Phrynomatis: Knallrote Schönheiten

Die sogenannten Wendehalsfrösche der Gattung Phrynomantis (im Handel meist unter dem synonymen Gattungsnamen Phrynomerus) gehören zu den buntesten Fröschen Afrikas. Auch wenn ihre Färbung oft als Tarnfärbung interpretiert wird, verfügen sie über ein starkes Hautgift und sprechen eine deutliche Körpersprache…….

Männchen (vorn) von P. microps werden ca. 4.5 cm lang, Weibchen 6 cm.

Von den fünf derzeit anerkannten Ar­ten sind zwei gelegentlich im Han­del: Aus Ghana der „Tomaten­rote Wende­halsfrosch“, P. microps, und – als besondere Rarität – der „Rote Wendehalsfrosch“, P. bifasci­atus aus Tansania. P. microps ist vorwiegend bodenbewohnend, kann aber auch ganz gut klettern. P. bifasciatus hingegen bevorzugt luftigere Standorte und wird z.B. oft in den Blattachseln von Bana­nenstauden gefunden. Kleine Insekten bilden die Nahrung dieser Frösche. Mancherorts sind es vorwiegend Ameisen, im Terrarium akzeptieren sie gern kleine Heimchen, große Drosophila etc..


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P. bifasciatus klettert gerne.

In der Natur lebt P. microps häufig in Ameisenhaufen; möglich wird das durch einen Duftstoff, den der Frosch absondert und der die Ameisen vom Angriff abhält. Andere Frösche werden hin­gegen von den Ameisen sofort ange­griffen und getötet. Attackieren größere Tiere P. microps, so wendet er einen besonderen Trick an: er zeigt ihnen den Hintern, dessen Zeich­nung an die Augen eines wesentlich größeren Tieres erinnert.

P. microps hat eine augenartige Zeichnung auf der hinteren Körperhälfte.

Phrynomantis sind Regen­laicher, die in temporären Tümpeln laichen. Die in Schwärmen lebenden Kaulquappen sind Filtrierer. Die Metamorphose erfolgt innerhalb von 40 Tagen, die Fröschchen sind dann etwa 1 cm lang.

Frank Schäfer

Der Mensch ist das Maß aller Dinge

Dieser Satz des griechischen Philosophen Protagoras von Abdera (wahrscheinlich 490-411 vor Christus) ist von universeller Gültigkeit. Auch in der Biologie. Keine andere Tierart bewertet und misst in der Form, in der es Homo sapiens tut. Ist etwas gut oder schlecht? Nur der Mensch versucht, darauf universelle Antworten zu finden.

Das gelingt aber nur selten, denn jeder Mensch ist ein Individuum, darum bewertet und bemisst auch jeder Mensch identische Sachverhalte sehr unterschiedlich. Nur bei sehr wenigen Handlungen herrscht über alle kulturellen Differenzen hinweg Konsens, dass sie grundsätzlich schlecht und moralisch verwerflich sind: Mord, Diebstahl und Vergewaltigung anderer Menschen gehören dazu.

Bei anderen Handlungen ist das völlig anders, dort es gibt keinen allgemeinen gesellschaft­lichen Konsens; es gibt vielmehr in den meisten Bereichen eine Diskussion, ein Ringen darum, zu einem möglichst alle betroffenen Parteien befriedigenden Kom­promiss zu kommen. Der Artenschutz ist ein gutes Beispiel hierfür. Im Grunde gibt es bereits eine Basis, einen Kon­sens in der menschlichen Gesellschaft, nämlich den, dass Artenschutz ein erstrebenswertes Ziel ist. Aber über die erforderlichen Maß­nahmen, wie dieses Ziel zu erreichen ist, herrscht extreme Uneinigkeit.


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Artenschutz ist kein Tierschutz!

Das ist jetzt keine Korinthenkackerei: diese beiden Disziplinen haben tatsächlich kaum etwas miteinander gemein. Darum ist es sehr, sehr ärgerlich, wenn in Fernsehen, Rundfunk und Tagespresse hier nicht differenziert wird. Tatsächlich sind die Ziele von Arten- und Tierschutz teilweise direkt gegensätzlich. Zu den schlimmsten ökologischen Problem­tieren weltweit gehören verwilderte Haus­tiere: Hunde, Katzen, Ziegen, Schweine. Sie töten unzählige vom Aussterben bedrohte Klein­tiere, zerstören deren Gelege und fressen (Zieg­en) ganze Pflanzengemein­schaften kahl. Die schnellstmögliche Ent­fernung dieser Tiere aus natürlichen Lebens­räumen fordern die Artenschützer, zur Not durch Tötung, eine Forderung, gegen die Tierschützer Sturm laufen. Nur ein winzig kleiner Teil der Menschheit hat das nötige Spezialwissen, um im Einzelfall eine halbwegs objektive Risikobewertung (jede Bewertung ist natürlich zwangsläufig subjektiv) darüber zu treffen, welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Wenn aber – wie im Fall des Arten­schutzes – ein großes öffentliches Interesse besteht, jedoch niemand in der Lage ist, uni­verselle, einfache Lösungen anzubieten, so besteht die Gefahr, dass Populisten solche „einfachen Lösungen“ erfinden. Und genau dieser Fall ist in der öffentlichen Artenschutz­diskussion einge­treten. Im Grunde genom­men ahnungslose Dumm­schwätzer gehen auf Stimmenfang mit vordergründig ein­leuchtenden Lösungs­vor­schlägen, die jedoch nur einen Effekt haben: Stimmen­zulauf. Das Arten­­sterben geht indes­sen ungebremst weiter.

Als Art ist der Laubfrosch (Hyla arborea) nicht gefährdet, in Deutschland jedoch aufgrund von Umwelt­zerstörung schon

Artenschutz muss immer in erster Linie Lebens­raum­schutz sein

Ob eine wildlebende Tier- oder Pflanzenart über­leben kann, hängt in aller­erster Linie davon ab, ob ihr natürlicher Lebens­raum (der Fachausdruck lautet: Biotop) erhalten bleibt. Jedem leuchtet ein, dass ein Goldhamster nicht im Meer leben kann und ein Korallenfisch nicht in der Wüste. Aber selbst hochspezialisierte Fach­leute können bis heute nicht erklären, warum z.B. der Weißstorch ein Kulturfolger ist, der am liebsten und erfolgreichsten in unmittelbarer Nähe des Menschen lebt, aber der – abge­sehen von der Farbe – nahezu identische Schwarz­storch ein Kulturflüchter, der bei der geringsten durch den Menschen verur­sach­ten Störung seines Lebensraumes das Brut­ge­biet verlässt. Und dabei sind die Störche große, verhältnismäßig einfach zu beobach­tende Tiere. Von der überwältigenden Mehrzahl der Tier- und Pflanzenarten kennt man die Biotop­ansprüche gar nicht, weil diese Lebewesen eben klein und unauffällig sind und in freier Natur praktisch nicht zu beobachten. Das macht den Artenschutz so schwierig. Viele Naturschützer neigen daher dazu, bestimmte, ihnen besonders sympathische Arten zu „Stellvertreterarten“ zu erklären. Eine solche Stellvertreterart ist z.B. der Große Panda; oder, um in unseren Gefilden zu bleiben, der Laubfrosch. Das Argu­ment ist schlüssig: wenn wir Lebens­räume schützen, in denen der Laubfrosch vorkommt, schützen wir nicht nur den Laubfrosch, sondern auch alle anderen Tier- und Pflanzenarten, die einen solchen Biotop zum Überleben brauchen.

Die Gottesanbeterin (Mantis religiosa), eine heimische, geschützte und invasive Art

Der Einzelne zählt nicht

Es geht dabei also nicht um den einzelnen Laubfrosch. Der spielt eigentlich keine nen­nens­werte Rolle, denn Laubfrösche sind kleine Tiere mit unglaublich vielen Feinden. In einem intakten Laubfroschbiotop sterben täglich etliche Laubfrösche. Einige werden gefressen, andere sterben an Seuchen, wieder andere verhungern oder sterben an Unfällen oder in der Winterstarre. Statistisch gesehen überlebt von allen Nachkommen eines Laubfroschpärchen wieder nur ein Pärchen, das seinerseits für Nachwuchs sorgt. So bleibt die Population stabil. Ein Weibchen legt in einer Fortpflanzungsperiode zwischen 150 und über 1.000 Eier. Es sind also allerhöchstens 1% der Nachkommen, die überleben und selbst geschlechtsreif werden, aber in aller Regel sterben weit über 99,9% aller Laubfrösche ohne sich je fortgepflanzt zu haben. Aus diesem Grund sind Kleintiere, für die der Laubfrosch ja nur exemplarisch steht, gegen direkte Verfolgung ziemlich unempfindlich, ein Individuen­schutz eher sinnlos. Aber selbst geschützte Lebensräume sind in Mitteleuropa immer vom Menschen beeinflusst und mehr oder weniger gestört. Das können Laubfrösche vielleicht noch tolerieren, aber wenn in diese ohnehin schon grenzwertigen Lebensräume vom Menschen ausgesetzte, fremdländische Arten eingeschleppt werden, die solche ge­störten Lebensräume besser nutzen können (vergleichbar dem obigen Beispiel der Störche wären die einheimischen Laub­frösche die Schwarzstörche, die fremde Art der Weißstorch) und auch noch in direkte Konkurrenz zu den Laubfröschen treten, kann das sehr schnell zum Aussterben der netten Grünröcke führen. Solche vom Menschen eingeschleppte Arten, die einen negativen Einfluss auf ursprünglich hei­mische Arten haben, nennt man im Umwelt­schutz invasive Arten.

