Rainfordia opercularis
Rainfordia opercularis Der Flachkopf-Zwergzackenbarsch gilt als eine der am wenigsten bekannten und seltensten Fischarten der Erde. Es wird gemunkelt, dass für ein einziges Exemplar dieser etwa 15 cm lang werdenden Art hohe 5-stellige Preise in US-Dollar gezahlt werden. Vermutich ist die Art, die bislang nur von der Australischen Küste (Western Australia und Queensland) aus Korallenriffen bekannt ist, aber nicht wirklich selten, sondern führt nur eine sehr versteckte Lebensweise – was aber an der Tatsache, dass sie kaum jemals in den Handel kommt, nichts ändert. Ich bin mir nicht sicher, ob das bei DeJong Marinelife auf der Interzoo zwischen Nachzuchten anderer Fische ausgestellte Exemplar wirklich eine Nachzucht ist (ich habe bei DeJong nachgefragt, aber leider keine Antwort erhalten). Undenkbar ist es aber nicht; wie jüngste Studien ergaben, ist Rainfordia opercularis ein engerer Verwandter von Liopropoma. Diese Zwergzackenbarsche haben schon häufiger im Aquarium abgelaicht. Anders als die großen Zackenbarsche sind Liopropoma keine protogynen oder funktionellen Zwitter, sondern jedes Tier ist entweder funktionelles Männchen oder funktionelles Weibchen, allerdings entwickeln sich die Männchen aus Zwittern. Die Chancen, mit dem Erwerb zweier Individuen ein späteres Paar zu erhalten, sind demnach groß. Auf jeden Fall war es eine Freude, auf der Interzoo eine solche zoologischen Rarität zu finden!
Apolemichthys trimaculatus, erwachsenes Exemplar
Apolemichthys trimaculatus Holacanthus ciliaris Genicanthus personatus Die Zweifel, ob es sich tatsächlich um Nachzuchten handelt, gibt es bei den folgenden Arten nicht.
Apolemichthys trimaculatus, Nachzuchttier in Jugendfärbung
Früher, vor 1980, galt die Pflege der Kaiserfische als die ganz hohe Schule der Aquaristik, u.a., weil diese Fische geradezu unverschämt teuer waren. Dann wurde die Pflege der Kaiserfische und der nahe mit ihnen verwandten Falterfische in Deutschland für viele Jahre generell verboten. Man begründete das mit dem abwegigen Argument des Artenschutzes. Abwegig deswegen, weil erheblich mehr Kaiserfische zu Speisezwecken gefangen wurden und werden, als für die Aquaristik. Das Haltungsverbot wurde schließlich aufgehoben, weil es nicht mit EU-Recht zu vereinbaren war. Die Aquarianer hatten in der Zwischenzeit aber andere Arten für sich entdeckt. Die Nachfrage nach Großkaisern, die länger als 15 cm werden, ist daher mäßig, jedenfalls in Deutschland. Aber weltweit sieht das wohl anders aus, denn sonst hätte man sicher nicht so viele Arten im Programm. Es begann, wie so oft, in Asien. Bedingt durch den Golfkrieg und andere politische Katastrophen in den Anliegerstaaten des Roten Meeres war der Export von Rotmeer-Fischen eine unsichere Angelegenheit geworden. So begann man, Pomacanthus asfur und P. maculosus in Taiwan zu züchten, wo diese Halbmond-Kaiser offenbar sehr begehrt sind.
Erwachsener Holacanthus ciliaris.
Die in Indonesien ansässige Firma Bali Aquarich bietet zwischenzeitlich eine ganze Menge Kaiserfischarten plus zwei Hybriden auf regulärer Basis an und – da kann man sicher sein – wo einer produziert, da finden sich auch noch andere, die ein Stück vom Kuchen wollen. Während es wohl nicht rentabel und auch nicht wirklich sinnvoll ist, weit verbreitete und häufige Arten wie den Kaiserfisch Pomacanthus imperator zu züchten, sieht das mit den karibisch-atlantischen Holacanthus-Arten ganz anders aus. Während der US-Markt wegen der kurzen und günstigen Transportwege gut mit diesen Arten versorgt ist, sind sie in Europa oft nur mit Schwierigkeiten erhältlich.
Nachzuchtexemplar von Holacanthus ciliaris in Jugendfärbung.
Ein wenig Schnappatmung kann man aber schon bekommen, wenn man erstmals eine Art wie Genicanthus personatus lebend vor sich sieht. Die Chancen, ein Meerwasseraquarianerleben zu leben, ohne diese Art je zu Gesicht bekommen zu haben, waren bis vor Kurzem noch sehr groß. Dabei ist G. personatus eine der ersten Kaiserfischarten, die überhaupt im Aquarium gezüchtet wurde. Das war im Waikiki-Aquarium. Für den Preis, der für ein Wildfang-Paar verlangt wurde, kann man einen Mittelklasse-Wagen kaufen! Aber ob diese Preise auch je bezahlt wurden, ist eine andere Frage…
Genicanthus personatus, Weibchen.
Wie auch immer: dieser rund 20 cm lang werdende Lyrakaiser ist eine Schönheit und könnte, wenn er regelmäßig erhältich und bezahlbar ist, zum Dauergast im Aquarium werden. Wie alle Lyrakaiser ist auch dieser ein protogyner Zwitter, d.h. alle Exemplare sind zunächst Weibchen (schwarz-weiß gefärbt) und erst im Alter wandeln sich einzelne Tiere zu Männchen um (gelb-weiß gefärbt). Als Planktonfresser eignen sich Lyrakaiser recht gut für Riffaquarien, da sessile Wirbellose unbeachtet bleiben.
Gramma dejongi
Gramma dejongi Dieser wunderschöne Feenbarsch wurde erst vor wenigen Jahren vor Kuba durch kommerzielle Zierfischimporte entdeckt und wissenschaftlich beschrieben. Die Art unterscheidet sich von dem bekannten Gramma loreto durch die Färbung, die geringere Größe (nur maximal 45 mm gegenüber dem fast doppelt so großen G. loreto) und in Verhaltens-Details. Gramma loreto lässt sich recht leicht züchten, hat aber den Nachteil, dass er Dauerlaicher ist. Eine Zuchtgruppe von einem Männchen und einigen Weibchen liefert ständig Gelege, doch werden täglich nur wenige Eier gelegt, wodurch eine rationelle Aufzucht kaum möglich ist. Man hat ständig nur wenige Jungtiere unterschiedlichen Alters. Die Art ist Höhlenlaicher. Da der Königs-Feenbarsch, wie Gramma loreto auch genannt wird, in der Karibik ein häufiger und leicht zu fangender Fisch ist, beschäftigen sich eher Hobby-Züchter als Berufszüchter mit dem Fischchen. Übrigens: Wer sich für Details der Meerwasserfischzucht interessiert, der muss das Buch “Nachzuchten für das Korallenriff-Aquarium” lesen, worin Wolfgang Mai auch ausführlich die Zucht von Gramma loreto beschreibt.
Bei Gramma dejongi könnte im Gegensatz zu G. loreto auch eine kommerzielle Zucht interessant sein, denn G. dejongi kommt nur in einem begrenzten Gebiet in 20-30 Metern Tiefe vor. Der daraus resultierende höhere Preis könnte eine Zucht auch in kleinem Maßstab lohnend machen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die kommerzielle Nachtzucht von Korallenfischen heute kaum noch ein technisches Problem ist, sondern dass die Hauptschwierigkeit in den zu kleinen Absatzmärkten liegt. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, müssen von den Korallenfischnachzuchten jeden Monat große Stückzahlen abgesetzt werden, denn die Zucht ist mit großen Investitionen und hohem Arbeitsaufwand verbunden. Der Markt für Korallenfische ist aber vergleichsweise klein, es gibt, verglichen mit Süßwasseraquarianern, nur wenige Meerwasseraquarianer. Wenn nur wenige Exemplare, also ein paar hundert oder tausend pro Monat, abgesetzt werden können, werden sie verhältnismäßig teuer, teurer jedenfalls als Wildfänge. Für die Zierfischfänger, die normalerweise ja Speisefische fangen würden, sind oft auch aus unserer Sicht niedrige Preise noch ziemlich attraktiv, denn um mit Speisefischen das gleiche Einkommen zu haben, wären erheblich größere Stückzahlen und ein größerer Arbeitsaufwand nötig.