Die Verbreitung von solchen invasiven Arten muss unter allen Umständen verhindert werden, wenn man es mit dem Artenschutz ernst meint. Die gefährlichsten Invasoren unter diesem Gesichtspunkt sind allerdings fremde Popu­la­tionen ursprünglich heimischer Arten. Der Laubfrosch ist z.B. sehr weit verbreitet, als Art ist er keineswegs gefährdet, nur lokal, so z.B. in Deutschland. In anderen Staaten ist er aber ausgesprochen häufig. Würde man jedoch in Deutschland zur Bestandsstützung oder als „Wiederansiedlung“ Laubfrösche aussetzen, die z.B. aus Terrariennachzuchten unbe­kannter Herkunft oder aus anderen Ländern stammen, in denen die Art nicht gefährdet ist, so könnte das der endgültige Todesstoß für die ursprünglich heimische Population sein. Denn jede lokale Population ist ganz speziell an örtliche Gegebenheiten angepasst und hat auch ihre ganz eigene Parasitenfauna. Die besondere Gefahr, die von solchen gut gemeinten, aber verheerenden Wiederan­siedlungsversuchen ausgeht, ist die, dass man die Fremdlinge ja nicht erkennen kann. Aus diesem Grund ist das Aussetzen von Tieren und Pflanzen jeder Art grundsätzlich sehr streng und sehr zu Recht verboten.

Die Regenbogenforelle ist als Wirtschafts- und Angelfisch in Europa nicht mehr wegzudenken, was aber nichts daran ändert, dass sie eine invasive Art ist, die heimische Arten bedroht.

Invasive Arten

Es gibt Unterschiede in der Definition dessen, was eine invasive Art ist. Die Umweltschützer definieren sie wie oben dargestellt. Ein Bio­loge sieht das aber oft anders, er beobachtet auch Arten, die von ganz alleine kommen, z.B. durch den Klimawandel begünstigt. Ein gutes Beispiel ist dafür die Gottesanbeterin (Mantis religiosa), ein in Deutschland lange Zeit auf so genannte „Wärmeinseln“ beschränktes In­sekt, das sich derzeit massiv in Deutschland ausbreitet. Daher bezeichnet ein Biologe auch die Gottesanbeterin, eine geschützte und schon immer heimische Art, als invasiv.

In der Natur ist nichts statisch, alles verändert sich ununterbrochen. Wie man die Ausbrei­tung ursprünglich nicht vorhandener, inva­siver Arten bewertet, ist letztendlich Geschmacksache (der Mensch ist das Maß aller Dinge…). Der Angler freut sich über Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) und Störe (Acipenser spp.) in Wildgewässern, aber der Artenschützer rauft sich die Haare. Denn Regenbogenforellen (sie stammen aus Nordamerika) sind Raubfische, die vom Aus­sterben bedrohte, heimische Kleinfische, Amphibien und Insekten fressen und die Störe können sich mit den ebenfalls vom Aussterben bedrohten einheimischen Stören kreuzen, wodurch die reinen Arten unwieder­bringlich verschwinden.

Die Herkulesstaude oder Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum, früher H. giganteum), ein invasiver Neophyt, auf den viele Menschen hochallergisch reagieren und der auf der Liste der zu verbietenden Arten fehlt. Egal: auch ihn kann man nicht per Gesetz oder Verordnung ausrotten.

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Ausrottung unmöglich

Das Hauptproblem mit invasiven, uner­wünschten Arten besteht darin, dass man sie nicht wieder los wird, wenn sie erst einmal da sind. Es gibt fast nie eine Methode, nur die unerwünschte Art zu erwischen, andere, erwünschte Arten aber zu schonen. Selbst wenn es nur die eine, unerwünschte Art im Biotop gibt, kann man sie nach bisherigem Wissensstand nicht ausrotten.

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Wanderratte (Rattus norvegicus). Die Wanderratte kam ursprüng­lich nur in Ostasien vor. In Deutschland lebte vor der Einschleppung der Wanderratte die Hausratte (Rattus rattus). Nach Deutschland eingeschleppt wurde die Wanderratte erst im 18. Jahrhundert, heutzutage kommt sie auf der ganzen Welt (außer in der Antarktis) als invasive Art vor. Sie ist der Grund für das Aus­sterben von hunderten von Tier- und Pflan­zen­arten weltweit. Besonders auf Inseln können Wanderratten zur dominanten Lebens­form werden. Bei uns bedroht die Wanderratte „nur“ die Hausratte in ihrer Existenz. Die Wanderratte ist aber de facto die einzige Säugetierart, die die Kanalisation der Städte bewohnt. Es gibt dort Milliarden von Wanderratten. Millionenbeträge werden für ihre Bekämpfung aufgewendet, eine Aus­rottung ist dennoch unmöglich. Von der Wander­ratte stammen all die netten Farb­ratten ab, die ihre Besitzer durch ihr auf­merksames Wesen und die erstaunliche Intelligenz erfreuen, ebenso alle Laborratten, ohne deren Verwendung als Versuchstier un­zählige Menschen einen qualvollen Tod gestorben wären. Es wäre vollkommen sinn­los, die private oder labormäßige Ratten­haltung mit dem Argument zu verbieten, dadurch würden die unerwünschten Kanal­rattenpopulationen unterstützt.

Das Sibirische Streifenhörnchen soll EU-weit verboten werden. Ist die Gefahr einer Invasion wirklich so groß?

Keine Verbote, sondern Aufklärung

Es gibt keinen Zweifel darüber, dass einige invasive Arten, die wirklich Schaden anrich­ten und einheimische Arten bedrohen, auf Aussetzungen lästig gewordener Haustiere oder Gartenpflanzen zurückgehen. Popu­listen fordern darum ein grundsätzliches Handels­verbot mit potentiell invasiven Arten. Das Verbot, Tiere und Pflanzen auszusetzen oder gar gezielt anzusiedeln (letzteres man nennt das „ansalben“) besteht schon seit Jahrzehnten. Wenn Aussetzungen oder Ansalbungen den­noch stattfinden, so aufgrund mangelnder Einsicht oder Akzeptanz solcher Verbote. Dagegen helfen keine schärferen Gesetze, sondern nur Aufklärung! Bereits in der Grund­schule müssen Artenkenntnis und Umweltverständnis gelehrt werden, sonst können sich die Behörden auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln, es wird sich nichts ändern. Dazu gehört es aber auch, die Gesetzeslage den Erfahrungen anzu­passen. Private Haltungs- und Sammlungs­verbote, wie sie für praktisch alle etwas attraktiveren wildlebenden Tier- und Pflan­zen­arten in Europa bestehen, sind nicht nur sinnlos, sondern geradezu kontraproduktiv. Wer sich nicht von klein auf mit diesen Dingen beschäftigen darf, der wird auch als Erwachsener keinen sinnvollen Natur- und Artenschutz betreiben können. Es ist noch kein Schmetterling oder Käfer ausgestorben, weil Kinder sich eine Sammlung anlegen, das gleiche gilt für die paar Frösche, Molche oder Vögel, die ein Kind fängt, um sie zuhause zu halten oder die hübsche Blume, die ein Kind im Garten pflegen will. Natürlich müssen die Eltern steuernd eingreifen, wenn es um Arten wie den Frauenschuh (Cypripedium calce­olus) oder die Leopardnatter (Zamenis situla) geht; aber gerade solche Arten sind ja als Nach­zucht gut erhältlich.

Kindern das Anlegen einer Schmetterlingssammlung zu verbieten, hat nichts mit Artenschutz zu tun, sondern ist despotische Ignoranz.

Verantwortung der Tier- und Pflanzenhalter

Eigentlich sollte es selbstverständlich sein: wer sich Tiere oder Pflanzen anschafft, muss sich darüber auch informieren. Soweit es den Zoofachhandel betrifft besteht durch das Tierschutzgesetz bereits eine Informations­pflicht, die man sehr leicht bei Arten, die das Potential haben, invasiv zu werden, um entsprechende Hinweise erweitern kann. Auch in Gartencentern und dem Online-Pflanzenhandel kann man leicht und ohne nennens­werten Kostenaufwand eine Kenn­zeich­nungspflicht für potentiell invasive Arten anordnen, die zudem auf lokale Be­dingungen abgestimmt sein kann. Eine solche Kennzeichnung würde bei Pflanzen auch dazu führen, ein Bewusstsein der Pfleger für bereits in ihrem Bestand befind­liche Arten mit invasivem Potential zu schaffen. Tier- und Pflanzenpfleger müssen verstehen, dass ein Aussetzen oder Ent­sorgen nicht mehr gewollter Tiere oder Pflanzen in der Natur ein absolutes Unding sind. Wenn es nicht mehr möglich ist, ein Tier weiter zu pflegen und es nicht gelingt, dieses Tier abzugeben oder in ein Tierheim zu bringen, dann muss das Tier eben schonend abgetötet werden, auch wenn Tierschützer gegen eine solche Maßnahme Sturm laufen – jedenfalls, wenn man es mit dem Artenschutz ernst meint. Wenn eine potentiell invasive Pflanze wuchert und zurückgeschnitten wird oder aus dem Bestand entfernt werden muss oder soll, so ist dafür Sorge zu tragen, dass keine lebensfähigen Teile oder keimfähigen Samen in die freie Natur gelangen können, was z.B. durch Überbrühen relativ leicht zu bewerkstelligen ist. Interessanterweise akzep­t­ieren auch Pflanzenschützer diese Forderung. Es ist ganz erstaunlich, dass der Tierschutz meist emotionale Motive hat, der Pflanzenschutz hingegen ziemlich nüchtern betrachtet wird. Der Unterschied zwischen Tieren und Pflanzen ist übrigens so gering, dass die meisten Menschen den Unterschied gar nicht kennen! Kennen Sie ihn?*

Nur weil der Regenbogen-Schlangenkopffisch (Channa bleheri) eventuell einen milden Winter in Mitteleuropa überleben könnte, ist er noch keine potentiell invasive Art; das Eingreifen des Gesetzgebers in die Entscheidungsfreiheit der Tierhalter bezüglich dieser Spezies wäre absolut unverhältnismäßig und wissenschaftlich nicht zu rechtfertigen.

Als Fazit bleibt: gegen die Einsicht und den Wunsch der Bevölkerung, sich am Arten­schutz zu beteiligen, helfen weder staatliche Restriktionen, noch Handelsverbote, noch Gesetze, sondern nur Überzeugungsarbeit und Aufklärung der Menschen. Denn ob Arten- und Naturschutz für wichtig erachtet werden oder nicht, ob man dem Artenschutz oder dem Tierschutz den Vorrang gibt, liegt im Ermessen jedes einzelnen Menschen. Der Mensch ist und bleibt nun einmal das Maß aller Dinge….

Frank Schäfer

*Pflanzenzellen haben Zellwände, tierische Zellen nicht. Das war´s.

Schwarzwassersalmler aus dem Mai Ndombe

Zwei aquaristische Neuimporte gelangen Aquarium Glaser Anfang Oktober 2007 aus dem Kongo, genauer gesagt aus dem Lac Mai Ndome, einem Schwarzwassersee im zentralen Kongobecken. Beide Salmlerarten sind anspruchsvolle Pfleglinge, aber so schön, dass sich jede Mühe lohnt, sich mit ihnen zu befassen.

Clupeocharax schoutedeni, Männchen

Die erste Art ist ein Angehöriger der Gattung Clupeocharax, die – so weit wir wissen – zuvor noch nie lebend nach Europa gekommen ist. Wissenschaftlich ist bislang nur eine Clupeocharax-Art bekannt, nämlich C. schoute­deni. Diese Salmler werden etwa 4.5 cm lang. Obwohl die Tiere keine knalligen Farben besitzen, wirken sie aufgrund ihrer tiefgel­ben Körpergrundfärbung wundervoll und ganz bezaubernd. Die Männchen von Clupeocharax sind, wie bei allen Kongosalmler-Verwandten, an der anders geformten Afterflosse zu erkennen. Von einer Nachzucht dieser Tiere ist uns bislang nichts bekannt geworden.


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Eine wahre Schönheit ist die zweite Art, die deutlich größer wird, nämlich etwa 8 cm. Es ist ein Vertreter der Gattung Alestopetersius; diese Gattung wird auch oft als Synonym zu Phenacogrammus gesehen. Drei Alestopeter­sius-Arten sind aus dem Lac Mai Ndombe, der früher Lac Leopold II genannt wurde, bekannt: A. hilgendorfi, A. leopoldianus und A. nigropterus. Bei den Importen handelt es sich um A. nigropterus.

Balzaktives Männchen von Alestopetersius nigropterus

Jede Schuppe der Männchen von A. nigropterus hat einen roten Punkt, allerdings ist der nur sichtbar, wenn die Tiere in Balzstimmung kommen. So könnte man auf den Gedanken kommen, es handele sich um verschiedene Arten, wenn man Photos von Tieren in Balzstimmung und in Normalstimmung sieht.

Alestopetersius nigropterus wurde und wird seit dem Erstimport immer wieder einmal gezüchtet; die Zucht unterscheidet sich nicht wesentlich von der vom Kongosalmler, Phenacogrammus interruptus. Leider erweisen sich die Nachzuchttiere als äußerst transportempfindlich, weshalb der schöne A. nigropterus nur bei spezialisierten Aquarianern angetroffen wird.

Beide Arten – Clupeocharax schoutedeni und Alestopetersius nigropterus – sind, wie viele Schwarzwasserfische, empfindlich während der Eingewöhnung. Das Wasser sollte weich und reich an Huminstoffen sein, jedoch nicht allzu sauer (pH um 6). Vor allem ist darauf zu achten, den Keimdruck im Wasser niedrig zu halten, denn beide Salmler sind sehr em­pfäng­lich für bakterielle Infektionen.

Frank Schäfer

Faszination Heimtierwelt in Düsseldorf 2019

Faszination Heimtierwelt – Beliebter Treffpunkt auch für Liebhaber der Aquaristik

Das letzte Juni-Wochenende solltet Ihr Euch schon einmal dick im Kalender vermerken: Denn am 29. und 30. Juni 2019 geht in Düsseldorf die beliebte Heimtiermesse nach zwei erfolgreichen Messejahren in die nächste Runde und öffnet zum dritten Mal in den Alten Schmiedehallen des AREAL BÖHLER ihre Pforten.

Es erwarten Euch wieder tolle Einblicke und viele Informationen rund um die heißgeliebten Hausgenossen und ein wichtiger Schwerpunkt der Messe bildet auch in diesem Jahr die Aquaristik. Freunde und Fans der faszinierenden Unterwasserwelten bietet die Messe eine hervorragende Plattform, sich für dieses Hobby zu begeistern und sich vor Ort über die aktuellen Trends und Neuheiten zu informieren. Namhafte Anbieter und spezialisierte Hersteller stehen Euch mit Rat und Tat zur Verfügung und beraten Euch mit vielen praktischen Tipps zu den Produkten rund um die Einrichtung und Pflege von Aquarien sowie deren tierische Bewohner. Natürlich halten sie zudem attraktive Messeangebote bereit.

Außerdem haben es die verschiedenen Aktionen an den Ständen in sich. So können beispielsweise Aquarianer und Gartenteichbesitzer unter Euch wieder kostenlos ihr Aquarien- bzw. Teichwasser testen und von Profis analysieren lassen. Im Anschluss gibt es gleich die passenden Pflegetipps dazu!


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Durch seine lebendige Atmosphäre und der Präsentation an beeindruckend eingerichteten Aquarien, ist die Aqua-Terra-Lounge auch in diesem Jahr wieder ein idealer Treffpunkt unter allen Aquaristik- und Terraristikfans. Hier habt Ihr die Möglichkeit, Euch unter Gleichgesinnten auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Ein weiteres Highlight sind die Aquascaping Workshops und Vorführungen auf der Faszination Heimtierwelt. Aquascaping-Weltmeister Manuel Krauß wird direkt vor Ort mit viel Phantasie verschiedene Aquarien unterschiedlicher Größe einrichten. Dabei kreiert der Aquascaper traumhafte Unterwasserlandschaften und zeigt Euch anschaulich, wie viele kreative Möglichkeiten es bei der Gestaltung gibt.

Und noch etwas dürft Ihr hier in keinem Fall verpassen: In der Aqua-Terra-Lounge findet die Premiere der legendären zookauf Aquarien-Einrichtungsmeisterschaft statt, bei der es tolle Preise zu gewinnen gibt!

Natürlich bietet Euch die Faszination Heimtierwelt auf 8.000 Quadratmetern neben der Aquaristik noch viel mehr Wissenswertes und ist der perfekte Rahmen, sich von Hund und Katze über Ziervögel, Kleintiere bis hin zu Terraristik in den Bereichen Gesundheit, artgerechte Haltung, ausgewogene Ernährung sowie Fitness ausführlich zu informieren. Mit viel persönlichem Einsatz sind u. a. auch die bekannte „Tiere suchen ein Zuhause“-Moderatorin und engagierten Tierschützerin Simone Sombecki sowie TV-Star Detlef Steves vor Ort, die fundierte Aufklärungs- und Informationsarbeit rund um die vierbeinigen Lieblinge leisten.