Als 1902 der Kleine Maulbrüter Pseudocrenilabrus multicolor aus Ägypten nach Deutschland kam, löste er einen Begeisterungssturm aus. Die Maulbrutpflege, die bei dieser Art noch lange über das erste Entlassen der Jungtiere aus dem mütterliche Maul hinaus andauert, war einfach nur wundervoll zu beobachten.
Etwas später – 1911 – kam ein ähnlicher, etwas größer werdender Fisch (5-6 cm bei P. multicolor, 6-8 cm bei dem Neuimport) nach Deutschland, der als Messingmaulbrüter oder Pseudocrenilabrus philander dispersus im Hobby bekannt wurde. Er ist wesentlich hübscher, aber genau so leicht zu pflegen und zu züchten.
Dieser Fisch wurde 1990 erneut wissenschaftlich untersucht, wobei man feststellte, dass er nicht mit P. philander dispersus übereinstimmt. Darum wurde er als P. multicolor victoriae neu beschrieben. Seither schwimmt der Messingmaulbrüter unter beiden Bezeichnungen in den Aquarien der Welt. Erst in allerjüngster Zeit hat man entdeckt, dass es sehr, sehr viele wissenschaftlich noch unbearbeitete Pseudocrenilabrus-Arten gibt. Wir sollten abwarten, bis sie abschließend bestimmt sind, dann wissen wir vielleicht auch, wie man den Messingmaulbrüter richtig bezeichnen sollte.
Im Aquarium ist der Messingmaulbrüter ein herrlicher Fisch, der nicht nur sehr hübsch gefärbt ist, sondern auch Pflanzen schont und aufgrund seine relativ geringen Körpergröße keine übermäßig großen Aquarien braucht. Allerdings sollte man das Aggressionspotential der kleinen goldenen Flitzer nicht unterschätzen! Zarte, empfindliche Fischarten sollte man darum nicht gemeinsam mit dem Messingmaulbrüter pflegen.
Aus Burma stammt dieser reine Süßwasser-Schützenfisch. Er wurde bereits 1860 entdeckt und 1892 wissenschaftlich gültig beschrieben, galt danach jedoch als verschollen. Erst 2004 tauchten die ersten Exemplare im internationalen Handel auf und wurden als Sensation gefeiert. Diese ersten Exemplare waren fast unerschwinglich, doch heute hat sich der Preis so weit stabilisiert, dass jeder ernsthaft interessierte Aquarianer diese attraktiven Fische bei sich zuhause pflegen kann.
Dies ist der erste Toxotes blythii, den Aquarium Glaser 2004 importieren konnte.
Obwohl – und das gilt allgemein für Schützenfische – die Tiere nicht sehr bewegungsfreudig sind und auch nur eine moderate Größe erreichen (um 10-15 cm), empfielt sich die Verwendung eines möglichst großen Aquariums, da Schützenfische untereinander streitsüchtig sein können. Toxotes blythii ist allerdings eine der verträglichsten Arten. Man sollte wenigstens 5-7 Exemplare erwerben und gleichzeitig einsetzen, daraus entwickelt sich erfahrungsgemäß eine funktionierende Gruppe.
Toxotes blythii aus einem aktuellen Import
Die Ernährung erfolgt rein fleischlich. Landinsekten sind begehrte Leckerbissen, es werden aber auch schwimmende Trockenfutter (z.B. Cichliden-Sticks) gerne angenommen. Die Erfahrung zeigt, dass getrocknete Bachflohkrebse (Gammarus) ein optimales Grundfutter sind, bei dessen Verabreichung die Fische in ausgezeichnete Kondition kommen.
Schützenfische sind Freilaicher ohne Brutpflege. Äußere Geschlechtsunterschiede gibt es – abgesehen davon, dass Weibchen größer und kräftiger sind – nicht. Es gibt bereits erste Nachzuchterfolge bei T. blythii, für den sich der deutsche Name „Leopard-Schützenfisch“ eingebürgert hat.
Bei der Vergesellschaftung mit anderen Fischen ist zu beachten, dass Schützenfische ein großes Maul haben und kleinere Fisch (bis zu einem Drittel der Länge des Schützenfisches) als Nahrung betrachten. Umgekehrt sind Schützenfische relativ schreckhaft und sollten ausschließlich mit friedlichen Fischen vergesellschaftet werden. Schwimmpflanzen oder über dem Aquarium hängende Ampelpflanzen geben den Tieren ein Gefühl von Sicherheit; das Aquarium muss absolut lückenlos abgedeckt sein, da Schützenfische zielsichere Springer sind.
Das Wasser sollte mittelhart bis hart sein, der pH immer über 7, besser über 8 liegen. Salzzusatz ist bei T. blythii unnötig, eine homöopathische Dosis Meersalz für Meerwasseraquarien (ca. 1 Teelöffel auf 10 Liter Wasser) kann jedoch erwogen werden, wenn man nur weiches Leitungswasser zur Verfügung hat, um den pH-Wert zu stabilisieren.
Zu den seit Jahrzehnten beliebten Terrarientieren gehören die Angehörigen der Gattung der Halsbandleguane aus dem Süden der USA und angrenzenden Teilen Mexikos. Von den neun Arten sind vor allem Crotaphytus collaris und Crotaphytus bicinctores im Hobby vertreten.
Crotayphytus collaris
Der Frühsommer ist eine ideale Zeit, um sich diese maximal etwa 30 cm lang werdenden Echsen anzuschaffen. Wie alle Reptilien und Amphibien, die nicht in den Tropen im engsten Sinne leben, haben auch die Halsbandleguane einen strengen jahreszeitlichen Rhythmus, den Terrarianer/ innen befolgen müssen, um die wirklich schönen Tiere über Jahre hinweg erfolgreich pflegen und züchten zu können. Es hat sich dabei als sehr praktisch erwiesen, dem Rhythmus der hiesigen Jahreszeiten zu folgen und in der Winterzeit eine kalte Überwinterung durchzuführen. Beschafft man sich die Echsen im Frühjahr oder Sommer, so kann man sie hervorragend konditionieren, bis es dann in den „Winterschlaf“ geht.
Crotaphytus insularis
Wüstenbewohner ? Halsbandleguane kommen in Trockengebieten vor. Viele glauben, dass man Halsbandleguane in extrem trockenen Terrarien halten muss. Das ist nur teilweise richtig. Ganz sicher vertragen die Halsbandleguane keine dauernde Nässe. Aber in den Erdhöhlen und unter den Steinen, die den Echsen in der Natur als Versteck- und Schlafplätze dienen, herrscht auch in den recht trockenen Gebieten ihrer Heimat immer eine gewisse Feuchtigkeit. Viele Amphibien und Reptilien sind in der Lage, Feuchtigkeit über die Haut aufzunehmen und decken damit ihren Flüssigkeitsbedarf bis zu einem gewissen Grad. Halsbandleguane nehmen im Terrarium bei ausreichender Wärme regelmäßig Wasser aus flachen Wasserschalen zu sich.
Männchen der Nominatform von C. collaris im natürlichen Lebensraum
Anders als manche Bewohner reiner Sandwüsten, die stehendes Wasser praktisch nicht kennen und bei denen die Gefahr besteht, dass sie in Wassernäpfen ertrinken oder das Wasser inhalieren, kann und sollte man im Terrarium der Halsbandleguane einen kleinen Wassernapf installieren und dafür sorgen, dass er stets frisches Wasser enthält.