Außerdem wartet ein bunter Mix aus Live-Aktionen, Vorführungen, Vorträgen und Workshops im abwechslungsreichen Rahmenprogramm auf Euch. Jede Menge Unterhaltung für Klein und Groß garantieren u. a. die unterschiedlichen Live-Vorführungen mit Zwei- und Vierbeinern. Vom Hütehund bis zum großen Casting „Düsseldorf sucht das tierische Dreamteam“ werden tierisch schöne Highlights geboten. Darüber hinaus geben zahlreiche Vereine und Organisationen Auskunft über ihre Tierschutzaktivitäten und eine artgerechte Tierhaltung. Beim Gang über den Kunsthandwerkermarkt erhaltet Ihr einen umfassenden Eindruck der in liebevoller Heimarbeit entstandenen Einzelstücke oder Kleinserien und für kleine Entdecker gibt es eine eigene Erlebniswelt mit Kinderschminken, Animal Riding und vielem mehr.


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Mit einer umfassenden Auswahl an Fachliteratur sind auch wir mit einem Stand auf der Heimtiermesse dabei und freuen uns auf Euren Besuch!

Neuheiten!

Neben etablierten Ausstellern möchten wir auf der Faszination Heimtierwelt erstmals in diesem Jahr auch jungen Unternehmen die Möglichkeit bieten, ihre innovativen Produkte einem interessierten Publikum vorzustellen. Im Startup-Village könnt Ihr einen Blick auf die möglichen Trends von morgen werfen und mit den Pionieren in einen persönlichen Dialog treten.

Premiere feiert in diesem Jahr auch das Fachforum Heimtier, das begleitend zur Messe ausschließlich einem Fachpublikum vorbehalten ist. Heimtierfreunde mit entsprechendem Branchenbezug erhalten ausreichend Raum für einen exklusiven wie fachlichen Austausch.

Hier findet die Faszination Heimtierwelt 2019 statt:

AREAL BÖHLER
Alte Schmiedehallen
Hansaallee 321
40549 Düsseldorf

Öffnungszeiten
29.06.2019 10:00 – 18:00 Uhr
30.06.2019 10:00 – 18:00 Uhr

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter
www.faszination-heimtierwelt.de

Die Chinesische Wollhandkrabbe

Die Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) ist, wie ihr Name schon andeutet, eine hauptsächlich chinesische Tierart. Die natürliche Verbreitung der Art ist – dessen ungeachtet – sehr viel größer und umfasst die Küstenregion von weiten Teilen des östlichen Asiens, von Korea (als nördlichster Grenze) bis zur chinesischen Provinz Fujian, die die Südgrenze des Artareals bildet.

Ausgewachsenes Männchen der Wollhandkrabbe aus der Elbe

Zumindest beschreibt dies das Areal, in dem die Art vorkommen sollte. Denn 1912 wurde sie aus der Aller in Deutschland gemeldet, von wo aus sie schnell zur Elbe vordrang. Importiert wurde sie aus Versehen im Ballastwasser von Schiffen – als Larve! Der Rest ist Geschichte……

Nach einer „ruhigen“ Phase von rund 15 Jahren kam die Invasion so richtig in Schwung und 1954 gab es die Chinesische Wollhandkrabbe entlang der Nordsee und des Englischen Kanals. 1958 erreichte sie die französisch-spanische Grenze und 1999 Portugal. Blickt man nach Norden, so meldeten Finnland und Schweden 1933 bzw. 1934 das Auftauchen der Art. Und so geht es munter weiter…..

Blickt man über den großen Teich, so wurden dort die ersten Krabben-Fremdlinge 1965 registriert. Seit damals wurden zwar viele Exemplare gesammelt, jedoch – mit einer Ausnahme – in vergleichsweise kleiner Zahl, von Kanada bis zum Mississippi-Delta in Louisiana. So weit wir das wissen, gibt es in Nordamerika nur eine große Population der Wollhandkrabbe. In San Francisco wurden in einem Jahr 800.000 Exemplare gesammelt! In Europa hingegen gibt es derart viele etablierte Populationen, dass man die Chinesische Wollhandkrabbe getrost als „europäische Art“ bezeichnen kann.


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Wie bei jeder Invasion sind nicht zwangsläufig alle daraus resultierenden Folgen negativ oder bedenklich. So findet man z.B. in manchen politischen Lagern in den U.S.A., in die der Import der Wollhandkrabben seit 1989 verboten ist, dass sie ein interessantes Projekt für die kommerzielle Aquakultur sind. Denn die Art ist in der chinesischen Küche begehrt und wird gut bezahlt. Aber die Wollhandkrabbe bringt auch nachweislich Probleme: sie zerstört Dämme und macht sie durch ihren Höhlenbau löcherig, verstopft Kühlwassersysteme von Kraftwerken, kann ganze Getreideernten vernichten und verdrängt andere Tierarten, usw. Alles in allem überwiegt der angerichtete Schaden den kommerziellen Nutzen erheblich.

Auch die Weibchen haben wollige Scheren

Kurz und gut, die Wollhandkrabbe wird vielerorts als Pest empfunden. Aber selbstverständlich kann man der Krabbe selbst keinerlei Vorwurf machen. Sie tut nur, was ihr der Instinkt gebietet. Verantwortlich für alle Schäden, die dieser interessante Invasor anrichtet, ist der Mensch, der ihn – aus Versehen oder mit Absicht – in viele Länder verschleppte.

Mit ihren berühmten Wollhänden ist Eriocheir sinensis ein interessanter und attraktiver Aquarienbewohner. Der Carapax, also Rückenpanzer, kann bis 10 cm Breite erreichen, die Beine werden gut doppelt so lang. Die Ernährung in Gefangenschaft ist sehr einfach, gefressen werden Fischstückchen, Würmer, eigentlich alles Futter tierischen Ursprungs, und in der Natur wird auch pflanzliches Material nicht verschmäht. Ein nicht zu harter Bodengrund sollte den Krabben das Graben ermöglichen, aber man muss aufpassen, dass die Höhlen über den Tieren nicht einstürzen können und dann die Krabbe unter sich begraben. Jedenfalls braucht jede Krabbe ein eigenes Versteck. Man darf das Becken nicht überbevölkern, untereinander sind die Tiere aggressiv. Langsame Fische und andere Aquarienbewohner werden über kurz oder lang zur Beute der Wollhandkrabbe.

Die Wollhandkrabbe ist eine katadrome Art, das heißt, sie lebt im Süßwasser und sucht zum Laichen das Meer auf. Nach der Larvalentwicklung, die im Meer stattfindet, wan­dern die frisch verwandelten Miniatur-Krabben flussaufwärts, wo sie etwa drei Jahre verbringen, bis sie zum Laichen zum Meer zurückkehren. Bezüglich der Wasser­temperatur und des Verschmutzungsgrades ist die Wollhandkrabbe äußerst an­passungsfähig und daher ein wider­standsfähiger Aquarienbewohner. Allerdings muss ihr Behälter unbedingt perfekt abgedeckt sein, denn Wollhandkrabben sind Meister im Ausbrechen!

John Dawes

Die Blaue Tigerameive, Ameiva chaitzami

Etwa 33 Arten umfasst die Gattung Ameiva. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt in Mittel­amerika, dem nördlichen Südamerika sowie den Antillen, eine Art (A. ameiva) wurde vom Menschen nach Florida verschleppt und hat dort stabile Populationen ausgebildet.

Portrait eines Männchens

Die Blaue Tigerameive (Ameiva chait­zami), von der hier die Rede sein soll, kommt weit verbreitet von Mexiko bis Guatemala vor. Die meisten Importe stam­men aus Nikaragua. Die Photos zeigen Tiere dieser Population. Mit rund 30 cm Gesamt­länge (weit über die Hälfte davon entfällt auf den Schwanz) gehört die Blaue Tigerameive zu den größeren Arten in ihrer Gattung. Männ­chen werden größer als die Weibchen, zudem entwickeln Männchen wulstige Backen, so wie man das auch von vielen euro­pä­ischen Eidechsen, den Lacertiden, her kennt.

Weibchen

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Mit diesen sind Ameiven aber nur weitläufig verwandt. Ameiven ge­hö­ren zu den Teju-Verwandten und die äußerliche Ähnlichkeit zu den in der Neuen Welt fehlenden Lacertiden beruht auf ähnli­cher Lebensweise (Konvergenz). Ameiven sind bezüglich der Nahrungsauf­nahme we­nig wählerisch. Bevorzugt werden kleine Wirbellose gefressen, doch üben die Amei­ven in der Natur einen erheblichen Fraß­druck auf andere, kleinere Echsenarten aus. Manche Exemplare nehmen auch gelegentlich Blüten oder süßes Obst als Futter an.