Pärchen von Crotaphytus collaris
Größe und Einrichtung des Terrariums Halsbandleguane sind sehr aktive Echsen und ihr Terrarium sollte deshalb so groß wie irgend möglich sein. Als absolute Untergrenze ist eine Bodenfläche von 100 x 50 cm für ein Pärchen anzusehen. Halsbandleguane bewohnen bevorzugt mittlere und größere Felsblöcke, auf deren Spitze sie sich sonnen und von denen sie ihre Umgebung nach passender Nahrung absuchen. Obwohl Halsbandleguane nicht an Klippen oder anderen senkrechten Flächen leben, sollte man das Terrarium nicht zu flach wählen, um den Tieren höhere Aussichtspunkte in Form von künstlichen Steinen anbieten zu können. Um das auch für Wüstenbewohner so wichtige Mikroklima mit schwach feuchten Bodenschichten im untersten Bodenbereich zu erreichen, muss der Bodengrund ausreichend hoch sein. Ideal sind etwa 20 cm Bodengrund. Ist der Bodengrund flacher, so trocknet er entweder zu rasch aus (was schlecht für das Mikroklima ist) oder er ist permanent zu feucht (was Hauterkrankungen bei den Leguanen hervorruft). Die Rückwand sollte mit Klettermöglichkeiten, wie rauhen (nicht scharfkantigen!) Steinen oder größeren Ästen (sehr schön wirken Äste alter Obstbäume) ausgestattet sein. Zur Bepflanzung empfehlen sich trockenheitsliebende Pflanzen. Kakteen, obwohl stilecht, sollten nicht in Terrarien gesetzt werden, zumindest keine stachligen Arten. Die Verletzungsgefahr für die Tiere ist einfach zu groß. Sehr natürlich wirken kleine Thymian- oder Rosmarin-Stauden, die deshalb bei der Dekoration von Wüstenterrarien zur ersten Wahl gehören. Ein oder zwei Büschel eines Steingartengrases, wie z.B. der stets in jeder Gärtnerei erhältliche Blauschwingel (Festuca cinerea, oft als F. glauca bezeichnet) vervollständigen die Bepflanzung.
Pärchen von C. c. baileyi im Terrarium.
Das Terrarium sollte stets mindestens so hoch aufgestellt sein, dass die Halsbandleguane sich ungefähr in Augenhöhe mit dem Betrachter befinden. Zu den wichtigsten Feinden der Halsbandleguane gehören Greifvögel, ein überraschender Schatten von oben kann die Tiere deshalb zu blinder, rasender Flucht veranlassen, bei der sie sich verletzen können. Überhaupt kennen diese Bewohner der weiten Wüsten keine Grenzen und daher müssen die seitlichen Scheiben im unteren Bereich mit Sichtblenden versehen werden, damit die Echsen sie als Hindernis erkennen können.
Crotaphytus bicinctores
Licht, Licht, Licht Die allerwichtigste Pflegeanforderung bei Wüstenbewohnern ist, dass sie Unmengen von Licht benötigen, um auf Dauer zu gedeihen. Man sollte also von vornherein HQL- oder besser noch, HQI-Strahler als Leuchtmittel vorsehen. Die Pflanzen im Terrarium sind gute Gradmesser, ob die Beleuchtung ausreicht. Vergeilen sie, werden also die Abschnitte von Blatt zu Blatt immer länger, so muss die Beleuchtungsintensität erhöht werden. Die Tagestemperatur sollte so eingestellt werden, dass sie 29°C an der kühlsten und 45°C an der wärmsten Stelle im Terrarium beträgt. Nachts soll die Temperatur um 10-15°C absinken, was sie aber durch das Abschalten der Beleuchtung ohnehin tut. Je nach Jahreszeit sollte das Licht 12 bis 14 Stunden angeschaltet bleiben. Während der Winterruhe ist keine Beleuchtung nötig. Die Frage, ob UV-Licht für die erfolgreiche Pflege und Zucht solcher Echsen notwendig ist, war unter Terrarianern jahrzehntelang ein heiß diskutiertes Thema. Sicher ist, dass die Versorgung mit Vitamin D3 auch über das (ohnehin unbedingt notwendige) Einstäuben der Futtertiere mit einem Kalk-Vitamin-Komplex-Pulver erfolgen kann. Ebenso sicher ist, dass UV-Bestrahlung mit den modernen UV-Lampen den Tieren nicht schadet und so sollte man standardmäßig einen UV-Strahler, der speziell für die Terraristik entwickelt wurde, installieren. Morgens, kurz nach dem Einschalten der Beleuchtung, besprüht man die Terrarieneinrichtung mit handwarmem Wasser, jedoch nur so, dass sämtliche Oberflächen binnen 15 Minuten wieder vollständig abtrocknen.
Ein entspanntes Tier… Halsbandleguane können aber auch ganz anders und beißen heftig und herzhaft zu, wenn man sie ärgert.
Die Winterruhe Im Winter brauchen die Halsbandleguane eine Ruheperiode von etwa 8 bis 12 Wochen bei einer Temperatur von 5-12°C. Man achte darauf, dass die Tiere gut ausgekotet sind und die Weibchen dürfen keinesfalls trächtig sein. Für die Überwinterung eignen sich beispielsweise kühle aber frostfreie Kellerräume.
Trächtige Weibchen erkennt man auch in frühen Stadien der Trächtigkeit an den orangenen Flecken (Freilandaufnahme in New Mexico). Dieses Weibchen steht allerdings kurz vor der Eiablage.
Was man sonst noch wissen sollte Ernährt werden Halsbandleguane in erster Linie mit den üblichen Futterinsekten, die unbedingt jedesmal mit einem Kalk-Vitamingemisch eingestäubt werden müssen. Die Tiere entwickeln einen gesegneten Appetit. Immer wieder gibt es Berichte, in denen Halsbandleguane hin und wieder auch einmal Blüten, besonders gelbe, annehmen. Aus diesem Grund sollte man gelegentlich Löwenzahn (Taraxacum), Gänseblümchen (Bellis) oder dergleichen anbieten. Vor der Vergesellschaftung mit anderen Echsen muss gewarnt werden, die gehören zum Beuteschema der Halsbandleguane. Am besten hält man Crotaphytus paarweise oder im Trio (ein Männchen mit zwei Weibchen). Die Tiere sind eierlegend und produzieren bis zu 5 Gelege pro Jahr mit je 3-8 weichschaligen Eiern.
Es gibt keine zweite Fischart im Hobby, die so häufig falsch bezeichnet wird, wie die Clownbarbe. Das ist insofern interessant, als dass mit schöner Regelmäßigkeit darauf hingewiesen wurde und hingewiesen wird, dass es sich bei der handelsüblichen Clownbarbe NICHT um Barbodes everetti (oft auch in den für diesen Fisch unzutreffenden Gattungen Barbus oder Puntius geführt), sondern um Barbodes dunckeri handelt.
Wildfangexemplar der Clownbarbe, Barbodes dunckeri, aus Pahang, Malaysia. Die Art ist auf der malayischen Halbinsel verbreitet.
Erstmals importiert wurde der damals noch nicht wissenschaftlich bearbeitete Fisch im Jahr 1905 unter der Bezeichnung Barbus sp. aff. lateristriga aus Singapur. Seither wird die Clownbarbe immer wieder falsch bezeichnet, obwohl eigentlich mit der wissenschaftlichen Beschreibung der Art als Barbus dunckeri durch Ahl im Jahr 1929 die Sache hätte klar sein können. Das Typusmatrerial von B. dunckeri stammte aus Bukit Timah, einem Teil von Singapur, der heute innerhalb der Stadtgrenzen ein 164 Hektar großes Schutzgebiet ist, das sogar noch Primärregenwald enthält.
Barbodes everetti aus der Umgebung von Kuching, Sarawak, Borneo.
Barbodes everetti wurde bereits 1894 als Barbus everetti von Boulenger beschrieben; ihr Typusmaterial stammt vom malaiischen Teil der Insel Borneo, Sarawak. Dort wurde es in der Nähe des Berges Poeh (heute: Mount Pueh) gesammelt. Die Art ist im Hobby bislang so gut wie nie vertreten gewesen.
Barbodes kuchingensis – leider hatte ich nur einmal die Gelegenheit, ein Exemplar zu fotografieren, und das hatte eine beschädigte Schwanzflosse – hat im Gegensatz zu B. dunckeri nur zwei Körperbinden.
Auf Borneo gibt es noch mindestens eine weitere Art dieses Komplexes, deren Name allerdings noch keinen Eingang in die Aquarienliteratur gefunden hat: Barbodes kuchingensis, die Herre 1940 aus der Nähe der Stadt Kuching (Sarawak) beschrieb und die versehentlich von Banarecsu & Bianco als Puntius lateristriga punctatus aus dem Einzug des Kapuas River (indonesischer Teil Borneos: Westkalimantan) 1984 ein zweites Mal beschrieben wurde.
Alle diese Barben werden 10-15 cm lang und sind friedliche Schwarmfische. Man pflegt sie am besten in einem größeren Aquarium ab ca. 120 cm Kantenlänge. Ein Teil des Bodens sollte aus feinem Sand bestehen, in dem die Fische gründeln können. Gefressen wird jegliches Trocken-, Frost- und Lebendfutter, auch zarte Wasserpflenzen werden verzehrt. Wichtig ist, dass Barbenbecken niemals überfiltert werden dürfen. Etwas Mulm – also der „Dreck“, der sich im Aquarium aus Kot, verrottetenden Pflanzenteilen und Futterresten entwickelt – sollte stets vorhanden sein und stellt einen unverzichtbaren Nahrungsbestandteil für Barben dar. Die Tiere sind produktive Freilaicher ohne Brutpflege, es ist allerdings nicht einfach, sie paarweise anzusetzen. Besser gelingt die Zucht im Trupp (z.B. drei Männchen, zwei Weibchen). Die Geschlechter sind hauptsächlich an der Figur zu unterscheiden: Weibchen sind größer und plumper, aber die Männchen sind auch farbenprächtiger.
Jungtiere eines Aquarienstammes von Barbodes dunckeri, der Clownbarbe
Von den drei genannten Arten ist nur eine regelmäßig im Hobby vertreten, nämlich Barbodes dunckeri. Aber weil sich so hartnäckig die für diese Art falsche Bezeichnung B. everetti hält, ist ausnahmsweise der Populärname eindeutiger: Clownbarbe. Das ist schon komisch…
Was bedeutet eigentlich das Wort „Seltenheit“? Das Wort “selten” ist selbstverständlich nicht eindeutig in seinem Gebrauch. Im Zusammenhang mit Tieren kann es heißen, dass es weltweit nur wenige Individuen gibt, dass eine Art ein beschränktes Verbreitungsgebiet hat, dass sie in ihrem Lebensraum kaum gefunden wird oder auch – im Zusammenhang mit Aquarienfischen – sie nur von wenigen Menschen gepflegt wird.
Etwa 5 cm langes Weibchen von Sandelia capensis.
Auf Sandelia capensis treffen gleich mehrere der genannten Gründe zu, was es erlaubt, ihn mit Fug und Recht als „extreme Seltenheit“ zu bezeichnen. Die Art kommt nur in Südafrika und dort nur in den westlichen und östlichen Kap-Provinzen vor, weshalb der Fisch auch als “Kap-Labyrinthfisch” bezeichnet wird. Die Tiere erreichen eine Maximallänge von 22 cm, werden aber bereits mit 5 cm Länge geschlechtsreif. Jedenfalls steht es so in der Literatur. Erst in jüngster Zeit zeigte sich, dass sich unter dem Namen “Sandelia capensis” vermutlich mehrere, wissenschaftlich noch unbeschriebene Arten, verbergen. Und daher wurde S. capensis jetzt in der neueste “Roten Liste” der gefährdeten Tierarten als dringend zu erforschen geführt. Denn wenngleich es große und stabile Populationen gibt, sind andere, vor allem durch eingeschleppte Nutzfische (Forellen etc.), akut vom Aussterben bedroht.
Etwa 6 cm langes Männchen von Sandelia capensis. Streifen können, in Abhängigkeit von der Stimmung, gezeigt oder ausgeblendet werden.
Anzeige
Nach aktuellem Forschungsstand kann man von drei kryptischen, also äußerlich nicht so ohne weiteres voneinander zu unterscheidbaren Arten ausgehen (Bronaugh, Swartz & Sidlauskas, 2019): Einer „Westküsten-Gruppe“, die in den Flüssen Langvlei, Verlorenvlei, Berg und Diep vorkommt, die endemische „Klein River Art“ und eine „Südküsten-Gruppe“, die das gesamte restliche Artareal, das nach klassischer Vorstellung praktisch alle Tieflandgewässer und Flussmitteläufe vom Coega River im Östlichen Kap zum Verlorenlei und dem Berg River im Süd-Westen des Kaps umfasst, besiedelt.
Sandelia bainsii ist stark vom Aussterben bedroht. Photo: W. Foersch
Im Jahr 2004 publizierte der südafrikanische Ichthyologe Jim Cambray, der schon seit Jahrzehnten im Artenschutz für die einzige weitere Sandelia-Art S. bainsii engagiert ist, eine wissenschaftlich fundierte Analyse des Ablaichverhaltens von S. capensis. S. bainsii ist die durch die Zerstörung des Lebensraums (Einsatz von gebietsfremdem Raubfischen zu Angelzwecken, Überwuchern der Gewässer mit einer eingeschleppten Schwimmfarn-Art, die so dicht wuchert, dass die Labyrinthfische nicht mehr zum Atmen an die Wasseroberfläche kommen können und ersticken) immer noch akut vom Aussterben bedroht, aber das ist eine andere Geschichte. Cambray schreibt über das Ablaichverhalten von S. capensis: „Die Männchen zeigten eine ausgeprägte Balz-Färbung, die aus einer intensiv schwarz umrandeten, schwarzen Kiemenregion besteht, wobei alle Flossen schwarz gefärbt sind. Die Weibchen hatten eine hellgelbe Farbe mit einigen mattschwarzen Markierungen. Sandelia capensis sind uniparentale Substratlaicher. Es wurde kein Nestbauverhalten beobachtet. Das Männchen wählt eine Laicharena, die es aggressiv gegen andere Männchen verteidigt. Im Gegensatz zu anderen Anabantiden zeigt das Männchen nicht die typische U-förmige Umschlingung des Weibchens. Das Weibchen schwimmt in die Laicharena, das Männchen nimmt eine Position direkt hinter ihr ein, das Weibchen berührt dann das Substrat und die Eier werden ausgestoßen, während der Körper des Weibchens vibriert, das Männchen schwimmt dann über die Stelle und jagt danach das Weibchen fort. Das Männchen bewacht den Laichplatz, und seine Balz-Färbung wurde dabei noch verstärkt. Wassergehärtete, befruchtete Eier waren hellgelb, adhäsiv, demersal und 1,28 mm im Durchmesser mit 0,61 mm großen Ölkügelchen.“
S. capensis, Weibchen
Dieses Fortpflanzungsverhalten ist innerhalb der gesamten Labyrinthfisch-Verwandtschaft nicht nur selten: es ist einzigartig. Die U-förmige Umschlingung gibt es selbst bei den nur weitläufig mit den Labyrinthfischen verwandten Blaubarschen (Badidae), sie ist sicher ein ganz ursprüngliches Verhaltenselement, das sowohl von den brutpflegenden Labyrinthfischen (z.B. Fadenfischen, Kampffischen, Makropoden) wie auch von nicht-brutpflegenden Arten (z.B. Buschfische, Küssende Guramia, Kletterbarsche). Der molekulare Stammbaum der Labyrinther, den Rüber, Britz und Zardoya 2006 publizierten, zeigt Sandelia capensis eingebettet in die Kletterbarsch/Buschfischverwandtschaft, wo man die Art bereits aus anatomischen Gründen auch früher schon platzierte. Das Laichverhalten von Sandelia capensis ist also kein basales, in dieser Art konserviertes Verhalten, sondern ein Sonderweg, den der Kap-Labyrinthfisch ging. Der verwandte S. bainsii praktiziert – obwohl auch diese Art Hafteier produziert – eine U-förmige Umschlingung. Die engsten Verwandten von Sandeliacapensis sind übrigens, den Ergebnissen von Rüber et al. zufolge, die nicht-brutpflegenden, schlanken Buschfische der Gattung Ctenopoma s. str., also die Typusart Ctenopoma multispine, dazu C. gabonense (früher als C. nigropannosum bekannt), C. nigropannosum (früher als C. pellegrinii bezeichnet). Die betreiben keinerlei Brutpflege, sondern sind Freilaicher, die Schwimmeier produzieren. Da kein einziger Fall unter den Fischen bekannt ist, dass sich innerhalb einer brutpflegenden Verwandtschaftsgruppe heraus eine nicht-brutpflegende Form entwickelt hätte, der umgekehrte Weg aber nachweislich häufig vorkommt (also dass innerhalb einer an sich nicht-brutpflegenden Verwandtschaftsgruppe eine brutpflegende Form entstand), ist die Annahme naheliegend, dass sich das einzigartige Ablaich- und Brutpflegeverhalten von Sandelia capensis unabhängig von den übrigen Labyrinthfischen entwickelt hat, wobei der Vorfahr von Sandelia capensis ein nicht-brutpflegender Kletterbarsch, nicht unähnlich den heutigen Ctenopoma s.str. war. Dieser Prozess begann, Rüber et al. zufolge, vor rund 24 Millionen Jahren.