Im Terrarium, dessen Tagestempe­ra­turen bei etwa 25°C liegen sollte (unter dem Strahler bis 40°C), hält man sie daher einzeln oder paarweise und keinesfallls mit anderen, klei­neren Arten zusammen. Da die Echsen sehr lebhaft sind, sollten mindestens 120 x 60 x 60 cm zur Verfügung stehen.

Frank Schäfer

Kurz vorgestellt: Cynopotamus atratoensis

Der Name ”Cy­no­potamus” bedeutet ”Flusshund”. Bissig sind die Fische zwar, doch leben sie im Gegensatz zu Hunden nicht im Rudel. Cynopotamus atra­to­ensis ist ein revier­bilden­der Räuber, der keine Artgenos­sen in seinem Jagdgebiet duldet. Im Großhandel kann man zwar mehrere Exemplare eine Zeit lang gemeinsam pflegen, doch empfiehlt es sich nicht, dies dauerhaft zu tun.


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Erspäht Cynopotamus einen Beute­fisch, so schießt der bis zu 40 cm lang werdende Salmler von un­ten auf sein Opfer zu. Beim Aufreißen des Maules entsteht ein Sog, der das unglück­liche Beutetier unrettbar einfängt und im Maul ange­kommen, machen nadelspitze Zähne das Entkommen unmöglich.

Frank Schäfer

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Auf der Suche nach einem speziellen Fisch? Entdecken Sie jetzt die Stockliste von TROPICWATER! Woche für Woche ca. 1.300 verschiedene Arten an Wirbellosen und Zierfischen im Angebot…

Chagunius baileyi – Der Ziegenkopf

Aquarium Glaser gelang 2007 der Erstimport eines wirklich außergewöhnlichen Karpfenfisches. Chagunius baileyi wurde auf der Exportliste als „Goatface barb“ – also „Ziegengesicht-Barbe“ – angeboten.

Ein beliebter Aquarienfisch wird Chagu­nius baileyi sicherlich nicht werden. Dagegen spricht, dass er insgesamt doch recht farblos ist und außerdem mit maximal 20-25 cm Länge etwas zu groß.

Aber interessant ist das Tier nichts desto trotz. So wurde die Art erst 1986 von Rainboth be­schrieben. Sie kommt im Salween-Einzug von Burma und Thailand vor. Im Aquarium sind die Fische sehr friedlich sowohl gegen­über Artge­nossen, wie auch gegen sehr viel kleinere, art­fremde Fische. Pflanzen werden ebenfalls nicht behelligt, und so kann man Chagunius baileyi bedenkenlos das Gast­recht in einem ent­sprechend dimen­sio­nierten Gesellschaftsaquarium einräumen.


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In der Nahrungsaufnahme ist der Fisch prob­lem­los und nimmt jegliches Trocken-, Frost und Lebendfutter entsprechender Größe. Allerdings ist die Art anfangs ziemlich scheu und neigt bei Erschrecken zu kopf­loser Flucht.

Man weiß sehr wenig über die derzeit drei Arten umfassende Gattung Chagunius. Schon deshalb wäre es wünschenswert, wenn einige interessierte Aquarianer zu­greifen wür­den und zumindest durch Aquarien­beob­achtungen diese Wissens­lücke schließen könnten.

Frank Schäfer

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Kurz vorgestellt: Sibon nebulatus (Linné, 1758)

Die Gattung Sibon umfasst gegenwärtig 17 Arten. Diese Schneckennattern sind hoch­spezi­alisierte Tiere, die sich ausschließlich von Gehäuseschnecken ernähren. Mit ihren langen Fangzähnen packen die Tiere ihre schlei­mige Beute und ziehen sie aus dem Gehäuse. Eine aktuelle Übersicht über die Schneckennattern finden Sie hier: https://zookeys.pensoft.net/articles.php?id=24523.

Sibon nebulatus aus Surinam

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Sibon-Arten sind ungiftig. Die Fort­pflanzung erfolgt durch Eier, die Ge­legegröße beträgt 2-6. Diese Schnecken­nattern sind nachtaktiv und leben auf Bäu­men und Büschen. Die Pflege im Terrarium erfolgt daher am besten in einem etwas höheren Behälter mit zahlreichen Ästen als Kletter­gelegenheiten. Als nachtaktive Schlan­gen stellen die Tiere nur geringe An­sprüche an Heizung und Beleuchtung, jedoch muss durch eine Tempe­ra­tur­ab­senkung im Tag-Nacht-Rhythmus für eine in der Nacht an­steigende Luftfeuchte gesorgt werden.

Frank Schäfer

Axolotl (Ambystoma mexicanum) Teil 2: Zucht

Als ich – damals noch ein Junge – mein erstes Paar Axolotl sah (ohne vorher von der Existenz solcher Wesen etwas geahnt zu haben), machten sie einen tiefen Eindruck auf mich. Nicht wegen ihres Aussehens oder ihrer Farben – beides war auf den ersten Blick nicht sehr beeindruckend – sondern weil sie auf mich wie gigantische Kaulquappen aussahen.

Gelbe Albino-Zuchtform des Axolotls

Bis dahin hatte ich nur “normale” Frosch- und Krötenkaulquappen gepflegt, die vielleicht 2 cm lang wurden (Molche oder Salamander hatte ich zu der Zeit noch gepflegt). Diese neuen Kaulquappen waren anders. Sie waren enorm; etwa 15 cm lang. Später lernte ich, dass das keine gewöhnlichen Kaulquap­pen waren. Sie entwickeln sich niemals zu normalen Erwachsenen, können sich aber trotzdem fortpflanzen … und … sie können sogar noch deutlich größer als 15 cm werden.

Tatsächlich fangen Axolotl von 15 cm Länge gerade erst an, geschlechtsreif zu werden. Die meisten tun dies sogar erst, wenn sie etwas größer sind und die volle Ge­schlechtsreife setzt irgendwann zwischen dem fünften Lebensmonat und einer Reihe von Jahren ein. Das bedeutet also, wenn man z.B. ein 18 Monate altes Paar zur Zucht an­setzt, können die Tiere bereits geschlechts­reif sein, müssen es aber nicht.

Mit 18 Monaten werden die meisten Exemplare nahezu ausgewachsen sein – also rund 30 cm lang. Die Geschlechter kann man aber schon vorher unterscheiden. Zunächst liefert die allgemeine Körperform einen guten Hinweis. Männchen sind schlanker als Weibchen, besonders wenn letztere bereits Eier im Leib haben. Die Kloake (der gemeinsame Ausgang von Blase, Darm und Geschlechtsorganen) ist ebenfalls unterschiedlich geformt. Bei voll geschlechtsreifen Männchen ist sie deutlich größer als bei Weibchen. Oft wird sie als “geschwollen” bezeichnet, eine unglückliche Ausdrucksweise, impliziert sie doch einen krankhaften Vorgang, was hier keineswegs der Fall ist. Bei den Weibchen ist die Kloake niemals so groß wie bei den Männchen. Wer den Unterschied einmal gesehen hat, wird ihn nicht mehr vergessen.


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Gut genährte, in geheizten und beleuch­teten Aquarien gepflegte Exemplare können ganzjährig ablaichen. Werden die Tiere in Innenräumen unter natürlichem Licht­regime in geräumigen Aquarien gehalten (60 x 90 x 45 cm bei einem Wasserstand von 15 cm) werden sie gegen Ende des Winters oder Anfang des Frühlings erstmals laichen, wenn die Tage länger werden und die Tem­peraturen steigen.

Die Einrichtung des Laichbeckens kann spartanisch sein: ein paar Pflanzen, ein paar Schieferstücke oder flache Steine – das war´s. Die Wasserqualität sollte natürlich gut sein.

Nach einiger Zeit der Balz vor dem Weibchen wird das Männchen versuchen, es zu einem der Steine zu lotsen. Dort wird ein Samen­paket (die so genannte Spermatophore) abgesetzt und das Weibchen dazu gebracht, über die Absatzstelle zu kriechen und die Spermatophore mit der Kloake aufzu­nehmen. Im Körper des Weibchens gibt die Spermatophore die Spermien frei, die nun die Eier befruchten. Diese Befruchtungs­methode wird indirekte innere Befruchtung genannt.

Der Zeitabstand zwischen Befruchtung und Eiablage variiert bei den Weibchen er­heblich. Nach meiner Erfahrung beträgt er vier bis fünf Stunden bis zu einem Tag, aber in der Literatur werden auch längere Zeitspannen beschrieben.


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Genau wie der Befruchtungsvorgang via Spermatophore dem generellen Befruch­tungs­modus bei Molchen und Salamandern entspricht tut dies auch die Eiablage. Die Weibchen halten mit den Hinterbeinen Pflanzenblätter fest und heften die klebrigen Eier daran an. Bei Ambystoma werden die Eier nicht einzeln verpackt. Öfter findet man kleine Laichklumpen, aber die Eier werden immer einzeln abgelegt. In Ermangelung von Pflanzen, manchmal auch wenn sie vorhanden sind, legen die Weibchen die Eier auch an anderen Gegenständen ab, bis zu 1.000 Eier bei einem voll erwachsenen Tier.