Buschfische der Art Ctenopoma multispine – dies ist ein Exemplar aus dem See Mweru Wantipa in Sambia – sind die engsten Verwandten von Sandelia capensis.
Anzeige
Alle S. capensis, die hier gezeigt werden, sind Nachzuchten von Jürgen Schmidt, Weißwasser.
In neuerer Zeit ist m.W. nur ein einziges Mal, nämlich 2008, Sandelia capensis in nennenswerter Stückzahl im Handel aufgetaucht. Diese Tiere stammten allesamt aus der Nachzucht des begnadeten Buschfischzüchters Jürgen Schmidt, Weißwasser (den Ortszusatz macht man in Labyrintherkreisen, um Verwechslungen mit dem gleichnamigen Jürgen Schmidt, Redakteur und Herausgeber, der in Labyrintherkreisen vor allem für seine Forschungen an Vertretern der Gattung Betta bekannt ist, zu verhindern). Männchen und Weibchen lassen sich bereits bei Längen um 5 cm gut unterscheiden. Die gleichalten Männchen sind größer und haben vor allem einen längeren Kopf.
Gepflegt werden diese Top-Raritäten in kühlen (nicht dauerhaft über 22°C!) und gut gefilterten Aquarien. Ohne Strömung werden die an sich robusten Tiere krankheitsanfällig. Pflanzen und andere Fische, sofern sie nicht als Nahrung in Betracht kommen, werden ignoriert. Untereinander sind Sandelia zänkisch, weshalb vergleichsweise große Aquarien empfehlenswert sind.
Kämpfendes Männchen von S. capensis.
Graue, zänkische und noch dazu bezüglich der Pflege aufwändige Fische werden niemals eine große Anhängerschaft finden, ganz gleich wie selten sie sind. Aquaristisch werden Sandelia darum immer Raritäten bleiben. Es wäre unter dem Aspekt der Fragestellung, ob die aufgrund molekularer Daten entdeckten kryptischen Arten bei der Pflege im Aquarium nicht doch auch Verhaltens- oder Farbunterschiede aufweisen, ein Import lebender Exemplare mit definierter Herkunft sehr wünschenswert.
Der ungewöhnliche Gattungsname „Sandelia“ wurde übrigens von dem Beschreiber Castelnau 1861 zu Ehren des “chef caffre” Sandelie gewählt, einem Führer der Xhosa und somit Volksgenosse von Nelson Mandela; Mgolombane Sandile (1820–1878) – so die gegenwärtige Schreibweise des Namens, Castelnau hatte eine andere – war eine wichtige Figur in den kolonialen Kriegen, die als 7. (1846-47), 8. (1850-53) und 9. (1877-79) Grenzkrieg zwischen Engländern und Xhosa stattfanden. Am 29 Mai 1878 wurde Sandile dabei tödlich verwundet. Und auch das ist selten: dass nämlich im 19ten Jahrhundert ein schwarzer Häuptling seitens eines europäischen Naturwissenschaftlers gewürdigt und geehrt wurde.
Frank Schäfer
zitierte Literatur
Bronaugh, W. M., Swartz, E. R., & Sidlauskas, B. L. (2020): Between an ocean and a high place: coastal drainage isolation generates endemic cryptic species in the Cape kurper Sandelia capensis (Anabantiformes: Anabantidae), Cape Region, South Africa. Journal of Fish Biology, 96(5): 1087-1099.
Cambray, J. A. (2004): Spawning behaviour of Sandelia capensis (Teleostei: Anabantidae): Ichthyological Exploration of Freshwaters, 15(4): 311-322.
Castelnau, F. L. (1861): Mémoire sur les poissons de l’Afrique australe. Paris. i-vii + 1-78.
Rüber, L., Britz, R., & Zardoya, R. (2006): Molecular phylogenetics and evolutionary diversification of labyrinth fishes (Perciformes: Anabantoidei). Systematic Biology, 55(3): 374-397.
Farlowella-Arten sind faszinierende Geschöpfe. Diese Saugwelse ähneln mehr einem Stöckchen als einem Fisch. Mit derzeit 26 anerkannten Arten sind sie über ganz Südamerika verbreitet. Die Bestimmung der Arten macht leider oft Probleme. Die hier vorgestellten Tiere stammen aus Paraguay. Von dort sind derzeit vier Arten bekannt: F. hahni, F. isbruckeri, F. jauruensis und F. paraguayensis. Die hier gezeigten Fische ähneln davon am ehesten F. hahni.
Anzeige
Es sind in jedem Fall sehr attraktive Fische. Die Weibchen haben einen deutlich stärkeren Bauchumfang als die Männchen. Farlowella konnten schon häufiger im Aquarium nachgezüchtet werden. Die Tiere laichen offen ab (gerne an einer der Seitenscheiben), das Männchen bewacht den Laich. Farlowella hahni erreicht eine Maximallänge von etwas über 20 cm.
Niemals darf man Farlowella-Arten in Gesellschaft gierig fressender Arten pflegen, dort verhungern sie über kurz oder lang. An und für sich sind sie keine schwierigen Fresser, aber sie sind langsam und fressen über längere Zeiträume. Futtertabletten, Frostfutter, Totlaub und täglich ein frisches Stück Zucchini (es eignen sich auch Kartoffeln oder Karotten) zum Benagen erfüllen die Nahrungs-Anprüche von Farlowella-Arten.
In den beiden ersten Teilen dieser Artikelserie ging es um die Wasserhärte. Es ließ sich dabei gar nicht vermeiden, dass auch von Säuren, genauer gesagt von der Kohlensäure, und dem damit verbundenen pH-Wert die Rede war. Höchste Zeit also, sich mit den Säuren und dem pH-Wert genauer auseinander zu setzen! Die beiden ersten Folgen der Serie können Sie übrigens hier (Teil 1 und Teil 2) nochmals nachlesen, wenn Sie wollen. Nun aber los!
Aquaristisch sind Härte und pH-Wert eng verknüpft. Das Wasser im Tanganjikasee z.B. ist weich, der pH liegt jedoch um 8. Für die erfolgreiche Pflege von Fischen aus dem See – hier der Killi Lamprichthystanganicanus – ist die Härte unbedeutend, der pH darf aber dauerhaft nicht wesentlich unter 8 liegen. Das lässt sich im Aquarium nur in hartem Wasser realisieren.
Beginnen wir mit der Begriffsklärung:
Was ist eine Säure?
Man glaubt, diese Frage intuitiv beantworten zu können, etwa in der Richtung: Säuren sind ätzende Flüssigkeiten, die – daher der Name – sauer schmecken, z.B. Essig oder Zitronensäure. Nun, ganz so einfach ist es nicht. Einmal ganz davon abgesehen, dass der Geschmacks test unbedingt abzulehnen ist, da er schon bei banaler Batteriesäure zu schweren Verletzungen führen kann und bei so mancher Säure sogar zum Tode, sind auch andere Flüssigkeiten ätzend, z. B. Laugen. Was also macht die Säure zur Säure? Säuren sind chemische Verbindungen, die Wasserstoffionen (ein anderes Wort dafür lautet: Protonen), also H+, an einen Reaktionspartner abgeben können. In wässriger Lösung (also bei allen Säuren, die mit Aquarienwasser in Berührung kommen) sinkt dadurch der pH-Wert.
Der pH-Wert in Meerwassseraquarien muss zwingend über 8 gehalten werden. Dies ist Pomacanthus imperator.
Was ist der pH-Wert?
Der pH-Wert ist der negative dekadische Logarithmus der Wasserstoffionen-Aktivität. Klingt super, nicht? Ist aber gar nicht so kompliziert. Man muss nur wissen, dass die pH-Skala, die von Null bis 14 reicht, nicht linear, sondern in Zehnerpotenzen fortschreitet. pH 6 (=10-6,also 0,0000001) ist also zehn mal so sauer wie pH 7 (= 10-7, also 0,00000001) und 100 mal so sauer wie pH 8 (= 10-8, also 0,000000001). Wenn man sich das vor Augen hält, wird schnell klar, warum empfindliche Fische auch auf vermeintlich geringe pH-Wert-Schwankungen schon heftig reagieren können. Die geringen Zahlendifferenzen zwischen pH 6 und pH 8 gaukeln geringe chemische Unterschiede vor, was so aber keineswegs stimmt. Das Kürzel „pH“ wird immer mit kleinem p und großem H geschrieben. Es bedeutet nicht „püstenHalter“, sondern das p ist ein willkürlich gewählter Buchstabe, der vom Erfinder des Begriffes (Søren Peter Lauritz Sørensen) ohne besondere Hintergedanken ausgesucht wurde und das H steht für das chemische Zeichen für Wasserstoff. Der pH-Wert kann, wie bereits gesagt, zwischen Null und 14 liegen. Der pH-Wert von chemisch reinem Wasser ist exakt 7, diesen Wert bezeichnet man als neutralen pH-Wert. Liegt der pH unter 7, so ist das Wasser sauer, liegt er über 7, so ist das Wasser alkalisch. Fische leben in der Natur üblicherweise in pH Bereichen zwischen 4,5 und 9,5. Es gibt ein paar Spezialisten unter den Fischen, die auch mal etwas höhere oder niedrigere pH-Werte vertragen, aber die kann man an dieser Stelle vernachlässigen. Das Trinkwasser in Deutschland darf als untersten pH-Wert 6,5 haben, als höchsten 9,5. Dabei ist die Untergrenze nicht aus Gesundheitsgründen gewählt, sondern weil Wasser mit einem niedrigeren pH-Wert metallische Wasserleitungen zerfrisst.
Anzeige
Unsere heimische Elritze (Phoxinus phoxinus) kommt in Gewässern mit einem breiten pH-Bereich zwischen etwa 5,5 und 9 vor. Plötzliche drastische Veränderungen des pH-Wertes verträgt aber auch sie schlecht.
Die Base, der Gegenspieler der Säure
Chemisch gesehen ist eine Säure also ein Protonen-Spender (Donator). Einen Protonen-Annehmer (Akzeptor) bezeichnet man hingegen als Base. Gibt man Säure in Wasser, sinkt der pH-Wert, gibt man eine Base ins Wasser, so steigt er. Gibt man eine chemisch gleiche Menge einer Säure und einer Base gleichzeitig ins Wasser, so bleibt der pH-Wert neutral und aus Säure und Base bildet sich ein Salz. Ein Beispiel: Salzsäure (chemisch HCl, also Wasserstoff- Chlorid) ist eine starke Säure, Natronlauge (NaOH, also Natriumhydroxyd) eine starke Base. Zusammen gegeben neutralisieren sie sich jedoch, es entsteht Wasser (H2O) und Kochsalz (NaCl).
Für Pflanzenbecken strebt man einen pH-Wert im schwach sauren Bereich (6-7) an, um die Kohlensäureversorgung (CO2) der Pflanzen sicherzustellen.
Der pH-Wert im Aquarium
Das schlimmste, was man seinen Fischen antun kann, ist ein instabiler Wasserkörper mit schwankendem pH-Wert. Süßwasserfische sind sehr anpassungsfähig, was den pH-Wert angeht, aber diese Anpassung muss langsam erfolgen. Ganz grundsätzlich muss man wissen, dass alle Fische – entwicklungsgeschichtlich gesehen – aus dem Meer stammen. Das Meerwasser hat überall auf der Welt den konstanten pH-Wert von 8,2. Die Erfahrung zeigt, dass Fische, die in der Natur in alkalischem Wasser leben, sehr viel größere Schwierigkeiten haben, sich an einen sauren pH-Wert anzupassen, als umgekehrt. Ein Neonfisch etwa, der in der Natur in sehr saurem Wasser von pH 4-4,5 vorkommt, kann im Aquarium auch putzmunter jahrelang bei pH 8,2 leben. Ein Buntbarsch aus dem Malawisee oder ein Korallenfisch haben hingegen schon bei pH 6 echte Schwierigkeiten, lange halten diese Fische so niedrige pH-Werte nicht oder nur sehr schlecht aus. Am Schlimmsten aber sind ständige pH-Wert-Schwankungen! Und diese fallen um so heftiger aus, je schlechter gepuffert das Wasser ist.
Für die erfolgeiche, jahrelange Pflege des Neonsalmlers (Paracheirodon innesi) ist der pH-Wert eher nebensächlich, jedes Trinkwasser ist geeignet. Die Anpassung muss jedoch sorgfältig erfolgen.
Puffer
Als Puffer bezeichnet man chemische Verbindungen, die je nach Bedarf als Protonen-Donator oder als Protonen-Akzeptor fungieren und dadurch den pH-Wert stabil halten. Der bekannteste und hervorragend funktionierende Puffer ist die Karbonathärte (siehe Teil 1 und Teil 2). Das Calziumhydrogencarbonat, das die Karbonathärte verursacht, steht in einem Gleichgewicht mit der Kohlensäure, die im Aquarium durch die Atmungsprozesse von Fischen, Pflanzen, Bakterien etc. entsteht. Man bezeichnet das als das Calciumcarbonat-Kohlensäure-Kohlenstoffdioxid-Gleichgewicht. Das ist schwierig in einfachen Worten zu erklären, da es sehr komplex und zudem noch temperaturabhängig funktioniert. Ohne gute chemische Grundkenntnisse kann man das nicht verstehen. Es sei darum an dieser Stelle ausnahmsweise mal ganz profan gesagt: das Calciumcarbonat-Kohlensäure-Kohlenstoffdioxid-Gleichgewicht funktioniert. In einem Wasser mit einer Karbonathärte von 5-10° dH braucht man keine Angst vor plötzlichen pH-Wertsprüngen zu haben. Für die Pflege von Fischen aller Art ist ein Wasser mit dieser Härte auch ausgezeichnet geeignet, nur mit der Zucht hapert es bei allen Weichwasserfischen in solch hartem Wasser. Warum ist das so?