Danach sollten die Eltern (oder nur das Weibchen, wenn man das Männchen schon vorher entfernt hat) in Einzelhaltungs­be­hälter überführt werden, wo sie sich erholen können. Ein paar Wochen reichen, ein paar Monate sind besser. Die Weibchen inves­tieren sehr viel Energie in die Fortpflanzung. Erlaubt man ihnen zu früh, sich wieder zu verpaaren, kann das dauerhafte Gesund­heits­schäden nach sich ziehen.

Tatsächlich bedeutet die Nachzucht eine solche Belastung für die Energiereserven, dass es sich empfiehlt, nur voll erwachsene Tiere züchten zu lassen. Andernfalls kann es geschehen, dass das Weibchen niemals seine maximale Größe erreicht.

Es ist eine Tatsache, dass in Gegenwart eines Männchens jedes Weibchen, sei es auch noch so jung, dem Ruf der Natur nachgeben und sich fortpflanzen wird. Es liegt daher in der Verantwortung von uns Haltern unsere Schützlinge vor solchem ungesunden Druck zu bewahren. Die Männchen investieren erheblich weniger Energie bei der Fortpflanzung und brauchen daher keine lange Erholungsphase. Man kann sie daher auch früher zu Zucht einsetzen.

John Dawes

Polypterus mokelembembe – das nette Monster aus dem Kongo

Flösselhechte sind so genannte lebende Fossilien. Man fand schon 60 Millionen Jahre alte Versteinerungen, die noch heute lebenden Arten zugeordnet werden können. Dabei gibt es nur 16 bekannte Arten, alle kommen aus Afrika. Die kleinste und zugleich zuletzt entdeckte Art ist Polypterus mokelembembe. Sie wurde erst 2006 als eigene Art beschrie­ben. Vorher ver­wechselte man sie mit Polypterus retropinnis.

Polypterus mokelembembe

Entdeckungsgeschichte
In den großen Museumssammlungen ist Polypterus mokelembembe schon lange vorhanden, nämlich seit 1886! Leider ähneln sich aber viele Fischarten bezüglich der Anatomie enorm und sind sicher oft nur als lebende Tiere zu unterscheiden; Präparate verlieren ihr typisches Aussehen. Als ich während der Recherche zu meinem Bestimmungsbuch (Aqualog Polypterus) durch alle großen europäischen Museen tingelte, um die Typusexemplare der beschrieben Arten erneut zu untersuchen, fiel mir auf, dass in Paris und London tatsächlich zwei verschiedene Arten in der Typenserie von P. retropinnis aufbewahrt wurden. P. retropinnis wurde 1886 von Léon Louis Vaillant anhand von Tieren beschrieben, die Pierre Savorgnan de Brazza gesammelt hatte; diese (gültige!) Erstbeschreibung wurde allerdings lange übersehen, da Vaillant 1899 erneut eine „Erstbeschreibung“ der Art veröffentlichte, in der P. retropinnis viel ausführlicher dargestellt wurde. Aber Vaillant hatte zu dieser Zeit wirklich viel um die Ohren, anders ist auch der Flüchtigkeitsfehler in der Überschrift der 1899er Arbeit (Protopterus retropinnis et Ectodus foae) nicht zu erklären; im Folgetext wird die Art ganz richtig als Polypterus retropinnis bezeichnet. Im Aqualog entschied ich mich leider falsch herum, früheren Autoren, die Polypterus bearbeitet hatten, folgend: ich bezeichnete den (zu diesem Zeitpunkt noch unbeschriebenen) P. mokelembembe als P. retropinnis und den „echten“ P. retropinnis als unbeschriebene Art P. sp. „Kongo“; blöd, aber nicht zu ändern. Letztendlich beschrieben Uli Schliewen und ich Polypterus mokelembembe als neue Art und klärten das Kuddelmuddel auf.


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Pärchen von P. mokelembembe

Geschlechtsunterschiede
Polypterus mokelembembe ist ein Bewohner kleinerer Schwarzwasserbäche im Kongo­gebiet und wird etwa 25 cm lang. Männchen und Weibchen kann man, wie bei allen Polypterus-Arten, leicht anhand der unter­schiedlich geformten Afterflosse unterschei­den, die beim Männchen mehr als doppelt so groß wird wie beim Weibchen.

P. mokelembembe, erwachsenes Weibchen

Paarungsverhalten
Während der Paarung wird diese Afterflosse wie eine Schüssel ausgebreitet. Das Männ­chen schwimmt während der Paarung Seite an Seite mit dem Weibchen, umfasst die Afterflossenregion des Weibchens mit der aufgespreizten Afterflosse und stellt so die Befruchtung der frei ins Wasser abge­gebenen Eier sicher. Brutpflege wird von Flösselhechten nicht ausgeübt. Die Larven haben äußere Kiemen und sehen damit Molchlarven sehr ähnlich.


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Aquarienpflege
Im Aquarium sind Polypterus mokelembembe gegenüber allen Mitbewohnern, die nicht als Futter in Frage kommen, sehr friedlich. Die Tiere mögen keine grelle Beleuchtung. Gefressen wird grobes Frost- und Lebend­futter aller Art, sofern es tierischen Ursprungs ist. Bezüglich der Wasserzusammensetzung ist P. mokelembembe etwas anspruchsvoller als seine Gattungsgenossen. Die Art be­vorzugt weiches und leicht saures, von Pflan­zen­stoffen leicht gebräuntes Wasser. Beson­ders während der Eingewöhnungszeit sollte man solche Wasserwerte anstreben. Als Waldbewohner schätzt dieser Flösselhecht weder grelle Beleuchtung noch zu hohe Temperaturen. 22-24°C sind genau richtig.

Wie alle Flösselhechte sind auch Polypterus mokelembembe Lungenatmer. Auch in sauer­stoffreichem Wasser steigen sie von Zeit zu Zeit zum Luftholen an die Wasser­oberfläche auf. Starke Strömung mögen die Fische nicht.

Gefressen wird vor allem grobes Frostfutter, doch nehmen die Tiere nach der Ein­gewöhnung auch ganz gerne stark riechen­des Granulatfutter an.

Warum dieser Name?

Mokele-Mbembe –
Das wahre Monster vom Kongo

1913 begab sich eine deutsche Expedition unter der Leitung von Kapitän von Stein zu Lausnitz in den Kongo, um dort karto­grafische und geologische For­schung­en vorzunehmen. Im offiziellen Bericht an die deutsche Regierung schrieb von Stein von einem Ungeheuer, das die Bevölkerung in großen Teilen des Kongo-Beckens, des Gebietes am unteren Ubangi, am Sanga und Ikelemba in Kamerun in Furcht und Schrecken versetze. Unabhängig vonein­ander schilderten die Einheimischen das Tier recht übereinstimmend. Hier von Steins Bericht: “Das Tier ist graubraun mit einer glatten Haut und hat die Größe eines Elefanten oder zumindest eines Fluss­pferdes. Es besitzt einen sehr langen und biegsamen Hals und angeblich nur einen Zahn, der aber sehr lang ist. Andere Einheimische erklären, dass dies kein Zahn ist, sondern ein Horn. Der Schwanz ist lang und muskulös wie bei einem Krokodil. Es wird behauptet, dass es gefährlich ist, sich diesem Ungeheuer in Booten zu nähern, denn es wirft sie um und tötet die Menschen, frisst sie aber nicht. Der Mokele-Mbembe lebt in Höhlen unter Wasser am Steilufer. Tagsüber kriecht er ans Ufer, um sich Nahrung zu suchen. Das Tier ist ein Pflanzenfresser. Man zeigte mir sein “Lieblingsgericht” – eine Liane mit großen weißen Blüten, milchigem Saft und Früchten, die Äpfeln ähnlich sind. Am Sombo-Fluss sah ich einen Pfad, auf dem dieses Tier angeblich zum See läuft, um Nahrung zu suchen; in der Nähe des Pfades wuchsen die erwähnten Pflanzen. Der Pfad war jedoch so von Elefanten, Flusspferden und anderen Tieren zertreten, dass keinerlei Möglichkeit bestand, die einzelnen Spuren zu untersuchen.”

Frank Schäfer


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AXOLOTL – Ambystoma mexicanum (Teil 1)

Alle Amphibien, die wir so gemeinhin kennen, durchlaufen eine larvale Phase. Daran schließt sich eine allmähliche Veränderung (Metamorphose) an, bei der äußere Kiemen und Flossensäume reduziert werden und sich Lungen entwickeln. Das alles ist mit körperlichen Veränderungen verbunden, wodurch die erwachsenen Tiere deutlich anders aussehen als die Larven.

Soweit die allgemeine Regel. Allerdings hält sich Mutter Natur durchaus nicht immer an ihre Regeln und macht gelegentlich Dinge, die uns Menschen unlogisch erscheinen. Das gilt auch für den Gegenstand dieses Aufsatzes, das Axolotl (Ambystoma mexicanum).