Ein Schwarm prächtiger Blauer Wildfangdiskus im Eingewöhnungsbecken, kurz nach dem Import. Eine sorgfältige Überwachung des pH-Wertes ist für die gute Eingewöhnung unumgänglich.
Weiches und saures Wasser erwünscht?!
Es wurde schon mehrfach gesagt: zur reinen Pflege, auch von Fischarten, die in der Natur in sehr weichem, praktisch destillierten Wasser bei einem stark sauren pH-Wert leben, eignet sich auch mittelhartes Wasser mit einem etwa neutralen bis leicht alkalischen pH-Wert. Doch Fische sind vielzellige Lebewesen, die über komplexe Organsysteme verfügen. Ei- und Spermazellen hingegen bestehen nur aus einer einzigen Zelle, es sind Einzeller. Und die sind den chemischen Einflüssen ihrer Umgebung gegenüber sehr empfindlich. Spermazellen etwa haben einen Schwanz, der sie zum Schwimmen befähigt. Dieser Schwanz ist ein Eiweißgebilde und funktioniert nur bei (artabhängig unterschiedlichen) pH-Werten. So erklärt sich zum Teil das miserable Befruchtungsergebnis, das man hat, wenn das Zuchtwasser von Schwarzwasserfischen einen falschen pH-Wert aufweist. Aber auch die Eizellen reagieren empfindlich. Das Ei eines Fisches quillt nach der Ablage um ein Vielfaches seiner ursprünglichen Größe auf. Verantwortlich hierfür sind vor allem osmotische Vorgänge (deshalb muss das Wasser für die Zucht mancher Fische weich sein), aber auch Tunnelproteine (also bestimmte Eiweiße) in der Zellmembran, die aktiv als Ionenpumpen fungieren und wiederum pH-abhängig arbeiten. Weiches Wasser kann man sich über eine Umkehrosmose-Anlage (andere Methoden sind heutzutage sehr aus der Mode gekommen, weil sie doch recht aufwendig sind) selbst herstellen oder, wenn nur kleinere Mengen benötigt werden, in Form von destilliertem Wasser kaufen. Die Säure der Wahl ist immer noch Huminsäure, die vor allem mittels sauren Schwarztorfs, aber auch Erlenzäpfchen, Totlaub etc. in das Wasser kommt. Man filtert z.B. über den Torf, bis der gewünschte pH-Wert erreicht ist. Auf der Packung des Torfes steht, welchen pH-Wert er hat. Wesentlich über pH 4 sollte er nicht liegen. Diese Huminsäuren des Torfes haben eine ausgezeichnete Pufferwirkung, der pH-Wert in torfgefilterten Aquarien ist darum gewöhnlich sehr stabil, auch wenn man mit reinem Osmosewasser arbeitet. Darum können ja auch spezialisierte Aquarianer bestimmte, sehr empfindliche Fische, wie die Prachtzwergguramis oder manche Killifische über Generation in winzigen Aquarien erfolgreich pflegen und züchten. Zudem haben manche speziell in Torf enthaltene Substanzen eine Hormonwirkung auf viele Fische und fördert die Fortpflanzungsbereitschaft.
Anzeige
Aquarianer sind immer naturbegeisterte Menschen und erfreuen sich auch an wirtschaftlich unnützen Mooren. Das bissel Torf, das für die Aquaristik benötigt wird, spielt bei der Zerstörung von Mooren keine nennenswerte Rolle.
Ist die Verwendung von Torf zu verantworten?
Der massenhafte Torfabbau zerstört Moore; allerdings ist der aquaristische Bedarf vernachlässigbar gering, davon könnte keine Torfproduktionsfirma existieren. So lange Torf ohnehin industriell abgebaut wird, kann er darum auch aquaristisch eingesetzt werden – so meine ich jedenfalls. Wer jedoch anderer Ansicht ist, kann sich aus Erlenzäpfchen ein Schwarzwasser-Konzentrat brauen und z.B. 10-20 Erlenzäpfchen auf 1 Liter destilliertes Wasser ansetzen und nach einer Woche abfiltern; das Konzentrat sollte einen pH um 4 aufweisen (das kann man nur elektrisch messen, Tropftests funktionieren in dem fast schwarzen Konzentrat aus optischen Gründen nicht, da man den Farbumschlag nicht beurteilen kann) und kann nach Bedarf dem Aquarienwasser zugesetzt werden. Das hat ähnliche Wirkungen wie Torf, wenngleich es keine (mir bekannten) Untersuchungen zur Pufferwirkung gibt. Für mehr Infos über Erlenzäpfchen und weitere Alternativstoffe siehe https://www.aqualog.de/blog/medizinbaeume-die-schwarzerle/ und https://www.aqualog.de/blog/sekundaere-pflanzenstoffe-im-aquarium/
Rasbora kalochroma, ein typischer Schwarzwasserfisch.
Weshalb weiches Wasser ohne Torf gefährlich ist
Mancher Aquarianer mag die Gelbfärbung des torfbehandelten Wassers nicht, möchte aber z.B. empfindliche Wasserpflanzen kultivieren, die entweder sehr weiches und/oder saures Wasser benötigen. Werden Fische in solchen Aquarien gepflegt und gefüttert, kann es gefährlich werden. Bei der Eiweißverdauung fällt Stickstoff als Abfallprodukt an, der letztendlich als im Prinzip relativ ungiftiges Nitrat im Wasser endet. Nitrat ist einerseits Pflanzendünger und kann andererseits durch spezielle anaerob (also unter Sauerstoffabschluss) laufende Filter entfernt werden (Nitrat entweicht dann als gasförmiger Sauerstoff und gasförmiger Stickstoff in die Luft). Reichert sich jedoch in schlecht gepufferten Weichwasseraquarien Nitrat an (z.B. weil man zu wenig Wasserwechsel macht), so kann es zu dem gefürchteten Phänomen des pH-Sturzes kommen, denn Nitrat ist das Salz der Salpetersäure, einer starken anorganischen Säure. Ein solcher pH-Sturz kann tödlich für die Fische sein! Es ist also beim Betrieb von Weichwasseraquarien unumgänglich, häufig den pH-Wert zu messen, anfangs am besten täglich mehrmals und zu unterschiedlichen Tageszeiten bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen, vor und nach der Fütterung, unbedingt auch nachts, bis man das System einigermaßen sicher einschätzen kann.
Anzeige
Pflege und Zucht des Gewöhnlichen Schokoladenguramis (Sphaerichthys osphromenoides) sind immer noch hohe Schule der Aquaristik.
Saures Wasser für empfindliche Fische?
Wie kommt es, dass immer wieder empfohlen wird, bestimmte Fische – Diskus, Schokoguramis, Prachtzwergguramis, manche Zwergbuntbarsche, Salmler und Bärblinge etc. – in weichem und sauren Wasser zu pflegen, wenn das doch mit Risiken verbunden ist? Zunächst einmal: weich muss das Wasser in diesen Fällen nur sein, weil sich sonst im Aquarium kein saurer pH-Wert einstellen lässt. Der Effekt eines sauren Milieus ist, dass dort einerseits weniger potentiell krankmachende Keime existieren können (die bevorzugen nämlich alkalische pH-Werte) und dass andererseits durch den sauren pH bei den Fischen die Schleimhaut dicker wird, was wiederum die Infektionsgefahr mit allen möglichen Krankheitskeimen deutlich verringert. Die Beobachtung, dass viele Fischarten aus Schwarzwasserregionen, die zu Krankheiten neigen (das macht die oben genannten Fische ja so empfindlich) in weichem und sauren Wasser gesünder sind und einfach besser stehen, hängt also größtenteils mit dem verringerten Infektionsdruck zusammen und kaum mit physiologischen Bedürfnissen. Wegen der geschilderten Gefahren beim Betrieb eines Weichwasser-Aquariums bleibt es allerdings wirklich erfahrenen und routinierten Aquarianern vorbehalten, solches Wasser zu verwenden. Ohne Torf sollte man das grundsätzlich unterlassen.
Cryptocoryne striolata „Rawang“, eine echte Pienze.
Supersauer für Pienzen
Dass wir heute nicht mehr in Felshöhlen um das Lagerfeuer hocken, durch Grunzlaute kommunizieren und unsere Lebenspartner mit der Keule jagen, hängt wesentlich damit zusammen, dass Homo sapiens ein experimentierfreudiges Wesen ist, das niemals lange im Status Quo verharrt. Auch von Aquarianern werden immer wieder neue Wege beschritten und die ausgetretenen Pfade verlassen und zwar immer dann, wenn die Pflege und Zucht irgendeines Aquariumbewohners ums verrecken nicht gelingen will. Aufgeben gilt nicht! Und so stellten Cryptocoryne-Verrückte (Cryptocorynen, auch Wasserkelche genannt, sind eine Gattung von südostasiatischen Sumpf- und Wasserpflanzen, von denen für viele Aquarianer eine besondere Faszination ausgeht) fest, dass ihre Pienzen (Synonyme dafür sind Heulsusen, Jammerlappen, Weicheier etc.), die sonst stets das zeitliche segneten, bei pH-Werten um 4 in praktisch destilliertem Wasser, auf halbverrottetem Buchenlaub gepflegt, plötzlich hervorragend gediehen. Und auch probeweise dazugesellte Fische aus der Schwarzwasser-Ecke entwickelten sich hier ausgezeichnet. In diesem Wasser ist nie Nitrit oder Nitrat nachweisbar. Der bei den Fischen bei der Eiweißverdauung anfallende Abfallstickstoff wird in Form von Ammoniak über die Kiemen entsorgt; im sauren pH-Bereich verwandelt es sich in fischungiftiges Ammonium und wird in dieser Form von dem Pflanzen direkt aufgenommen. Eine in „normalen“ Aquarien stattfindende Nitrifikation mittels der Bakteriengattungen Nitrosomas und Nitrobacter (Ammonium nach Nitrit und Nitrit nach Nitrat) findet in diesem Extremwässerchen nicht statt, weil diese Bakterien dort gar nicht leben können. An ihre Stelle treten andere Bakterien, Pilze und sonstige Mikroorganismen, deren Identität noch nicht entschlüsselt ist. Es ist keine Frage, dass derartige Aquarien nur etwas für Spezialisten mit speziellen Fragestellungen sind (sie sehen nicht schön aus und riechen manchmal etwas streng, also die Aquarien, nicht die Spezialisten. Obwohl…), aber sie zeigen doch Wege und Möglichkeiten auf, über die es sich nachzudenken lohnt. Und so werden in Aquarianerrunden seit den 1920er Jahren endlose Debatten um den pH-Wert geführt, seit man feststellte, dass hier der Schlüssel zur erfolgreichen Zucht mancher „Problemfische“ lag und es ist mehr als wahrscheinlich, dass die Aquarianer sich auch in 100 Jahren noch über den pH-Wert die Köpfe heißreden!
Akklimatisierung in Aquarien, die erst seit wenigen Wochen in Betrieb sind: Sind die Tiere wohl genährt, bereitet die Eingewöhnung an ein Leben im Aquarium keine Probleme, vorausgesetzt, es befindet sich ein feiner, ausreichend hoher Bodengrund, den sie nach Fressbarem durchkauen können. Unterernährte Exemplare erkennt der Aquarianer an einem sichelartig eingefallenen Bauch.
Bei Männchen von Amblygobius bynoensis verläuft die Rückenflosse spitz.
Futteraufnahme Kann bei älteren Tieren zu Problemen führen, da sich diese Tiere nur schwer daran gewöhnen lassen, das Futter aus dem freien Wasser zu fangen, und nicht, wie ihnen angeboren, durch Aussieben des Sands. Bewährt hat es sich, während der Fütterung einige Futterstücke in den Sand einzugraben, der sich in der näheren Umgebung des Unterschlupfs der Grundeln befindet. Durch das der Grundel typische Fressverhalten findet sie solche Nahrung schnell.
Reaktionen auf Ektoparasiten Es fällt es Ektoparasiten äußerst schwer, in die obere Körperschicht der Grundel einzudringen, da diese durch eine dicke Schleimhaut geschützt ist. Wenn den Parasiten dieses aber gelingt, endet dies für die Grundel nicht selten dramatisch. Der erfolgreiche Eintritt in die oberen Körperschichten der Grundel ist ein sicheres Anzeichen dafür, dass bei Amblygobius bynoensis die Schleimhaut nicht den benötigten Schutz bietet. So raffen bakterielle Sekundärinfektionen die Grundel dahin.
Vergesellschaftung Die gemeinschaftliche Pflege der Grundeln untereinander sollte besser nur als Paar erfolgen. Lediglich in größeren Aquarien (> 700 Liter) ist eine Vergesellschaftung mehrerer Exemplare möglich, da sich diese hier aus dem Wege gehen können. Eine gemeinschaftliche Pflege mit schnellen Fressern ist so lange zu vermeiden, bis die Grundeln gelernt haben, das gereichte Futter aus dem freien Wasser zu schnappen.
Zu erwartende Körpergröße Mit einer maximalen Länge von bis zu 10 cm ist die Byno-Höhlengrundel für Aquarien ab 400 Litern empfehlenswert.
Die eng verwandte und ähnlich zu pflegende Amblygobius phalaena bei Arbeiten an der Wohnhöhle.
Schwimmfreudigkeit Grundeln dieser Gattung sind im allgemeinen wenig schwimmfreudig, da sie nur ungern den sicheren Unterschlupf in einem größeren Radius verlassen. In der Umgebung ihrer Behausung verbringen sie die meiste Zeit des Tags damit, den Sand nach Fressbarem durchzukauen. Erst mit zunehmendem Alter erkennen die Byno-Höhlengrundeln, dass ihnen im Aquarium keine Gefahr droht und sie beginnen damit, ihre Streifzüge auszudehnen.
Anzeige
Besonderheiten Nach meinen Beobachtungen unterscheiden sich geschlechtsreife Tiere in der Form ihrer ersten Rückenflosse. Während die der Weibchen rund verläuft, bilden Männchen ein spitzes Ende aus. Nach Publikationen über unterschiedliche Arten aus der Gattung Amblygobius scheint sich der Verdacht zu erhärten, dass wir in dieser Grundelgattung Vertreter finden, die Fadenalgen vertilgen. Besonders auffallend zeigt sich dabei Amblygobius bynoensis, die Fadenalgen jeglicher Länge abzurupfen – sie aber dann ausspuckt. Ansonsten finden sich unter anderem je nach Art diverse Farbvarianten, die jedoch weder einen Geschlechtsdichromatismus noch eine eigene Art widerspiegeln. Vor allem Amblygobius phalaena wird mehr oder minder regelmäßig eingeführt.
Amblygobius phalaena
Empfehlung Amblygobius bynoensis möchte ich dem Anfänger ans Herz legen, wenn dessen Aquarium die ersten Wochen der Einlaufphase hinter sich gebracht hat. Wenn der Bodengrund mit genügend Kleinstorganismen besiedelt ist, gewährleisten diese, dass die Grundeln in den ersten Wochen ihrer Pflege Nahrung findet und sich so allmählich auf Ersatzfutter umstellen kann. Wie bereits erwähnt, sollen halbwüchsige Exemplare erworben werden, die einen guten Ernährungszustand vorweisen.