Im englischen Sprachraum nennt man die Familie Ambystomatidae, zu der das Axolotl gehört, Maulwurfsalamander, denn viele Arten leben die meiste Zeit des Jahres unter­irdisch in verlassenen Nagerbauten. Das Axolotl behält zeit Lebens larvale Merkmale. Es hat also äußere Kiemen und einen Flos­sen­saum. Ungeachtet dessen entwickelt es aber Beine, wobei die Vorderbeine etwa zwei Wochen nach dem Schlupf sichtbar werden, die Hinterbeine folgen später; es bekommt auch eine Art Lungen und steigt von Zeit zu Zeit an die Wasseroberfläche, wo es Luft schnappt. Vollständig entwickeln sich die Lungen allerdings nicht – die Geschlechts­organe aber wohl!


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Beim Tigersalamander, Ambystoma tigrinum, kommt Neotenie nur selten vor.

Diese etwas ungewöhnliche Entwicklungs­form wird als Neotenie bezeichnet und ist nicht auf das Axolotl beschränkt. Innerhalb der Gattung, die etwa 32 Arten umfasst (der taxonomische Status einiger Arten ist um­stritten), gibt es mindestens vier neoteni­sche: das eigentliche Axolotl, Andersons Salamander (A. andersoni), der Patzcuaro-Salamander (A. dumerilii) und Taylors Sala­mander (A. taylori). Nicht weniger als 10 weitere Arten können beides. Sie haben neotenische und normale, landlebende Popu­lationen. Die übrigen Arten sind land­lebend, wobei allerdings zwei Arten (A. platineum und A. tremblayi) so unzureichend bekannt sind, dass man es nicht genau weiß.

Interessanterweise kann man die Umwand­lung zur landlebenden Form herbeiführen, indem man dem Aquarienwasser Jod zusetzt. Daraus ist zu folgen, dass die genetisch verankerte Fähigkeit, sich zu einem landlebenden Salamander zu ent­wickeln, grundsätzlich bei allen Arten noch vorhanden ist, aber dieser Mecha­nismus bei den neotenischen Arten sozu­sagen “abge­schaltet” wird. Diese außer­gewöhnliche Eigen­schaft macht das Axolotl für Wissenschaftler und Vivarianer so interes­sant. Hinzu kommt noch die unglaubliche Regenerations­fähig­keit dieses Tiere. Sogar Teile Gehirns und der Wirbelsäule können bei Bedarf wieder­hergestellt werden!

Wildfangtiere des Axolotls stehen weder für die Wissenschaft und schon gar nicht für das Hobby zur Verfügung, denn die Art ist als hochgradig gefährdet von der Weltarten­schutz­union (IUCN) eingestuft. Der Grund hierfür ist das winzige Verbreitungsgebiet, das sich auf die Seen Xochimilco und Chalco an der Südgrenze von Mexiko Stadt be­schränkt (siehe hierzu auch https://www.aqualog.de/blog/der-axolotl-endgueltig-ausgestorben/

Wildfarbenes Axolotl

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Glücklicherweise gibt es etliche Kolonien in Gefangenschaft, weil die Art nunmal so interessant ist und so sind Axolotl jederzeit aus Nachzuchten erhältlich.

Im Hobby ist die Albino-Form populärer, während die Forschung wildfarbige Exem­plare bevorzugt. Die Albinos sind attraktive Tiere mit pinkfarbenen Augen und Kiemen­ästen. Die Tiere können 25-30 cm lang, manchmal auch größer werden. Die Kiemenäste können bei der gemein­samen Pflege mit anderen Arten zum Problem werden. Fische finden sie z.B. unwiderstehlich und das konstante herum­zupfen an den Kiemenästen ist für das Axolotl eine Qual. Andererseits versucht ein Axolotl alles zu verschlingen, was sich bewegt. Es muss nur ins Maul passen. Nun könnte man meinen, Axolotl seien nur einzeln zu pflegen. Ganz so ist es nicht. Man kann mehrere Exemplare ähnlicher Größe beisammen halten, aber das Aquarium sollte ausreichend groß sein.

Für ein Einzelexemplar reicht bereits ein 50-cm-Aquarium. Man halte den Wasserstand niedrig (um 15 cm) und sorge für sauberes Wasser. Axolotl sind zwar bezüglich der Wasserqualität alles andere als anspruchs­voll, trotzdem sollte ein Filter mit einer biologischem Komponente vorhanden sein. Aber nicht übertreiben, Überfilterung ist auch schlecht! Beim Bodengrund ist darauf zu achten, dass die Korngröße entweder zu grob oder zu fein ist, um bei der Nahrungs­aufnahme verschluckt zu werden. Mitgefressener Kies führt manchmal zu Todesfällen. Es ist auch möglich, ganz auf den Bodengrund zu verzichten.

Die Einrichtung des Aquariums kann spartanisch sein und sich auf ein paar Versteckmöglichkeiten in Form von Höhlen oder Röhren be­schränken. Mit Ausnahme laichender Weibchen brauchen Axolotl keine Pflanzen, die im Axolotl-Becken ohnehin meist entwurzelt oder während des Fressens beschädigt werden. Darum braucht das Aqua­rium auch keine besondere Beleuchtung. Zu grelles Licht ist unbedingt zu vermeiden. Die Wassertemperatur sollte im Bereich zwischen 15 und 20°C liegen, allerdings sind sowohl nach oben wie auch nach unten noch einige Grade Spielraum, so lange diese Temperaturen nicht dauerhaft herrschen.

Weißes Axolotl (kein Albino, die Augen sind schwarz!)

Als Futter akzeptieren Axolotls alles, was tierischen Ursprungs ist, egal ob lebend, tiefgefroren, gefriergetrocknet oder Pellets. Lebendfutter wird allerdings bevorzugt. Regenwürmer (Lumbricus) – mehr noch deren aquatischer Vetter Lumbriculus – werden als Delikatessen angesehen, solange sie nur eine Größe haben, die ein Verschlingen noch zulässt.

Erwachsene Axo­lotls nehmen meist Pellets, Jung­tiere füttert man aber besser mit klei­ne­rem Lebend­fut­ter, wie Tubifex, En­chy­träen (nur gele­gentlich, wegen des hohen Fett­gehalts), Artemia, Wasser­flö­hen, Mysis, Weißen Mückenlarven usw..
(wird fortgesetzt)

John Dawes

Panaque “Papa Ojo Rojo” Eine hübsche Variante von L90

L90 gehört zu den variabel gefärbten Arten. Aquarium Glaser hat wunderschöne Tiere aus Peru erhalten, die statt des weißen einen orange-roten Halbmond in der Schwanzflosse haben. Der spanische Name (Ojo = Auge und Rojo = Rot) bezieht sich nicht darauf, sondern auf das verhältnismäßig kleine Auge, das für L90 im Vergleich zu anderen Panaque so typisch ist und im dem Fall rot erscheint – jedenfalls manchmal. L90 wird in Peru allgemein Panaque Papa genannt, warum, entzieht sich meiner Kenntnis.


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Die hübsche Schwanzflossen-Färbung bleibt auch bei erwachsenen Tiere erhalten. Wie alle L90 wird auch diese Art mindestens 30 cm lang, was sich aus­schließlich auf den Körper bezieht. Bei Arten mit derart langen Schwanzflossenfila­menten, wie sie L90 haben, eine Gesamt­länge anzugeben, ist wenig sinnvoll.

Diese Panaque fressen vor allem Holz. Reichlich mit weichem Holz dekorierte Aquarien und (wegen des bei dieser nährstoffarmen Nahrung üppig anfallenden Kotes) eine kräftige Filterung sind die Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Pflege dieser wunderschönen Tiere.

Gelegentlich haben Aquarianer Probleme mit der Haltung von Panaque. Trotz guten Appetits wachsen sie manchmal nicht richtig oder bleiben sogar kümmerhaft klein. In vielen Fällen liegt die Ursache für dieses Phänomen in einer gestörten Darmflora. Man darf nie vergessen, dass sich grund­sätzlich kein Tier ohne Mithilfe von Einzellern und Bakterien von pflanzlicher Kost er­nähren kann, denn allen Tieren fehlen die zur Verdauung notwendigen Enzyme. Durch eine eventuell notwendige Behandlung der Fische kann die aus Bakterien und Einzellern bestehende Darmflora so geschädigt wer­den, dass die Fische die aufgenommene Nah­rung nicht verdauen können. Magern pflanzenfressende Saugwelse also trotz guter Futteraufnahme ab oder wachsen sie nicht mehr richtig, kann das Einbringen von Kot aus gesunden Beständen die betrof­fenen Fische u. U. retten. Das kann ruhig Kot von Ancistrus oder anderen Saugwelsen sein. Schaden anrichten kann man damit kaum, einen Versuch ist es daher immer wert.

Frank Schäfer

Kurz vorgestellt: Helicops cf. angulatus (Linné, 1758)

Die Gattung Helicops umfasst derzeit 17 Arten. Die ungiftigen Schlangen sind (öko­logiosch gesehen) typische Wasser­nattern, die sich von Fischen und Fröschen ernähren. Zur allgemeinen Pflege siehe bitte https://www.aqualog.de/blog/wunderbare-wassernattern/

H. angulatus hat ein riesiges Verbreitungsgebiet: Venezuela, Kolum­­bien, Brasilien (Pará, Rondonia etc.), Bolivien, Peru, Trinidad, Ekuador und Französisch Guyana. Die Maximallänge liegt um 80 cm. Alle Helicops-Arten gelten als ovovivipar, d.h., die Jungtiere schlüpfen in dem Moment, in dem die Eier gelegt werden.


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Normalerweise sind Helicops angulatus recht düster in Brauntönen gefärbt, so dass die Identität der aus Surinam vom Tropenparadies in Oberhausen importierten Tiere nicht ganz gesichert ist.

Frank Schäfer

Die Symbiose von Aquarienfisch und Aquarianern

Umziehen ist etwas Grauenvolles. Unter anderem bedeutet das, die meterlangen Bücherregale leerzuräumen und das darin enthaltene gedruckte und gebundene Wissen in Kartons zu verpacken. Beim letzten Umzug fiel mir ein kleines Buch in die Hand, das ich schon fast vergessen hatte. „Tiere miteinander“ heißt es, es erschien 1967 in der Kosmos Bibliothek, Autor ist der Erlanger Zoologe Dieter Matthes. Das Titelbild schmückt ein wunderschönes Foto von einem Rotkopf-Falterfisch (Chaetodon larvatus), der gerade von einem Hawaii-Putzerfisch (Labroides phthirophagus) bedient wird.

„Tiere miteinander“ von Dieter Matthes, auch heute noch sehr lesenswert, aber nur antiquarisch zu erwerben.

Dieses Photo machte mich seinerzeit wohl auf das Buch aufmerksam, das ich antiquarisch erwarb – zum Zeitpunkt seines Erscheinens war ich immerhin erst zarte drei Jahre alt. Es geht in dem Buch um Symbiosen, Karposen, Parasitismus und die verschiedenen Zwischenstufen und das Tolle daran ist, dass dieses Thema heute noch so aktuell ist, wie vor über 50 Jahren.

Putzerfisch und geputzter Falterfisch – ganz klar eine Symbiose, beide Partner haben etwas davon. Der Putzerfisch ernährt sich von den Parasiten des geputzten Fisches und er genießt darum weitgehenden Fressschutz, auch, wenn der Kunde eigentlich ein Raubfisch und der Putzer ein leckerer Happen für ihn ist. Der geputzte Fisch wird Parasiten los und damit verringert sich für ihn das Risiko, schwer zu erkranken oder gar zu sterben. Interessant ist diesem Fall auch, dass beide beteiligten Arten diese Handlung zum gegenseitigen Nutzen aktiv begehen, der Putzer macht mit einer besonderen Schwimmweise auf sich aufmerksam, der zu putzende Fisch kommt aktiv zur Putzstation der Putzerfische. Oft muss er dort sogar anstehen, bis er an die Reihe kommt.


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Eine große Muräne (Gymnothorax favagineus) lässt sich von einem Putzerfisch (Labroides dimidiatus) putzen.

In vielen anderen Fällen ist die Sache nicht so eindeutig. Man denke etwa an die Clownfische (Amphiprion) und die von ihnen besiedelten Riesenanemonen (Radianthus und andere). Clownfische können in der Natur ohne Anemonen nicht überleben, die Anemone bietet ihnen Schutz von Fressfeinden und ist zugleich der Lebensmittelpunkt für die Haremsfamilie, die bei Clownfischen aus einem Weibchen und einer Anzahl Männchen besteht. Doch was hat die Anemone davon? Im Aquarium fühlt sie sich von den Clownfischen eher belästigt und gedeiht ohne sie deutlich besser. Doch im Meer gibt es eine Menge Polypenfresser, darunter die bereits genannten Falterfische, die eine Riesenanemone in etwa so verlockend finden dürften, wie unsereins ein Fastfood-Restaurant – schnell und mit geringem Aufwand kann man sich dort den Wanst vollstopfen. Vielleicht könnten die Riesenanemonen ohne die Clownfische, die die Falterfische vertreiben, in freier Natur gar nicht überleben. Doch davon weiß die Anemone nichts. Sie fühlt sich parasitiert und hätte sie die Möglichkeit dazu, würde sie die lästigen Clownfische alternativ sicher vertreiben oder verspeisen. Sie arrangiert sich nur deshalb mit ihren Helfern, weil ihr nichts anderes übrig bleibt.

Anemonenfische (Amphiprion akallopisos) in Anemone
Chaetodon trifasciatus frisst ausschließlich Polypen

Der aktive Part in diesem Zusammenleben geht von den Fischen aus. Wie derartiges entstehen kann, ist auch in dem Buch „Tiere miteinander“ beschrieben. Im Mittelmeer gibt es die Streifengrundel (Gobius bucchichi), die gegen das Nesselgift der am übelsten nesselnden Seeanemone der Region, der Wachsrose (Anemonia sulcata) immun ist und sich dorthin vor Fressfeinden flüchtet. Im westlichen Mittelmeer schlafen die Grundeln sogar in „ihrer“ Anemone, im östlichen Teil ist die Beziehung lockerer. Von diesem Zusammenleben hat die Anemone rein gar nichts, nur die Grundel profitiert davon. Andererseits entsteht der Anemone aber auch kein wirklicher Schaden. In solches Zusammenleben bezeichnet man als Karpose.

Noch ist das Zusammenleben von Anemonengrundel und Wachsrose eine Karpose.

Lange Zeit dachte man auch, dass das Zusammenleben des Bitterlings (Rhodeus amarus) mit Teichmuscheln (Anodonta spp.) eine solche Karpose sei – ohne Nutzen für die Muschel, doch auch ohne Schaden für das Weichtier. Bitterlinge legen ihre Eier in lebende Muscheln, wo der Laich hervorragend vor Fressfeinden geschützt ist. Doch haben neuere Studien ergeben, dass die Lebenserwartung einer Muschel, die von Bitterlingen als Brutapparat benutzt wird, deutlich niedriger ist, als von Vergleichstieren, die nicht von Bitterlingen heimgesucht werden. So handelt es sich im Falle der Bitterlinge wohl um Parasiten an den Muscheln.


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Durch den Suez-Kanal wandern ständig Arten aus dem Roten Meer in das Mittelmeer ein (und umgekehrt). Wenn der polypenfressende Chaetodon semilarvatus kommt, könnte aus der Karpose zwischen Anemonengrundel und Wachsrose eine Symbiose werden.

Man sieht, die Grenzen sind fließend. Wer weiß, vielleicht wandern aus dem Indischen Ozean auch polypenfressende Falterfische durch den Suez-Kanal in das Mittelmeer ein und vielleicht verteidigen dann auch Streifengrundeln ihre Wachsrosen. Dann wäre aus der Karpose eine Symbiose geworden. Und auch der Schritt vom Parasitismus zur Symbiose ist nur klein. Fräßen die Bitterlinge z.B. blutsaugende Egel, die die Teichmuschel schwer schädigen können, so wäre das ein entscheidender Vorteil in der Evolution für die als Brutapparat genutzten Muscheln. Und dann wäre aus dem Parasitismus schon eine Symbiose geworden.

Marmorguramis. Sie stehen beispielhaft für die unzähligen in der Natur nicht vorkommenden Zuchtformen von Aquarienfischen, die dank der Aquaristik – evolutionär gesehen – ausgesprochen erfolgreich sind und in Symbiose mit Homo sapiens leben.

Ganz ähnlich fließend ist auch das Verhältnis zwischen Aquarianern und Fisch. Bei in der Natur häufigen Arten, die nur kurz im Hobby auftauchen, könnte man die Aquarianer durchaus als Parasiten sehen. Es wurde zwar noch nie eine Fischart durch Aquarianer ausgerottet, es ist auch nicht zu erwarten, dass derartiges je geschehen könnte, doch diese Fische könnten auch ohne Aquaristik durchaus quietschfidel überleben. Aber wie ist das in den Fällen, in denen die Fische in der Natur gar nicht ohne den Menschen überleben können? Bei den ungezählten Millionen von Zuchtformen von Goldfisch, Guppy, Platy und Co.? Hier ist eine echte Symbiose entstanden, ein Zusammenleben verschiedener Arten – nämlich Fisch und Mensch – zum gegenseitigen Nutzen. Die Fische sind, vom Standpunkt der Evolution aus gesehen, erheblich erfolgreicher als ihre wildlebenden Vorfahren und der Mensch erhält als Gegenleistung einen Quell steter Erbauung und Erkenntnisgewinns. Auch wenn die Fische es ebenso wenig ahnen, wie die Riesenanemone ahnt, dass die Clownfische gut für sie sind: unterm Strich profitieren die Fische von der Aquaristik.

Frank Schäfer